Kapitel 7

Peter Rentschler, Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, saß in seinem Büro im Rathaus, vor sich die Unterschriftenmappe, als es klopfte. Noch ehe er etwas rufen konnte, öffnete sich die schwere Eichentür und Lars Rohde, Hamburgs Innensenator, schob sich hindurch. Rentschler klappte die dicke Ledermappe zu, lehnte sich gegen die Rückenlehne seines Bürostuhls. Seine Stirn warf sich in Falten und er wischte sich nervös mit der Hand über den rasierten Schädel.

„Was ist passiert, Lars? Wenn du so hereinschneist, gibt es meist schlechte Nachrichten.“

„Wie man es nimmt! Wie man es nimmt!“

„Komm, spann mich nicht auf die Folter. Was ist passiert?“

„Man erpresst unsere schöne Stadt!“

Rentschler hatte sich wieder aufgerichtet, faltete seine Hände und fragte mit ernstem Blick: „Wie kritisch ist die Lage?“

Rohde hatte sich von der Seite einen der beiden Stühle herangezogen und vor dem riesigen Schreibtisch des Bürgermeisters Platz genommen. Er schob den Stuhl gerade in eine andere Position. Man konnte erkennen, dass Rentschlers Geduld, was eine Antwort des Senatsmitglieds betraf, nahe dem Ende war.

„Also!“

„Es handelt sich um einen geplanten Terroranschlag!“

Beide Männer schwiegen. Rentschler drehte den Hochlehner um neunzig Grad und blickte durch die verzierten Bleiglasscheiben nach draußen auf den belebten Rathausplatz. Nach wenigen Sekunden drehte er sich zurück. Erst jetzt fuhr Rohde fort: „Die Terroristen schreiben von einem Anschlag in Hamburg, bei dem, wörtlich, ,zahlreiche Opfer‘ zu beklagen sein werden.“

„Wie glaubhaft ist das Ganze?“, wollte Rentschler wissen.

Rohde zuckte mit den Schultern. „Es kann sich auch um einen Dummejungenstreich handeln, so wie wir sie wöchentlich einmal erhalten. Die Mitarbeiter des Staatsschutzes sind auf jeden Fall informiert und zusammen mit den IT-Spezialisten dabei, die Mail zurückzuverfolgen.“

„Verfassungsschutz?“

„Weiß auch Bescheid!“

Rentschler hatte die Arme aufgestützt und seine gefalteten Hände vor den Mund gelegt. Die Augen geschlossen, schien er die Sache innerlich zu bewerten. Rohde schwieg, zupfte nur ungeduldig an seinen Fingern.

„Gut!“ Der Erste Bürgermeister legte seine Hände neben die Ledermappe und hatte die Augen wieder geöffnet. „Schlag etwas vor!“

„Die Erpresser haben mitgeteilt, wir sollten den, wie sie schrieben, Donnerschlag abwarten, dann würden sie uns ihre Forderungen aufzeigen.“

„Donnerschlag? Forderungen?“

Rohde nickte. „Ja, was immer sie damit meinen.“

„Wie ist dein Plan?“

„Ich werde die Polizeikräfte anweisen, die nächsten Stunden genauestens hinzuschauen. Vielleicht ist es tatsächlich kein Scherz.“

„Gibt es Erfahrungen mit solchen Erpressungen? Ich meine, in den benachbarten Bundesländern oder in Großstädten? Menschen, die so etwas planen, bekommen den Hals nicht voll!“

„Natürlich! Immer mal wieder versuchen osteuropäische Banden, uns und anderen Regierungen das Geld aus dem Staatssäckel zu locken. Mit mehr oder weniger großem Erfolg. Aber es ist bisher selten zum ... Äußersten gekommen.“

„Gut zu wissen. Halte mich bitte auf dem Laufenden.“ Rentschler griff zur Ledermappe und machte Anstalten, diese zu öffnen.

„Alles klar!“ Rohde war zwischenzeitlich aufgestanden und zur Tür getreten. „Bei dir alles gut?“

„Alles bestens, danke der Nachfrage, Lars!“