AUSSICHT GENIESSEN – DAS ZWEITE VIERTELJAHR

Nach den ersten zwei bis drei Monaten habt ihr euch als Reiseteam eingespielt. Ihr seid gemeinsam unterwegs, es ist nicht mehr alles neu. Aber ruhig dahinschippern ist nicht angesagt, denn in den nächsten Wochen wird immer wichtiger, was sich in dem Land abspielt, das ihr bereist: Bilder, Töne, Gegenstände, andere Gesichter – alles ist faszinierend. Dein Baby entdeckt und du bist die Reiseleitung.

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Wenn die Neugeborenenzeit vorbei ist, startet das „Wonnealter”. Ein wunderschönes Wort. Dein Baby ist oft gut drauf, aktiver und wacher. Erwachsene, die nicht die großen Kuschler*innen sind, sagen vielleicht, dass sie „jetzt auch endlich etwas mit dem Kind anfangen können”. Reifung und wachsende Neugier machen das Baby sozialer und aktiver. Es ist nicht mehr so stark damit beschäftigt, mit dem Wechsel aus der Fruchtwasserumgebung hinein in diese Welt zurechtzukommen, sondern hat richtig Lust auf seine Umgebung, die es mit Ohren, Augen, Händen und Mund stetig besser erkunden kann.

Aber es gibt nicht nur Wonne und Sonnenschein: Unter Umständen können sich auch erste Ängste bei Trennungen von der primären Bezugsperson oder beim Kontakt mit Fremden und Fremdem zeigen. Allerdings äußert das Kind diese Sorgen noch subtil. Durch starke Gefühlsäußerungen, nicht deutlich, in dem es die Arme ausstreckt oder klammert. Das kommt erst später.

Es erwartet dich also vermutlich leichter Seegang bei bestem Sonnenschein!

image Denken und Wahrnehmen

Dein Baby kann seine Umwelt immer besser wahrnehmen, allerdings noch ohne sie wirklich zu begreifen. „Wieso zeigt mir die Person diesen Ball? Aber hübsch sehen sie aus, beide. Und was ist das für ein klebriges Gefühl an dem Ding in meinem Mund? Warum sagt die Stimme immer „Greifring” dazu?”

Nein, so differenziert kann dein Kind natürlich noch lange nicht denken, aber die Sätze veranschaulichen dir, dass da noch ein großes Wirrwarr vorherrscht. Denken und Fühlen sind sehr eng verknüpft.

Welchen Zweck irgendwelche Handlungen oder Gegenstände haben, ist deinem Baby noch lange nicht klar. Es nimmt einfach nur auf: Reiz um Reiz um Reiz. Und lernt mit jedem Mal. Es spürt: „Das ist gut, das ist spannend, das ist neu, und das da ist ganz fürchterlich!”

Was kann dein Baby schon?

Gedächtnis

Das Gehirn deines Babys begreift jetzt wiederkehrende kleine Abfolgen noch besser und merkt sie sich auch länger. Zum Beispiel, dass nach dem Ablegen auf dem Wickeltisch die Wärmelampe angeht und das Mobile losdreht. Oder dass der krabbelnde Papa auf der anderen Seite vom Sofa wieder erscheint, wenn er auf der einen Seite dahinter verschwunden ist. Das Kurz- und Langzeitgedächtnis lösen im Baby bestimmte Erwartungen aus, wenn es eine Situation wiedererkennt. Manche davon verschwinden rasch wieder, wenn das Erlebnis sich nicht wiederholt, aber einige bleiben schon ein bis zwei Wochen präsent.

Abweichungen von Bekanntem hingegen sind noch total überraschend: Lässt du einen Ball fallen, erwartet dein Baby, dass er wie die Rassel und der Teddy am Boden liegen bleibt. Prallt er aber ab und springt wieder empor, kann das für einen lauten Lacher sorgen. Hüpfende Kinder haben oft einen ähnlichen Effekt. Probiere es mal aus.

Diese Erwartungshaltungen und vieles mehr erklären sich dadurch, dass die Wahrnehmung, aber auch die Möglichkeiten des Gehirns immer besser werden. Deutlich zu merken ist dabei, dass sich die Sinne deines Babys andauernd intensiver miteinander vernetzen. Hören und Sehen gehen jetzt zum Beispiel recht eindeutig und rasch Hand in Hand.

Verschwindet etwas aber aus dem Blick- und Tastfeld, ist es für dein Kind jetzt meistens noch unwiederbringlich verschwunden. Bei einem Ball, der in den Flur kullert, ist das häufig relativ egal. Dann wendet es sich einem anderen Gegenstand zu. Verschwindest du oder eine andere Bezugsperson, ist es hingegen irritiert und vielleicht sogar verunsichert. Gehst du also aus dem Raum und dein Baby meckert, denkt es, du wärst gänzlich weg. Durch das Schimpfen äußert es, dass es dich vermisst und unsicher ist. Richtiges „Fremdeln” ist das noch nicht. Das wird oft verwechselt.

Gegen Ende des ersten Lebenshalbjahres siehst du hier wahrscheinlich einen großen Fortschritt, der wieder mit Erlerntem und Erwartungen zu tun hat: Kuckuck-Spielen funktioniert. Dein Baby hat sicher verstanden, dass du hinter dem Tuch, dem Sofa, deinen Händen oder einem anderen guten Versteck verschwunden bist und wieder hervorkommst.

BEHUTSAMES VERSTECKEN

Wenn du dich für dein Baby verstecken möchtest oder ihm kurz etwas über das Gesicht legen magst, um zu spielen, nutze zunächst lieber transparente Stoffe. So kann dein Kind langsam lernen, was da vor sich geht, und bekommt keine (wenn auch nur sekundenlange) Angst. Sollten größere Kinder mit deinem Baby ein Kuckuck-Spiel machen wollen, achte darauf, dass der Babykopf und die Atemwege nicht zu lange abgedeckt werden. Das ist auch eine schöne Aktivität für Geschwisterkinder.

Fühlen

Das Erspüren der Welt mit allen Sinnen bleibt weiterhin tagtägliche Aufgabe für dein Baby. Mund und Hand sind hierbei die wichtigsten Helferlein. Beide erkunden alles, was ihnen angeboten wird. Zunge und Lippen lutschen, saugen und nehmen Oberflächen und Temperaturen wahr, wofür wir Großen Hände und Augen nutzen würden. Die Mundregion deines Babys ist aber so sensibel, dass es damit immens viele Eindrücke seiner Umwelt einsammeln kann. Die Hände sind nun häufiger geöffnet, können dank zielsicherer Armbewegungen beispielsweise immer besser an ein von oben angebotenes Spielzeug fassen oder auch über dem Babybauch zueinanderfinden.

Die Haut am ganzen Körper bleibt ebenfalls ein wichtiges Sinnesorgan. Besonders wenn dein Baby nackt sein kann, spürt es sich, die Lage seiner Körperteile und andere Menschen intensiv, und du kannst ihm mit Berührungen, Massagegriffen und Streicheleinheiten Nähe und Sicherheit schenken.

Dein Baby profitiert jetzt davon, wenn du ihm Gegenstände mit ganz unterschiedlichen Oberflächen anbietest. Achte nicht auf Spielzeuge in verschiedenen Farben und Formen, sondern eher darauf, ob sie glatt, rau, weich, hart, kühl, warm und so weiter sind. Das ist spannend für Mund und Hände.

Hören und Sprechen

Dein Baby lernt bis zum Ende des ersten Lebenshalbjahres stets richtig festzustellen, woher ein Geräusch kommt. Es wird sich eindeutiger mit dem Körper oder mit dem Kopf und den Augen der Tonquelle zuwenden. Wenn es sehr erschöpft ist, wird es das auch mal lassen. Mach dir keine Sorgen! Ist es richtig gut drauf, antwortet es Tönen dafür auch immer öfter, besonders wenn es sich um menschliche Sprache handelt. Wenn du genau darauf achtest, kannst du vielleicht sogar feststellen, dass es sich auf gesprochene Sätze besonders intensiv konzentriert und verschiedene Stimmen immer besser unterscheiden kann.

Sprache begegnet deinem Baby im Alltag ständig, besonders viel Spaß macht sie weiterhin gereimt und gesungen sowie verbunden mit Gesten. Töne, Hören, Sehen und Bewegung kommen hier zusammen, und immer wenn du mehrere Sinne ansprichst, ist das super. Also zeig deinem Baby Fingerspiele und singe oder dichte etwas, wenn du es wäscht oder wickelst.

ERSTE SUCHSPIELE

Die ersten Sätze, die viele Babys bis zum Ende des ersten Lebensjahres verstehen, sind Fragen, die mit „Wo ist?” beginnen. Dabei wirst du in der Regel immer ähnlich vorgehen: Schau dich um, suche, finde, zeige und benenne. Das kann dein Baby wieder als typische Abfolge begreifen und hat dann rasch klare Erwartungen, was auf die Wo-Frage folgt, ohne sie wirklich inhaltlich verstehen zu können. Probiere es anfangs am besten mit wenigen immer gleichen Dingen oder Personen aus.

