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Seanie und JP saßen an dem Abend beim Essen nicht mit uns zusammen.

Es war mir egal.

Annie und ich füßelten unterm Tisch. Wir aßen kaum etwas, weil wir uns nur gegenseitig anstarrten, und Joey und Isabel waren spürbar genervt, dass wir so ausschließlich auf uns bezogen waren – es war, als ob unsere übrigen Freunde gar nicht existierten.

In den nächsten zwei Tagen war es genauso: Das Universum von mir und Annie wurde immer kleiner und stiller.

Seanie sagte nicht viel zu mir.

Ich wusste, dass er sauer war, weil ich diesen Streit mit JP am See angezettelt hatte und weil er selbst etwas abgekriegt hatte, als er zwischen uns ging. JP hatte schon längst aufgehört, mit mir zu reden, und Megan lief mit einer Leidensmiene herum, als wenn sie todunglücklich wäre.

Ja, sie redete auch nicht mehr mit mir.

Ach, und Chas auch nicht – seit jener Sonntagnacht mit der Strafe und Ned Schreihals, in der ich ihn zum Weinen brachte mit dem Geständnis, dass Megan und ich was miteinander gehabt hatten.

Er machte sich nicht einmal mehr die Mühe, mich Muschibubi oder Stinkarsch zu nennen.

Gar nichts.

Joey erzählte mir, dass Megan mit Chas Schluss gemacht hatte, und das ganz allein meinetwegen. Eingerechnet die Tatsache, dass ich Mrs Singer und Mr Farrow praktisch beim Kopulieren im Treppenhaus erwischt hatte, musste ich jetzt vermutlich nur noch Casey Palmer öffentlich outen, um den ganzen Bundesstaat Oregon so gegen mich aufzubringen, dass alle außer Annie Altman und Joey Cosentino meinen Kopf wollten.

Ich bewegte mich auf dünnem Eis, aber es war mir egal.