- Ich bin Bundeskanzler der Republik.
- Ich bekleide für eine Partei ein anderes politisches Amt.
- Mein Leben wird direkt oder indirekt von einer Partei finanziert.
- Meine Firma bekommt gute Aufträge von dieser Partei.
- Ich bin Mitglied einer Partei.
- Meine Eltern sind Mitglied in einer Partei und ich habe keine Lust, mich zu Weihnachten unter dem Gabenbaum deswegen über Politik zu streiten.
- Ich bin kein Parteimitglied, fühle mich aber in allen Punkten von dieser Partei verstanden und gut vertreten.
- Ich habe immer schon diese Partei gewählt und es hat mir bis jetzt nicht geschadet.
- Mir wurde von dieser Partei mehr Geld für mein Börserl versprochen.
- Ich bin auf eine Partei so richtig sauer und wähle zu Fleiß eine gegnerische Partei.
- Ich habe von dieser Partei einen Kugelschreiber und ein Feuerzeug geschenkt bekommen.
- Der Parteiobmann dieser Partei sagt genau das, was ich mir auch denke.
- Ich möchte einen Grund haben, um von dieser Partei mit Recht enttäuscht zu sein.
- Ich finde den Parteiobmann / -frau sehr sympathisch.
- Ich wähle immer die schwächste Partei, weil sie mir leid tut.
- Ich wünsche mir, dass sich endlich was ändert, habe aber Angst davor.
- Ich schließe vor der Wahl immer im Freundeskreis Wetten ab, und wir haben dann am Wahlabend immer einen Mordsspaß und besaufen uns. Das ist genauso lustig wie Fußball schauen, nur dass unsere Frauen auch dabei sind.
- Ich bin mit einem von diesen Wett-Idioten verheiratet.
- Ich habe mit einer verheirateten Pressesprecherin, deren Namen ich nicht nennen kann, ein Pantscherl.
- Ich habe keine andere Wahl, mehr möchte ich jetzt dazu nicht sagen, sobald die 357er Magnum von meiner schweißnassen Stirn entfernt wird, werde ich mich dazu äußern.
- Und viele mehr …
Gute Gründe, keine Partei zu wählen:
- Ich möchte, dass meine Stimme die stimmenstärkste Partei erhält.
- Ich möchte das Parteiensystem im Allgemeinen stärken.
- Ich habe am Vorabend der Wahl meinen Polterabend und werde daher weder körperlich noch geistig in der Lage sein, am demokratischen Prozess teilzunehmen.
- Ich kann diesmal G!LT wählen, ankreuzen und mich selbst wählen.
Gute Gründe, sich überhaupt nicht für Politik zu interessieren:
Man ist so reich und mächtig, dass einen Politik nicht mehr interessieren muss.
Man ist so arm und ohnmächtig, dass einen Politik nicht mehr interessieren muss.
DÜRINGER: Herr Kollege Naderer, ich hab da noch eine Frage bezüglich Parteienfinanzierung. Von welchen Beträgen reden wir da überhaupt?
NADERER: Im Jahr 2014 wurden laut Gratiszeitung „heute“ etwa 205 Millionen Euro vom Steuerzahler bereitgestellt.23
DÜRINGER: Und wie wird man das Geld wieder los.
NADERER: In der Regel, indem man es wieder ausgibt, z. B. Gratiszeitungen mitfinanziert.
DÜRINGER: Was wenn man das Geld wieder zurückgibt oder gar nicht annimmt?
NADERER: Was man selbst nicht nimmt, das bekommt in der Regel ein anderer.
DÜRINGER: Vielleicht ist das der Knackpunkt. Wir denken immer, was und wie viel man bekommt, egal ob finanzielle Zuwendungen oder Mandate. Sollten wir uns nicht auch Gedanken machen, wem man etwas wegnehmen würde.
NADERER: Wie jetzt? Um ein schlechtes Gewissen zu haben?
DÜRINGER: Ganz im Gegenteil. Um ein gutes Gefühl zu haben. Jeder Sessel, der von Menschen besetzt wird, wird den Parteien genommen. Jeden Euro, den sie nicht bekommen, können sie nicht für Plakate und Inserate ausgeben. Vielleicht wäre das eine Motivation für alle Unentschlossenen: Wir nehmen ihnen die Plätze und das Geld weg. Wobei das Geld nehmen wir ihnen nicht weg, wir holen es uns ganz einfach zurück. Schließlich ist es unser Geld, mit dem hier hantiert wird.