Die Sprache deines Babys ist noch sehr bunt: Mit Spucke und Lippen lässt es noch immer Bläschen sprudeln, aus dem tiefen Schreien werden Brabbellaute, fröhliches Jauchzen kann uns faszinieren und manchmal krächzt und räuspert sich das Baby tief im Hals. Es probiert sich aus, reagiert auf klangliche Reize und bekommt so nach und nach immer mehr Kontrolle über seine Äußerungen. Sogar das Babyschreien wird immer komplexer und differenzierter.

Manchmal fehlen dir aber wahrscheinlich die Nerven, das Schreien genau zu entschlüsseln. Und weiβt du was: Das ist normal.

Bis zum Ende des ersten Lebenshalbjahres entwickelt dein Baby seine eigene Sprache, baut immer längere Lautketten, lallt identische Silben hintereinander weg und verdoppelt vielleicht schon eindeutig Silben, sodass man manchmal meinen kann, da sei schon ein „Mama” oder „Papa” zu hören gewesen – aber leider noch immer ziemlich sinnfrei.

Hast du das Gefühl, dein Kind wird eher stummer als gesprächiger, muss dich das auch nicht gleich erschrecken. Das kommt bei einigen Kindern vor und ist oft nur eine Pause, in der vielleicht das Lauschen oder auch das Gucken oder die Motorik relevanter sind. Macht es dich sehr unsicher, kontaktiere die kinderärztliche Praxis.

Sehen

Neu ist, dass dein Baby endlich auch Blautöne gut erkennen kann. Damit wird die Welt gleich viel spannender, aber auch aufregender. Dein Baby sollte jetzt nicht mehr Schielen. (Lass das ärztlich abklären, wenn doch.) und immer aktiver an der Welt teilnehmen. Dabei wird dir auffallen, dass nicht nur die Sinne immer besser verknüpft sind, sondern auch die Hände immer mehr können, wenn du mit deinem Baby Zeit verbringst:

Sein Blick verfolgt Gegenstände oder Menschen in ihrer Bewegung, beispielsweise wenn es sie zuerst nur gehört hat.

Immer wieder richten sich auch der ganze Körper oder nur Kopf, Hände oder Füße mit in die Richtung aus, in der etwas Spannendes vor sich geht.

Manchmal kannst du sogar beobachten, dass der Blick deines Babys deinem folgt, wenn du zum Beispiel etwas sehr begeistert oder angeekelt anschaust, obwohl es selbst noch gar nicht entdeckt hatte, um was es geht. Aber dein Gefühl macht es neugierig.

Und dein Baby kann zuverlässiger und zielgerichteter nach dem greifen, was es sieht und interessant findet. Die Hand-Augen-Koordination ist gereift.

Menschliche Gesichter üben die stärkste Faszination auf Babys aus, denn sie brauchen andere, ihnen wohl gesonnene Menschen zum Überleben. Darum sind spiegelnde Oberflächen jetzt ein grandioses Spielzeug. Du kannst mit deinem Baby im Stehen euer Spiegelbild betrachten oder ihm liegend einen Hand- oder Ganzkörperspiegel anbieten, den es in Bauchlage bewundert, während es sein Köpfchen hochhält.

GEMEINSAM IN DIE BAUCHLAGE

Wie lange ein Baby das schafft, ist sehr unterschiedlich. Hat deines grundsätzlich Freude am eigenen Anblick im Spiegel, aber will die Halsmuskulatur noch nicht so recht mitspielen, kannst du ihm helfen: Platziere es in Bauchlage auf deinem Unterarm, während du neben ihm liegst und ihm gut zureden kannst. Dein Arm befindet sich auf seiner Schulterhöhe, die Arme deines Babys liegen über deinem Arm. So hilfst du ihm, die Lage zu stabilisieren, und schenkst eine Extraportion Nähe. Tolle Spielzeuge kannst du außerdem erschaffen, wenn du Pappen, Becher, Bretter oder Ähnliches mit Spiegelfolie verzierst, sodass dein Baby davor oder darauf liegen kann.

Dein Baby kann bekannte Bezugspersonen jetzt immer besser erkennen und von anderen Menschen unterscheiden. Das gelingt ihm, weil Folgendes immer besser zusammenspielt:

die wachsende Sehfähigkeit

die gemeinsame Nutzung beider Augen (statt schielend getrennt)

das steigende Denkvermögen

Außerdem hilft ihm das Sehen zusammen mit den Spiegelneuronen dabei, die Gefühlsreaktionen dieser Bezugspersonen immer besser einzuschätzen. Das heißt, deine Freude kann es anstecken, deine in Mimik und Gestik erkennbaren Ängste aber auch.

Schmecken und riechen

Geschmacksknospen hat dein Baby ja längst, aber sie sind noch immer nicht vollständig ausgebildet. Es lernt die Vielfalt der Aromen ganz langsam genauer kennen. Süße bevorzugte es schon im Bauch, aber jetzt mag es auch Salziges.

Dabei benötigt es noch keine Abwechslung, auch wenn einige Menschen um dich herum oder auch du selbst vielleicht ungeduldig werden und es gerne von bestimmten Köstlichkeiten probieren ließen. Doch Milch ist weiterhin super.

BEIKOSTREIFE

Auf den Breigläschen im Supermarktregal und oft auch in kinderärztlichen Praxen wird Zufüttern ab dem vollendeten vierten Monat (oder fünften Monat) empfohlen. Das liegt daran, dass viele Mütter nicht mehr so lange stillen und es für die Verdauung eines Babys aber hilfreich ist, wenn es die Beikost parallel zur Muttermilchgabe kennenlernen darf. Notwendig ist ein so früher Start ansonsten nicht und oft ist er auch eher mit Frust verbunden, weil das Baby motorisch noch gar nicht bereit dafür ist.Allein Allergieprävention ist noch ein Pro-Argument.

Achte auf die Beikostreifezeichen:

Kann dein Kind angelehnt sitzen?

Kann es sich selbst gezielt etwas in den Mund stecken oder nur aus Versehen?

Hat es echtes Interesse an Lebensmitteln oder nur am Erkunden verschiedener Dinge?

Ist der Zungenstreckreflex verschwunden oder drückt es einen Löffel noch aus dem Mund heraus?

Hast du mit der Beikost begonnen, aber ein sehr uninteressiertes Baby, dann gib ihm noch Zeit und versuche es nochmal nach zwei, drei Wochen Pause. Irgendwann wird dein Kind so weit sein.

Oft heißt es, ein Baby, das auf einmal häufiger Milch einfordert, würde nicht mehr satt und bräuchte umgehend Beikost. Diese Veränderung kommt aber meist durch einen Wachstumsschub und es holt sich einfach mehr Kalorien. Du musst nichts verändern. Beikostmengen in der Kennenlernphase sind in der Regel so gering, dass es mit ihnen stressiger ist als mit Mutter- oder Pre-Milch, dem Kind die Kalorienmenge zu geben, die es jetzt braucht.

Beim Riechen ist dein Baby nach wie vor ein Sensibelchen: Parfümierte Menschen oder auch Wäschestücke können Irritationen auslösen und sind manchmal der eine Reiz, der das Fass zum Überlaufen und dein Baby zum Schreien bringt. Achte einfach weiterhin darauf, zu starke Gerüche zu vermeiden, wenn dein Kind hier sehr sensibel reagiert. Eventuell gewöhnt es sich aber auch langsam gut daran, zum Beispiel an starke Kocharomen, denn bei vielen Babys sinkt die Irritierbarkeit jetzt ein wenig.

Kontrolle und Konzentration

Dass dein Baby nun zunehmend die Eindrücke miteinander verbindet, die es über seine verschiedenen Sinne wahrnimmt, ist eine tolle Leistung. Damit gewinnt es nach und nach Kontrolle über sich und kann sich mit dir und anderen verständigen. Kannst du schon deutliche Unterschiede feststellen? Warte ab, es wird immer besser.

Diese Reifung der Sinne führt nicht nur dazu, dass dein Baby jetzt besser handeln und spielen kann, sondern auch, dass es von nun an super aufnahmefähig ist. Es ist ein „kompetenter Säugling” geworden, der sich auch schon phasenweise auf einen Reiz konzentrieren kann, um den Sinneseindruck richtig in sich aufzunehmen. Bei größeren Kindern spricht man gern vom „Flow”, in dem sie manchmal stecken, wenn sie ganz in ihrer Spielwelt aufgehen und nicht anderes mitbekommen. Die Anfänge davon kannst du jetzt schon wahrnehmen. Unterbrich dein Baby in solchen Momenten, wenn möglich, nicht.

Nachahmung

Dass du bei einem so kleinen Kind schon Vorbild bist, hast du wahrscheinlich auch nicht gedacht?! Aber Nachahmung ist nicht erst wichtig, wenn es später um Teilen, richtiges Streiten oder ums Bedanken geht, sondern schon jetzt: Wie ist dein Tonfall, wie deine Mimik, deine Zugewandtheit? Dein Baby kann das jetzt noch nicht bewusst imitieren, aber ein liebevoller Umgang prägt. Oh, und natürlich sind weder ab und an ein lautes Schimpfen noch ein trauriges Weinen von dir schädlich. Alle Gefühle sollten bei euch stattfinden. Trotzdem kann es bei euch in der Familie grundlegend liebevoll zugehen.

