Eine ziemlich dunkle Angelegenheit
Claus hob vorsichtig den Blumentopf an. Bertram, Hein-Ole und Gruyère beobachteten ihn gebannt, aber auch etwas verwirrt. Wie sollte ihnen der Geranientopf helfen?
»Da!«, rief Claus triumphierend. Er hatte den Blumentopf zur Seite gestellt und deutete auf den Untersetzer. Etwas glänzte dort silbern im Mondlicht – ein Schlüssel.
»Frau Fröhlichs Geheimversteck«, flüsterte Claus. »Ich war einmal dabei, als sie ihren Ladenschlüssel vergessen hatte und mit dem hier aufgesperrt hat. Und genau das machen wir jetzt auch.«
Er lächelte ihnen zu und die drei lächelten zurück. Claus fiel auf, dass die merkwürdige Ratte einen außergewöhnlich langen und schiefen Vorderzahn hatte. Sie sah damit ziemlich albern aus.
Gefolgt von den drei Nagern ging er zur Ladentür und schloss auf. Nacheinander betraten sie den dunklen Raum und schlichen dann leise hinüber zur Kellertür. Bertram zupfte aufgeregt an Clausens Hosenbein und fuchtelte mit dem Degen. Claus schaute zu ihm hinab. Betram und Gruyère legten fast gleichzeitig eine Kralle vor die Schnauze und Claus kapierte sofort, was sie meinten. Langsam, sehr, sehr langsam öffnete er die Kellertür. Die Tiere huschten an ihm vorbei und wieder zupfte Bertram Claus am Hosenbein. Mit erhobener Pfote gab er ihm zu verstehen, dass er hierbleiben sollte. Claus nickte und setzte sich auf die oberste Stufe. Die zwei Ratten und der Hamster hangelten sich leise von Stufe zu Stufe hinab.
Unten angekommen blieben sie stehen und lauschten. Aus der Höhle drangen leise Stimmen – die eine erkannten sie sofort.
»Fräulein Flieder!«, flüsterte Hein-Ole.
»Madame Roquefort!«, flüsterten Bertram und Gruyère.
Die Stimmen in der Höhle verstummten augenblicklich.
»Hast du das gehört?«, fragte Madame Roquefort, auch bekannt als Fräulein Flieder.
»Soll ich nachschauen?«, fragte die Stimme der grauen Maus namens Helmut.
Hein-Ole und die zwei Muskeltiere drückten sich erschrocken gegen die Treppenwand und hielten die Luft an. Falls der graue Mäuserich zur Höhle herausschaute, würde er sie entdecken.
»Ach, wer soll da schon sein?«, rief Madame vergnügt. »Der Abfluss ist bombensicher und die weiße Ratte ist wahrscheinlich schon in der Mausefalle vertrocknet.«
»Hast du weiße Ratte gesagt, Püppi?« Helmut stutzte.
»Ja«, kicherte Madame Roquefort. »Stell dir vor, die hat sich doch tatsächlich in diesen Fettwanst verguckt.«
»Komisch, hier scheint’s ja von weißen Ratten zu wimmeln«, brummte Helmut. »Ich bin gestern auch einer begegnet. Sie war mit so ’nem schrägen Vogel unterwegs – ’ne Ratte mit toupierter Fellfrisur und ’nem Schnurrbart … so was hast du noch nie gesehen. Da lachst du dich kaputt. Sah voll albern aus!«
Bertram wurde rot und ballte zornig die Fäuste. Dem würde er schon zeigen, wer hier albern aussah! Sein Schnurrbart war sein ganzer Stolz, darauf ließ er nichts kommen.
Plötzlich bemerkten sie eine Bewegung über sich und schauten hoch. Claus lehnte am Geländer und ruderte wild mit den Armen. Als er sah, dass sie ihn bemerkt hatten, deutete er heftig hinüber zu Frau Fröhlichs Schreibtisch, der neben dem Waschbecken im Keller stand. Die drei Nager folgten seinem Blick. Der Schreibtisch war wie immer nicht besonders ordentlich. Überall stapelten sich Rechnungen und Umschläge. Für Papierkram hatte Frau Fröhlich nie besonders viel übriggehabt. Aber warum war Claus deswegen so aufgeregt? Verwirrt sahen die Muskeltiere ihn an.
