Kapitel 12

W ie ich schon sagte«, begann Sophia und reichte Lee die Schachtel mit den offenbar wertvollen magischen Backzutaten, »ich habe sie von einem Brownie.«

Lee öffnete die Schachtel und warf einen prüfenden Blick auf die Vorräte, bevor sie Sophia wieder ansah. »Du weißt schon, dass das eine Aussage ist, die die meisten … eher kaum jemand treffen kann.«

»Meine Schwester Liv arbeitet mit den Brownies und hat mich vorgestellt«, erklärte Sophia.

»Ihr zwei seid sehr eigenwillig, mit eurem riesigen Freundeskreis und eurer Partnerschaft mit dem König der Fae.« Lee klang nicht beeindruckt, sondern eher paranoid. »Welche Gefallen tust du diesen Leuten?«

»Normalerweise retten wir ihre Hintern und sie unsere und so geht es hin und her.« Sophia zeigte auf die Kiste in den Händen der Bäckermörderin. »Jedenfalls habe ich sie gerade in der offiziellen Brownie-Zentrale bekommen, also weiß ich, dass sie echt sind.«

Lee schob die blaue Schachtel auf den Tresen und schüttelte den Kopf. »Du bist wahrscheinlich die erste Magierin, die sie dort reinlassen. Die Brownies arbeiten nicht gerne mit Magiern zusammen. Normalerweise arbeiten sie mit niemandem zusammen, weil das ihre Unterwürfigkeit gegenüber den Sterblichen gefährdet. Ich frage mich, wie die alten Heinzelmännchen es finden, dass sich eine Magierin mit einem der ihren zusammengetan hat. Du sagst, sie helfen dir?«

Sophia dachte plötzlich über die Probleme nach, die Mortimer hatte. Könnte es daran liegen, dass die Brownies ihr und Liv helfen? Das hoffte sie nicht. Die Welt befand sich gerade im Umbruch und es könnte mehrere Gründe für die Probleme der Brownies geben. Sie würde sich das ansehen, wenn sie nicht gerade selbst eine Milliarde Probleme hätte.

»Egal, es geht darum, dass ich diese Zutaten für Bep in der Rosen-Apotheke besorgt habe, sonst hilft sie mir nicht«, erklärte Sophia. »Ich muss etwas daraus machen, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, den Brownie zu fragen, was ich am besten machen soll.«

Lee schaute wieder in die Schachtel und studierte den Inhalt. »Ganz einfach. Ein falsches Dessert.«

»Was meinst du?«, fragte Sophia.

»Fal-sches-Des-sert.« Lee betonte jede Silbe, als ob Sophia plötzlich schwerhörig wäre. »Das ist ein Dessert, das wie etwas anderes aussieht. Normalerweise sieht es aus wie eine Pizza, ein Burger, eine Pastete oder ein Brathähnchen. Die meiste Arbeit steckt im Aussehen oder vielmehr in der Täuschung. Du kannst dir vorstellen, dass ich in solchen Dingen verdammt gut bin.«

»Ich denke, das klingt logisch. Wenn du dann hineinbeißt, bekommst du etwas Süßes statt dem, was du erwartest, richtig? Dein Gehirn sagt dir, dass du einen würzigen Burger bekommst, aber stattdessen ist es ein fluffiger Kuchen mit süßem Zuckerguss?«

»Ja«, bestätigte Lee. »Das ist ziemlich clever und wie du schon sagtest, ist es mehr Kopfsache als alles andere. Du kennst doch den Spruch, dass das Auge immer mitisst, oder?«

Sophia nickte.

»Das spielt mit diesem Teil unseres Gehirns.«

»Diese Zutaten«, begann Sophia und deutete auf die Schachtel auf der Theke, »sind die richtig für diese Art von Dessert?«

»Sie sind ideal dafür. Wenn du deinen Brownie-Freund gefragt hättest, hätte er dir das bestimmt gesagt. Wie gesagt, das sind seltene Zutaten und werden das überzeugendste falsche Dessert ergeben, das ich je versucht habe. Ich schätze, ich kann den Burger sogar dazu bringen, nach gebratenem Fleisch und Gurken zu riechen. Er wird die Person davon überzeugen, dass es ein Burger ist, bis zu dem Moment, in dem sie hineinbeißt. Dann bumm !« Sie schlug die Hände zusammen, während sich ihre Augen vor Aufregung weiteten. »Es wird nicht nur nicht der Burger sein, den sie erwartet, sondern auch der beste Kuchen, den sie je gegessen hat.«

»Wow, das ist toll.« Dann fragte sich Sophia, warum Bep etwas so Kompliziertes wollte. Aber die Zaubertränke-Expertin hatte recht gehabt, als sie vermutete, dass Sophia diese magischen Zutaten von den Brownies bekommen könnte. Eine solche Täuschung als Dessert war wahrscheinlich genau das Richtige für die Tränke-Expertin. Sophia sah nie, dass sie etwas Einfaches aß. Sie hatte nicht nur Lust auf ein Dessert, sondern auch auf ein Abenteuer.

»Es macht dir also nichts aus, den Nachtisch für mich zuzubereiten?«, fragte Sophia.

»Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Lee. »Bilde dir nichts darauf ein, aber es wird eine Ehre sein und so viel Spaß machen, mit diesen Zutaten zu arbeiten. Es sollte auch ein Kinderspiel sein. Oh und ich brauche nicht alle Zutaten für das Dessert und werde den Rest für meinen eigenen Gebrauch behalten.«

Sophia blinzelte die Bäcker-Attentäterin an. »Dir ist schon klar, dass du mir das gesagt hast?«

Lee winkte mit ihrer Hand im Kreis. »Pssst, du wirst ganz schläfrig. Du vergisst alles, was ich dir in den letzten dreißig Sekunden gesagt habe.« Sie schnippte mit den Fingern. »Du kannst jetzt wieder aufwachen.«

Nachdem sie tief Luft geholt hatte, schüttelte Sophia den Kopf. »Denkst du, du hast mich hypnotisiert?«

»Das weiß ich«, bestätigte Lee hinterhältig. »Und ja, ich kann den Nachtisch machen, aber es wird mühsam und macht keinen Spaß. Aber ich werde es für dich tun. Oh und man braucht dafür alle Zutaten. Es wird nichts übrigbleiben.«

Sophia seufzte. »Okay. Klar doch.«

»Jetzt habe ich nur noch eine Frage.« Lee warf einen Blick über Sophias Schulter.

»Die da lautet?«

Die Bäcker-Attentäterin zeigte auf das Schaufenster. »Warum lungert der Kerl vor meinem Laden herum und sieht aus, als wollte er einen von uns ermorden? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich versucht habe, ihn oder jemanden, den er kennt, umzubringen.«