S ophia rieb sich den Kopf, als sie die Rosen-Apotheke betrat – die üblichen Spannungskopfschmerzen nach einem Gespräch mit Rudolf. Er hatte hervorragende Arbeit geleistet, aber der Umgang mit dem Fae hatte seinen Preis.
»Streif dir die Schuhe ab!«, rief Bep, als Sophia ihren Laden betrat.
Sie erstarrte und schaute auf ihre Stiefel hinunter. »Sie sind sauber.« Als sie auf die Straße hinter sich blickte, bemerkte sie, dass sie trocken war und nicht vom Regen nass, wie es in der Roya Lane im Zentrum von London üblich war.
»Bist du blind?«, rief Bep von hinter dem Tresen und zeigte auf ihre Stiefel. »Sie bringen den Geruch des neuen Ladens mit, den ein paar Widerlinge nebenan eröffnet haben.«
Sophia hielt inne, holte tief Luft und fragte sich, ob sie einen Geduldszauber hätte anwenden sollen, bevor sie sich an diesem Tag in die Roya Lane wagte. »Erstens, wenn meine Stiefel stinken, warum fragst du mich dann, ob ich blind bin? Zweitens bin ich Mitinhaberin des Ladens nebenan. Du bist die Tränke-Expertin, die unsere Produkte herstellt.«
Bep winkte abweisend ab. »All das ist unwichtig. Ein neuer Laden bringt immer unruhige Energie mit sich. Ich kann nicht riskieren, dass sie hier reinkommt, bevor sie sich beruhigt hat.«
Einen Moment lang überlegte Sophia, ob sie Rudolf erlauben sollte, die Rosen-Apotheke einzuebnen, um ihren Laden zu erweitern. Sie lachte über den Gedanken. Es war nicht so, dass sie das tun würde. Jeder in der Roya Lane hatte seine eigene Art, ihr auf die Nerven zu gehen.
»Wenn ich mir also an der Tür die Füße abwische, ist alles in Ordnung? Stimmt das?«, fragte Sophia. »Der ganze Staub, der Geruch oder was auch immer bleibt dann aus dem Laden draußen?«
Bep nickte. »Ja, auf jeden Fall genug, dass es kein Problem darstellt.«
Sophia stampfte dramatisch auf und wischte sich die Stiefel ab, bevor sie ihren Arm in Beps Richtung warf. »Zufrieden?«
»Ja, komm rein, aber du kannst nicht lange bleiben.«
»Danke für den herzlichen Empfang«, murmelte Sophia trocken.
»Willst du dein wertvolles Feen-College retten oder nicht?«, fragte Bep sie ganz sachlich.
»Natürlich will ich das. Deshalb bin ich ja hier. Ich habe keine Nachricht von dir bekommen. Hast du die Lösung schon?«
»Nein, aber das werde ich, wenn du ein paar Besorgungen für mich machst«, meinte Bep.
Sophia nickte und unterdrückte ihre Verärgerung. »Besorgungen. Cool, soll ich ein paar Eier und Milch aus dem Laden holen? Damit kann ich meine Zeit gut verbringen. Vielleicht kann mein Drache ein paar Felder für deine Bauernfreunde pflügen.«
»Ich habe keine Bauernfreunde«, antwortete Bep sofort, als ob das der lächerliche Teil von Sophias Aussage wäre.