NADERER: Aber Herr Düringer! Unsere Demokratie muss uns doch etwas wert sein.
DÜRINGER: Eben und deswegen schmeißen wir die Parteien aus dem Nationalrat raus und holen freie Mandatare rein, die dann nach freiem Willen und bestem Gewissen entscheiden.
NADERER: Man muss ja nicht gleich die Parteien per se aus dem Parlament schmeißen. Es würde schon reichen, wenn man sich endlich der ganzen „Duckmäuser“ und auch der hartnäckigen Vertreter der ökonomischen Vernunft entledigen würde und sich auf das Wesen des Mandats besinnen würde. Egal ob es sich um die konstituierende Sitzung eines Gemeinderates irgendwo in der Provinz handelt, um die Angelobung als Abgeordneter zu einem Landtag oder gar zum Nationalrat, solche Momente haben etwas Erhabenes. Das liegt wohl daran, dass man als Mitglied eines demokratischen Entscheidungsgremiums zu den selektierten Köpfen oder, um auf das Einstiegsszenario zurückzukommen, zu den auserwählten Gesichtern gehört. Ab jetzt ist man wer!
DÜRINGER: Diese Feststellung in sich ist allerdings völliger Schwachsinn, denn man war immer wer oder jemand und es sollten ja wohl die positiven Eigenschaften, die Charakterzüge, die Umgangsformen, die Ideen, die Umsetzungsstärke und vor allem anderen die Überzeugungskraft in der Argumentation ausschlaggebend dafür sein, dass man nun ein aus vielen gewähltes Mitglied in einem aufwendig selektierten Kreis ist.
NADERER: Nicht ist, sondern natürlich wäre! Das wäre das Wesen der repräsentativen Demokratie. Stellvertretend für viele wäre man als Mandatar ein mitentscheidender Anwalt jener, von denen man auserwählt wurde und nicht nur der Erfüllungsgehilfe derer, die sie kraft ihrer Macht an jene Position am Wahlzettel gesetzt haben, die aus den Prognosen abgeleitet eine Mandatsgarantie nach sich zieht.
DÜRINGER: Was bedeutet, dass man in den Personen, die gegenwärtig die Entscheidungsgremien der Demokratie besetzen, nicht unbedingt herausragende positive Eigenschaften, markante Charakterzüge, höfliche Umgangsformen, kreative Ideen, zielorientierte Umsetzungsstärke und auch kaum die nötige Überzeugungskraft in der Argumentation findet? Vielleicht ist es gar nicht beabsichtigt, solch markante Persönlichkeiten in Entscheidungsfunktionen zu entsenden?
NADERER: Gehen sie doch einmal alle ihnen bekannten Mandatare, egal welcher Couleur, durch und prüfen sie, welchem Persönlichkeitsbild diese eher entsprechen: dem Macher oder dem Duckmäuser.
DÜRINGER: Wie definieren sie im konkreten Fall den Begriff „Duckmäuser“
NADERER: Zoologisch betrachtet gehört der Duckmäuser zur Spezies der „Super-Anpasser“; er ist so angepasst, dass er ihnen im Alltag praktisch nicht auffällt. Es gibt ihn sowohl in weiblicher als auch in männlicher Form, dennoch bleibt seine Speziesbezeichnung männlich, da weitaus häufiger auftretend als weiblich. Duckmäuser vermehren sich nicht durch Paarung, sondern durch spezielle, fast rituell abgehaltene Zeremonien wie etwa „Aufnahme in eine Partei“, „Aufnahme in parteinahe Organisationen und Vereine“, „Teilnahme an Veranstaltungen von Parteiakademien“, „Teilnahme bei Kreisverkehrseröffnungen“, „Smalltalk mit regionalen Politgrößen“ usw. Vom Duckmäuser erwartet sich niemand konkret etwas, außer schweigender Zustimmung, ein Zeichen mit der Hand, Applaus im richtigen Moment sowie einen auf die Millisekunde abgestimmten „GENAU!“- Zwischenruf bei politischen Reden seiner Idole. Der Duckmäuser hat gleich mehrere Funktionen in der Öffentlichkeit. Es kann durchaus vorkommen, dass ein eher unsportlicher Stadtrat kraft seiner Bedeutung in der provinziellen Einheitspartei die Funktion eines Sportvereinsobmannes innehat, nur damit nicht ein anderer mit Ideen und vor allem Orientierung in Richtung Jugendarbeit, der aber kein Mitglied in genannter Partei ist, diese Funktion ausübt. Duckmäuser sind dafür wirklich dankbare Zuhörer und auch, man glaubt es nicht, garantierte Überbringer von Botschaften, die man an die Obrigkeit nie direkt überbringen könnte. Duckmäuser sind somit unentbehrliche Träger des gegenwärtigen Politsystems!
