Casey Donalds Tagebuch, 6
Fuck , was ist passiert? Wie konnte sie mich so täuschen? Dieses Miststück! Verdammte Schlampe! Ich war mir so sicher …
Natürlich war sie zuvor aufmüpfig und manchmal ziemlich ekelhaft gewesen. Auf gewisse Weise hat mir das sogar imponiert. Sie hat sich für diesen fremden Jungen eingesetzt und die eigenen Bedürfnisse hintangestellt. Für eine alte Junkie-Nutte hat sie ordentlich Courage bewiesen. Doch das war alles vor der Operation. Seitdem ist sie meine Schöpfung, mein Spielzeug und verfluchtes Eigentum! Ich dachte, sie hätte das kapiert! Ich war gütig genug, um ihr Augenlicht und Gehör zu lassen. Sogar die giftige Zunge durfte die Schlange behalten!
Und das ist der Dank?
Sie hat versucht, zu entkommen und sich gegen mich zu stellen. Dass ihr das niemals gelungen wäre, spielt keine Rolle. Hier geht es ums Prinzip!
Vielleicht hätte ich dennoch Nachsehen mit ihr gehabt. Nachdem ich sie bestraft habe – mir tut immer noch der Schwanz weh – wäre ich unter Umständen bereit gewesen, ihr eine letzte Chance zu geben, doch die Sau konnte das Maul nicht halten! Sie beschimpfte mich als Schwächling und jämmerlichen Versager, der sich nur an Behinderte und Verstümmelte herantrauen würde. Sie fragte mich, wie ich überhaupt noch in den Spiegel schauen könnte und wollte wissen, wer mich als Kind gefickt hat, um so ein krankes Arschloch aus mir zu machen …
Das war zu viel! Ihr wisst inzwischen, dass ich nicht empfindlich bin, aber alles muss ich mir auch nicht gefallen lassen! Meine Wut auf Mara war in dem Moment so groß, dass ich sie fast umgebracht hätte. Das wäre allerdings dumm gewesen, da ich ihr damit einen Gefallen getan hätte. Im letzten Moment wurde mir klar, dass sie mich absichtlich provoziert hatte. Ich sollte ausrasten. Aber so einfach werde ich es dir nicht machen, Mara! Jetzt erst recht nicht!
Da ich mich ansonsten nicht hätte beherrschen können, brachte ich sie in den Keller. Ich brauche nur ein paar Stunden oder vielleicht einen Tag, dann wird es wieder gehen. In der Zwischenzeit habe ich Donna. Sie ist ein bisschen wund, aber das macht nichts. So spürt sie wenigstens etwas.
Mara liegt nun im Keller. Wo Schmutzige wie sie hingehören. Dort kann sie Dale beim Sterben zusehen oder selbst verrecken. Solange es langsam geht, soll es mir recht sein. Sobald ich mich wieder unter Kontrolle habe – zum Glück kann ich mich ja an Donna austoben – werde ich sie in den Operationssaal bringen und ihrer restlichen Sinne berauben. Anschließend nähe ich sie vielleicht an mein Bett. Die wird sich von allein keinen Millimeter mehr bewegen. Meine neueste Kreation wird ein absolutes Highlight! Eigentlich sollte ich Mara für die Inspiration dankbar sein. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich niemals darauf gekommen.
Warum es mir dennoch egal ist, wenn sie stirbt? Na ja, die Idee ist geboren. Umsetzen kann ich sie mit jedem x-beliebigen Opfer. Falls Mara stirbt, ist das eben Schicksal und ich werde es annehmen. Ein Loch zu viel im Boot und ab gehts! Da kann man nichts machen. Ich hielt die Alte für etwas Besonderes und vielleicht wird sie das auch weiterhin sein … Lassen wir uns überraschen, oder was meint ihr?
Im Augenblick bin ich zu wütend, um zu ihr zu gehen.
Dabei frage ich mich, ob Dale noch lebt. Den habe ich wirklich böse zugerichtet. Als ich mit Mara unten war, war ich zu aufgebracht, um ihn mir näher anzusehen. Vielleicht ist er schon tot. Ich weiß, ich wollte es eigentlich ruhiger angehen lassen und nicht mehr so oft rausmüssen, um Nachschub zu holen, aber ihr seht ja selbst, was hier los ist! Diese Penner lassen mir keine Wahl! Undankbare Brut! Dabei habe ich das Beste aus jedem Einzelnen herausgeholt. Was wären die ohne mich? Verzweifelte und Abschaum! Ich habe ihrem erbärmlichen Dasein einen Sinn gegeben! Dank mir wissen sie nun das Leben – oder wenigstens den Tod – zu schätzen. Sie brauchen keine Drogen mehr, um ihr Leben zu ertragen oder etwas zu fühlen.
Was macht das aus mir? Ich bin nicht so vermessen, mich Gott zu nennen, doch ein Schöpfer bin ich allemal. Oder würdet ihr das leugnen? Dann kommt vorbei und wir schauen, was ich aus euch machen kann! Verdammte Schweine! Was ist nur mit der Welt los? Falls ihr nicht mehr wissen solltet, wohin mit euch und eurem beschissenen Leben, dürft ihr mich ruhig besuchen! Vielleicht habt ihr Kinder, die euch entglitten und auf die schiefe Bahn geraten sind. Ich kümmere mich darum! Ich kümmere mich um alles und habe Verwendung für jeden!
Manche sind nur gut genug, um im Keller zu verrecken, anderen steht die Erfüllung bevor. So wie der kleinen Donna. Ich weiß genau, was aus ihren Augen sprechen würde, wenn sie noch welche hätte. Dankbarkeit und Hingabe. Ich habe ihr die Last des Lebens und der alltäglichen Sorgen genommen. Dank mir wird sie sich nie wieder Gedanken über Geld und verpasste Chancen machen müssen. Sie wird nie wieder an sich selbst oder anderen zweifeln. In ihrer ewigen Dunkelheit gibt es nur ein einziges Licht – und das bin ich. Die Mischung aus Sanftheit und Schmerz, mit der ich sie füttere, hat sie längst süchtig gemacht! Ihre Existenz besteht nur noch aus Warten – auf die nächste Berührung, den nächsten Schmerz, die Flüssigkeit und die Nahrung, die sie von mir bekommt. Und wenn ich beschließe, ihr ins Gesicht zu pissen und sie mit meiner Scheiße zu füttern, dann sei es so. Denn für sie bin ich Gott. Und wenn ihr nur einmal ernsthaft in euch gehen würdet, könntet ihr es spüren, das verspreche ich euch: Diese Sehnsucht, das Verlangen nach etwas, das ihr nicht benennen könnt, nach jemandem, der über euch steht und euch führt. Die Befreiung von allen Lasten und Ängsten. Schmerz kann so süß sein …
Es würde euch gefallen, glaubt mir.
Am schwersten ist das Loslassen, danach wird alles leichter.