Epilog

Mitte August 1998

Queens

Grand Central Parkway

"Wahnsinnige", seufzte ich. "Größenwahnsinnige." Die Silhouette des La Guardia Airports tauchte vor uns auf. Ich hatte es mir nicht nehmen lassen, Rose mit meinem Sportwagen zum Flughafen zu bringen. Wir sprachen über Grace und Russel.

In den vergangenen zwei Wochen hatten wir etwa dreißig Verhaftungen durchgeführt. Alles Männer - meistens junge Männer - aus dem Umfeld der Masters. Auch der Bombenleger war uns ins Netz gegangen. Er und Jerome Grace würden in dem bevorstehenden Prozess die Hauptangeklagten sein. Ein dritter Haupttäter, ein gewisser Chuck, hatte sich angesichts der drohenden Todesstrafe entschlossen auszupacken.

Nach dem ideologisch Kopf der Sekte wurde noch gefahndet.

"Gibt es tatsächlich so viele Wahnsinnige, oder kommt mir das nur so vor, weil ich ständig mit solchen Leuten zu tun habe?", seufzte ich.

"Dass du diese Frage stellst, zeigt wie wenig Ahnung du hast - es gibt mehr Wahnsinnige, als du glaubst." Rose neben mir auf dem Beifahrersitz entfaltete einen Brief.

Ich erkannte den Briefkopf des FBI-Direktors. "Hat dir unser Häuptling geschrieben?"

Sie nickte. "Ich soll in zwei Tagen in Washington antanzen. Belobigung, Orden und der ganzen Mist."

"Was heißt hier der ganze Mist - ich hab' schon lang keinen Orden mehr gekriegt." Ich mimte den Empörten.

"Ich kann dem Oberboss ja schreiben, dass er den Schrott an dich schickt." Sie ließ ihr Fenster herunter und warf den Brief aus dem Wagen.

"Soll das heißen, dass du nicht nach Washington fährst?"

"Das könnte es vielleicht heißen, mein Freund."

"Hör zu, Rose - das überlegst du dir noch mal!"

Sie schwieg. Das Fenster kroch wieder nach oben. Im Rückspiegel sah ich den Brief des FBI-Direktors durch die Luft flattern.

"Hast du verstanden, Rose?" Ich wurde energisch. "Wir brauchen dich, hörst du? Also vergiss das!"

"Ich überleg's mir noch mal."

Später, von der Besucherterrasse aus, sah ich ihren Jet von der Landebahn abheben. Ich war mir ziemlich sicher, sie wiederzusehen. Und zwar in Besitz ihrer Dienstmarke wiederzusehen.

Es gibt Leute in unserer Branche, für die ist der Job sowas wie ihr täglich Brot. Die sind nicht nur ein paar Stunden am Tag FBI-Agenten, sondern immer. Sogar wenn sie schlafen.

Ja, solche Leute gibt es beim FBI. Und ich muss es wissen, denn ich gehöre zu ihnen. Und Rose Warrington auch, schätze ich...

ENDE