Kapitel 37

T anner war verzweifelt. Das bewies die Art und Weise, wie er die Granaten wahllos hinter sich warf. Aber sie taten ihr Übriges, um Sophia und Wilder zurückzuhalten.

»Er wird fliehen!«, schrie Sophia verzweifelt.

»Auf keinen Fall«, schoss Wilder zurück. »Kannst du die Backbordseite übernehmen?«

Sophia nickte. Sie wusste nicht, was Wilder vorhatte, aber sie vertraute ihm und er hatte einen besseren Plan als sie – nämlich keinen.

»Bleib in Sicherheit und bring ihn dazu, eine Granate nach dir zu werfen«, befahl Wilder.

»Kein Problem«, bestätigte Sophia zuversichtlich und hatte einen Geistesblitz. Bei der Geschwindigkeit, mit der Tanner Granaten warf, war es unmöglich, neben ihn zu ziehen. Sie musste in Position, und zwar schnell. »Ich bin gleich wieder da!«

»Sei vorsichtig«, mahnte Wilder, als Sophia ein Portal öffnete und hindurchflog.

Was sie tat, war ein Risiko, da die Ortung eines Portals nicht immer genau war. Sie riskierte, dass sie und Lunis direkt auf Tanner landeten, aber es war ihre beste Option. Da Coal nicht schnell flog und auf die Insel unter ihr herabstieg, war Sophia einigermaßen zuversichtlich, dass sie direkt neben dem Halunkenreiter und dem Drachen landen konnte. Sie hatte schnell hochgerechnet, wo Tanner ein paar Sekunden später sein sollte.

Der dämonische Drachenreiter war vielleicht einen Moment lang erleichtert, als Sophia und Lunis durch das Portal verschwanden. Sie hatte auch bemerkt, dass Wilder die Verfolgung eingestellt hatte. Was auch immer er plante, es erforderte keinen Nahkampf.

Sophia hielt den Atem an, als sie und Lunis durch das Portal flogen und genau dort landeten, wo sie es erwartet hatte, direkt neben Tanner.

Er erschrak über ihr plötzliches Auftauchen und die Nähe. Lunis war so nah, dass er sich nur zur Seite neigen musste, um mit dem schwarzen Drachen zusammenzustoßen. Aber Tanner hatte noch Granaten, also wäre dieser Angriff unklug. Stattdessen wich der blaue Drache in die entgegengesetzte Richtung aus, als Tanner eine Granate nach ihnen warf.

Sophia fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl bei der Sache. Sie waren zu nah dran. Die Granate raste in ihre Richtung. Diesmal könnte es knapp werden, ihr zu entkommen.

Lunis schoss steil nach oben, als ein Windstoß durch die Luft fegte. Er kam aus dem Westen. Sophia riss ihren Kopf herum und sah, dass Wilder seine Windmagie einsetzte – er sandte einen Sturm in ihre Richtung. Es war das Element, das Simi kontrollierte, also war die Kraft viel stärker als alles, was Sophia hätte tun können.

Gleichzeitig brachte der Wind Lunis viel schneller nach oben und die Granate den Weg zurück, den sie gekommen war.

Sophia sah hinunter, als Tanner begriff, was passierte. Der Wind schlug in ihn hinein und ließ den schwarzen Drachen schweben, der sich gegen den Angriff kaum zur Wehr setzen konnte. Tanners Augen weiteten sich vor plötzlichem Entsetzen, als die Granate wie ein Geschoss durch die Luft sauste. Es ging zu schnell, als dass er oder sein Drache hätten reagieren können.

Tanners Granate prallte gegen die Seite seines Drachen und explodierte beim Auftreffen. Feurige Granatsplitter stoben in alle Richtungen davon. Durch das Feuer und den Rauch in der Luft war nicht klar, was mit dem Halunkenreiter geschah, aber als der Reiter und sein Drache in den Strand stürzten, wurde deutlich, dass dies ihr letzter Flug war.

Tanner und Coal waren zweifelsohne tot.