Umgebung

Nach und nach wird immer relevanter, was um dein Baby herum passiert, besonders die folgenden zwei Dinge sind interessant: die Gegenstände in seinem Blickfeld und die Räumlichkeit um dein Kind herum – drei Dimensionen! Sein Interesse daran besteht ganz von selbst. Diesen Bereich kannst du simpel fördern, indem du ihm immer wieder andere Dinge zugänglich machst, die ungefährlich sind. Eigentlich ist alles Spielzeug. Spielen ist Lernen und Entdecken. Räumliche Tiefe kann dein Kind gut erfahren, wenn du es über deinen Kopf hebst, Fliege- und Tanzspiele machst oder beispielsweise ein Bälle- oder Kissenbecken nutzt, in dem es durch die Gegenstände die Grenzen seines Körpers erfahren kann. „Propriozeption” heißt dieses oft auch als sechster Sinn bezeichnete Wahrnehmungsgebiet: Der kleine Mensch lernt nach und nach wo er sich im Raum befindet, wo andere Menschen und Dinge in Beziehung zu ihm sind und wie er sich deshalb bewegen sollte.

LICHT- UND SCHATTENSPIELE

Manche Babys lieben es – fast wie eine Katze – wenn sie in einem seitlich liegenden Karton oder in einem Spielzelt sein können, um in einer Mischung aus Helligkeit und Dunkelheit eine spannende, tiefe Umgebung zu erkunden. Meist brauchen sie aber die Nähe einer Bezugsperson bei so einer aufregenden Entdeckungstour – und manche Babys gruselt so ein Ort auch noch oder die Reize sind zu intensiv. Starte daher behutsam, wenn ein Bällebad oder ein Höhlenaufbau zum Beispiel in einem Kurs angeboten werden.

Was kannst du noch tun?

Versuche nicht zu viel nachzudenken über dein Tun. Wenn du mit deinem Baby einen ganz normalen Alltag lebst, immer wieder den Blickkontakt zu ihm suchst und viel redest, singst und lachst, ermöglichst du ihm eine gute Atmosphäre, in der es seine Wahrnehmung trainieren und seine Denkfähigkeiten wunderbar erweitern kann. Wenn du spürst, dass es eine interessierte, aktive Phase hat – und die werden jetzt immer länger – nutz sie zum Austausch und Spielen. Leg dich mit auf den Boden, versuche mal die Bewegungen nachzumachen, die dein Baby jetzt schon kann, und sei einfach nah, denn in dieser Sicherheit fällt Lernen am leichtesten.

Außerdem kannst du dein Baby in verschiedene Positionen bringen, damit es sich im Raum gut wahrnehmen kann:

Halte es unter seinen Achseln aufrecht und lasse seine Füße den Boden spüren, sodass es sich hopsend abstoßen kann.

Lasse es wie ein Flugzeug in Bauchlage auf deinem Arm liegend durch die Wohnung sausen.

Lasse es an dich gedrückt über deine Schulter schauen und so vielleicht auch mit anderen Erwachsenen kommunizieren. Dann ist es bei dir sicher, aber trotzdem in einer anderen Position, um zu entdecken und zu interagieren.

Lege dich auf den Rücken, zieh die Beine an und lege dein Baby in Bauchlage auf deine Unterschenkel, sodass es dich sehen kann. Halte es wieder unter seinen Achseln, während du deine Beine vorsichtig bewegst und es in dieser Stellung fliegen lässt. (War das Baby bei dir im Bauch, ist das gleichzeitig als Beckenbodentraining für dich prima.) Direkt nach dem Essen ist das allerdings nicht so ratsam, wenn du vermeiden möchtest, dass die Milch wieder rauskommt!

Aber du musst nicht nur anregen und helfen – du solltest auch für Pausen sorgen. Was erlebt wurde, muss dein Baby verarbeiten können. Und dir tun geschlossene Augen und Nichtstun ganz bestimmt ebenfalls gut. Zusammen dazuliegen ist auch Begleitung.

SCHÖNE UND SIMPLE SPIELMATERIALIEN FÜR ZU HAUSE

Fülle einen leicht aufgepusteten Luftballon mit wenigen trockenen Erbsen, Linsen oder Reiskörnern. Nicht zu voll, sonst wird es am Babyohr sehr laut. (Lass dein Kind nie mit einem Ballon allein, denn Stücke von einem geplatzten Exemplar können in den Mund und Hals gelangen.)

Nutze alles, auf dem ein Gesicht ist. Ein wasserfester Stift ist eine gute Investition, um Ballons, Wasserbälle und mehr zu verschönern.

Besorge Federn, Massagehandschuhe oder Tücher zum Streicheln und Kitzeln. Später können diese Dinge auch in eine Verkleidungskiste wandern.

Nutze Igelbälle zum Massieren, Fühlen und Lauschen. Sobald dein Kind seine Hände gezielt nutzen kann, sind diese Bälle die einfachsten, um sie gut festhalten zu können.

Besorge Rasseln, eventuell auch als Armbänder für Handgelenk oder Beinchen. Sie helfen deinem Baby super dabei, langsam zu verstehen, dass es selbst etwas bewirken kann.

Nutze Handschuhe (z. B. aus dem Gartenbedarf), an deren Fingerspitzen du selbst Bänder oder Glöckchen annähst. Wasch die Bänder vorab einmal aus, damit sie beim Anlutschen durch dein Baby keine Farbe abgeben, und nähe kleine Klingeln extra fest an.

image Gefühle und Miteinander

Du merkst bestimmt, dass dein Baby immer wacher wirkt. Auch seine Gefühlsäußerungen wirken inzwischen wahrscheinlich oft klarer für dich und ihr könnt immer stärker in ein echtes Miteinander gehen. Seine Körpersprache ist ihm ein wichtiges Kommunikationsmittel, das dir immer vertrauter sein dürfte. Aber Achtung: Auch die fordernden Gefühle können hierbei langsam an Kraft gewinnen.

Hör mal genau hin und beobachte dein Baby: Es kann schon jetzt unterschiedlich lachen. Kurz, länger, genussvoll oder eher ungesteuert und fast so, dass es kein Ende findet. Es zeigt dir offen, wie es sich fühlt. Diesen letzten Satz nimmst du dir am besten mit in die Momente, in denen dein Kind andere Gefühle zeigt. Denn Angst oder Wut gelten gemeinhin zu Unrecht als „schlechte Gefühle”. Wenn du diese Sichtweise verinnerlicht hast, werden solche Emotionen dich eher anstrengen, obwohl dein Kind dabei dringend deine Begleitung benötigt und obwohl es wichtig ist, dass kein Gefühl verborgen wird. Das Mantra „Es zeigt mir offen, wie es sich fühlt” kann dich bei Ärger, Furcht, Angst, Erschöpfung und vielem mehr erden.

Was kann dein Baby schon?

Freude

Endlich, endlich kann dein Baby nicht nur lächeln, sondern richtig laut lachen. Das zeigt, dass es ihm gut geht oder dass irgendetwas es total überrascht hat, und vor allem, dass dein Baby lustvoll an deinem Leben teilnimmt. Die Freude erleichtert dir ganz bestimmt an vielen Ecken den fordernden Alltag, denn sie erinnert dich direkt daran, welche Verbindung zwischen euch besteht: Da ist ein Band aus viel Liebe und Sympathie; da ist ein Menschlein, das noch viel Unterstützung braucht, aber auch weiß, dass es die bei dir bekommt.

Wie in allen Beziehungen kann ein herzliches Lachen auch hier Unwohlsein und Unsicherheiten beruhigen sowie Stress herunterfahren – beim Kind und bei dir. Lach mit. Nimm dir die Zeit für diese Momente. Das ist viel wichtiger und nachhaltiger als ein Küchenboden, der nicht klebt.

Ängste

Auf Grund seines Denkvermögens kann ein Baby noch keine Ängste haben wie größere Kinder oder Erwachsene. „Wenn das passiert, dann könnte jenes daraus folgen. Hilfe!” – solche Sorgen kann es sich zum Glück noch nicht machen. Nur ganz konkrete Geschehnisse können Angst hervorrufen und entsprechende Reaktionen im Baby auslösen, zum Beispiel:

ein unerwartetes Geräusch

eine plötzliche Bewegung

ein grelles Licht

ein heftiger Schmerz

ein unbekanntes Gesicht

eine seltsam kratzige Stimme

das Gefühl, irgendwo herunterzuplumpsen, obwohl man getragen wird,

Auch deutliche Angst einer Bezugsperson kann ansteckend wirken.

Kurz: Ungewohntes kann beängstigend sein, denn dein Baby fühlt sich sofort unwohl und braucht Sicherheit. Ihm ist unbewusst klar, dass es vom Angstauslöser weg muss, aber das nicht allein schafft. Das zeigt es dir durch Schreien, Klammern, Zucken, Schwitzen oder auch Abwenden. Nimm das ernst, jetzt und später. Angst ist real. Im Körper können Hormone und das Nervensystem den Herzschlag oder die Atmung und vieles andere beeinflussen. Das kennt dein Baby noch nicht und reagiert gestresst. Es braucht eine unterstützende Bezugsperson, die dafür sorgt, dass der Angstauslöser verschwindet und der Babykörper zurück in einen entspannten Modus kommen kann. Du kannst tragen, kuscheln, summen, singen, erzählen, trösten, streicheln. Das heißt:

Du musst Nähe geben, um mit deinem Baby die Situation zu bewältigen.