Claus, der seine Schuhe ausgezogen hatte, schlich eine Stufe tiefer und deutete immer noch verzweifelt zum Schreibtisch. Sein Gesicht war rot angelaufen und er bewegte lautlos die Lippen. Und dann begriffen sie, dass er nicht auf, sondern unter den Schreibtisch zeigte, und zwar in eine Ecke neben dem Papierkorb. Sie reckten die Hälse und spähten angestrengt hinüber. Claus winkte hektisch mit den Händen und deutete in die Ecke.
Gruyère begriff als Erste, was er meinte, und trippelte auf den Papierkorb zu. Die anderen folgten zögerlich, und dann sahen sie, dass sich etwas hinter dem Papierkorb ganz leicht zu bewegen schien. Als sie das verschnürte Päckchen erkannten, stockte ihnen der Atem. Es war Pomme de Terre. Seine vier Pfoten waren mit seiner Degenhalterung fest zusammengezurrt und um seine Schnauze war die Briefmarke der Traviata geklebt. Als er seine Freunde entdeckte, fing er an, heftig hin und her zu schaukeln. In wenigen Sätzen waren Gruyère und Bertram bei ihm – und dann bekamen beide einen noch größeren Schreck. Neben Pomme de Terre lag ein regloser Picandou. Sein Näschen war blau angelaufen und er schien nicht mehr zu atmen. Auch er war mit seiner Degenhalterung gefesselt.
Mit seinen scharfen Vorderzähnen nagte Bertram die Fesseln durch, während Gruyère und Hein-Ole die beiden auswickelten. Blitzschnell hatten sie ihre Freunde befreit. Pomme de Terre setzte sich langsam auf und rieb sich die Pfoten. Alle starrten sie auf den leblosen Picandou.
Gruyères Herz schlug bis zum Hals. »Ist er … tot?«, flüsterte sie benommen.
Pomme de Terre mied ihren Blick. »Sie haben ihm einen Giftköder in den Hals gestopft«, antwortete er zögerlich. »Ich habe gehört, wie sie damit geprahlt haben.«
»Oh nein!« Bertrams Schnurrbart zitterte. »Picandou …«
Gruyère fing an zu schluchzen.
»Pssst!«, machte Hein-Ole und drängte sich an ihnen vorbei. »H-h-hochheben!«, befahl er den beiden. »Los, macht schon!«
Gruyère und Bertram gehorchten zögerlich und hievten den leblosen Picandou hoch.
»Und jetzt vornüberlehnen und festhalten!«
Die beiden taten, was er sagte. Und dann versetzte Hein-Ole Picandou einen so kräftigen Schlag auf den Rücken, dass der Mäuserich den beiden anderen fast aus den Pfoten gerutscht wäre. Ein Stück Käse flog in hohem Bogen aus seinem Mund.
»Der Köder!«, flüsterte Pomme de Terre.
Hein-Ole schlug dem Mäuserich erneut auf den Rücken, dann verpasste er ihm eine leichte Ohrfeige. Picandous Nasenspitze zitterte plötzlich und ganz, ganz langsam hob er den Kopf und öffnete die Augen. Er blinzelte benommen in die Runde und sah sich verwirrt um.
Gruyère blinzelte ebenfalls. Tränen der Erleichterung rannen ihr über die Wangen.
»Wo … wo bin ich?«, stammelte Picandou. »Was ist hier los?« Dann fiel sein Blick auf Hein-Ole. »Warum haben Sie mich geschlagen? Und wer sind Sie überhaupt?«
»Schhhh!«, machten vier Nager gleichzeitig. Pomme de Terre deutete warnend hinüber zum Höhleneingang unter der Treppe. Und dann entdeckte Picandou das Menschenkind, das ihm von der Treppe aus glücklich zuwinkte.
Auf einmal begann er sich zu erinnern. Und als er die Tränen in Gruyères Augen sah, wurden seine Augen auf einmal auch ganz feucht. Er nahm ihre Pfote in die seine und drückte sie. »Ich war der größte Idiot auf der Welt«, flüsterte er. »Ich habe viel zu spät gemerkt, was ich da angestellt habe. Ich weiß, das wirst du mir nie verzeihen.«
»Ach, Picandou«, flüsterte Gruyère und drückte seine Pfote ebenfalls.
