7. Kapitel
„Also, das ist ein netter Ring“, sagte Maeve in ihrer ruhigen, nüchternen Art, als Cora in dieser Woche zur ehrenamtlichen Arbeit erschien. Markus hatte das Gesicht verzogen als Cora ihm sagte, dass sie bis zum Abendessen beschäftigt sein würde, aber sie hielt eisern an der Einhaltung ihres Arbeitsplans fest. Nicht einmal für die Blitzheirat mit einem der reichsten Männer der Stadt würde sie Maeve im Stich lassen.
„Danke“, murmelte Cora, nahm den ‘netten Ring’ ab und zog ihn auf ihre Halskette bevor sie die Handschuhe anzog. Eine Stunde Käfigreinigen war nicht das, worauf sich die meisten Menschen freuen würden, doch sie legte sofort los als würde die schmutzige Arbeit sie reinigen.
In wenigen Wochen würde sie verheiratet sein. Verheiratet. Mit einem Mann, der sie gleichzeitig beängstigte und berauschte. Er war in ihr Leben gekommen und jetzt war er ihr Leben. Jeder Teil ihrer Welt gehörte Markus.
Außer diesem Teil. Würde es nach der Hochzeit so sein? Dass alles, was Markus war, alles verschlucken würde, was Cora gewesen war? Sollte sie mehr dafür kämpfen, etwas Autonomie zu behalten? Aber jedes Mal, wenn sie mit Markus zusammen war, wollte sie mehr von ihm.
Nichts anderes zählte. Der Rest der Welt entfiel, also schien es kein Opfer zu sein. Und es war nicht so, dass er sie gebeten hatte, irgendetwas aufzugeben. Er besetzte nur langsam mehr und mehr Territorium in ihrem Leben, wie eine langsame, nicht unwillkommene Invasion.
„Cora“, rief Maeve etwas später. Cora blinzelte, so als würde sie aus einer Trance erwachen.
„Hier draußen ist ein Mann, der dich sucht.“
Cora stand so schnell auf, dass die Zeitungsseiten verstreut wurden. Die Uhr über ihrem Kopf zeigte sieben Uhr an. Sharo war schon hier.
„Oh.“ Ein Fluch entwich ihr. Maeves Augenbrauen flogen hoch. Obwohl Maeve keinen Anstoß an dem Wort nehmen würde, sah sie überrascht aus, es von Cora zu hören. Cora wusste, dass sie für gewöhnlich geschniegelt und gestriegelt war, und bedeckte deshalb mit der rechten Hand ihren Mund. Ihre andere Hand spielte mit dem Ring an der Kette.
„Bist du okay?“
„Ja. Ich bin spät dran. Ich sollte besser gehen.“
Maeve zögerte. „Bist du sicher? Er sieht etwas roh aus. Ich hätte ihn beinahe weggeschickt. Bist du sicher, dass du ihn sehen willst?“
„Ja, ist schon gut“, murmelte Cora und streifte ihre Schürze ab. Sie lief vorne raus, ihre Haare mit den Fingern glättend. Sie trug Jeans und ein T-Shirt, würde sich aber im Club umziehen müssen.
Sie ging durch die Tür, die zum Haustierladen führte. Sie umrundete die Ecke hinter dem aufgereihten Hundefutter und stoppte abrupt. Der Mann hatte braunes, lockiges Haar. Das war er. Er wandte ihr den Rücken zu, doch sie erkannte den Mann, der ihr etwas ins Getränk getan und versucht hatte, sie zu entführen.
Lauf!
Schrei um Hilfe!
Dieses Mal lag keine Vordertür zwischen ihnen. Sie waren in dem kleinen Laden völlig allein.
Aber… ich bin niemals allein . Der wilde Gedanke tröstete sie, obwohl ihre Hände zitterten.
Wenn ich schreie, wird jemand kommen. Markus ließ sie noch immer von seinen Männern bewachen. Sie blieben außer Sicht, und weder erwähnte sie es, noch machte sie deswegen einen Aufstand, weil sie auf diese Weise so tun konnte, als sei alles normal. Wie also konnte ihr ehemaliger Angreifer diese Männer umgehen?