Du musst nicht dafür sorgen, dass es niemals in eine beängstigende Situation kommt. Denn in Watte gepackt lernt man nichts.

Aber du musst auf gar keinen Fall extra beängstigende Situationen schaffen – die kommen von ganz allein.

Hast du den Eindruck, dein Baby hat bereits am Ende des ersten Lebenshalbjahres manchmal Angst, weil eine enge Bezugsperson den Raum verlässt? Oft geht das erst etwas später los, aber manchmal kann das tatsächlich schon jetzt der Fall sein und sogar auch nächtliches Aufwachen herausfordernder machen. Genaueres erfährst du im Abschnitt zum Fremdeln in Kapitel „Expedition wagen – Das dritte Vierteljahr: Gefühle und Miteinander” (S. 127). Ist dein Kind früher dran, heißt das nicht, dass etwas an ihm oder deiner Begleitung falsch ist, auch wenn dir das möglicherweise jemand vorwirft. Merk dir einfach das Grundlegendste dazu: Dein Baby benötigt jetzt Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit!

Wut

Wut? Jetzt schon? Geht das nicht erst im Kindergartenalter los? Nein, leider nicht. Dein Baby kann schon jetzt in eine Situation geraten, in der es sich nicht wohlfühlt, etwas verändern möchte, aber das nicht schafft. Und das erzeugt Unmut. Liegt es auf dem Bauch und kommt nicht zurück auf den Rücken? Drückt ihm ein Hosenknopf unangenehm in den Magen? Sind die Hände klebrig? Schmerzen in den Kiefer einschießende Zähne? Das überfordert, ärgert, macht zurecht wütend und hilflos. Zum Glück bist du da!

Beruhigen

Die bisher geschilderten Gefühle, und weitere, bringen dein Baby in eine körperliche Erregung. Sowohl beim Lachen als auch bei Angst und Wut benötigt es Hilfe, um wieder entspannen zu können, sogenannte Co-Regulation. Denn es wird noch lange dauern, bis es in der Lage ist, seine Anspannung selbst aufzulösen.

Deine Ruhe wird seine Ruhe! Das ist der erste Schritt dahin, dass dein Kind guten Stressabbau lernt.

Wie viel und welche Unterstützung es sein muss, ist individuell verschieden und du kannst dein Baby auch an bestimmte Strategien gewöhnen. Manchmal können Babys eine Beruhigungsart so gut annehmen, dass sie schon beim ersten Ansatz entspannen, zum Beispiel wenn sie die Spieluhr nur sehen, die gleich spielen wird.

Reize kann man nicht aussperren und das wäre auch gar nicht sinnvoll. Vorbeugend solltest du nur darauf achten, dass es möglichst nicht so oft zu viele auf einmal werden, die auf dein Baby einprasseln. Laut, fremd, grell, dazu Hunger und Übermüdung – puh, das kann mal passieren, aber es sollte die Ausnahme bleiben.

REIZE WERDEN SCHNELL ZU VIEL

„Wir machen einfach alles so weiter wie vorher, nur dass wir jetzt das Baby mitnehmen!” Das haben sich schon viele Eltern gedacht, aber die meisten fallen damit auf die Nase. Denn wir sehen die vielen Reize gar nicht, die unser Baby in der Masse sehr stressen können. Da muss man ein bisschen herumprobieren.

Beispielsweise stört es manche Babys schon, wenn zusätzlich zum Brummen der Spülmaschine und zum Reden der anwesenden Menschen noch Musik aus dem Radio kommt. Ist dein Kind sehr unentspannt, überlege, was dein Baby in seiner Umgebung alles sehen, hören, fühlen oder riechen kann: Welche Reize sind in eurem Alltag, die du kaum noch wahrnimmst, aber dein Baby dafür umso mehr? Und welche davon kannst du ausschalten?

Kontakte

Die Frage, ob ein Baby Umgang mit Gleichaltrigen und anderen Menschen braucht, treibt Eltern und ihr Umfeld immer wieder um, nicht zuletzt im Zuge der Corona-Pandemie. Hier gibt es einen Unterschied zwischen „notwendig” und „förderlich”. Kein Baby leidet, wenn es keine Krabbelgruppe besucht, aber mit seinen engsten Bezugspersonen abwechslungsreiche Tage in sicherer Geborgenheit erleben darf.

Ja, diese Kontakte können euch guttun. Passen Kurse oder Einzeltreffen zu euch: Dann los! Die Babys mögen sich schon anschauen und auch berühren. Interaktion mit anderen Personen in jedem Alter ist anregend, denn dein Kind weiß inzwischen, dass Gegenstände und Personen etwas Unterschiedliches sind, und vor allem lächelnde Gesichter ziehen es an (auch das eigene im Spiegel). Dein Baby kann jetzt erste Kontakte knüpfen, sucht Blickkontakt, fremdelt oft noch nicht, „redet” mit einem anderen Kind oder Erwachsenen und lächelt häufig andere Menschen an. Es ist durch und durch sozial interessiert. Nur je nach Temperament kann ein Baby hier auch zögerlicher sein als andere. Stressen euch solche Zusammentreffen, dann mach dir keinen Kopf, dass du dein Baby „isolierst”. Es braucht seine Bezugspersonen und normale zwischenmenschliche Interaktionen, die es erlebt, wenn ihr das Haus verlasst zum Spazieren oder Einkaufen, gerne natürlich auch im Rahmen der (Groß-) Familie oder Wahlverwandtschaft. Alles andere wäre nur ein Sahnehäubchen – der eine mag es, die andere eben nicht. Gleichaltrige Spielkameraden sucht sich dein Kind erst viel später!

Erinnerst du dich an den Begriff zu Beginn dieses Kapitels: Wonnealter? Das könnt ihr nutzen, um vor allem für dich als Begleitung Kontakte und Entlastung zu ermöglichen. Ist dir nicht ständig nach vielen Menschen, ist das aber auch okay und schadet deinem Baby nicht.

Aufmerksamkeit

Das ist ein schwieriger Begriff, weil er oft als etwas Schlechtes empfunden wird, obwohl er das nahezu nie ist.

Jeder von uns sucht und braucht Aufmerksamkeit. Wir sind soziale Wesen und möchten interagieren.

Spüren wir, dass wir zu wenig beachtet werden und haben wir noch keine Art gelernt, auf gute Weise um Aufmerksamkeit zu bitten, werden wir unter Umständen unangenehm auffällig. Das ist aber immer nur Kommunikation – nichts Schlechtes also. Mit Babys und kleinen Kindern ist die Kommunikation hier oft anstrengend, weil sie für uns manchmal noch zu unklar handeln. Dann müssen wir Großen lernen, besser „hinzuhören”.

Dein Baby zeigt jetzt deutlicher, wann es Aufmerksamkeit möchte und nicht allein sein mag: zum Spielen oder auch zum Trösten. Es dreht sich zu dir hin oder setzt seinen Tonfall gezielter ein, um dir zu signalisieren: „Komm her!” Das ist in der hohen Dosis vielleicht fordernd, aber im Grunde so positiv. Mach dir das immer wieder bewusst.

Nimm den Wunsch nach Aufmerksamkeit ernst, aber vergiss dich nicht dabei: Geh duschen, winke und singe, wenn es meckertaber geh duschen, wenn du das brauchst!

Dein Baby kann auch selbst deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken als vorher: Durch die immer bessere Verknüpfung der Sinne kann es länger ins Miteinander mit dir oder anderen gehen. Wonnealter eben! Oh, schau mal hin: Du magst es auch, wenn es dir seine Aufmerksamkeit schenkt. Das ist in keine Richtung etwas Negatives.

Langeweile

Dass größere Kinder sich langweilen, wenn Eltern telefonieren müssen, ist eine klassische Situation, die du sicher irgendwann erwartest. Aber dass auch ein Baby sich schon langweilen kann, hast du vielleicht gar nicht gedacht? Doch jetzt, wo dein Kind immer aufmerksamer ist, kann es auch spüren, dass ihm gerade Anregungen fehlen. Ein regulationsschwaches Kind wird rasch deine Hilfe einfordern, beispielsweise durch Schreien. Ein regulationsstarkes hingegen hat bereits jetzt eigene Mittel zur ersten Hilfe: Es nutzt seine Hände oder seine Stimme. Die Hände sind immer da und wunderbare Spielzeuge, die man angucken, anfassen und sogar anlutschen kann. Und Stimmbänder, Lippen & Co. können faszinierende Töne erzeugen. Manchmal klingt es dann so, als habe sich dein Baby verschluckt oder sei besonders unglücklich. Aber höre erst mal in Ruhe zu, ob das nicht einfach nur ein Herumprobieren ist, weil gerade andere Anregungen fehlen.

