A uf dem Flur vor Sophias Zimmer standen Dutzende von guten Feen und Schülerinnen. Alle trugen das, was sie für blaue Zeremonienkleider hielt, mit hochgezogenen Kapuzen und einer einzelnen weißen Rose in der Hand.
Bei ihrem Anblick drehten sich alle Köpfe in Sophias Richtung. Sofort richtete sie sich auf, schnappte nach Luft und lächelte nervös.
Als sie einen Schritt machte, begannen die guten Feen gemeinsam eine Melodie zu summen, die Sophia nicht kannte, die ihr aber auf Anhieb gefiel. Es hörte sich an wie ein Lied der Freude, Liebe und Dankbarkeit. Es fühlte sich an wie in Noten gesetzte Poesie. Sophia wusste instinktiv, dass es so alt war wie die guten Feen selbst.
Die Prozession der Frauen zog sich über die gesamte Länge des Flurs, in dem die Doppeltüren offenstanden und in der Ferne konnte man das üppige, grüne Gelände des Campus sehen. Sophia entdeckte ihren blauen Drachen auf der anderen Seite der Türen.
Er senkte den Kopf und für einen Moment verdeckte sein großer Kopf die Türen und alles hinter ihm, während er sie mit einem Auge und einem listigen Glitzern in seinem Blick beobachtete. Sie erkannte, dass er wusste, dass dies bevorstand und beschlossen hatte, ihr nichts von der Überraschung zu erzählen. Sie konnte es ihm nicht verübeln.
Manche Dinge blieben am besten eine Überraschung. Nicht Reisen nach Disney World, Wurzelbehandlungen oder Familientreffen, aber Dinge wie diese sollten besser geheim bleiben. Andernfalls hätte Sophia alles, was zu diesem Moment führte, gründlich überdacht.
Jetzt musste sie es einfach zulassen, dass die Nerven in ihrer Brust kribbelten, als sie nach vorne trat.
Die beiden guten Feen an ihren Seiten streckten unisono die Hände aus und hielten Sophia die weißen Rosen hin. Sie unterbrachen ihr Summen und verbeugten sich: »Danke, Reiterin Beaufont. Du hast uns gerettet.«
Sophia lächelte, obwohl sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie hatte das Gefühl, dass sie eine solche Show nicht verdient hatte. Schließlich hatte sie nicht alles allein gemacht. Bep stellte die Lösung her, die Don Ektoplasma zum Verhängnis wurde. Ticker gab Sophia die magischen Zutaten für das falsche Dessert. Lee kreierte die süße Leckerei. Aber es war Sophia gewesen, die sich die Zeit genommen hatte, die Besorgungen zu machen und ihr Leben zu riskieren, als es darauf ankam, dachte sie sich. Sie erkannte, dass es ab und zu in Ordnung war, den Ruhm eines Helden zu genießen.
Sie nahm die beiden Rosen und machte einen Schritt nach vorne. Die beiden guten Feen vor ihr streckten ebenfalls ihre Hände aus und wiederholten die Worte derer, die hinter ihr standen: »Danke, Reiterin Beaufont. Du hast uns gerettet.«
Sophia nickte demütig, als sie die Rosen nahm und jede der Frauen anlächelte.
Als sie das Ende des Spaliers erreichte, hielt Sophia einen Strauß mit mehr als zwei Dutzend weißen Rosen in den Händen und ihr Herz quoll über vor Dankbarkeit. Sie war dankbar für das College, für ihre Freunde und für eine Welt, für die es sich zu kämpfen lohnte. Das erinnerte sie daran, warum sie das tun musste, was als Nächstes anstand. Es würde nicht schön werden und wahrscheinlich bedeutete es für einen Drachenreiter etwas Schreckliches, aber es musste getan werden.
Als Sophia das Happily-Ever-After-College verließ, küsste die Frühlingssonne ihren Kopf und der Duft von Blüten und Frische war allgegenwärtig. Es wirkte, als würde sich das Gelände des Gute-Feen-College wieder normalisieren.
Mae Ling trat vor, begleitet von Willow, der Schulleiterin. Auch diese beiden hielten weiße Rosen in den Händen, die sie neben die anderen in Sophias Händen schoben.
»Danke, dass du dich geopfert hast, um das Happily-Ever-After-College zu retten«, bedankte sich Willow und verbeugte sich leicht. »Wir stehen für immer in deiner Schuld und wir sind dir zu großem Dank verpflichtet.«
Sophia strahlte. »Ich glaube, wenn wir es richtig anstellen, dann stehen wir immer in der Schuld des anderen und tauschen Gefallen dafür aus, dass wir uns gegenseitig helfen.«
Willows Augen glitten mit einem respektvollen Blick zu Mae Ling, bevor sie zu Sophia zurückkehrten. »Ich möchte glauben, dass du recht hast.«
Mae Ling legte Sophia nachdenklich eine Hand auf die Schulter. »Möge es dir bei deinen nächsten Abenteuern gut gehen. Ich sehe dich bald wieder, aber nicht zu bald.«
Sophia nickte anerkennend. »Danke für die neue Kleidung und alles andere. Ich wünsche euch alles Gute, damit ihr euer Abenteuer meistert.«
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schritt Sophia zu Lunis hinüber. Ihr fiel auf, dass er mehr glänzte als sonst und seine Krallen sahen gepflegt aus. Es schien, als hätte er auch eine besondere Behandlung erhalten. Auf seinem Rücken war ein nagelneuer Sattel befestigt, elegant und von bester Qualität.
»Bist du bereit, die Welt zu retten?«, fragte Lunis.
Sophia blickte zurück zu den guten Feen und war überwältigt von der Schönheit und der Liebe, die sie ausstrahlten, bevor sie sich wieder ihrem Drachen zuwandte. »Auf jeden Fall. Lass uns diesen Ort besser machen, damit die Liebe eine Chance hat, weiterzuwachsen.«