Das war egal. Alles, was zählte war, dass sie kommen würden, wenn sie rief. Sie wusste das. Sie war nicht länger ein Opfer. Bald würde sie die Ehefrau von Markus Ubeli sein, dem mächtigsten Mann der Stadt.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, um so ihr Zittern zu verbergen. „Sie müssen verschwinden und nie wiederkommen.“
Der Mann hob seine Hände und blickte noch immer vorne hinaus. „Ich bin nicht hier, um Ihnen wehzutun. Ich schwöre. Ich will nur reden.“
Endlich drehte er sich um und Cora rang nach Luft. Statt zurückzuweichen trat sie vorwärts. Heilige… „Was ist mit Ihnen passiert?“
Das Gesicht des Mannes war verunstaltet. Blaue Flecken bedeckten sein Gesicht wie bunte Flicken. Sie könnte wegrennen und Markus per Kurzwahl mit dem Spezial-Handy anrufen, auf das er bestanden hatte, dass sie es bei sich trug. Aber der Mann machte keine Anstalt, näherzukommen, also blieb sie stehen.
„Hat Sharo das getan?“ fragte sie mit wild pochendem Herzen.
„Ja.“ Das Sprechen war für den Mann schmerzhaft aufgrund all der blauen Flecken und Schwellungen. „Boss mag es nicht, wenn ein Mann Grenzen überschreitet.“
Boss?
„Was?” flüsterte sie.
„Ich bin hier, dich zu warnen“, sagte er. „Boss wird's nicht gefallen, aber du musst das wissen. So bist du dann bereit. Ich hab Böses gemacht, will's wiedergutmachen. Nennt man büßen. Ich sag dir, musst bereit sein.”
„Bereit wofür ?”
Der Mann schüttelte seinen Kopf und stöhnte, als würde ihm die Bewegung Schmerzen verursachen. Es könnte eine Falle sein. Er könnte so tun, als wäre er schlimmer verletzt als er es in Wirklichkeit war. Sie blieb dort, wo sie war, mit dem Gang für Hundefutter zwischen ihnen. Doch sie konnte nicht anders als zu fragen: „Geht es Ihnen gut? Brauchen Sie einen Arzt?“
„Nein“, keuchte der Mann. „Hör zu, ich versuch, dich zu warnen.“
„Mich warnen?“ Ihr Angreifer war geschlagen, geschwächt. Je länger sie ihn ansah, umso überzeugter war sie, dass er es nicht vortäuschte. Cora ließ die Arme sinken und legte die Fäuste auf ihre Hüften. „Sie kommen hierher, nachdem Sie meinen Drink mit Drogen versetzten, versuchten, mich zu kidnappen...“
„Die waren das. Alles waren die. Der Boss und Sharo. Die planten das. Die haben's gemacht. Ich bin ganz unten in der Kette, hab's nicht direkt von denen gehört, aber die steckten dahinter.“
„Was?“
„Beobachten dich. Spionieren dich aus. Die Nacht im Club, ich sah 'ne Chance und ergriff sie. Ich dachte, Boss würde sich freuen, wenn ich dich früher abliefere. Er war nicht glücklich. Er hatte 'nen Plan...“
„Der Boss…” Ihr Mund war trocken und ihr Herz schlug gefühlte tausend Mal in der Minute. „...Sie meinen Markus ?”
„Ja.“ Ein Auto glitt am Laden vorbei. Der Mann war bestürzt und starrte aus großen Augen.
„Nein.“ Cora schüttelte sich. „Nein, Sie haben unrecht. Markus half mir. Er und Sharo beschützten mich vor… vor Ihnen!“
Der Kopf des Mannes zuckte bei zusammengebissenen Zähnen. „Die haben dich beobachtet. Von Anfang an haben die geplant, dich aufzugabeln. Ich hab dich beobachtet. So waren meine Befehle.“
„Befehle“, wiederholte Cora und in ihrem Kopf begann es zu hämmern.
„Ich muss los. Ich muss rennen. Wird denen nicht gefallen. Ist man da drin, ist es für immer.“ Er schwafelte. Er war verrückt. Ihm wurde auf den Kopf geschlagen. Viele Schläge gegen den Kopf.
Hinter ihm hielt ein langes, schwarzes Auto am Bordstein. Ihre Fahrgelegenheit war da.
Sie drehte sich um, aber der Mann war weg. Die Hintertür pendelte zu.
Sharo fand sie dort zwischen den Gängen mit Hundefutter, ihre Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen. „Sind Sie bereit?“ fragte er und sah sie von oben bis unten an.
„Ich muss mich umziehen“, sagte sie und kämpfte gegen das Verlangen, sich zurückzuziehen. Sharo schien das zu spüren und blieb dicht bei ihr, überfürsorglich, beschützend.