DÜRINGER: Jetzt haben wir den Salat! Als völlig unvoreingenommene Wähler haben wir stets auf die getroffene Vorselektion am Wahlzettel vertraut und ein Kreuzerl gemacht, damit wir von starken Persönlichkeiten vertreten werden.
NADERER: Das mag im physischen Sinne entsprochen haben, im charakterlichen eher nicht. Deshalb haben sich die Dinge dorthin entwickelt, wo wir heute stehen. Heute stehen wir an einem Punkt der Entwicklung unserer Gesellschaft, wo es eben nicht mehr ausreicht, in gesetzgebenden Gremien und Institutionen vorgekaute Argumentationslinien einfach wiederzukäuen und den Bürgern hinzurülpsen, denn diese werden zunehmend kritischer.
DÜRINGER: Sie formieren sich sogar in einer Form, die man Zivilgesellschaft nennt.
NADERER: Das Sagen hat aber immer noch die Administrativgesellschaft, also jener siamesische Zwilling aus Politik und Verwaltung, der sich selbst als Staat oder Institution definiert und uns mittlerweile fest umklammert. Das politische Mandat hat in seinem Wesen jene Aura der kollektiven Verantwortung, die eine Rückfrage beim Wahlvolk jederzeit zulassen würde. Wenn aber parteipolitischen Sachzwänge diese Aura überdecken, dann sieht es mit dem Ohr am Mund des Volks traurig aus, denn dann wird „heile Welt“ von den Machthabern verordnet, mitsamt rosafarbener Krankenkassenbrille und von den gehorsamen, duckmäusernden Mandataren überbracht.
DÜRINGER: Dennoch werden in allen politischen Ebenen Entscheidungen getroffen und auch mit dem „eigenen“ Gewissen vereinbart. Wie geht das?
NADERER: Ganz einfach: über die alles beherrschende Vernunft. Wir leben nicht in einer Demokratie, sondern in einem Diktat der Vernunft, in dem wir nur die „Vernünftigen“ demokratisch ermitteln! Damit meint man zumeist die ökonomische Vernunft, der sich alle und alles unterzuordnen hat. Sie ist es schließlich, die die Entscheidungen bringt, die für Wachstum, Beschäftigung, sichere Sozialsysteme, stabile Währungen, niedrige Inflation, niedrige Treibstoffpreise, niedrige Schweinfleischpreise, erschwingliche Bierpreise und tolle Bierzeltfeste sorgen.
DÜRINGER: Tja, ganz so cremig ist die Sache aber nicht gelaufen, denn selbige ökonomische Vernunft hat uns auch die Bankenrettung, den Durchmarsch multinationaler Konzerne in unsere Haushalte, eine weitgehende Steuerbefreiung selbiger und eine überbordende Verwaltung besorgt, in der zwar immer mehr Akademiker einen Job finden, deren praktische Umsetzung in kleinstrukturierter Wirtschaft allerdings unmöglich ist.
NADERER: Also doch nicht so vernünftig dieses Entscheidungsdiktat? Oder haben sich Kräfte in die Entscheidungszentren eingeschlichen, die diese Vorgänge in ihrem Sinne steuern, systematisiert lenken? Es gibt im ökonomischen Kontext zwei Größen, die immer wieder in die politische Diskussion eingeworfen werden: das Vermögen und den Wertschöpfungsprozess. Vermögen ist eine statische Größe, die etwa im Privatbereich verwaltet werden muss.
DÜRINGER: Was durchaus mit Vernunft geschehen sollte, sonst ist das Vermögen bald weg.
