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SILAS

Ich war schon halb hart von der Vorstellung, wie sich Ways schlanker Cowboykörper bei der Rancharbeit bewegte, als das Objekt meiner Fantasie vor dem Duschfenster erschien. Doch anstatt mich mit einem heißen, verführerischen Blick anzustarren, glotzte er mich mit komischen Kulleraugen und offenem Mund an.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen.

Sobald ich meine Hand zur Begrüßung hob, warf er den Kopf zur Seite und rannte aus meinem Blickfeld, als würde sein Arsch in Flammen stehen. Leider war das der Moment, in dem ich das Lachen nicht mehr zurückhalten konnte und es aus mir herausbrach, immer stärker und schwerer zu kontrollieren, je mehr die Ereignisse des Tages durch mein Gedächtnis purzelten.

Wenn ich diese Geschichte auf einer Cocktailparty in der Stadt erzählt hätte, würde mir niemand glauben.

Die Badezimmertür öffnete sich einen Spalt. „Lachst du über mich? Denn das ist verdammt unhöflich.“

Sein gereizter Ton brachte mich nur noch mehr zum Lachen. „Du musst zugeben, dass diese Situation lustig ist“, rief ich durch die Tür. Der Wasserdruck war fantastisch und ich war noch nicht bereit, die Dusche zu beenden, auch wenn ich mich darauf freute, mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren.

„Du hast leicht reden. Immerhin stehst nicht du in einem Klatsch-Wirbelsturm der Kategorie fünf, sondern ich.“

Ich war mir ziemlich sicher, dass ich das auch tat. Aber weil ich es hasste, ihn so aufgeregt zu hören und ihn ablenken wollte, tischte ich ihm eine kleine Notlüge auf. „Kannst du bitte die Tür aufmachen? Ich kann dich nicht hören.“

„Ist egal.“

Ich hob meine Stimme, als wäre ich auf einem belebten Flugzeugträger. „Entschuldigung, was war das?“

Die Tür flog auf und mein wütender Cowboy sah mich finster an. „Ich sagte, es ist …“ Seine Augen wanderten über meinen Körper wie ein sehr gewissenhafter Inspektor, als er innehielt, um zu schlucken. „Egal.“

Selbst wenn er wütend war, war der Mann unwiderstehlich. Wahrscheinlich war er sogar noch unwiderstehlicher, weil er wütend war.

Außerdem trug Way nur ein schmutziges, weißes, schweißgetränktes T-Shirt über einer tief sitzenden Jeans. Feuchte Haarsträhnen klebten in seinem Gesicht und eine verschwitzte Kerbe von seinem Hut zierte seine dicken blonden Haare.

„Du bist schmutzig“, sagte ich mit tieferer Stimme, als ich beabsichtigt hatte.

Er blinzelte. „Hör auf, so zu tun, als könntest du meine Gedanken lesen. Du hast keine Ahnung, was ich gedacht habe!“

Ich zeigte auf ihn und verbiss mir ein weiteres Lachen. „Ich meinte nicht deine Gedanken, Cowboy. Ich meinte deine Klamotten. Dein Gesicht. Dein … alles.“

„Oh.“ Sein Gesicht wurde rot.

Dann wurde mir etwas klar. „Oh, Mayor Fletcher, hast du etwa schmutzige Gedanken? Du böser Junge.“

Er hob das Kinn und riss seine Augen demonstrativ von der Stelle hoch, an der sie sich unangenehm auf meinem sehr interessierten Schwanz niedergelassen hatten. „Das wünschst du dir.“

Ich wünschte es mir wirklich. Aber mehr als alles andere wünschte ich mir, sein störrisches Kinn zu berühren und es festzuhalten, während ich seinem sinnlichen Mund etwas beibrachte.

„Zieh dich aus“, sagte ich leiser.

Ways Augen blieben auf meine gerichtet. „Du wirkst wie ein Typ, der es gewohnt ist, seinen Willen zu bekommen.“

Ich nickte langsam. „Das bin ich.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türpfosten. „Ich mag es nicht, herumkommandiert zu werden.“

Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass das stimmte. Aber ich spürte auch tief in mir, dass er gut damit zurechtkäme, von mir herumkommandiert zu werden … zumindest, wenn es um das hier ging.

