Kapitel 4

I n der geheimnisvollen Burg nach etwas zu suchen, von dem Sophia nicht wusste, was es war, klang unmöglich. Immerhin wusste sie, dass sie nach fünf Gegenständen suchen musste, aber wo sie anfangen sollte und wie sie herausfinden konnte, ob es das Richtige war, um was auch immer es sich handelte, war mehr als verwirrend.

Sophia wollte, dass Lunis seinen Platz bekam, aber sie wusste nicht, ob ihre Zeit beim Suchen nach der Nadel im Heuhaufen sinnvoll investiert war. Sie dachte sich jedoch, dass sie zumindest noch ein paar Stunden Heilungszeit in der Burg vor sich hatte, also machte sie sich auf den Weg zu dem großen Steinbau.

Lunis sprang mit Leichtigkeit vom Boden auf dem Hochland ab, sein Bein störte ihn überhaupt nicht. Er schwebte durch die Luft in ihre Richtung und kam schnell voran. Mahkah hatte gesagt, dass die gute Einstellung des blauen Drachen dazu beigetragen hatte, dass er schnell wieder gesund wurde. Sophia versuchte, sich daran zu erinnern, während sie sich auf ihre Heilung konzentrierte. Die langen Krallenspuren von Coal auf ihrem Rücken sollten völlig abheilen, aber Verletzungen durch Drachen konnten immer noch schwierig sein.

»Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?« Lunis landete mit Leichtigkeit neben ihr.

Sophia gluckste. »Ja, das wäre wahrscheinlich klug, denn ich muss viel auf den Beinen sein, wenn ich erst einmal auf der Burg bin.«

Als sie auf den Rücken ihres Drachen kletterte, erklärte sie, was sie von Quiet erfahren hatte.

»Ich würde dir bei der Suche ja helfen, wenn ich könnte«, antwortete Lunis, während er zur Burg flog und den Weg in Sekunden zurücklegte, anstatt der vielen Minuten, die Sophia dafür gebraucht hätte.

»Ich weiß, dass du das würdest.« Sophia rutschte hinunter, als sie wieder auf dem Boden waren. »Aber ich bin mir sicher, dass ich es herausfinden werde. Es muss doch irgendwelche Hinweise in der Burg geben, die den Weg zeigen.«

»Fünf Dinge, richtig?«, fragte Lunis.

»Ja, das ist der einzige Teil, den Quiet gesagt hat, den ich auch verstanden habe.«

»Ich frage mich, was die Fünf zu bedeuten hat«, überlegte Lunis und schüttelte seine Flügel aus, bevor er sie an seinen Körper faltete.

»Warum muss es eine Bedeutung haben?«, wollte Sophia wissen.

Er senkte sein Kinn und warf ihr einen finsteren Blick zu. »Es liegt an Quiet. Er tut nichts, was nicht einen Zweck oder einen Bezug zur Symbolik hat.«

»Oh, ja, das stimmt.« Sophia dachte einen Moment lang nach. »Fünf … hmmmm … ich weiß nicht.«

»Hast du nicht mal gesagt, dass die Burg fünf Stockwerke hat?«

Sophia warf einen Blick auf das massive Gebäude neben ihnen. Je nach Wetter oder Jahreszeit sah es immer anders aus. Das Licht, das reflektiert wurde, ließ die Burg manchmal lebendig erscheinen. Von außen waren nur vier Stockwerke zu sehen, aber Sophia wusste von ein paar wilden Streifzügen durch die Burg, dass es noch ein verstecktes oberes Stockwerk gab.

»Ja, anscheinend, aber ich habe das fünfte nur einmal gefunden«, antwortete Sophia.

»Was ist, wenn du einen Gegenstand in jedem Stockwerk finden musst?«

Sophia stieß ein wenig Luft aus. »Das ist eine Möglichkeit. Aber dann gibt es eine Menge zu tun.«

Lunis deutete auf die Fenster, die in das Wohnzimmer neben dem Eingang führten, wo eine Gestalt auf Stelzen die hohen Decken abzustauben schien. »Vielleicht solltest du die Person anwerben, die die meiste Zeit in der Burg verbringt.«

Sophia strahlte, als sie sah, wie Trin ihre Beinverlängerungs-Cyborg-Technologie nutzte, um an alle schwer zugänglichen und hohen Stellen zu gelangen. »Tolle Idee. Ich wollte mit ihr auch noch über etwas anderes reden.«

»Na also, geht doch.« Lunis sah Sophia an. »Du fühlst dich schon besser, oder?«

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sie nickte und ging die Treppe zur Burg hinauf, eine nach der anderen, aber immerhin schneller als am Vortag. »Ich bin fast wieder fit und kann bald Gullington verlassen.«

»Cool«, kommentierte Lunis. »Ich wünschte, ich könnte mit dir gehen. Die Drachenkinder zahnen und haben Wachstumsschübe, das heißt, sie kauen ständig auf allem herum und stolpern über ihre Schwänze. Es wäre lustig zuzusehen, wenn sie sich nicht ständig vor mir herumwälzen und mich fast zum Stolpern bringen würden.«

Sophia lachte. »Nun, wir werden dir deine Wohnung besorgen, dann kannst du dich irgendwo hin zurückziehen, weg von ihnen.«

»Danke, dass du das für mich tust«, meinte Lunis bescheiden. »Es könnte meinen Verstand erhalten.«

»Für dich«, zwinkerte Sophia ihm über die Schulter zu, als sie in die Burg ging, »tue ich fast alles.«