„Das können Sie im Club.“ Er drehte sich um und wurde steif, als sich die Hintertür öffnete. Es war nur Maeve, die aus irgendeinem Grund das Gesicht verzog.
„Die hättest du fast vergessen“, sagte sie mit ihrer leisen, ernsthaften Stimme, während sie Cora ihre Handtasche gab. Sharo streckte die Hand danach aus und Maeve entzog sie ihm. Die ältere Rothaarige warf ihm einen flachen Blick zu. „Entschuldigung?“
„Ist okay, Maeve“, sagte Cora. „Ich vertraue ihm.“ Plötzlich blinzelte sie, überrascht, wie schnell sie diese Worte gesagt hatte und fragte sich, ob sie gelogen waren. Gott, sie musste nachdenken
Maeve sah sie mit unglücklichem Gesichtsausdruck an, gab Sharo aber die Tasche.
„Gute Nacht.“ Coras kleines Lächeln musste geholfen haben. Maeve behielt ihre Gedanken für sich, dennoch bildeten sich Furchen auf der Stirn der älteren Frau.
Cora überlebte die schweigende Fahrt. Mich warnen? Sie rieb ihre bloßen Arme.
Sobald man drin ist, ist es für immer.
Als Sharo sie die Stufen zum Club hinunterführte, wohin sie in jener, lange zurückliegenden Nacht gerannt war, kämpfte sie nicht. Aber die beleuchtete Tür, die ihr einst wie ein Refugium erschien, fühlte sich jetzt an wie… Kalte Schauer liefen ihr über den Rücken als sie die Türschwelle überschritt.
Ihr Kopf fühlte sich leer an. Das alles war zu viel, um es zu verarbeiten. Immer, wenn sich ein panischer Gedanke breitmachen wollte, erinnerte sie sich daran, dass der Mann verrückt war. Er hatte sie um Gottes Willen gekidnappt und sie dann auch weiter gestalkt . Warum sollte sie irgendetwas von dem, was er sagte, trauen?
Aber er war so niedergeschlagen, wörtlich und sinnbildlich. Er sagte, dass er Buße tun wolle, so als wäre er in irgendeinem Zwölf-Schritte-Programm.
Was, wenn er nicht gelogen hatte?
Eine Minute später war Cora mit Markus allein in seinem Büro. Mr. Ubeli. Die Schatten fielen noch immer quer über sein Gesicht zwischen dem Mahagoni und dem dichten Teppich. Nichts hatte sich seit der ersten Nacht verändert.
Nein, alles hatte sich verändert.
„He, Baby“, sagte er und lehnte sich seufzend in seinem Stuhl zurück. Mit einer Hand bürstete er sein Haar aus seinem Gesicht, die andere streckte er aus, um sie zu sich zu rufen. Sie hatte geplant, stark zu sein, aber etwas in der Art, wie er die dunklen Spitzen seines Haares von den Augen wegschob, erinnerte sie an einen kleinen Jungen, der nach der Schlafenszeit noch auf war. Sie ging zu ihm. Mögen die Götter ihr helfen, sie ging zu ihm.
„Langer Tag?“ fragte sie. Er antwortete nicht, sondern legte seine Hände auf ihre Hüften und schob sie zurück, sodass sie gegen seinen Schreibtisch lehnte. Seine Finger streichelten ihre Arm, Handgelenke und Hände bevor sie sich zurückzogen.
Sobald sie ihre Haut verließen, wollte Cora sie zurück. Sie war es, die ein Zwölf-Schritte-Programm brauchte. Sie war süchtig nach Markus.
„Wo ist dein Ring?“ Markus Stimme hörte sich nicht kalt an, nicht so richtig. Aber sein Gesicht war auf eine Art ausdruckslos, von der sie wusste, dass er nicht glücklich war.
„Oh.“ Cora griff nach der Kette um ihren Hals. Die Diamanten funkelten im Licht. Der Granat war so dunkel, er schien das Licht aufzusaugen. „Ich habe ihn hier angehängt, damit er nicht schmutzig wird.“
Als Markus die Lippen zusammenpresste, nahm sie schnell die feine Kette ab, befreite den Ring und steckte ihn an ihren vierten Finger.