Hein-Ole warf den beiden einen strengen Blick zu. »Ge-genug der Gefühlsduselei. Jetzt b-b-bringen wir erst mal die zwei Ha-Halunken zur Strecke.«
»Und wie sollen wir das machen?«, fragte Picandou, der noch immer ein bisschen benommen war.
»D-damit.« Hein-Ole deutete auf die Degenhalterung.
»Er kann damit verdammt gut umgehen«, sagte Gruyère, »und seine Seemannsknoten sind eine echte Wucht.«
Hein-Ole errötete. »Na ja, g-g-geht so.«
Picandou und Pomme de Terre sahen die drei verwirrt an. Da hatten sie wohl einiges verpasst.
»Wir erzählen euch später alles«, flüsterte Bertram. »Jetzt kommt.«
Sie schlichen hinter Hein-Ole hinüber zur Höhle. Die Stimmen waren inzwischen verstummt. Und dann hörten sie ein leises Schnarchen. Vorsichtig spähte Pomme de Terre um die Ecke, und dann grinste er den anderen breit zu. Einer nach dem anderen schauten sie ihm über die Schulter. Auf dem Schwammbett schlief Madame Roquefort und in Picandous Sardinendose klemmte der graue Mäuserich und schnarchte. Pomme de Terre und Picandou reichten Hein-Ole ihre Degenhalterungen und folgten ihm zur Sardinendose. Flink wand Hein-Ole die Bindfäden um die Pfoten des Mäuserichs, der plötzlich aufhörte zu schnarchen und verschlafen die Augen aufschlug.
»Wat’n hier los?«, rief er und versuchte, seine Pfoten zu bewegen. Doch die hatte Hein-Ole bereits ordentlich zusammengeschnürt.
Fast zur gleichen Zeit hatten Bertram und Gruyère Madame Roquefort überrumpelt und auch sie gefesselt.
»He, was soll das?«, rief sie.
»Dreimal darfst du raten«, sagte Hein-Ole.
»Hein-Ole … bist du das?«, hauchte Madame Roquefort.
»Natürlich ist er das!«, knurrte Helmut. »Die hässliche Visage erkenne ich überall wieder.«
Madame Roqueforts Blick glitt nervös zwischen Hein-Ole und den Muskeltieren hin und her. »Katzenkacke!«, murmelte sie.
»Das kannste aber laut sagen«, sagte Pomme de Terre und grinste.
»Dat werdet ihr noch bereuen, Mädels!«, knurrte Helmut.
»Mal sehen, wer hier was bereut«, sagte Bertram kühl.
»Aber was machen wir jetzt mit ihnen?«, fragte Gruyère. »Wir können sie ja schlecht hier liegen lassen.«
»Ich hätte da schon eine Idee«, sagte Hein-Ole und fuhr sich mit der Hand über die Kehle.
Madame Roquefort sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an. »Nein!«, rief sie ängstlich.
»Aber bei mir und Picandou hattet ihr keine Skrupel, stimmt’s?«, sagte Hein-Ole trocken. Er stotterte nicht mehr und sah zum ersten Mal glücklich aus. »Warum sollte es euch jetzt besser gehen?«
Gruyère schüttelte entschieden den Kopf. »Das machen wir auf keinen Fall«, sagte sie und legte Hein-Ole eine Pfote auf den Arm.
Bertram stimmte ihr zu. »Sie hätten es zwar verdient, aber ein Muskeltier würde so etwas nicht tun.«
Ein Schatten fiel in die Höhle. Claus war die Treppe hinuntergekommen und kniete jetzt vor dem Eingang. Er beugte den Kopf und schaute in die Höhle.
»Braucht ihr Hilfe?«, fragte er leise.
Pomme de Terre nickte. Mit dem Degen deutete er auf die gefesselten Übeltäter.
»Ah, verstehe«, sagte Claus. »Die also haben euch das Leben so schwer gemacht?«
Alle nickten heftig, bis auf Picandou. Der schaute verlegen zu Boden. Er war schließlich an allem schuld.
»Ich wette«, sagte Claus, »ihr wollt sie für immer loswerden, stimmt’s?«
Alle vier Muskeltiere und Hein-Ole nickten jetzt noch eifriger.
Claus setzte sich wieder auf und ließ seinen Blick suchend durch den Keller schweifen. Dann stand er auf und ging hinüber zu einem Regal. »Ich hätte da eine wunderbare Idee«, sagte er und nahm grinsend ein leeres Marmeladenglas heraus. Das stellte er auf den Boden vor der Höhle und schraubte den Deckel ab.
