Kapitel 13

Der Raum in der kleinen Wohnung beim Osdorfer Born roch stark nach Pizzagewürz, vermischt mit dem süßlichen Duft von Cannabis. Das schrille Geräusch zahlreicher Lüfter von diversen Computern und Servern hallte monoton durch das Wohnzimmer. Zwei Männer lümmelten sich auf einer durchgesessenen Couch. Ein langhaariger Blonder im labbrigen Shirt und verknitterter Jeans hielt einen Controller in der Hand. Er steuerte damit, unter wilden Zuckungen, einen Fußballspieler auf dem imaginären Spielfeld eines 50-Zoll-Displays.

„Scheiße, schieb ihn rein, Messi! Schieb ihn schon rein!“

Messi schien gerade nicht in Bestform. Der Ball flog knapp am Tor vorbei. Der Typ packte den kabellosen Controller und warf ihn quer durch das mit Computern und Kartons vollgestellte Zimmer.

„Warum schalte ich die blöde Playstation immer wieder an? Tom, sag es mir!“ Seine Gesichtsfarbe ähnelte einer Tomate.

Tom Krause war aufgestanden. Er stand nun vor einer vergilbten Mikrowelle, die deplatziert zwischen zahlreichen leeren Tetra-Paks ihre letzte Ruhestätte gefunden zu haben schien. Er blickte durch die verschmierte Scheibe in das Gerät, so als sei er davon hypnotisiert worden. Mit Verzögerung antwortete er: „Weil du einfach nur blöd bist!“ Dann griff er die selbst gedrehte Zigarette vom Regal, wo sie bisher vor sich hin geglüht hatte, nahm einen Zug und legte sie anschließend wieder ab. Den Rauch hielt er mehrere Sekunden in seiner Lunge, bevor er ihn in kleinen Wolken nach und nach, zusammen mit einem Geräusch der Erleichterung, ausstieß. „Dreh dir mal eine, dann wirst du ruhiger“, warf er seinem Freund Arndt Bruns zu, der gerade dabei war, den Controller unter den leeren Kartons zu finden.

„Es wird schon alles schiefgehen!“, lachte Krause.

Die Klingel der Mikrowelle informierte darüber, dass die eingestellte Zeit abgelaufen war, und Tom entnahm ihr ein weiteres Stück Pizza.

Der Teller, auf dem das Essen lag, schien heiß, denn unter Zuckungen beeilte sich der Mann, ihn abzustellen. Endlich hatte der Teller zwischen Geschirr und leeren Pizza-Verpackungen auf dem Wohnzimmertisch eine freie Stelle eingenommen.

„Wenn die Geschichte vorbei ist, leisten wir uns erst einmal eine Putze!“

„Eine Putze?“

Arndt hatte den Controller endlich gefunden und schleuderte ihn auf die Couch, wo er liegen blieb.

„Nein, Herzchen, wir werden als Erstes hier wegziehen. Sollen die Nachmieter den ganzen Unrat entsorgen. Mir doch scheißegal!“

Arndt nickte, während er vorsichtig in das heiße Pizza­stück biss.

„Dass der Rentner dabei abnibbelt, war nicht geplant!“

Tom war an den Tisch getreten. „Selbst schuld, was treibt der sich auch im Krisengebiet rum?“ Er lachte, so richtig echt klang es jedoch nicht.

„Ich habe im Netz gelesen, sein Hund war abgehauen.“

„Scheiß Köter, was meinst du, warum mir kein Tier ins Haus kommt?“

„Aber vielleicht, wenn wir endlich ein eigenes Haus besitzen?“

Tom schien zu überlegen. „Mal schauen! Es ist gleich 18 Uhr. Fahre den Blockchain-Server hoch, Arndt. Überprüf mal, ob die Knete schon eingetroffen ist.“

„Und wenn nicht?“

„Wenn nicht, geben wir den Deppen noch etwas Zeit.“

„Und dann?“ Arndt schob das letzte Stück der Salami-­Pizza in den Mund.

„Dann zünden wir die Mine. Wie angekündigt!“