Schlafen

In Babykursen ist das Schlafen am Ende des ersten Lebenshalbjahres immer mehr Thema, denn vier, fünf, sechs Monate gestörte Nachtruhe sind schon eine Hausnummer. Einige wenige Babys schlafen jetzt schon ganz okay und vielleicht sogar im eigenen Zimmer. Wenn deines nicht zu dieser Gruppe gehört ist, ist es keine Ausnahme und hat sehr wahrscheinlich keine Schlafstörung, sondern ist einfach ein normales Baby. Die Fakten:

Über drei Viertel der Säuglinge wachen nachts regelmäßig auf.

Durchschlafen heißt nicht von 19:00 bis 9:00 Uhr, sondern sechs Stunden am Stück ohne Hilfe zu benötigen. Das kann zum Beispiel zwischen 18:00 und 0:00 Uhr sein oder auch zwischen 23:00 und 5:00 Uhr. Und selbst wenn dein Baby das schafft, wird es wahrscheinlich noch eine Weile nicht jede Nacht durchschlafen. Auch das ist normal.

Positiv ist, dass dein Baby seine Hauptschlafenszeit jetzt längst in die Nacht gepackt hat. Freu dich darüber, denn das ist schon ein erster Schritt hin zu gemeinsamen ruhigen Nächten.

Babyhirne brauchen Nahrung und das meist auch nachts. Weder häufiges Trinken am Tag noch der Beikoststart garantieren, dass dein Baby nachts keine Milch mehr braucht. Das ist bei jedem Kind verschieden. Schaue auf das Babybedürfnis. Es gibt keine seriöse allgemeingültige Angabe dazu, wann ein Kind nachts keine Nahrung mehr benötigt.

Schlaf braucht Geborgenheit, egal in welchem Alter. Für die meisten Babys heißt das: Eine Bezugsperson muss in der Nähe sein. Das ist nicht anerzogen, sondern evolutionär bedingt. Ob du das mit einem Familienbett oder anders löst, ist deine Entscheidung.

Werden Babys vor Hunger wach oder durch das Gefühl fehlender Nähe, schaffen es die einen, mit Milch und Zuwendung sofort wieder in den Schlaf zu finden, die anderen nicht. Das ist Typsache und jetzt nicht zu ändern. Die Reifung von Psyche und Regulationskraft braucht Zeit.

Erste Hilfe können oft zwei Gedanken bringen: Zum einen gibt es deinem Baby Sicherheit, wenn es die Situation beim Wachwerden so wiedererkennt wie beim Einschlafen. Da geht viel über Geruch und Wärme. Vielleicht können ein Shirt von dir und ein Kirschkernkissen helfen. Zum anderen wachen Babys nach dem ersten Einschlafen am Abend häufig etwa 20–30 Minuten später noch einmal auf, zum Sicherheitscheck. Wenn du das miteinkalkulierst und da bist, kannst du unmittelbar reagieren und verhinderst wahrscheinlich, dass es richtig wach wird und du es erneut lange in den Schlaf begleiten musst.

Hilf deinem Baby dabei, in den Schlaf zu finden, abends und nachts, und zwar auf dem Weg, der für dich jetzt gerade am angenehmsten und für dein Kind hilfreich. Ist es Stillen? Ist es Tragen? Ist es Hopsen auf einem Sitzball? Ist es Summen, während ihr gemeinsam auf einer Matratze am Boden liegt? Ist es ein Schnuller? Egal. Wichtig ist, dass deine Methode hilft und dass auch du so ganz okay durch die Nacht kommen kannst. Und wenn du irgendwann an den Punkt kommst, an dem du glaubst, es so nicht mehr zu schaffen, dann kannst du dein Vorgehen sanft ändern.

Hast du das Gefühl, das Thema Schlaf ist euer familiärer Dauerbrenner, dann hol dir noch mehr Input aus beziehungsorientierten Schlafratgebern. Wenn du noch in anderen Büchern liest, denke daran: Versprechen mit den Zusätzen „schnell und einfach” sind unseriös und sehr wahrscheinlich beziehungsschädigend.

Mehr Gedanken dazu findest du hier:

Lerne in diesem Video, warum Schlafprogramme möglicherweise der Beginn einer Beziehungsstörung sein können: https://youtu.be/eT_1FTZV5r8

Erfahre noch mehr darüber, was die negativen Folgen bestimmter Schlaftrainings sein können und wie sie heute bei Kindern konkret gemessen und dargestellt werden können: https://youtu.be/BknqZ66lXNw

Was kannst du noch tun?

Damit dein Baby möglichst viele schöne Gefühle empfinden kann, schenke ihm Aufmerksamkeit und Zeit. Verbring mit ihm Phasen am Boden auf der Krabbeldecke. Leg dich in Bauchlage zu ihm und unterhaltet euch oder schaut gemeinsam etwas an. Es ist ein Unterschied, ob du immer vor ihm sitzt oder stehst oder ob du dich auf seine Augenhöhe begibst.

Zeigt dein Baby Wut, Angst oder eine andere intensive Emotion, die ausgelebt werden muss, um wieder zur Ruhe zu finden, begleite es dabei und lass es nicht allein. Kleine Hilfsmittel zum Entspannen sind zum Beispiel:

Seifenblasen: Das Schweben, das Schillern, das Platzen ist für Babys faszinierend und wirkt fast immer beruhigend.

Fische: Ein Blick in ein Aquarium ist wunderbar beruhigend. Vielleicht gibt es ein entsprechendes Geschäft in eurer Nähe? Auch andere Tiere können ein aufgeregtes Gemüt manchmal runterfahren.

Singen: Gesungene Wörter, egal in welcher Sprache, vermögen es viel besser als gesprochene, ein Baby zu erreichen und zu entspannen. Der Gesang macht Babys aufmerksam für deine Nähe und es kann rascher runterfahren.

Tragen und jede Form von körperlicher Nähe sind in angespannten Momenten immer eine clevere Idee. Sie wirken auch in schönen Phasen vorbeugend gut und beziehungsstärkend: Streichle dein Kind mit deinen Händen oder auch mit deinem Haar. Die Berührungen, dein Geruch, vielleicht eine Melodie dazu lösen gute Gefühle aus und schenken Sicherheit. „Komm du kleiner Racker, komm auf meinen Schoß …” – solche und andere Kuschellieder und Schmusespiele verbunden mit vielen Berührungen und zugewandten Gesten verbinden euch.

image Bewegen und Entdecken

Die Muskeln deines Babys werden stärker. Auch wenn es noch nicht danach aussieht, sind die meisten seiner Bewegungen ein Training für den aufrechten Gang. Nacken, Rücken, Beine, Arme – alles wird langsam kräftiger. Du kannst das unterstützen, indem du deinem Baby die Gelegenheit gibst, sich viel frei zu bewegen, möglichst in deiner Nähe.

Sensomotorik

Das schon beschriebene bessere Zusammenspiel der einzelnen Sinne trifft auf die langsam kräftigeren Muskeln, sodass dein Baby Schritt für Schritt auf bestimmte Reize immer gleiche, sinnvolle Reaktionen zeigen kann. Irgendwann läuft es dann sogar durch den Raum, ohne anzuecken oder hinzufallen, da Augen, Muskulatur und Erfahrung zusammenarbeiten.

Symmetrie

Wenn du genau beobachtest, wirst du sehen, dass erst einmal viele Bewegungen symmetrisch vonstattengehen, beispielsweise wandern beide Hände gleichzeitig nach oben, wenn jemand deinem Baby dort ein Spielzeug anbietet. Eine der Entwicklungsaufgaben ist es, langsam auch nur eine Seite isoliert anzusteuern. Das dauert etwas, meist das erste halbe Lebensjahr, aber du kannst die Fortschritte gut beobachten.

Propriozeption

Schon im Unterkapitel über „Denken und Wahrnehmen” bist du diesem Wortungetüm begegnet. Das Erkennen der eigenen Lage im Raum und daraus resultierende Bewegungsabläufe gehören auch zum Blick auf die Motorik. In diesem Bereich übt dein Baby immer mehr, wenn es sich von sich aus bewegt. Das heißt es ist notwendig, dass dein Kind nicht nur von dir bewegt wird, sondern dass es selbst vom Bauch auf den Rücken wechseln darf, oder dass es spüren kann, wie seine Arme und Beine an einer Drehung beteiligt sind. Tücher, Kissen und Bälle sind jetzt gute Spielzeuge. Sie helfen deinem Baby, den Körper in seiner Begrenzung und Position zu spüren, wenn sie auf seine Haut gelegt werden.

Was kann dein Baby schon?

Der Kopf

Die Nackenmuskeln deines Babys werden immer stärker, sodass es seinen Kopf inzwischen eine Minute oder länger halten kann. In Kursen wird man manchmal dazu angehalten, dass Baby in die Bauchlage zu bringen und das Kopfhalten „zu trainieren”. Sei dir sicher, dass dein Baby ab und an absolut keine Lust dazu hat. Die Motivation zum Bewegen und Üben steckt in ihm selbst und kommt schon noch raus. Es braucht nur immer wieder die Chance zum freien Herumturnen auf einer Krabbeldecke oder Ähnlichem, vor allem im sicheren Zuhause. Und wenn es Spaß an der Bauchlage hat, dann kannst du das häufiger spielerisch mit ihm üben – aber nicht nach Stundenplan.

