Du

Letzte Nacht bist du schweißgebadet aufgewacht und die einzige Stimme in deinem Kopf war die deines Vaters. Der Traum schien so real. Er ist immer real. Du spürst die klebrigen Laken, riechst den Urin, hörst, wie er mit seiner Hand in der Luft rumwedelt. Bebend bist du aufgewacht und hast festgestellt … das Bett war nass.

Nein, dachtest du. Nein, nein, nein.

Aber es war niemand da, der dich bestraft hat. Vater ist tot und du nicht. Und wer teilt jetzt die Strafen aus?

Doch es ist nie genug. Der Nachbarshund. Die Huren. Selbst die Handleserin war nicht genug. Du machst den Badezimmerschrank auf. Du berührst die Lippenstifte, einen nach dem anderen, und erinnerst dich an die einzelnen Mädchen.

Es ist beruhigend.

Entspannend.

Aufregend.

Beim ältesten Lippenstift hältst du inne. Der erste. Du weißt, was du willst. Was du brauchst. Du hast es immer gewusst.

Jetzt musst du es dir nur noch holen.