Sie wackelte mit ihren Fingern in Markus Richtung. „Besser? Dachtest du, ich hätte ihn verloren?“ Wie immer, wenn sie bei ihm war, verschwand alles andere. Sie wusste, dass sie sehr verärgert war bevor sie den Raum betrat, dass sie es noch immer sein sollte, dass die Chance existierte, dass dieser Mann die Wahrheit gesagt hatte…
„Nein.“ Markus fing ihre Hand ein und spielte mit dem schmalen Band. Seine Berührung entfachte einen Flächenbrand, der ihren Arm hinaufraste und ihr Innerstes in ein Inferno verwandelte. Oh...
„Keine Sorge.“ Sie atmete aus und bemühte sich, ihre Stimme normal klingen zu lassen, während ihr Puls hochging und eine Millionen Mal in der Minute hämmerte. „Ich werde nicht vergessen, dass ich mit dir verlobt bin.“
„Du bist es nicht, wegen der ich besorgt bin. Es ist dieser Kerl, der dich ansieht, einen Engel erblickt und meint, er könne dir nahekommen.“
„Sehr besitzergreifend?“ scherzte sie, doch die Eindringlichkeit in Markus Blick durchfuhr sie.
„Du hast ja keine Ahnung.“
Sie schloss ihre Augen als seine Fingerspitzen ihre Schläfen entlangglitten, dann hinunter zu ihren Wangen. Ihr Universum erweiterte sich und es war erfüllt von Markus. Überall Markus, Markus, Markus .
Und sie ließ ihn, verhielt sich still, ihr Herz wagte jetzt kaum noch zu schlagen, als könnte sogar ein einziger Atemzug den Augenblick zerstören.
„Ich hätte das schon vor langer Zeit tun sollen“, murmelte er.
„Was?” begann sie und beugte sich vor, um seine Antwort zu hören, doch in dem Moment sah er auf und sein Mund erwischte ihren. Und dann war alles vorbei.
Jeder Gedanke verschwand aus ihrem Kopf, jeder außer Markus, der nun aufrecht stand, seine Arme um sie geschlungen, und dessen Körper ihren gegen den Schreibtisch presste.
„Markus“, keuchte sie als er ihre Lippen freigab.
„Ich hätte nicht so lange dafür brauchen dürfen. Bei jedem anderen Mädchen hätte es nicht so lange gedauert.“
„So lange, um was zu tun?“ fragte sie, während ihre Gedanken noch immer umherschwirrten.
„Das“, sagte er und wieder schloss sich sein Mund über ihrem. Der Atem schoss aus ihr heraus, ihre Hände flogen hoch und schwebte neben seinem Gesicht. Doch sie wagte es nicht, ihn zu berühren aus Angst, den Zauber zu brechen. Aber sie brauchte sich nicht zu sorgen.
Sein ganzer Körper lag in diesem Kuss, näher rückend, dominierend. Seine Hitze und sein Duft umgaben sie, überschwemmten sie wie ein Feuer. Ihre Hände ergriffen seine starken Schultern, klammerten sich an das Muskelpaket, ihre Nägel bohrten sich in den feinen italienischen Stoff, als wollten sie die glatte, olivfarbene Haut darunter zerkratzen.
„Das ist es, Engel. Halt dich an mir fest“, befahl Markus, setzte sie auf den Schreibtisch und zog ihren Kopf an ihren Haaren zurück, während seine Lippen auf ihrer Haut einen Brand verursachten. Seine große Handfläche umfasste ihren Kopf während sich sein Mund ihren Hals hinab arbeitete. Cora ließ ihren Kopf schlaff zurück hängen, ihr Körper bäumte sich auf als Markus ihr Shirt hochzog und ihre Brust mit seinem heißen Mund bedeckte.
„Markus, Markus“, keuchte sie. Ihr Körper war trockener Zunder, ein Feld, das den ganzen Sommer über in der Sonne gebacken worden war. Ein Funke und alles ging in Flammen auf.
Seine große Hand glitt über ihre Taille, überflog ihre weiche Haut bis in ihre Jeans, in ihren Slip, sie dort berührend, wo sie noch keiner jemals berührt hatte. Ihre Augen weiteten sich spontan. Nur um Markus wolfsähnlichen Blick zu erhaschen, der hungrig in ihre Augen blickte.
„So süß. Derart unschuldig. Cora“, stöhnte er gegen ihren Mund, sein Blick verschleierte sich während seine Finger zwischen ihren glitschigen Falten herumwirbelten. „Magst du das?“
Ihre Wimpern zuckten. Sie… Es fühlte… Sie hatte nie... Oh!