Manche Babys meckern allerdings wirklich sehr unglücklich auf dem Bauch. Sie müssen das nicht ertragen. Versuche das Spielen in dieser Position nächste Woche wieder.

DEIN BABY RICHTIG HOCHHEBEN

Denke daran, dein Baby immer seitlich hochzunehmen, wenn es auf dem Rücken vor dir liegt: Fass unter die Achseln, schieb ein paar Finger stützend in den Nacken, dreh es auf die Seite und heb es dann erst zu dir auf den Arm. Dabei müssen die seitlichen Bauchmuskeln mitarbeiten und werden gestärkt, aber der Nacken nicht zu stark gefordert.

Damit das Baby gern auf dem Bauch liegt und das Halten des Kopfes mehr Spaß als Anstrengung ist, solltest du deinem Baby bei diesem Spiel vor allem viel Nähe schenken. Leg dich auch auf den Bauch, vielleicht ihm gegenüber, und schaut euch an. Oder leg dich neben dein Kind und schieb deinen Arm unter seinen Achseln hindurch, so dass es ihn als Stütze hat und darüber schaut.

Andere Hilfsmittel sind:

eine Handtuchrolle, die wie der Arm eine Stütze sein kann

ein dünner Ordner, der unter dem Babybauch liegt

dein Bein/Unterschenkel, über das bzw. den du dein Baby legst

ein Planschbecken, bei dem das Baby auf dem nur leicht aufgeblasenen Rand liegt und das mit spannenden Dingen zum Gucken und irgendwann auch zum Greifen gefüllt ist

Schön ist auch ein Wasserball, auf dem dein Baby liegen kann. Achte darauf, dass du es nicht auf dem Stöpsel platzierst. Du kannst den Ball leicht bewegen und beobachten, was Hände und Füße machen, wenn sie den Boden berühren: Bleiben sie noch zu? Stoßen sie sich ab?

Mag dein Baby den Kopf gerne länger hochhalten, während es auf dem Bauch liegt, wirst du sehen, dass es ihn auch bewusster in die Richtung bewegen kann, wo etwas Spannendes passiert.

Viele Babys haben Spaß daran, ihren Kopf in Rückenlage anzuheben und erstaunlich lange zu halten. Jedes Kind findet da seine eigenen Vorlieben. Manche beginnen sogar in dieser Position zu robben statt klassisch in Bauchlage. Nichts davon ist besser als das andere.

Die Arme

Dein Baby kann seine Arme jetzt immer vielfältiger einsetzen:

In Bauchlage nimmt es sie manchmal vom Boden weg, hält sie seitlich hoch und lässt sie flattern, als würde es auf dem Trockenen schwimmen oder durch die Luft fliegen. Jetzt arbeiten vor allem die Rückenmuskeln.

Oft legt es die Arme angewinkelt eng am Körper ab, um sich aufzustützen.

Schritt für Schritt siehst du, wie die Muskulatur erstarkt. Zunächst sind die Arme weiter vor deinem Kind angewinkelt. Dein Baby stützt sich auf dem Ellenbogen ab, aber der Oberkörper wird kräftiger und aufrechter. Der Kopf schafft es höher.

Und schließlich macht es die Arme vor sich lang und kann sie vom Boden abheben, um sich nur noch mit den Händen abzustützen. Das dient auch der Vorbereitung zum Sitzen.

Ganz oft wechselt dein Baby zwischen diesen Möglichkeiten hin- und her, was im Grunde echtes sportliches Training ist. Versuche mal mitzumachen!

Liegt dein Baby auf dem Rücken, nutzt es die Arme und die Hände oft sehr gekonnt, um nach etwas zu greifen, was neben ihm liegt. Manche Kinder kommen so vor lauter Neugier ins Drehen, andere sind gemütlicher, aber dafür geschickt genug, um auch ohne Drehung zu bekommen, was sie fasziniert.

Vielleicht kann dein Baby auch bald schon seitlich recht stabil liegen. Dann hebt es den Kopf, stützt sich auf einem langen Arm ab und hat den zweiten frei zum Spielen. Oder es bleibt mit dem Oberkörper auch am Boden und nutzt sogar beide Arme in der Seitenlage. Beobachtest du, dass es einen Arm nicht immer zum Stützen benötigt, nutze das zum Spielen und biete deinem Baby von vorn oder seitlich und leicht von oben etwas an, das frei baumelt und nachdem es sich strecken kann.

Die Hände

In Rückenlage kann dein Kind seine Hände nun in der Mitte über seinem Bauch zusammenführen und nimmt dort gerne Spielzeuge an. Biete ihm zunächst alles mittig an. Immer öfter greift es aber auch über die Mitte auf die andere Körperseite, wenn du seitlich etwas hinhältst. Probiere das aus. Das Verschwinden der schon genannten „Symmetrie der Bewegungen” kannst du besonders gut an den Händen feststellen, denn dein Baby wird stetig gezielter nur eine Hand einsetzen. Dann beginnt es auch, einen Gegenstand hin- und herzuwechseln. Manchmal ist es erst nach dem ersten Lebensjahr soweit.

Je gestärkter die Muskulatur ist, desto weniger braucht dein Baby in Bauchlage die Arme und die Hände zur Unterstützung, um nicht umzufallen. Dann hat es die Hände frei und kann auch hier beid- und bald einhändig agieren.

Die Hände sind immer häufiger offen. Die ganze Körperhaltung wird ja beständig weiter, lockerer und weniger eingeigelt – die Embryonalstellung deines Säuglings ist passé. Dabei geschieht jede Bewegung stetig besser abgestimmt mit dem, was das Baby sehen kann. In Sachen Hand-Augen-Koordination macht es rasch Fortschritte.

IDEEN FÜR DAS SPIEL DER HÄNDE

Die Hände mögen gerne möglichst viel Unterschiedliches wahrnehmen. Unterschiedliche Formen und Oberflächen sind das Beste. Schau dich zu Hause um: Die Häkeldeckchen von der Großtante können endlich ein Einsatzgebiet finden, das prall gefüllte Kirschkernkissen ist faszinierend oder die noch unbenutzte Spülbürste macht Spaß beim Greifen in die Borsten. Wenn du nähen kannst, kannst du Fühlkissen herstellen und mit allem füllen, was sich interessant anfühlt (und vielleicht auch anhört), aber auf Grund von Oberflächenbeschaffenheit oder geringer Größe eigentlich für dein Baby zu gefährlich ist (Tannenzapfen, Nudeln, Murmeln, Knisterfolie …)

Jetzt ist übrigens auch eine gute Zeit, nochmal Hand- und Fußabdrücke zu nehmen und daraus Karten zu basteln. Je älter dein Baby wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass du eine zweite Person benötigst, um das liebevoll hinzubekommen.

Die Hand selbst wird im zweiten Vierteljahr zunächst noch als Ganzes benutzt: Dein Baby patscht auf die Sachen. Doch rasch lernt es, den Daumen im sogenannten Scherengriff allen anderen Fingern gegenüberzustellen, um gezielt greifen zu können. Besonders gut kannst du den Einsatz der Finger beobachten, wenn du ihm ein dickes Seil zum Spielen anbietest.

Die Füße

Niedlich ist, dass die Entwicklung der Füße ein bisschen ähnlich ist: Dein Baby kann sie gezielter ansteuern, einzeln nutzen und je nach angebotenem Gegenstand auch mit den Zehen greifen. Manchmal hantieren auch alle Viere gemeinsam über dem Bauch. Dass die Füßchen im Mund landen, dauert aber meist bis etwa in den siebten Lebensmonat hinein, weil die Hüfte vorher nicht beweglich genug ist.

IDEEN FÜR DAS SPIEL DER FÜSSE

Damit dein Baby mit seinen Füßen spielen kann und gut begreift, wo sie sind und wie es sie nutzen kann, kannst du ihm zum Beispiel eine Armrassel auch am Knöchel befestigen oder Socken mit Glöckchen versehen (festes Nähgarn!). Das macht ihm sicherlich Spaß. Und nach wie vor sollten die Füße viel nackt sein dürfen, damit dein Baby sie in der Rückenlage spielerisch und in der Bauchlage vielleicht schon als Antriebshilfe nutzen kann.

Der Mund

Noch wichtiger als Hände und Füße zum „Begreifen” aller spannenden Oberflächen, Gegenstände oder auch Gesichter ist aber immer noch der Mund. Lippen und Zunge sind supersensibel und ertasten alles, was sie zu fassen bekommen. Gönn das deinem Kind möglichst oft, wann immer das Forschungsobjekt ungefährlich ist. Vorsicht ist geboten bei Taschentuchverpackungen, da der Klebeverschluss leicht abreißt und sich im Hals unangenehm festsetzen kann, sowie auf jeden Fall bei Luftballons. Stücke einer geplatzten Ballonhaut musst du sofort entfernen und dein Baby sollte entsprechend nie mit einem Luftballon allein sein.

