Tool #3: Stresshormone »wegbewegen«

Adrenalin ist dafür zuständig, dass wir ganz schnell Energie bekommen. Adrenalin und das weniger bekannte Noradrenalin sind Stresshormone, die speziell bei kurzzeitigem Stress oder akuter Gefahr ihren Job machen. Der Körper wird mobilisiert – wir können handeln, weglaufen oder die Gefahr abwehren.

Ein weiteres Stresshormon, das zeitlich etwas später produziert wird, ist Cortisol. Es stellt dem Körper auch Energie zur Verfügung, ist aber etwas langsamer und träger. Cortisol wird dann ausgeschüttet, wenn wir länger in einer stressigen oder gefährlichen Situation sind. Es unterstützt den Körper, indem es unter anderem den Energieumsatz verringert, die Aufmerksamkeit verbessert, Entzündungen hemmt und den Blutdruck sowie die Atemfrequenz steigert. All dies soll uns helfen, in zeitlich andauernden stressigen Situationen länger durchzuhalten. Die Stresshormone haben eine anregende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System und machen uns leistungsfähiger.

Unser Körper bekommt durch die Stresshormone viel Energie, die jetzt erst mal zur weiteren Verwendung bereitsteht. Da wir aber gar nicht wirklich in Gefahr sind, finden wir keine Verwendung für diese Energie. Diese Power macht uns unruhig und fahrig. Wir haben kein Ventil, wo wir sie abfließen lassen können. Und sie macht uns auch Angst. Das Herz klopft schneller, die Atmung ist gesteigert, uns wird heiß und wir schwitzen – alles ganz normale Reaktionen des Körpers, die wir falsch interpretieren.

Wo also hin mit dieser Energie? Für viele Menschen ist die oben dargestellte Übung, sich bei einer Panikattacke hinzusetzen und alles durch sich fließen zu lassen, für den Beginn noch zu herausfordernd. Eben weil da zu viel Energie ist. Und weil ihnen die Angstgedanken einen Streich spielen. Die reden ihnen ein, dass ihnen gleich etwas Schlimmes passiert, und wenn sie diese Gedanken noch zu sehr glauben, können sie sich kaum in aller Ruhe hinsetzen und atmen. Wenn das bei dir der Fall ist, mach Folgendes: Beweg dich!

Das aufgestaute Adrenalin im Körper fordert uns auf, in Bewegung zu kommen. Wir haben ja nun die Energie, etwas zu leisten. Hinsetzen fühlt sich irgendwie falsch an. Außerdem ist es anfangs noch schwierig, einem aufgewühlten, panischen Körper zu sagen, dass er sich entspannt setzen soll. Das braucht einiges an Überwindung und auch Übung. Ich nenne es gern die Königsdisziplin bei der Angstbewältigung. Es braucht dich nicht zu verunsichern, wenn du es nicht gleich zu Beginn üben kannst, weil es dich überfordert. Alles zu seiner Zeit.

Da die Stresshormone Adrenalin und Cortisol durch moderate Bewegung abgebaut werden können, mach dir das zunutze. Wenn du dich das nächste Mal ängstlich fühlst, beweg dich. Viele Menschen beschreiben, dass ihnen Bewegung guttut, wenn sie aufgewühlt sind.

Ideen für leichte Bewegung

Und wenn dabei Gedanken auftauchen?

Konzentrier dich auf die Sache, die du tust. Steig nicht in weitere Horrorszenarien in deinem Kopf ein. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Da wir durch unsere Gedanken, in denen wir uns Horrorbilder vorstellen, die Angst weiter befeuern, ist es wichtig, Ruhe in den Kopf zu bekommen. Dazu werde ich noch weitere Übungen vorstellen, aber zu diesem Tool hier sei Folgendes gesagt: Angstgedanken ziehen unsere Aufmerksamkeit wie ein Magnet an sich. Das ist auch völlig logisch. Wen würde es schon kaltlassen, wenn er sich eine schlimme Konsequenz vorstellt? Natürlich steigen wir da mit all unseren Gefühlen und Körperempfindungen ein. Aber genau das ist das Problem. Die Angst präsentiert uns einen Gedanken im Kopf und wir glauben ihn. Wir bekommen Panik. Wir werden mit den Gefühlen mitgerissen. Und genau das bewirkt den Angststrudel.

Wenn du dich bewegst, um die Stresshormone in deinem Körper abzubauen, dann versuche, die Gedanken einfach ziehen zu lassen. Nimm sie wahr, aber lass sie ziehen. Wie Blätter in einem Fluss. Oder Wolken am Himmel. Wenn du sie nicht herauspickst und zu dir heranziehst, ziehen sie einfach weiter. Verbinde dich innerlich mit einer gelassenen Haltung und lass alles so sein, wie es ist. Wichtig ist auch hier, die Gedanken nicht weghaben zu wollen, nicht dagegen zu kämpfen. Denn du weißt ja, dass diese dann stärker werden. Jeder Gedanke darf so sein, wie er ist. Jedes Bild in deinem Kopf darf so sein, wie es ist. Du kämpfst nicht dagegen und drängst es auch nicht weg. Aber du ziehst es auch nicht an dich heran. Du lässt es einfach fließen. Widerstandslos. Dann ziehen Gedanken und Bilder einfach weiter.

Sei dabei geduldig mit dir. Angstgedanken können sehr aufdringlich und lästig sein. Eine gelassene, ruhige Haltung wird dir wahrscheinlich nicht bei der ersten Übung gelingen. Aber bleib dran. Du wirst sehen, es lohnt sich.

Merk dir das

Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol, die dafür zuständig sind, dass wir Leistungen erbringen können, können uns auch ganz schön unruhig und nervös machen. Besonders dann, wenn wir nicht wissen, wo wir all diese Energie, die in unserem Körper bereitgestellt ist, unterbringen können. Bewegung kann uns dabei helfen, Stresshormone abzubauen. Mach dir dieses Wissen zunutze und beweg dich. Vielleicht muss deine Vorratskammer entrümpelt werden? Oder du willst eine Runde um dein Haus drehen? Vielleicht magst du auch Musik anmachen und ein bisschen tanzen? Bewegung, egal welcher Art, kann guttun.

Um den Stress im Körper langfristig und dauerhaft abzubauen, solltest du Bewegung fix in deinen Alltag einbauen und nicht immer erst dann, wenn du Angst hast. Körperliche Bewegung kann Anspannung abbauen und so helfen, den Cortisolspiegel zu senken.

Nimm dir diese Gedanken mit

Probiere das aus

Bau täglich einen Spaziergang in deine Tagesroutine ein. Und wenn es nur fünf oder zehn Minuten sind. Natürlich gern auch länger. Der Kopf wird durchgelüftet, dein Körper wird gelockert und du kommst zur Ruhe. Konzentrier dich dabei bewusst auf Dinge, die du sehen, hören, riechen und wahrnehmen kannst. Ich hatte meine besten Einfälle für dieses Buch bei meinen täglichen Spaziergängen.