„Antworte mir.“
„Ja“, konnte sie endlich keuchen.
„Das ist es, meine Göttin“, flüsterte er, während seine Finger gegen ihren süßesten Punkt flatterten. Ihr Magen verflüssigte sich und sie konnte spüren, wie sich dieser… dieser verrückte, erstaunlich angenehme Druck aufbaute. Oh Götter, noch niemals zuvor hatte sie etwas Derartiges gespürt. Wie war er…? Oh Götter, ja, genau hier, genau so, genau da...
Ihre Knie hämmerten und ihr blieb der Atem weg. „Noch einmal.“
Auf seinen Befehl zerbrach die Enge und entspannte sich und alles ergoss sich. Oh, oh, ooooooooh!
Ihre Hand kam hoch, um ihn aufzuhalten, aber nein, sie legte sich an seine Wange, als würde sie ihn an sich ziehen, und ihre Finger harkten durch sein Haar. Ihr Atem entwich wie ein Schauer, während sein Mund den ihren erneut bedeckte. Die schockierenden Wellen des Vergnügens, sie hatte nie... oh
Sie sackte gegen Markus, atmete den frischen Duft der Wäsche ein, und während eines Nachbebens versteiften sich ihre Glieder.
Markus stieß ein letztes Mal zu, was ihren Körper erneut erbeben ließ, und zog seine Hand zurück.
Ich habe das noch nie zuvor getan, wollte sie ihm sagen. Mit dir ist alles neu. Bei dir bin ich neu. Das befriedigte Grinsen in seinen Mundwinkeln sagte ihr, dass er das wusste.
Sie ließ ihre Finger über seine perfekten Lippen und die eleganten Linie seines Kiefers gleiten. Er war real. Fleisch und Blut. Kein Gott. Keine von Meisterhand gemeißelte Statue. Er war ein Mann.
Er gehörte ihr.
Ihren Blick mit seinen grauen Augen einfangend, zog Markus ein Taschentuch hervor und wischte seine Hand ab. Er faltete es, drückte es an seine Nase und atmete tief ein, bevor er es wieder in seine Tasche steckte. Ihre Wangen glühten.
„Wunderschön.“ Markus zog sie an seinen Körper. Bei ihrer Größe und da sie auf dem Schreibtisch saß, drückte diese Stellung ihre weiche Mitte gegen seinen Schritt. Etwas Hartes, Langes drückte dort, verformte die maßgeschneiderten Hosen. Ihre Augen wurden rund.
Markus Daumen überflog ihr Kinn. „Schönheit. Sag mir, dass du mein Mädchen bist.“
Sie zögerte nicht einmal.
„Ich bin dein Mädchen.“
„Du gehörst zu mir.“ Es war keine Frage.
„Ja.“
„Du wirst mir geben, was ich will?“
„Ja.“ Sie schluckte und suchte in seinen Augen. „Was… was willst du?“
„Alles.“ Er drückte seinen Mund fest auf ihren und warf sie so aus dem Gleichgewicht, wodurch er sie zwang, sich an ihm solange festzuhalten, bis er den Kuss abbrach.
„Aber nicht heute Nacht.“ Er streichelte ihre Porzellanwange. „Du bist müde.“ Er hielt sie ganz still, ihren Kopf an seiner Brust. Wieder lauschte sie seinem Herzschlag und erkannte rasch, dass er sprach, ihr immer und immer wieder von seiner Liebe zu ihr erzählte, vielleicht auf die einzige Weise, die er kannte.
„Ich werde dafür sorgen, dass du sicher bist, Baby. Das weißt du. Du wirst niemals irgendetwas brauchen. Du bist meine Göttin, und ich werde dich nicht gehen lassen...“
„Markus“, sie setzte sich auf. „Das passiert alles so schnell.“ Erkannte er denn nicht, dass sie nirgendwo hingehen würde? Es gab genug, um sie zu verschrecken, vielleicht, okay, streich das... das sie definitiv verschrecken sollten. Trotzdem ging sie nirgendwo hin. Diese Sache zwischen ihnen war zu stark, zu mächtig. So mächtig, dass es ihr manchmal Angst machte, abgesehen von allem anderen. „Kein Grund zur Eile.“
„Ich weiß, dass du Angst hast, Baby.“ Natürlich wusste er das. Seine dunkelgrauen Augen ließen ihre nicht los. „Aber du bist mit mir zusammen. Du wirst okay sein. Du kannst nicht entkommen, Engel… Das ist deine Bestimmung.“
Cora fiel nach vorne, lehnte ihre Stirn gegen seine.