Der ganze Körper

Als wichtigsten Move lernt dein Baby jetzt das Drehen. Auch hier sind manche wieder gemütlicher als andere, was meist kein Grund zu Sorge ist. Gerade kräftig gebaute Kinder starten oft später. Biete deinem Kind die Möglichkeit, sich frei auszuprobieren. Mag es von dir auf den Bauch gelegt werden, wird es über kurz oder lang eher zufällig auf den Rücken geraten. Meist ist sein Kopf so schwer, dass ihn dieser herumzieht. Zunächst passiert das meist nur über die immer gleiche Lieblingsseite – auch das ist ganz normal.

Wenn du mal spielerisch unterstützen magst, schau dir an, in welche Richtung dein Baby in Bauchlage seinen Hinterkopf dreht und nutze die Schwerkraft des Köpfchens. Du berührst dabei nur die Beine: Das oben liegende muss leicht angewinkelt sein, das unten liegende gestreckt. Dabei darfst du helfen. So kannst du ein leichtes Drehen unterstützen, zum Beispiel wenn du dein Baby aus der Bauchlage hochnehmen möchtest (auch als Rettung, wenn es in der Bauchlage plötzlich unzufrieden ist und sich nicht allein befreien kann). Dreht es sich mit deiner Hilfe, spürt es seinen Körper in dieser Bewegung. Das tut ihm gut.

Um vom Rücken auf den Bauch zu kommen, braucht es mehr Muskeln und Kraft. Bis das klappt dauert es oft noch bis in das zweite Lebenshalbjahr hinein. Es funktioniert aber wieder ähnlich mit einem angewinkelten und einem gestreckten Bein, über das dein Baby sich dreht.

Du wirst langsam immer erstaunter sein, dass dein Turner oder deine Turnerin plötzlich nicht mehr da liegt, wo du ihn oder sie vor wenigen Minuten hingelegt hattest. Dein Kind findet schnell diverse, wieder individuell verschiedene Methoden, um sich fortzubewegen und seine hinzugewonnene Kraft auszuprobieren:

Beim Kreisrutschen bleib das Kind in Bauchlage und schiebt sich vor allem mit Hilfe der Hände zirkelnd herum.

Um ins Robben zu kommen, starten die meisten Kinder damit, sich rückwärts zu schieben – unabsichtlich und häufig auch mal mit unglücklichem Gesicht oder Stimmchen. Das liegt daran, dass die Arme noch stärker sind als die Beine. Vielleicht wird dein Kind beides im ersten Lebenshalbjahr auch noch nicht schaffen.

Manchmal klappt auch das Vorwärtsziehen. Das hängt oft vom Untergrund ab. Die Hände und Unterarme brauchen dafür Kraft und Rutschmöglichkeit.

Dann ist es möglich, dass ein Baby am Ende der ersten sechs Monate über kleine Hindernisse kommt. Aber pass auf: Es kann natürlich noch nicht einschätzen, was unangenehm ist oder gar wehtut.

Das heißt jetzt kommt es vielleicht zu ersten kleinen Verletzungen. Mach dir nicht zu viele Vorwürfe: Du kannst gar nicht alles verhindern und dein Baby kommt mit fast allem gut klar. Wunden heilen nicht schneller als bei uns Großen, aber Kinder haben in der Regel weniger Störfaktoren, wie ein geschwächtes Immunsystem, die Entzündungen hervorrufen können.

Was kannst du noch tun?

Jeden Tag kannst du deinem Kind aufs Neue die Chance geben, auch motorisch Schrittchen für Schrittchen voranzukommen. Sorge für Abwechslung und achte auf die Reaktionen deines Kindes. Einen Wechsel von Tragen zu Liegen in der Wippe oder auf der Krabbeldecke mögen und brauchen alle Kinder, ebenso den Wechsel von aufregenden und eher entspannenden Spielphasen. Aber ein gezieltes Abwechseln von Rücken- und Bauchlage, wie es in manchen Babykursen quasi Pflichtprogramm ist, mögen manche Babys gar nicht und müssen da auch nicht durch. Biete es an und schau, wie es deinem Kind gefällt. Meckert es in Bauchlage nur ein bisschen, leg dich flach auf den Boden dazu, sodass es nicht allein ist. So könnt ihr euch ein bisschen unterhalten. Schimpft es heftig, befreie es schnell.

Bewege dein Baby immer mit dem ganzen Körper langsam mit, wenn du es aufnimmst. Das heißt du solltest es nicht aus der Bauchlage hochnehmen und ruckartig auf dem Rücken wieder ablegen, sondern es sachte über die Seite drehen, sodass es die Abläufe mitfühlen kann und seine Muskeln nach und nach dabei mitkommen.

Auch wenn du es aus der Rückenlage zu dir hochnehmen willst, mach dies zart drehend über die Seite. Das ist für den Babykopf und -nacken viel leichter zu bewältigen und stärkend.

Führe alle Spiele und Bewegungen langsam aus. Dann kann dein Baby mit den Augen und auch in der übrigen Wahrnehmung am besten mithalten.

Wiederhole deine Spielereien immer wieder. Dein Baby braucht keine ständige Abwechslung so wie wir bei der abendlichen Filmauswahl beim Streamingdienst. Es liebt Bekanntes, mag Gewohnheiten ausbilden und wissen, was als nächstes kommt. Das gibt ihm Sicherheit und es kann in Ruhe lernen.

Selbst wenn du dein Kind trägst, unterstützt du es übrigens in der motorischen Entwicklung. Beispielsweise wenn du es in Fliegerhaltung vor dir hältst und rhythmisch mit ihm läufst oder Singspiele machst. Aufregend ist es, wenn du selbst sitzt, dein Kind unter den Achseln vor dich hältst und es „fliegen” lässt. Dafür muss es fit und wach sein, um vor allem den Kopf gut zu halten.

Lass dich nicht dazu verführen, der natürlichen Entwicklungslust deines Kindes vorzugreifen. Gesunde Kinder haben den Drang zur motorischen Reifung in sich. Sie müssen nicht dazu angehalten werden, sich ständig auf den Bauch zu drehen, und brauchen auch später keinen Lauflernwagen, um die ersten Schritte zu schaffen. Sie brauchen nur die Chance auf viele, viele Momente, in denen sie sich frei bewegen können. Alle Hilfen dürfen sein, aber müssen nicht.

RÜCKSCHRITTE KOMMEN VOR

Wundere dich nicht, wenn dein Kind gestern noch drei neue tolle Bewegungen gemeistert hat, aber heute plötzlich wieder nur auf dem Rücken liegen mag. Solche Pausen nach einem neuen Meilenstein sind ganz typisch. Es gehört immer viel Üben und Probieren dazu, etwas Neues zu schaffen, und nur weil es dann irgendwann zwei-,dreimal hintereinander gelingt, ist die neue Fähigkeit noch nicht unbedingt stabil erworben.

Spielideen

Dass dein Baby viel nackt sein darf oder zumindest oft wenig Kleidung tragen muss, hilft ihm sehr dabei, sich motorisch gut entwickeln zu können. Ist es eher ein bisschen gemütlich, kannst du ihm verschiedene Positionen anbieten. In Bauchlage kannst du es mit Spielzeug in die (Fort-)Bewegung locken. Auch ein zum Beispiel mit Stoff gepolstertes Brett, das du schräg an einen Karton lehnst, kann ein simpler toller Spielort sein, um auf dem Bauch ins Bewegen und Kreiseln zu kommen, weil die Schwerkraft hilft.

In Rückenlage kannst du mit ihm Singspiele machen, bei denen du die Beine bewegst (strampeln oder kreisen lässt, beugst und streckst, am besten im Uhrzeigersinn entsprechend der Darmtätigkeit). Das kann sogar eine etwas stockende Verdauung in Schwung bringen. Oder lass dein Kind gegen deine Handflächen treten, halt die Füßchen fest und beweg die Beine wieder mit.

Um seinen ganzen Körper anzusprechen, kannst du dein Baby mit einem zweiten Erwachsenen oder einem schon großen Geschwisterkind in einem Bettlaken hängemattenartig schaukeln lassen oder mit einem langen Tuch eine Schaukel unterhalb einer Tischplatte knoten (Anleitungen findest du im Internet). Außerdem kannst du ausprobieren, wie es sich inzwischen in einem Bällebad fühlt. Motorisch flotte Kinder genießen es darin Ende des ersten Lebenshalbjahres oft auch schon in Bauchlage.

Spielzeug

Um deinem Baby viel (Bewegungs-)Spaß zu ermöglichen, musst du gar nicht viel kaufen. Im Internet stößt du auf tausend und eine Idee, um anregendes Spielzeug aus alltäglichen Dingen selbst zu basteln. Gefüllte Kunststoffflaschen, die schon erwähnten Fühlkissen oder Selbstgenähtes mit Glöckchen oder Bändern und ganz, ganz viel, was ihr sowieso in Küche und Badezimmer habt, ist spannend genug: Leg mal den Schneebesen auf die Krabbeldecke oder stell den Wasserkasten (nur im unteren Bereich gefüllt) seitlich liegend auf den Boden. Klapp große Kartons auf und mach sie spannender, indem du Öffnungen hineinschneidest und Seile oder Tücher daran befestigst. Biete Spielzeug mal etwas erhöht auf einem Kistchen an, sodass dein Baby hochgreifen muss – und verzichte noch auf alles, was rund ist und schnell wegrollt. Würfel und ähnliches sorgen für deutlich weniger Frust.

