Tool #16: Als hättest du es bereits geschafft

Das Gute ist: Man kann nicht zwei gegensätzliche Gefühle gleichzeitig haben. Du kannst nicht gleichzeitig total Angst haben und glücklich sein. Du kannst nicht voller Neugierde auf etwas sein und gleichzeitig wütend. Du kannst nicht stinksauer auf jemanden sein und gleichzeitig panisch. Warum ist das so? Dein Gehirn benutzt verschiedene Gehirnregionen für verschiedene Stimmungslagen. Und während dein Gehirn die eine Region nutzt, ist die andere gehemmt oder nicht aktiv.

Wie können wir diesen Umstand nun im Umgang mit Angst und Panik nutzen? Stell dir vor, du hast morgen ein wichtiges Gespräch und schon etwas Bammel davor. Dein Magen macht dir deswegen schon wieder zu schaffen, du hast die letzten Tage kaum geschlafen und bist unruhig. In deinem Kopf spielst du immer wieder Szenarien durch, wie das Gespräch ablaufen kann. Man könnte sie auf einer Skala von »mies« bis »völliges Desaster« einordnen. Du stellst dir vor, dass du etwas Peinliches sagst. Dass deine Stimme aufgrund deiner Nervosität versagt. Dass du Panik bekommst. Und so weiter.

Was kannst du tun? Hast du dich schon einmal ganz bewusst in eine andere Stimmungslage gebracht? Hast du dir schon einmal vorgestellt, du hättest eine Situation, wegen der du Angst hast, gemeistert? Und ich meine jetzt so richtig mit allem Drum und Dran. Mit all deinen Körperempfindungen, deinen Gedanken und Gefühlen. Lass uns das mal gemeinsam durchspielen:

Stell dir vor, du hast eine Angstsituation bombastisch und fantastisch gemeistert. Du verlässt gerade das Gebäude, in dem du dich deiner Angst gestellt hast, mit einem riesigen Megalächeln im Gesicht, weil du dich so freust. Die Sonne scheint. Du bist so richtig stolz auf dich. Vielleicht legst du noch ein kleines Tänzchen auf den Asphalt und drehst dich drei Mal um die eigene Achse. Du spürst diese kraftgebende Energie in deinem ganzen Körper. Von den Haaren bis zu den Zehenspitzen. Du könntest Bäume ausreißen. Die Welt umarmen. Die Erleichterung strömt in Wellen durch deinen ganzen Körper. Wahrscheinlich trällerst du ein kleines Liedchen vor dich hin. Lässt einen riesigen Seufzer los. Spürst Lockerheit in deinem ganzen Körper, merkst richtig, wie du alle Anspannung loslässt und dich richtig befreit und entspannt fühlst.

Na, wie fühlt sich das an? Richtig gut, oder? Vielleicht merkst du sogar jetzt schon beim Lesen, wie sich ein gutes Gefühl in dir breitmacht.

Was passiert dabei in deinem Gehirn? Es kann nicht diese Lockerheit und Freude und Erleichterung »produzieren« und gleichzeitig Angst hervorrufen. Es aktiviert die Region, die für Freude und Lockerheit zuständig ist.

Also: Gib deinem Gehirn vor, welches Gefühl es gerade produzieren soll, indem du dich völlig in diesem Gefühl badest. Das klappt, glaub mir. Auch wenn man das anfangs nicht ganz glauben kann und es ein bisschen Übung braucht. Und am besten gelingt es, wenn du auch Körper und Gedanken in dieses Experiment miteinbeziehst. Wenn du also deinen Körper in eine lockere, entspannte Haltung bringst, deine Gedanken in eine freudige und losgelöste Richtung lenkst und Gefühle von Leichtigkeit und Ausgelassensein hervorrufst, hat die Angst eigentlich keine Chance mehr. Bade vollkommen im Glücklichsein, Ausgelassensein und Voller-Freude-Sein.

Du lenkst deine Gefühle und Körperempfindungen in die Richtung, wo du hinmöchtest. Du bist viel stärker, als du denkst.

Geh heute den ersten kleinen Schritt in die gewünschte Richtung. Los geht’s! Mit einem Lächeln im Gesicht.