»Was soll ich für dich tun?«, erkundigte sich Sophia. »Ich erhole mich gerade davon, dass ich von einem bösen Drachen aufgespießt wurde, also hoffe ich, dass ich nicht von einem Gebäude springen oder gegen einen Minotaurus kämpfen muss.«
Bep schüttelte den Kopf. »Warum hast du nichts von dem Heilelixier genommen?«
»Anscheinend sollten wir nicht von unserem Vorrat nehmen«, scherzte Sophia. »Aber ehrlich gesagt, bin ich fast wieder in Ordnung. Nur ein paar Kratzer, die schon wieder verheilen.«
»Nun, die Besorgungen, die ich habe, sind nicht gefährlich. Wirklich, es ist etwas, von dem ich denke, dass du die besten Chancen hast, es für mich zu bekommen. Ich bin mit der Herstellung noch nicht fertig und du schuldest mir was.«
Da konnte Sophia der Expertin nicht widersprechen. »Du hast schon viele Dinge für mich gemacht und das weiß ich zu schätzen. Ich bin gerne bereit, eine Besorgung für dich zu erledigen.«
»Oh, das ist kein Problem«, meinte Bep abweisend. »Es sind die ganzen Schwachköpfe, die du mitbringst, mit denen ich zu tun habe. Jetzt ist der König der Fae nebenan eingezogen und ich muss mir den ganzen Tag anhören, wie er gegen Dinge stößt.«
»Ich habe die schlimmsten Freunde«, stimmte Sophia zu. »Aber sei vorsichtig, denn ich zähle dich dazu.«
»Ich bin mir dessen bewusst und hoffe, dass ich die rühmliche Ausnahme bin.«
Sophia beschloss, dass es besser war, nichts zu sagen. Alle ihre Freunde waren auf ihre Art exzentrisch, aber sie waren auch sehr talentiert und hatten ein gutes Herz. Die seltsamen Streiche, die sie ihr alle spielten, waren Teil der Unterhaltung, dachte sie.
»Also diese Besorgung«, ermutigte Sophia Bep.
»Ja, ich habe Verlangen nach etwas Süßem. Ich schätze, es liegt an der Jahreszeit.«
»Oh, jetzt, wo Halloween und die Ernte vor der Tür stehen?«
»Hallo-was?« Bep warf ihr einen verwirrten Blick zu. »Nein, ich meinte wegen der Zeitumstellung. Das Ende der Sommerzeit macht mir immer Lust auf Süßes.«
Sophia nickte und dachte, dass sie diese unlogische Verbindung hätte kommen sehen müssen. »Genau. Soll ich also rüber zum Laden gehen und einen Schokoriegel holen?«
»Ich fürchte, das geht nicht«, konterte Bep. »Mein Geschmack ist ein bisschen raffinierter.«
»Ich habe nichts anderes erwartet. Wie kompliziert wird diese scheinbar einfache Aufgabe sein?«
»Nun, die Zutaten für diese süße Leckerei können nur von einem Brownie besorgt werden«, erklärte Bep. »Von allen Leuten, die ich kenne, würde ich vermuten, dass du Zugang zu diesen kleinen Helfern hast, die sich kaum mit jemandem abgeben.«
»Du bist ein richtiger Sherlock Holmes.«
Bep nickte. »Das dachte ich mir schon. Wie auch immer, du fragst sie also nach ihren speziellen Schokoladennibs, Regenbogenstreuseln und Ganache.«
»Das ist ganz einfach.« Sophia machte im Kopf eine Liste mit den Zutaten.
»Dann solltest du sie fragen, wie man sie am besten zusammenstellt, um den köstlichsten und raffiniertesten Genuss zu erhalten«, fuhr Bep fort.
»Anspruchsvoll?«, fragte Sophia nach.
»Ich esse nicht oft Desserts. Es muss sich lohnen«, antwortete Bep.
»Natürlich.«
»Sie werden dich beraten und dir sagen, wer den Nachtisch machen kann.«
»Es ist also mehr als ein Einkaufsbummel. Ich bin mir sicher, dass auf so einer einfachen Reise nichts schiefgehen kann«, erkannte Sophia sarkastisch.
»Wie ich dich kenne, Sophia Beaufont, wird das ein kompletter Zirkus mit vielen versteckten Gefahren«, bestätigte Bep förmlich. »Aber versuche, dich zu beeilen. Dieses Verlangen ist ziemlich hartnäckig und ich mag es nicht, wenn man mich warten lässt.«
Sophia verabschiedete sich von der Tränke-Expertin. »Ich bin im Handumdrehen zurück.«