Sollten Patinnen, Paten oder Großeltern etwas schenken wollen, kannst du dir aber weiche Motorikelemente für dein Kind wünschen, die jetzt als schiefe Ebenen oder kleine Erhöhungen dienen und mit denen es auch im Kindergartenalter noch Spaß beim Hüpfen oder Hüttenbauen hat.

Du bleibst allerdings das wichtigste Spielzeug. Lass dein Baby auf deinem Bauch liegen, sodass ihr euch angucken könnt. Oder leg es als Flieger auf deine angewinkelten Beine, wenn du auf dem Rücken liegst. Dabei seid ihr ganz nah, es hat dein Lächeln als Sicherheit und kann die Höhe, die Bewegungen und auch die Bauchlage genießen. Wenn du es dabei unter seinen Achseln stabilisierend festhältst, ist das ein tolles Spiel, auch hinsichtlich der kindlichen Wahrnehmung im Raum.

Wasser

Mit dem Baby zu schwimmen, ist eine weitere spielerische Möglichkeit, ihm freies Bewegen zu ermöglichen. Kurse sind hilfreich und sinnvoll. Aber du kannst dich auch ohne Anleitung ins Wasser trauen, wenn

es warm genug ist,

du fest stehst,

du dein Kind sicher halten kannst

und du darauf gefasst bist, dass das kein stundenlanges Vergnügen wird.

Wasser erleichtert deinem Baby Bewegungsabläufe, aber macht auch müde und kühlt aus.

Manche Babys haben anfangs gar keinen Spaß an Wasser. Da wird selbst das Baden zu Hause in der womöglich extra angeschafften Wanne ein wirkliches Drama (von Anfang an aber manchmal auch ganz plötzlich). Nimm die Gefühle ernst, schwenke eine Weile auf Waschen mit einem Lappen am Wickeltisch um und versuche es später wieder. Manchmal hilft es, wenn du mit deinem Baby zusammen in die große Wanne steigst und wirklich ganz langsam machst.

Achtung beim Baden: Längere Haare von dir fallen leicht mal ins Badewasser und kringeln sich dann unter Umständen irgendwo um dein Baby. Bleiben sie an Fingern oder Zehen hängen, können sie die zarte Babyhaut leicht einschnüren. Es lohnt sich, beim Abtrocknen und Kuscheln auf dem Wickeltisch darauf zu achten und Haare zu entfernen, bevor sie kleinere Verletzungen verursachen können.

Bleib auβerdem gelassen beim Thema „Vergleichen”: Jetzt werden sicher schon Unterschiede sichtbar zwischen deinem Kind und Gleichaltrigen. Zieh daraus keine Schlüsse für andere Entwicklungsbereiche. Ein motorisch gemütliches Kind ist nicht zwingend auch sprachlich später dran.

Und motorisch fitte Kinder haben durchaus noch Zeit für andere Meilenstein. Da gibt es viele „Legenden”.

Kann sein. Kann nicht sein. Die Vorsorgeuntersuchungen haben das im Blick.

Spielerisch durch den Alltag

Nachdem alle Sinnesorgane immer besser zusammenarbeiten können und dein Baby die Körperteile immer bewusster ansteuern kann, verfeinert es nach und nach Grob- und Feinmotorik – immer wieder mit wechselndem Schwerpunkt. Um den ganzen Körper, also gröbere Bewegungen, zu fördern, eignet sich vor allem gemeinsame Spielzeit am Boden, gerne auch so nackig wie möglich. Aber nimm dir auch Zeit am Wickeltisch. Mach aus dem An- und Ausziehen zum Beispiel ein Singspiel mit viel Interaktion, Streicheleinheiten, lustigen Texten und wiederkehrenden Melodien. Du kannst Wörter und Berührungen kombinieren („Da ist dein Ohr. Und das ist mein Ohr.”). Eine neue Position kann sein, dass dein Baby angelehnt an deinen Oberkörper zum Beispiel vor statt unter dem Spieltrapez mit Händchen oder Füßchen aktiv werden darf.

Und für das Feine räume die Küchenschubladen und die Badezimmerschränke aus, um immer wieder anderes Spielzeug für dein Kind zu finden. Tastbilderbücher können seine ersten Bücher werden, die ihm richtig viele aufregende Reize schenken. Spielerisch entdeckt es so die Welt und kann sich immer besser in ihr „bewegen”.

Planbarkeit

Bei der Gestaltung eurer Tage solltest du weiterhin so oft wie möglich auf einen guten Rhythmus achten, der deinem Kind und dir ein Gerüst ist. Wie eng der gestaltet werden muss oder eben nicht, merkst du deinem Kind an: Einige kommen mit dauernden Veränderungen ohne Probleme klar, eher regulationsschwache sind durch diese unvorhersehbaren Reize zusätzlich gestresst, sodass du euch beiden damit keinen Gefallen tust.

Fremdeln verhinderst du nicht automatisch, indem dein Baby ständig unter vielen Leuten ist. Dass es andere Menschen kennt und trifft, ist dabei nur ein Faktor. Sein Temperament und die sichere Bindung zu dir sind wichtige andere.

Du möchtest noch mehr Beziehungen

Bindungsstärkend ist es, wenn du dein Baby gut kennst und seine Bedürfnisse recht sicher erfüllen kannst. Beziehungsstärkend ist gemeinsam verbrachte, innige Zeit. Lieder, Spiele, Berührungsrituale, kuschelnd auf einem Pezziball hopsen, reden, baden, mit den eigenen Haaren streicheln – solche simplen Kleinigkeiten helfen. Und sie sind nicht nur der primären Bezugsperson vorbehalten. Beide Eltern, aber auch Geschwister, Patinnen und Paten, Großeltern und andere können so versuchen, gute und verbindende Momente mit dem Baby zu erleben. Wünschst du dir Unterstützung und ein großes Netz für dein Baby, ermutige entsprechende Personen zu solch inniger Interaktion. Wünschen sich andere diese Nähe zu deinem Baby, ohne dass du eigentlich das Bedürfnis hast, es auch abzugeben, versuche, diese Kontakte dennoch zuzulassen. Deinem Baby tut es gut, mit der Sicherheit durch deine Nähe auch andere fürsorgliche Menschen in seine Bindungswelt zu lassen.

An dich denken

Je älter dein Baby wird und je länger Wochenbett und Abreise ins Babyjahr her sind, desto mehr Kontakte, aber auch Vergleiche kommen sicher in dein Leben. Mache ich es falsch? Wie machen es „alle”? Was sind meine Schwierigkeiten? Wo rühren sie her? Diese Fragen kennen fast alle Eltern. Um damit gut zurechtzukommen, brauchst du ein paar Grundlagen.

Selbstvertrauen: Dieses Buch stärkt es hoffentlich. Du lernst dein Baby kennen und sammelst allgemeines Wissen rund um das erste Babyjahr. Du blickst auf dich und eure Situation. Du holst dir Hilfe, wenn du spürst, sie ist notwendig. Du machst das gut genug!

Einen guten Blick auf die anderen: Sind sie selbst möglicherweise unsicher und kritisieren dich deshalb? Oder sind sie sehr dogmatisch und sehen nicht die Individualität in jeder Familie? So oder so sind ihre Gründe wahrscheinlich gute Gründe für dich, nicht so genau hinzuhören.

Eine gute Methode: Wirst du kritisiert, starte nicht sofort mit Erklärungen und Rechtfertigungen, sondern frage zurück. Warum denkt die andere Person so? An den Antworten kannst du leichter festmachen, warum die Kritik möglicherweise für eure Familie, euer einzigartiges Baby gar nicht passt.

Sachlichkeit: Spürst du, dass ein Kritikpunkt dich immer wieder pikst, lass ihn an dich heran. Schau hin, beschaffe dir fundierte Informationen und bewerte ihn. Vielleicht ist er doch eine konstruktive Hilfe. Wichtig ist, dass du jeden Inhalt loslöst von der Person, die ihn äußert. Dann kannst du sortieren, ob du ihn brauchen oder vergessen kannst. Weder die Hebamme muss immer recht haben noch die Schwägerin immer Unrecht.

Ob du noch viel lernen und verändern musst, darfst du innerhalb eurer Familie feststellen, nicht in Relation zu den anderen. Es ist gut so wie es ist! Und das heißt nicht unbedingt, dass da nichts mehr kommt, dass nicht noch viele Lernaufgaben auch dich warten. Aber es heißt, dass du dir dessen bewusst bist und diesen Weg unabhängig davon gehen darfst, was andere falsch oder bedenklich finden oder gar vermeintlich besser hinbekommen.

Halte immer mal inne und frage dich:

Wie geht es mir?

Welche Wünsche habe ich für mein Baby?

Fühlen sich die Antworten gut an oder sollte ich jetzt etwas verändern?

Und wenn du magst, versetz dich auch mal in die Lage deines Babys: Was denkst du, wie es ihm geht? Fehlt ihm etwas? Was genießt es besonders? An welcher Stelle würde es sich vielleicht eine Veränderung wünschen? Kannst du ihm da helfen?

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