Kapitel 16
Der Erste Bürgermeister der Stadt Hamburg, Peter Rentschler, war außer sich. „Sie hatten mir unter Zeugen zugesagt, die Überweisung in kurzer Zeit durchzuführen!“
Der Bänker Dr. Mühlfeld wurde vor dem zwei Köpfe größeren Ersten Bürgermeister immer kleiner, und es schien, als wolle er sich gleich unter den riesigen Schreibtisch im Rathaussaal verkriechen.
„Ich ... also ich habe die Informationen auch nur von meinem Team ... aber...!“
„Kein Aber, Mühlfeld! Es ist schon fast vier Uhr am Morgen. Anstatt dass Sie mir Vollzug melden, erklären Sie, noch nicht überwiesen zu haben. Was nun? Möchten Sie persönlich die Verantwortung für den Tod weiterer Menschenleben übernehmen?“
Mühlfeld wurde blass, griff sich plötzlich an seine Brust. Der Bürgermeister erschrak und war völlig überfordert mit der Situation. Er rannte zum Telefon und veranlasste einen Mitarbeiter, den Rettungswagen zu rufen. Das fehlte noch, erst schaffte es der dämliche Mühlfeld nicht, die Bitcoins zu überweisen. Jetzt starb er vielleicht, bevor diese leichte Aufgabe erfüllt worden war.
Der eingetroffene Arzt hatte dem Patienten ein kreislaufstabilisierendes Medikament gespritzt und die Rettungssanitäter den leblosen Mühlfeld mit einer Trage hinausgebracht. Rentschler saß vor seinem Computer. Was nun? Sicher waren die Erpresser ,Not amused‘! Da ploppte schon eine weitere Mail der Terroristen auf. Der Bürgermeister traute sich nicht, sie zu öffnen. Er rief nach Lars Rohde. Der Senator hatte sich nebenan für ein paar Minuten hingelegt. Erst als Rohde in zerknautschtem Hemd neben ihm stand, öffnete er die Mail mit zittriger Hand.
*
Als Sandras Wecker um 6 Uhr läutete, hatte sie wenig geschlafen. Das Verschwinden von Stefanie und das Gespräch mit Jochen Andres war ihr voll auf den Magen geschlagen. Sie hatte einige Sitzungen auf der Toilette verbracht. Auf das abendliche Essen wollte sie es nicht schieben. Schon oft hatte sie dort im Restaurant etwas bestellt und es gab nie Grund zur Sorge.
Sicher war es die Skepsis ihrem Körper gegenüber, der heute zum ersten Mal beweisen konnte, ob er auch mitspielte. Es war eine Art Vabanquespiel und sie wusste das. Sandra duschte, trank einen Tee, aß einen Zwieback mit Butter und Marmelade. Anschließend verließ sie die Wohnung.