Kapitel 54

D ie Drachenelite hatte also einen Weg durch die Barriere gefunden , dachte Versalee verbittert, während sie zu den fünf Drachen in der Luft hinaufblickte, die dort schwebten, als warteten sie darauf, dass die Halunkenreiter den ersten Schritt machten.

Ihr Anführer Hiker Wallace bildete die Spitze und starrte sie mit einem durchdringenden, feindseligen Blick an.

Versalee wusste, dass es bald zu einer Konfrontation kommen musste. Sie hatte gehofft, dass sie mehr Waffen angesammelt hätten, aber sie waren der Drachenelite immer noch zahlenmäßig überlegen.

Der Anführer der alten Reiter wollte wahrscheinlich reden. Über Stromleitungen verhandeln. Daraus wurde nichts. Versalee wusste, dass die Drachenelite die Methoden der Halunkenreiter nicht guthieß. Sie standen über dem Gesetz, schauten herab und diktierten, wie andere zu handeln hatten. Das gefiel der Anführerin der Halunkenreiter nicht. Sie wollte die Dinge so regeln, wie sie es wollte.

Neben Hiker befand sich die junge Frau, von der Tanner ihr erzählt hatte. Die einzige andere weibliche Drachenreiterin auf der Welt, zumindest im Moment. Wahrscheinlich hielt sie sich für eine heiße Nummer, aber für sie war die Zeit im Rampenlicht vorbei. Das Einzige, was Versalee mehr genoss als Macht und Dominanz, war Aufmerksamkeit. Die einzige weibliche Drachenreiterin auf der Welt zu sein, war ein Titel, der besser zu ihr passte. Zum Glück brachte sich die kleine Drachenreiterin heute selbst als Opfer dar. Es war so rücksichtsvoll von ihr, zu erkennen, dass ihre Zeit abgelaufen war und sich für Versalees Zwecke zu opfern.

Sie konnte mit Hiker Wallace sprechen, wenn sie über seinem sterbenden Körper stand, aber im Moment verschwendete sie ihre Zeit nicht mit Gesprächen. Es gab einfach nichts zu sagen. Sie wusste, warum sie hier waren und vielleicht war das auch besser so. Die Drachenelite bot sich für sie zum Abschuss dar. Alle fünf Mitglieder waren hier und warteten darauf, vom Himmel gefegt zu werden.

Versalee lachte vor sich hin. Das war alles zu einfach. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Männer hinter ihr.

»Nathaniel, flieg in den Himmel und brate einen von ihnen oder alle«, befahl Versalee und schaute über ihre Schulter zu ihrem Stellvertreter. »Geh da rauf und sorge dafür, dass sie es bereuen, unsere Barriere überquert zu haben.«

»Alles klar, Boss.« Der Rothaarige ging auf seinen grünen Drachen Bolt zu.

Sie deutete auf zwei andere Drachenreiter, die wegen der fünf Reiter am Himmel leicht versteinert aussahen. »Ihr zwei, bemannt das Katapult und die Kanone. Wo zum Teufel ist Tanner?«

Versalees dritter Offizier, ein kleiner Mann mit mausbraunen Haaren, kam hinter einem Baum hervor. »Ich bin hier.«

»Was machst du denn da drüben?« Sie hatte sich schon einen Tag lang gefragt, wo er wohl war.

»Ich musste pissen«, antwortete er. »Das ist doch in Ordnung, oder?«

Sie sah ihn finster an und fragte sich, wie er so dreist werden konnte. Nach diesem Kampf würde Versalee ihm einen Strich durch die Rechnung machen müssen. Ihre Drachenreiter im Zaum zu halten, kostete viel Mühe, aber das Ergebnis war, dass sie alles taten, was sie sagte und nie an ihrer Dominanz zweifelten.

»Wo ist Coal?« Versalee sah sich nach dem schwarzen Drachen um. Sie hatte ihn auch schon eine Weile nicht mehr gesehen.

»Zwischen den Bäumen.« Tanner nickte in Richtung der dichten Palmengruppe, die sie noch nicht gefällt hatten.

»Nun, geh zu ihr. Ich will dich in der Luft sehen. Schalte die Göre aus.« Versalee schnippte mit den Fingern und der große, orangefarbene Drache, der von einem der Männer von seinen Ketten befreit wurde, flog zu Versalee hinüber und landete neben ihr, den Kopf unterwürfig gesenkt.

»So soll es ein!«, rief Tanner und rannte zu den Bäumen.

Versalee kletterte auf Ash und riss kräftig an den Zügeln, um den Drachen in die Luft zu befehlen.

Es war an der Zeit, der Drachenelite zu zeigen, dass ihre Herrschaft vorbei war.