»Wie wäre es«, sagte er, »wenn ich die zwei da drin einsperre und mit nach Blankenese nehme? Dann könnten wir sie sozusagen als Flaschenpost in die Elbe werfen. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zum Meer. Dann machen sie eine Reise, die so weit weg führt, dass ihr sie nie wieder seht. Vielleicht bis nach Afrika.«
Damit waren die Muskeltiere sehr einverstanden. Picandou klopfte Claus sogar begeistert aufs Knie.
Nachdem Claus die zwei Mäuse im Glas verstaut hatte, machte er ein paar Luftlöcher in den Deckel und schraubte ihn zu. Dann ließ er das Glas in der Innentasche seiner Jacke verschwinden.
»Sagt mal, wolltet ihr nicht mit zu mir kommen?«, fragte er schläfrig. Er war auf einmal sehr müde und musste dagegen ankämpfen, dass ihm die Augen nicht zufielen. Doch diesmal wedelten alle vier Muskeltiere den Degen hin und her und schüttelten gleichzeitig den Kopf. Das war ein eindeutiges Nein.
Claus war insgeheim sogar ein bisschen erleichtert darüber, denn mit Tante Lotti wäre das alles nicht ganz so einfach geworden. Hier waren seine vier Freunde und die hässliche Ratte eindeutig besser aufgehoben als bei ihm.
»Wir bleiben allerdings nur hier«, sagte Gruyère in die Runde, »wenn Picandou uns auch wirklich wieder bei sich haben will …«
»Und ob ich euch hier haben will!«, rief Picandou. »Für immer und ewig.«
»Tja, falls nicht wieder so eine Madame Roquefort aufkreuzt und dir den Kopf verdreht«, sagte Pomme de Terre.
»… und du dann vergisst, wer deine wahren Freunde sind«, fügte Bertram hinzu.
Picandou errötete und senkte beschämt den Blick.
»Nein«, sagte er leise. »Das wird mir nicht noch einmal passieren. Ich war dumm und hab mich von ihren Schmeicheleien und ihrer Bewunderung einlullen lassen.«
»Und weil sie so niedlich war«, brummte Bertram, der das insgeheim ein bisschen verstehen konnte.
»Und weil sie ständig deine Hilfe brauchte«, fügte Pomme de Terre trocken hinzu. »Gib’s zu, du hast dich bei ihr wie so ’n richtig toller Hecht gefühlt.«
»Lasst ihn in Ruhe«, sagte Gruyère. Sie wandte sich an Picandou. »Weißt du, du warst immer mein Held, aber vielleicht habe ich dir das nicht genügend gezeigt.«
Picandou sah ihr tief in die Augen. »Doch«, antwortete er leise. »Das hast du schon, aber ich hab nicht gemerkt, was ich an dir hatte, bis … bis ich begriff, in was ich da hineingestolpert war, und dann war es schon zu spät. Wenn ihr nicht gekommen wärt …« Er sah die drei Muskeltiere und Hein-Ole dankbar an. »… dann wär ich jetzt nicht mehr am Leben.«
»Das is’ echt ’ne fesche Lady, die du da hast«, sagte Hein-Ole mit Blick auf Gruyère. »Wenn die ihr Herz nich’ schon an dich verschenkt hätte, hätte ich mir die glatt geschnappt. Du Glückspilz!«
»Das bin ich wirklich«, sagte Picandou. »Ein riesiger Glückspilz.«
Gruyère errötete. »Jetzt ist aber genug!«, rief sie. Sie schaute Picandou an. »Ich habe allerdings noch eine Bitte.«
»Was immer du willst«, sagte Picandou.
»Hein-Ole darf ab jetzt unseren Müllsack teilen, so oft er will, und außerdem bei uns bleiben, bis sein Zuhause wieder bewohnbar ist.«
Hein-Ole lächelte und winkte ab. »Den Müllsack nehme ich gerne an, aber mein Zuhause is’ nu’ mal mein Zuhause. Das is’ wie es is’.«
»Das versteh ich«, sagte Bertram.
Auf einmal hörten sie Stimmen vor dem Fenster.
»HierIsEsHierIsEs«, rief die eine.
»MeineMahlzeitMeineMahlzeit!«, krächzte eine Zweite aufgebracht.