NADERER: Richtig! Im betriebswirtschaftlichen Bereich ist eine zuwachsorientierte Vermögensverwaltung nahezu zwingend notwendig, da dies den Erfolg des Wirtschaftens abbildet. Wertschöpfungsprozesse sind wiederum Teil jener zuwachsorientierten Vermögensverwaltung, die einen Erfolg, also Profit generieren sollen. Dass in diesen Prozessen durch Arbeitsteilung auch Dritte partizipieren dürfen, ist ein positiver Nebeneffekt, aber dass aus Gründen ökonomischer Vernunft genau jener Bereich des Partizipierens als Grundlage für die Finanzierung eines staatlichen Sozialsystems herangezogen wird, das ist ein Dilemma.
DÜRINGER: Vor allem dann, wenn die Eigendynamik der Wertschöpfungsprozesse dahingeht, sich eher selbst aufrechtzuerhalten, also ohne humanes Zutun, so wie es etwa auf den Finanzmärkten längst umgesetzt wurde.
NADERER: Und das mit Erfolg. Dort generieren fast ausschließlich Großrechner Geld und damit wiederum Vermögen. Dieses wird aber kaum mehr dafür verwendet, arbeitsteilige Wertschöpfungsprozesse zu generieren, sondern sich selbst am Finanzmarkt ohne Humanbeteiligung zu vermehren. Es dient sehr wohl seinen Eigentümern deren persönliche Konsumbedürfnisse zu befriedigen, ob es deren soziales Gewissen beeinflusst oder gar ihre Definition von ökonomischer Vernunft in Richtung eines gedeihlichen Gemeinwohls lenkt, darf bezweifelt werden. Demokratiepolitisch betrachtet ist dieses Phänomen der computerunterstützten Spekulanten und Börsenhändler vielleicht eine verschwindende Minderheit, das Verhältnis ihres Geldvermögens mit der damit verbundenen Realmacht ist dann allerdings bereits ernüchternd.
DÜRINGER: Die Menschen driften unaufhörlich in die Richtung der kapitalgesteuerten Mikrokonsumenten, die – als Masse mit bescheidensten Einkommen oder Zuwendungen versorgt – genauestens geplant ihr Geld wieder dorthin zurückbringen, wo es sich ohne menschliches Zutun vermehrt. Vermehrt im Rachen der multinationalen Finanzmacht, die ihre Filialen als Handynetzbetreiber, Diskonttankstelle, Fachmarktkette, Internetversandhaus, Versicherung oder Urlaubsanbieter sehr gut getarnt hat.
NADERER: Darum sollten die Mandatare der Zukunft das erkennen und zumindest die dogmatische Auslegung von Vernunft neu orientieren, weg von der rein ökonomischen Vernunft. Diktate der Vernunft hatte die demokratisierte Menschheit schon in unterschiedlichste Richtungen: natürlich in militärischer Sicht, auch das Diktat sozialer Vernunft während der Industriellen Revolution oder nach dem Zweiten Weltkrieg prägten ganze Epochen. Was jetzt anstünde – und die Zeichen dafür sind durch Artenschwund, Ressourcenverknappung und Klimawandel untrüglich –, wäre ein Diktat der ökologischen Vernunft, nicht weil es so hipp klingt, sondern weil diese Form der Vernunft die vitalsten Interessen der Menschheit beachtet, die schließlich über ihr Überleben auf diesem Planeten bestimmend sein werden.
DÜRINGER: Das ist doch schon einmal ein vernünftiger Ansatz. Wo habens denn den abgekupfert? Erzählen sie mir nicht, das sei „Eigendenke“!
NADERER: Doch! Original aus dem provinziellen Weltenretterhirn.
DÜRINGER: Alle Achtung. Dann holen wir mit G!LT „unvernünftige“ Mandatare ins Parlament, die auch mit dem Herzen denken. Solche Menschen sollten sich doch in einer engagierten Zivilgesellschaft finden lassen?
NADERER: Das steht außer Zweifel, aber wie vernünftig werden diese „Unvernünftigen“ oder „Andersvernünftigen“ denn sein? Und wie verhindern sie, dass sich der Eine oder die Andere politisch auffällig positionieren und damit der Idee einen ungewollten Drall geben, den die Medien volley übernehmen?
