Kapitel 10

Sandra Holz hatte erst einen Kaffee getrunken, dazu einen Joghurt gegessen. Dann war sie in die Sportklamotten geschlüpft und machte sich auf zu einer kleinen Laufrunde. Eigentlich wollte sie vor dem morgigen Marathon nicht mehr sportlich aktiv sein. Aber sie hielt es nicht aus. Irgendetwas brodelte in der Stadt. Sie spürte es. Warum sollte jemand sich die Mühe machen, ein altes, fahruntaugliches und für touristische Zwecke abgestelltes U-Boot in die Luft zu sprengen? Solch eine Energieverschwendung. Diese Kräfte benötigten Verbrecher doch normalerweise, um Bankautomaten aufzusprengen oder in die Villen der Reichen einzudringen?

Was machte sie nun mit Jochen Andres? Da hatte sie sich etwas Schönes eingebrockt. Die Eltern der verschwundenen Stefanie würden ihr sicher im Nacken sitzen und keine Ruhe geben. Vielleicht hätte sie doch besser den Tod in der Swingerszene aufklären sollen. Da war wenigstens noch etwas Reiz dabei. Und in einem Pärchenklub zu ermitteln, brachte bestimmt eine Menge Spaß. Während sie lief, sah sie sich und Jon, in Dessous auf einem Barhocker sitzend, Swinger befragen, während sich hinter ihr Unbekleidete befummelten. Sie schmunzelte leise vor sich hin.

Auf ihrer Joggingrunde rund um das Marienkrankenhaus spürte Sandra, wie die Stadt Hamburg erwachte und mit ihr der unvermeidliche Straßenverkehr. Es roch stark nach Abgasen, weshalb sie sich vornahm, den Lauf abzubrechen. Ihre Lungenbläschen schon am Vortag des Marathons durch das Einatmen von Kohlenmonoxid und Feinstaub aufs Spiel zu setzen, war völlig unnötig. Mit Lockerungsübungen lief sie wieder nach Hause.