Tool #20: Denk nicht zu viel in deiner Zukunft herum

In welchem Zimmer in deinem Kopf hältst du dich am meisten auf? Stell dir vor, dein Kopf besteht aus verschiedenen Zimmern. In diesen Zimmern befinden sich Erlebnisse aus deiner Vergangenheit, Vorstellungen deiner Zukunft und Tatsachen aus der Gegenwart. Und du kannst entscheiden, welche Tür zu welchem Zimmer du öffnest.

Gehst du oft in Zimmer deiner Vergangenheit? Wühlst du darin herum und schaust, was alles war, was du hättest besser machen sollen, wo du versagt hast oder etwas Tragisches passiert ist? Oder öffnest du Zimmer deiner Zukunft? Malst du dir alle möglichen Szenarien aus, was Schlimmes auf dich oder deine Liebsten zukommen kann, was dir Bedrohliches widerfahren wird oder wie Dinge schlecht ausgehen können? Oder schaust du in Zimmer der Gegenwart, ins Hier und Jetzt, in die einzige Zeitzone, in der du handlungsfähig bist und Veränderungen vornehmen kannst?

Menschen, die unter Ängsten und Panikgefühlen leiden, halten sich gedanklich ganz oft in Zimmern der Zukunft oder der Vergangenheit auf. Oft werden Situationen aus der Vergangenheit analysiert oder schlimme Szenarien in der Zukunft heraufbeschworen. Und diese Gedanken werden in Bildern im Kopf ausgeschmückt, sodass sie sich auch richtig real anfühlen. Kennst du das? Vielleicht siehst du dich schon in einem Krankenbett liegen und drei Ärzte, die sich über dich beugen. Der Angstkreislauf ist in Gang gekommen. Dein Nervensystem wird aktiv. Es springen dieselben Gehirnareale an, die auch aktiv werden würden, wenn du tatsächlich in so einer Situation wärst.

Und auch wenn du das weißt, sage ich es dir hier noch mal, damit du es schwarz auf weiß vor dir siehst: Die Vergangenheit ist vorbei und die Zukunft ist noch nicht da. Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern und die Zukunft nicht vorhersehen. Die Bilder in deinem Kopf entsprechen ganz oft nicht der Wahrheit. Es sind reine Spekulationen. Gedankenvorschläge.

Übernimm die Regie

Wenn du das nächste Mal bemerkst, dass in deinen Gedanken schon wieder ein Drama aufgeführt wird und sich die Angst den Regiestuhl geschnappt hat, dann halt kurz inne. Stopp für einen Moment die Dinge, die du gerade tust. Mach dir bewusst, dass in diesem Bühnenstück Inhalte aufgeführt werden, die nicht den Tatsachen entsprechen. Es ist ein Theaterstück, das sich deine Angst ausgedacht hat. Frag dich, ob du dieses Theaterstück sehen willst. Ob es dir guttut. Es handelt von irgendwelchen Möglichkeiten in der Zukunft oder irgendwelchen Ereignissen in der Vergangenheit. Wenn du es nicht sehen willst, dann setz du dich auf den Regiestuhl. Gib diesen Gedanken keinen weiteren Raum und keine Bühne, wo sie ihre Dramen abspielen können. Denn wenn du ehrlich zu dir bist, ist es genau das: Die Angstzentrale in deinem Gehirn führt ein Bühnenstück in deinem Kopf auf. Ein fiktives Bühnenstück. Aus der Luft gegriffen. Keine Wahrheit. Keine Tatsachen. Ein ausgedachtes Drama.

Angstgedanken fühlen sich deswegen bedrohlich an, weil du sie glaubst. Beende dieses Drama. Ändere das Drehbuch. Du willst ab sofort nicht mehr dieses Trauerspiel in deinem Kopf sehen. Du glaubst der Angst heute keinen einzigen Gedanken mehr. Die Angst lügt. Ab sofort schreibst du das Drehbuch neu. Du bist der Regisseur, die Regisseurin. Du bestimmst, worum es in dem Bühnenstück gehen wird. Du bestimmst, um welche Geschichte es gehen wird. Du bestimmst, wer darin vorkommt. Und du bestimmst, wie es endet. Du bist deinen Gedanken nicht ausgeliefert. Nimm dein Leben wieder in die Hand. Hol dir dein Leben zurück.

All das geht nur im Hier und Jetzt. Du kannst nur in der Gegenwart Dinge in die Hand nehmen. Du kannst nur jetzt Dinge verändern. Du kannst nur jetzt deinem Leben eine Wendung geben. Du kannst nur jetzt an Lösungen arbeiten. Du kannst nur jetzt dein Leben genießen.

Das Leben geschieht im Jetzt.

Vermiese dir nicht die Gegenwart, nur weil du in anderen Zeitzonen herumdenkst. Das hat dein Leben nicht verdient. Und du schon gar nicht. Konzentriere dich auf das, was ist. Was jetzt ist. Keine Spekulationen über mögliche Zukunftsszenarien. Keine Analysen von möglichen Risiken. Konzentriere dich auf Fakten. Auf Tatsachen. Halte dich im Zimmer der Gegenwart auf. Im Hier und Jetzt. Das nennt sich Leben.

Merk dir das

Wenn du zu viel in den Zimmern der Zukunft oder der Vergangenheit herumlungerst, bleibst du handlungsunfähig. Die Angst kann dich lähmen. Wenn du dich von der Angst lösen willst, willst du aber in die Handlungsfähigkeit zurückkommen. Überlass nicht jemand anderem die Regie für dein Leben. Überlass nicht der Angst die Regie über deine Gedanken. Dabei kommt nichts Gutes heraus. Die Angst hat nichts Neues zu erzählen. Die Angst ist eine richtig gute Geschichtenerzählerin. Ihre Geschichten gehen aber immer schlecht aus. Willst du dir das ewig anhören?

Nimm dir diese Gedanken mit

Probiere das aus

Wenn du dich ins Hier und Jetzt zurückholen willst, geht es oft darum, kurz innezuhalten und dich wieder mit dir selbst zu verbinden. Atme ein und atme aus. Komm wieder bei dir an. Spür den Boden unter deinen Fußsohlen. Nimm die Fläche wahr, auf der du sitzt. Beobachte, was du rund um dich sehen kannst. Und höre, welche Geräusche du wahrnimmst. Werde etwas langsamer. Finde in deine innere Ruhe zurück. Genieße diese kurze innere Stille.

Und nun erinnere dich an einen Moment in der letzten Zeit, als es dir gut ging. Hol dir diesen Moment so gut es geht in dein Gedächtnis. Und nun mach dir klar, dass dein Kopf und dein Körper scheinbar solche Momente »produzieren« können. Sie sind dazu fähig. Es ist also möglich, diese guten Momente zu haben. Sei dir dessen immer bewusst. Es gibt andere Zustände als Angst. Vergiss das nie wieder. Wenn dein Kopf und dein Körper solche guten Zustände in diesem guten Moment produzieren konnten, können sie das immer wieder. Hilf ihnen dabei. Glaub nicht alles, was du denkst und fühlst. Wenn die Angst das nächste Mal ihren Angstfilm einlegt, drück auf Stopp. Du wählst ab heute einen anderen Film. Einen, der dir guttut.