DÜRINGER: Kann man das überhaupt verhindern?
NADERER: Man kann dem höchstens mit einer klugen Auswahl entgegenwirken. Wobei die Frage ist: Wer wählt dann aus?
DÜRINGER: Ich würde sagen, nachdem die Kandidaten die Wähler vertreten sollen, sollen sie auch die Wähler aussuchen.
NADERER: Wie? In einer Vorwahl? Da bräuchte es, glaube ich, eine Verfassungsänderung. Oder wollens vielleicht eine Castingshow à la Austrias Next Superstar veranstalten, wo sich dann die Menschen zur Belustigung der Massen freiwillig und unterbezahlt zum Affen machen?
DÜRINGER: Nein, bitte nicht. Aber man könnte Menschen, die bereit dazu wären, einen Parlamentssitz zu besetzen, die Gelegenheit zu einem Onlinehearing geben. Sich der Bevölkerung als Wahlvorschlag in einem Gespräch mit mir zu präsentieren und der Wahl zu stellen. Oder das Los entscheiden lassen.
NADERER: Oder eine Kombination aus Wahl und Los, das gab es ja bereits in den großen Renaissancestädten Italiens und hat dort lange Zeit gut funktioniert. Aber bei einem hohen Andrang an willigen Kandidatinnen und Kandidaten, wer trifft da die Vorauswahl? Ich denke, da kann es nur einen geben.
DÜRINGER: Den Highländer?
NADERER: Nein sie, Herr Düringer. Sie als Ideengeber für das Kunstprojekt G!LT müssen die Entscheidungen treffen. Hier können sie sich nicht aus der Verantwortung nehmen, tut mir leid. Wenn sie ein Drehbuch schreiben und es dann später verfilmen wollen, entscheiden sie zuerst, welche Rollen benötigt werden und mit welchen Akteuren diese besetzt werden, oder?
DÜRINGER: Schon, schon. Aber, das klingt nicht nach einem demokratischen Entscheidungsprozess. Dann sind wir genau dort, wo einer, der das Sagen hat, über die anderen bestimmt.
NADERER: Nur mit dem Unterschied, dass sie später keine Machtansprüche stellen werden. Schon vergessen? Sie sind der Taxler, der die Fuhre abliefert, sie sind kein Partygast. Aber der Taxler kann – sofern er freier Unternehmer ist – entscheiden, wen er in seinem Taxi mitnimmt und wen nicht.
DÜRINGER: Schon, schon. Aber …
NADERER: … nix aber. Sie manövrieren sich gerade gedanklich in ein Dilemma. Das ist nämlich genau der Spagat zwischen Kunstprojekt und Realpolitik, den es zu meistern gilt. Das ist genau der Punkt, der die anfängliche Irritation in der öffentlichen Wahrnehmung ausgelöst hat. Besinnen wir uns wieder auf den Ausgangspunkt der Idee, G!LT ist ein Projekt, mit dem sie eine Debatte über die Qualität der heimischen Politik anstoßen und Fehlentwicklungen aufzeigen wollen. Und das aus der Sicht des Satirikers. Im Mittelpunkt steht das menschliche Verhalten, im Speziellen das Arschlochverhalten, also unmenschliches Verhalten innerhalb des Systems. Es ist ein Projekt mit einem gesellschaftskritischen Anspruch wie z.B. ihr Film „Hinterholz 8“. Das war auch keine basisdemokratische Veranstaltung. Bei einem Filmprojekt gibt es eben klar verteilte Rollen. Sie müssen aufpassen und nicht in gedankliche Fallen laufen, die sie selbst ausgelegt haben. Herr Düringer! SIE HABEN EINE BOTSCHAFT UND KEINE SCHLECHTE ODER TRAURIGE – schauen sie zu, dass wir diese Botschaft auf den Wahlzettel der nächsten Nationalratswahl bringen! War das jetzt laut und deutlich genug?
DÜRINGER: War wahrlich nicht zu überhören. Gut. Ich hab verstanden und schmeiße die Partei und den Politiker gleich einmal wieder aus meiner Innenwelt raus. Also, Schritt eins: Welche Rollen brauchen wir? Zweitens: Welche Kriterien müssen sie erfüllen und dritter Schritt: Mit wem könnte man sie besetzen?