»Oh nein.« Pomme de Terre fasste sich an den Kopf. »Die Möwen! Mein Versprechen. Das hab ich glatt vergessen … Und nu’ is’ der Müllsack leer gefressen.«
»Ich fürchte, das war meine Schuld«, sagte Hein-Ole. »Ich hatte so einen Kohldampf, da hab ich richtig reingehauen.«
»Und dann hast du uns ja noch was mitgebracht«, lispelte Bertram.
»Ich glaube, wir haben sogar noch etwas übrig gelassen«, sagte Gruyère. »Sollen wir das den Möwen anbieten?«
»Und mir gleich mit.« Pomme de Terre deutete auf seinen Bauch. »Der hat schon lange nix Anständiges mehr gesehen.«
Claus, der nur leise Piepstöne hörte, hatte still neben den Muskeltieren gesessen. Auch wenn er nichts verstand, so ahnte er doch, dass sie ein Gespräch führten. Er hatte den Kopf gegen die Treppenwand gelehnt und dabei waren ihm die Augen zugefallen.
Als die Muskeltiere zu ihm hinüberschauten, sahen sie, dass er eingeschlafen war.
»Frau Fröhlich wird sich morgen früh wundern«, sagte Pomme de Terre.
»Und seine Tante Lotti wird sich riesige Sorgen machen«, warf Bertram ein.
»Wartet, Leute«, rief Pomme de Terre. »Ich hab da eine Idee: Du, Bertram, schreibst eine Nachricht von Claus und die Möwen sollen sie dann nach Blankenese bringen.«
Da sie Claus nicht wecken wollten, mussten sie zuerst das Abflussrohr wieder frei machen, um hinauszugelangen. Der Mäuserich und Madame Roquefort hatten gründliche Arbeit geleistet. Stück für Stück pulten die Muskeltiere und Hein-Ole alte Garnrollen, Korken, Papier und Stoffreste aus der Öffnung. Inzwischen hatte Bertram auf Frau Fröhlichs Schreibtisch eine Nachricht an Tante Lotti verfasst:
Als er fertig damit war, rollte er das Papier ordentlich zusammen und band ein Stück Bindfaden darum, und als der Geheimweg wieder frei war, kletterten sie mit dem Brief hinaus in den Hof. Die Möwen hüpften schon ungeduldig auf und ab und waren ziemlich ungehalten.
»SaftladenSaftladen«, schimpften sie im Chor, als sie die Muskeltiere bemerkten, und deuteten mit ihren Schnäbeln auf den Müllsack, den sie schon durchwühlt hatten.
Am lautesten schimpfte MeineMahlzeit. Es dauerte eine ganze Weile, bis Pomme de Terre sie alle beruhigt hatte. Er erzählte ihnen, was geschehen war, und versprach, den Müllsack für die nächsten sieben Tage mit ihnen zu teilen. Das beschwichtigte sie ein wenig.
»Aber dafür müsst ihr uns noch einen Gefallen tun«, sagte er und überreichte ihnen die eingerollte Nachricht für Tante Lotti. Die Möwen zögerten etwas.
»WoherWissenWirDassDuUnsNichtReinlegst?«, fragte MeineMahlzeit argwöhnisch.
»ReinlegstReinlegst«, wiederholten die anderen beiden.
Die Muskeltiere hoben die Pfoten so feierlich zum Schwur, dass die Möwen gleich merkten, dass es ihnen ernst war.
»AlsoGutAlsoGut.« MeineMahlzeit nahm das Röllchen an sich und dann flogen sie los.
Es dämmerte schon und die Muskeltiere und Hein-Ole mussten sich beeilen. Sie sammelten die Essensreste im Restaurant ein und kletterten damit zurück in den Keller. Viel war nicht übrig geblieben, aber es wurde dennoch ein nettes, gemütliches Picknick. Abwechselnd berichteten sie einander, was sie erlebt hatten. Hein-Ole musste noch einmal die ganze Geschichte von Fräulein Flieder erzählen und dabei stotterte er kein einziges Mal. Er schien sich sichtlich wohl in der Gesellschaft seiner neuen Freunde zu fühlen. Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich in die Höhle hinein, als die Muskeltiere erschöpft in ihre Betten krochen. Bertram hatte endlich sein Schwammbett wieder und Hein-Ole machte es sich im Sahnebecher gemütlich. Alle waren froh, wieder zu Hause zu sein.