„Ich will dich“, sagte er. „Aber du bist so perfekt. So unschuldig. Ich wollte es richtig machen.“ Seine Finger kneteten ihre und rieben den Ring.
Sie setzte sich auf und verstand plötzlich. „Darum willst du mich so schnell heiraten.“
Er senkte sein Kinn. Er wollte nicht… nicht, bis sie verheiratet waren. Ihr Herz hielt die Süße dieser Geste fest. Sie wusste nicht sehr viel über diese Dinge, doch sie vermutete, dass es für einen Mann wie ihn ohne Sex nicht leicht sein konnte. Doch er tat es, für sie. Selbst jetzt wusste sie, dass er sein Bedürfnis unterdrückte. Sie konnte seine Härte an ihren Schenkeln spüren.
„Markus.“ Sie schlang ihre Arme um seine Schultern. „Ich bin hier. Ich werde nirgendwo hingehen.“
„Ich gehe kein Risiko ein.“ Einen Moment lang klammerte sie sich an ihn in vollkommener Stille.
Er sagte: „Ab sofort wirst du zwei Wachen haben, wo du auch hingehst.“
„Aber….“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen.. „Keine Diskussion. Ich weiß, dass dieses Arschloch wieder aufgetaucht ist.” Sein Gesicht wurde ernst. „Sharo sah ihn im Laden.“
Sie richtete sich auf. „Ich habe nicht… Er hat nicht...“ Sie war nicht sicher, was sie zu erklären versuchte, also hörte sie damit auf.
„Ich weiß.“
Cora biss sich auf die Lippe. Entweder jetzt oder nie. „Er sagte etwas. Er versuchte, mich zu warnen.“
„Wovor?“ Markus Gesicht war sorgfältig ausdruckslos.
War es wirklich von Bedeutung, was der Mann gesagt hatte? Er hatte sie unter Drogen gesetzt und entführt. Er war offensichtlich auf sie fixiert und er hatte einige Schläge an den Kopf bekommen. Würde sie tatsächlich seine ‘Warnungen’ bei allem, was sie über Markus wusste, glauben?
Nicht, dass sie Markus wirklich kannte, aber bislang war er ein perfekter Gentleman gewesen. Und sie kannte ihn, oder nicht? Jedenfalls die Dinge, die zählten.
Ihr Blick senkte sich auf ihren Schoß. „Nichts. Er sagte nichts.“
Markus hielt ihre Hand mit seinen beiden fest und drückte sie. „Cora, das… was wir haben… ist neu. Aber es wird bestehen bleiben.“
„Das weiß ich.“ Und sie wusste es wirklich. Denn jetzt konnte sie sich ihre Welt ohne Markus darin nicht mehr vorstellen.
„Du weißt, dass meine Arbeit nicht immer über den Gesetzen steht.“
Ich weiß nicht viel über das, was du tust...“ begann sie unsicher.
„Du weißt genug.“
„Ich weiß, wer du bist, Markus. Ich weiß, du hast Prinzipien. Du willst, dass gute Menschen sicher sind... und die schlechten bestraft werden.“
„So ist es. Das will ich.“ Sein Griff wurde fester, fast schmerzhaft, dann lockerer. Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre Knöchel. „Aber ich verspreche dir, dass meine Arbeit dich niemals berühren wird. Ich werde dich auf ein so hohes Podest stellen, dass du bei den Sternen leben wirst.“
„Mich in einen Elfenbeinturm sperren?“ Sie versuchte zu lächeln. „Im Penthouse?“
„Wenn es sein muss.“ Seine Stimme klang hart, wurde dann aber beruhigend. „Cora, dieser Mann wird dich nicht wieder belästigen.“
Ihr Magen sackte in die Knie, ein Wirrwarr von Schuld und Erleichterung. „Wird er nicht?“ flüsterte sie. Was wirst du mit ihm machen? Sie schluckte die Frage runter. Selbst wenn Markus es ihr sagte, sie wollte es nicht wissen.
„Nein.“ Seine Augenwinkel kräuselten sich in einem Kälte ausstrahlenden Lächeln. „Mach dir keine Sorgen. Ich sagte dir bereits, ich werde mich um dich kümmern.“