Merk dir das

Angst zieht uns mit ihrer ganzen Kraft in unangenehme Gedanken, unangenehme Gefühle und unangenehme Körperempfindungen hinein. Wenn das nächste Mal Angst auftaucht, versuche Folgendes: Bringe dich ganz bewusst in eine andere Stimmungslage. Ohne gegen die Angst zu kämpfen (denn wir wissen mittlerweile, dass sie das nur stärker macht), sondern mit Lockerheit und Leichtigkeit, indem du dich gedanklich und auf der Gefühls- und Körperebene in eine andere Verfassung bringst.

Nimm diese Gedanken mit

Probiere das aus

Leg dir ein Notizbuch zu, in das du schöne Momente schreibst. Oder mach immer ein Foto von solchen Momenten und leg dir auf deinem Handy ein Album mit diesen »guten Momenten« an. Schau immer wieder in das Notizbuch oder in das Album auf dem Handy und beweg dich gefühlsmäßig in diese Momente hinein. Versuche, dich mit allen Sinnen daran zu erinnern. Was hast du gesehen? Was hast du gehört? Was hast du gerochen? Hast du etwas geschmeckt? Gespürt oder gedacht? Wie hast du dich gefühlt? Sinke in diese Erinnerung hinein. Und mach dir bewusst, was das in deinem Körper Schönes auslöst. Dein Körper reagiert darauf.

Nutze diese Fähigkeit auch immer mal wieder im Alltag, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Du darfst lernen, deine Gedanken und deinen Körper in die Ruhe und in die Freude zurückzuführen. Du hast darauf Einfluss.

Fazit: Die Gefühlsseite der Angst

Sich mit den Gefühlen und der Haltung dazu auseinanderzusetzen, ist ein wichtiger Punkt, wenn wir Angst und Panik bewältigen wollen. Angst und Panik sind Gefühle, von denen wir uns völlig überrollt fühlen können. Ausgeliefert. Machtlos. Hilflos. Als ob man nichts dagegen tun kann. Es »überkommt« uns, es passiert mit uns und wir können dem nichts dagegensetzen …

Das stimmt aber nicht. Definitiv nicht.

Und an diesem Punkt muss man intensiv arbeiten, wenn man wieder sein eigener Chef, seine eigene Chefin werden will. Denn das Gefühl, dass man ohnehin nichts tun kann, bewirkt, dass Betroffene wirklich aufgeben und gar nichts mehr zu verändern versuchen. Dass sie einfach »damit leben«, dass sie eben ständig Angst und Panik haben. Leider verhärten sich die Symptome dadurch noch, weil man im Kreislauf der Angst hängen bleibt. So bestätigen sich die Symptome immer wieder selbst.

Du musst aber nicht mit Angst und Panik leben! Du kannst eine andere Haltung an den Tag legen.

In diesem Kapitel haben wir gesehen, was wir in unserer Gefühlswelt durch unsere Gedanken auslösen können. Obwohl keine tatsächliche Gefahr da ist. Der Körper reagiert. Und du darfst dich daran machen, diese ausgelösten Reaktionen wieder rückgängig zu machen. Du darfst liebevoll und beruhigend mit dir selbst sprechen und auf dich einwirken.

Bei all diesen Punkten bezüglich der Gefühle geht es darum, dass wir der Angst anders gegenübertreten als bisher. Dass wir nicht in ihren Kreislauf einsteigen und die Symptome hochschaukeln.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, der Angst gegenüberzutreten. Ab heute machen wir das auf keinen Fall mehr geduckt und ehrfürchtig. Denn dann hat sie ein leichtes Spiel mit uns. Ab heute legst du eine andere Haltung an den Tag. Du darfst gespannt sein, was sich dadurch verändert.

Ich wünsche dir, dass du eine draufgängerische Wurschtigkeitshaltung an den Tag legen kannst, in der du alles, was auf dich zukommt, mit vollstem Vertrauen akzeptieren kannst. Und dass deswegen die Angst, wenn sie das nächste Mal an deine Tür klopft und du öffnest, auf dem Absatz kehrtmacht, weil sie denkt, sich in der Tür geirrt zu haben.

Wir schaffen das. Glaub an dich.