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Als wir schließlich wieder in der O-Hall waren, war es fast Mitternacht.

Joey und ich gingen hinter Chas die Treppe hinauf und den Flur hinunter. Ich hoffte, er würde Mrs Singer begegnen, aber wenn ich es mir recht überlegte, war ich anscheinend der einzige Junge im ganzen Gebäude, der ihr jemals über den Weg gelaufen war.

Vielleicht gab es sie in Wirklichkeit gar nicht.

Ich beschloss, dass ich irgendwann vor Halloween ein Ryan-Dean-West-Experiment durchführen musste, um die Frage zu klären, ob die permafroströse unheiße Augenbeleidigung genannt Mrs Singer tatsächlich diesem Universum angehörte, natürlich unter Einberechnung aller unerwarteten Variablen.

Wir meldeten uns bei Farrow zurück und sagten Joey gute Nacht, und ich beneidete ihn darum, dass er ein Zimmer für sich allein hatte, selbst unter den gegebenen Umständen. Dann bog ich zum Pinkeln in die Toilette-Schrägstrich-Hinrichtungskammer ab, und Chas trollte sich allein in unser Zimmer.

Als ich hereinkam, lag Chas schon im Bett, aber das Licht war noch an.

»Was ist in dem Päckchen?«, fragte Chas.

Ich stöhnte.

Eine weiße FedEx-Tüte lag auf meinem Bett.

Ich bin voll der Loser.

»Ein paar Pornos und eine Schachtel Gummis«, sagte ich. »Von meiner Mom.«

»Leck mich. Du bist ein elender Fucksack, Winger.« Damit wälzte sich Chas herum und zog sich die Decke über den Kopf, nicht ohne noch etwas darüber zu murmeln, mir eines Tages doch noch mal eine aufs Maul zu geben.

Die Wahrheit war das sicherste Mittel, damit Chas Becker dachte, ich würde lügen.

Ich machte das Licht aus und kletterte in mein Bett. Ich stopfte das Päckchen in den Spalt zwischen Wand und Matratze, direkt neben die gut gefüllte Ryan-Dean-West-Gatorade-Urinflasche für nächtliche Notfälle.

Ich befürchtete, der Platz zum Schlafen könnte bald knapp werden.

Ich schlüpfte aus meinen Sachen und lauschte dem Regen, bis ich einschlief.