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Nach einer derart heroischen Nacht nur zwei Stunden Schlaf zu bekommen hat etwas tragisch Enttäuschendes.

Darum träumte ich, als der Wecker um sieben losging, ich säße wieder im Auto und steckte im Fluss fest, während vorne Ned Schreihals seine Schlachterbeile schärfte.

Chas hatte es auch nicht sonderlich eilig, aufzustehen und die Schlummertaste zu drücken, und als ich mich schließlich von meinem Bett hinunterhangelte, konnte ich nicht entdecken, wie man das verdammte Ding ausschaltete, und riss deshalb einfach den Stecker aus der Wand.

Es war einer von diesen Weckern mit Batteriepufferung, da wir in diesem alten Gemäuer so viele Stromausfälle hatten, und er machte weiter Ned Schreihals Konkurrenz.

Also packte ich ihn unter mein Kissen.

Denk an Annie.

Denk an Annie.

Ich wäre so gern im Bett geblieben. Ich wusste, dass ich nach dem ganzen Kack, den ich in den letzten vierundzwanzig Stunden durchgemacht hatte, sterbenskrank war, aber ich musste mich zwingen, an Annie Altman zu denken, denn ich hatte fest vor, JP in den nächsten drei Tagen vor Halloween im Weg zu stehen, wo ich nur konnte.

Dafür musste ich mich überwinden, in die Schule zu gehen.

Ich ließ einen stöhnenden Chas Becker im Bett liegen und die Tür hinter mir offen stehen und schlapfte mit nachschleifendem Handtuch über den Flur zu den Duschen, die Augen verklebt und halb geschlossen.

Mr Farrow stand in seiner Zimmertür. Bei meinem Anblick legte er den Kopf schief, ungefähr wie eine Katze, die einen Strahl aus der Wasserpistole ins Gesicht bekommen hat. Dann kamen zwei Jungen aus dem Waschraum, und einer zeigte auf mich und fing an zu lachen.

Ich blickte an mir hinunter.

Ach so.

Pokémon.

Slip.

Kacke.

Ich bin voll der Loser.

Was sollte ich machen? Ich schaute den beiden direkt in die Augen. Ich setzte meinen Gang zur Dusche fort.

Ich sagte: »Kommt schon, ihr könnt es ruhig zugeben. Ihr wollt auch so was Schönes haben.«