Ich hab mich berappelt. Weil es immer irgendwie weitergeht. Muss es ja.
Wenn ich gar nichts mehr schaffe – und das Gefühl ist im Moment übermächtig –, koche ich einen Tee, setze mich zu den Bienen und lausche ihnen.
Ihre Stimmen ändern sich im Jahreslauf; sind sie im Frühjahr so emsig und fast übermütig, sobald sie wieder draußen Nahrung finden und sich die Wintertraube nicht länger von einer Wabengasse zur nächsten durch die Beute ernährt, bis nichts mehr übrig ist oder ich wieder zufüttere, so ist es im Sommer fast schon ein vor Erschöpfung und Dankbarkeit stilleres Summen. Etwas aufgeregter zur Zeit der Drohnenschlacht, und dann werden sie immer leiser, bis sie im Winter fast vollständig verstummen. Aber irgendwie höre ich sie immer, wie ein Hintergrundrauschen, das mein Leben schon seit so vielen Jahren begleitet.
Ich lasse euch nicht im Stich. Euch nicht.
Es reicht mir, dass ich Carl verloren habe.
Bereite nun die Wintermärkte vor. Stelle die Salbe her, den Lippenbalm, die Handcreme. Carl hat immer darüber geschmunzelt, aber letztlich haben diese Kosmetikprodukte auf Bienenwachsbasis uns in den letzten Jahren ein ordentliches Zubrot verschafft. In diesem Jahr könnten sie mich vor dem Ruin bewahren, wenn’s mit den Bienen weiter so steil bergab geht. Ich schlafe wenig, manchmal fühlt es sich an, als liege die ganze Welt wach.
(Ich bekämpfe die Existenzangst mit noch mehr Arbeit und viel zu wenig Schlaf. Keine Ahnung, wie lange das gut geht.)