HERR DÜRINGER IST UNWÄHLBAR!

Um die politischen Parteien nach den Kriterien der Wahrheit, der Gerechtigkeit, des Gemeinwohls einzuschätzen, sollte man zunächst ihre wesentlichen Merkmale erkennen. Drei lassen sich aufzählen: 1. Eine politische Partei ist eine Maschine zur Fabrikation kollektiver Leidenschaft. 2. Eine politische Partei ist eine Organisation, die so konstruiert ist, dass sie kollektiven Druck auf das Denken jedes Menschen ausübt, der ihr angehört. 3. Der erste und genau genommen einzige Zweck jeder politischen Partei ist ihr eigenes Wachstum, und dies ohne jede Grenze. Aufgrund dieser drei Merkmale ist jede politische Partei in Keim und Streben totalitär. Wenn sie es nicht in Wirklichkeit ist, dann nur, weil die anderen Parteien um sie herum es nicht weniger sind als sie.4

SIMONE WEIL

Bei diesem Projekt geht es nicht um meine Person, nicht darum, den Roland Düringer und seine Partei zu wählen, mir ihre Stimme zu geben oder mich bei meinen Plänen zu unterstützen. Behalten sie ihre Stimme. Ich bin nur der Transporter, das Taxi, der Lkw, der das wertvolle Gut aufnimmt und zielstrebig versuchen wird ans Ziel zu bringen. Ob mir das gelingen wird, kann ich nicht garantieren – Sonntagsausflug wird das sicher keiner. Steine, Schlaglöcher und möglicherweise tiefe Schluchten werden sich in den Weg stellen. Man wird uns die Fahrt nicht leicht machen, mit rauen Sonderprüfungen zwischen den Etappen ist jedenfalls zu rechnen. Und wenn sie sich jetzt fragen, warum macht der das, was hat der Düringer davon? Nichts! Nichts außer einer Aufgabe, an der ich wachsen kann.

image

Gerade hat meine Mutter angerufen. Ich erzähle, dass ich gerade ein Buch über ein politisches Projekt schreibe und vorhabe, mich in die Politik einzumischen. Sie ist nicht begeistert von dieser Idee und zeigt sich besorgt: „Geh hör auf! Politik? Damit wirst du dir nur schaden. Sag mir, warum tust du dir das an?“ Früher, bei schlechten Schulnoten, gebrochenen Knochen oder der Entscheidung, Schauspieler zu werden, hat sie mich oft gefragt: Warum ich ihr das antue. Heute – 35 Jahre später – weiß sie, dass sich mein Handeln nicht gegen sie richtet, aber ihre Sorge ist sicher berechtigt. Wieso tu ich mir das eigentlich wirklich an? Ich weiß es nicht. Vielleicht ganz einfach weil ich muss. Passiert ist ja bis jetzt noch nicht viel. Ein paar Gespräche mit Vertrauten. Kern und Kurz sind von meiner Idee begeistert und haben mir einen sicheren Sitz im Bundesrat verspochen. Auch in Brüssel würde man mich mit offenen Armen empfangen. Und die Bilderberger stehen ohnehin hinter mir. Rothschild habe ich noch nicht erreicht, aber der muss ohnehin machen, was ich sage … Sie sehen, ganz egal was die Zukunft bringen wird: Was ich schon jetzt habe, ist ein gutes Gefühl und das möchte ich mir, genauso wie das Lachen, bis zum Schluss bewahren. Das ganze soll ein Heidenspaß für alle werden – also nicht für alle: Den Machtmenschen und ihren Vasallen soll das Lachen so richtig vergehen – aber all den guten und willigen Kräften in der Politik soll es Mut geben, sich endlich gerade zu machen und gegen die eigene Parteiendiktatur aufzustehen. Mich wird das Unternehmen Kraft kosten. Man wird versuchen, mich als Skurillo zu diffamieren, mich einen Spinner, Weltverbesserer und Selbstdarsteller nennen. Mich womöglich ins rechte Lager rücken und als demokratiefeindlich bezeichnen, aber auch als sozialromantischen Linken mit Hang zu Verschwörungstheorien lächerlich machen. Scheiß drauf! Das nehme ich gerne in Kauf.

Ich kann den leeren Lkw mit laufendem Motor direkt an der Laderampe abstellen, beladen werde ich ihn nicht und eine leere Fuhre macht keinen Sinn. Das Taxi ins Hohe Haus müsst ihr selbst besteigen. Für vertrauenswürdige Begleiter, die sich gemeinsam mit mir auf den Weg machen, falls notwendig navigieren, vor Nagelbrettern warnen, mir bei technischen Pannen zur Seite stehen und mich vielleicht davor bewahren, die wertvolle Ladung in den Dreck zu fahren, bin ich dankbar. Keinesfalls werde ich mich verbiegen, selbst verleugnen oder lügen, um mehr Stimmen für das Projekt GILT! zu erhalten. Ich werde sicher nicht mit der Brechstange einen „Wahlkampf“ führen, um mir ein erlogenes Wahlergebnis auf die Schultern meines Egos zu heften. Wer mitfahren will und sich im Klaren ist, wohin die Reise geht, ist dazu eingeladen, aber ich bin nicht bereit, Stimmvieh auf den Wagen zu treiben. Ein in Zahlen messbarer Wahlerfolg wäre natürlich fein und gäbe Hoffnung auf Veränderung im gesellschaftlichen Bewusstsein, aber dieser muss passieren, weil die Zeit und die Menschen reif dafür sind. Letztendlich kann nichts passieren, selbst wenn die Ladefläche leer bleibt und der Lkw unverrichteter Dinge in die Garage gestellt wird, ist deshalb mein Leben nicht besser oder schlechter. Was immer kommen wird, es ist wie es ist und es kann nur gut sein. Jetzt noch einmal für alle, damit es gleich von Anfang an klar ist und es zu keinen enttäuschten Gesichtern kommt: Ich kann euch hinbringen, aber ich bleibe nicht dort. Herr Düringer ist unwählbar! Ich bin gerne bereit, als Hofnarr ein wenig Unruhe zu stiften, aber was ich definitiv nicht anstrebe, ist eine politische Funktion. Herr Düringer ist kein Politiker, dazu fühle ich mich nicht berufen. Und es scheint, als ob so mancher Berufspolitiker auch nicht wirklich zum Politiker berufen ist.