Ich griff nach unten und streichelte meinen Schwanz so langsam, wie ich konnte. „Zieh dich aus, Cowboy.“

Ways Augen flackerten zu meiner Hand hinunter und wieder hoch. Es war nicht zu übersehen, dass sich seine Brust schneller hob und senkte, aber ansonsten bewegte er sich nicht. „Und wenn ich tue, was du sagst … was bringt mir das?“

Ich stieß ein Lachen aus. „Entspannung?“

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was noch?“

Ich streichelte mich weiter. Es fühlte sich gut an, aber nicht annähernd so gut, wie wenn ich mich an Ways nassem Körper reiben würde. „Nach was genau fischst du hier, Waylon?“

Was auch immer es war, ich war wahrscheinlich scharf genug, um es zu tun.

Way schluckte wieder. „Ich möchte, dass du mir von dir erzählst.“

Das war nicht das, was ich erwartet hatte. „Was meinst du?“

Er verschränkte die Arme und zuckte mit den Schultern. „Wir müssen den Leuten weismachen, dass das zwischen uns echt ist. Ich möchte, dass wir uns kennenlernen, damit wir nicht wie Idioten dastehen, wenn uns jemand das erste Mal etwas fragt, was der andere wissen sollte.“

Ich winkte ihn mit einem Finger zu mir. „In Ordnung. Lass uns mit den Geräuschen anfangen, die du machst, wenn du kommst.“

Way erstarrte, woraufhin ich mich fragte, ob ich zu früh zu weit gegangen war. Dann wurde sein Kiefer härter. „Du bist sehr von dir überzeugt.“

„Deutest du an, dass ich dich nicht zum Kommen bringen kann? Willst du eine Wette darauf abschließen, Sweetheart?“

Seine Hände kehrten zum Saum seines Shirts zurück und hoben das verschwitzte, schmutzige Tanktop hoch, als wäre ich in meiner ganz privaten Magic Mike-Show. Meine Bedenken änderten sich schnell dahingehend, mich davon abzuhalten, zu früh zu kommen, als dass ich ihn dazu bringen könnte, überhaupt zu kommen.

„Du scheinst die Show zu mögen“, sagte Way, ließ das Tanktop fallen und beugte sich nach vorne, um sich die Socken auszuziehen. Sein Blick landete auf meinem Schwanz.

Ich brauchte eine Ablenkung. Etwas Nicht-Sexuelles. „Wieso dachtest du, du müsstest darum feilschen?“

Er warf mir einen Seitenblick zu. „Du wirkst nicht wie jemand, der unbedingt persönliche Informationen preisgibt. Nichts für ungut.“

„Keine Sorge. Und du hast recht.“

Die harten Linien seiner Brust- und Armmuskeln leuchteten im Licht. Ich war wie gebannt.

„Warum ist das so?“, fragte Way.

Die silberne, schwere, rechteckige Schnalle fiel nach unten, als er nach dem Knopf an seiner Jeans griff. Ich hatte Mühe, mich auf seine Frage zu konzentrieren.

„Äh … weil ich nicht leicht vertraue?“ Ich atmete tief ein. Das hatte ich eigentlich nicht sagen wollen. „Oder eher … weil man generell nicht so leicht vertrauen sollte.“

Ways Bauchmuskeln wölbten sich, als er sich nach vorne beugte und seine Jeans und Boxershorts in einem Rutsch auszog. Sein Schwanz war dunkelrot und dick, aber er war etwas weich geworden. Vermutlich war er nervös. Wahrscheinlich hatte er sich noch nie mit einem anderen Mann so ausgezogen. Ich war dankbar, dass er nicht mehr zögerte.

„Dein Körper ist einfach unglaublich“, sagte ich leise. „Komm hier rein. Bitte.“

Er betrat die verglaste Dusche, aber nicht meinen persönlichen Bereich. Der arme Kerl fühlte sich eindeutig unwohl.

„Ich werde nichts tun, was du nicht willst, in Ordnung?“, sagte ich, ging vorsichtig auf ihn zu und hielt ihm meine Hand hin. „Stell dich für den Anfang einfach unter das Wasser.“

Er legte seine Hand in meine, damit ich ihn unter den Strahl ziehen konnte. Das Wasser kam aus mehreren Düsen aus verschiedenen Richtungen und war zum Glück genauso heiß wie zu Beginn.

„Ich habe keine Angst vor dir, Silas“, sagte er ein wenig irritiert. „Nur weil ich noch nie etwas mit einem Mann gemacht habe, heißt das nicht, dass ich ausflippe.“

Ich trat näher an ihn heran. „Gut. Dann gehe ich davon aus, dass du mich stoppst, sollte es nötig sein.“

Er verdrehte die Augen, aber seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Ich brauche kein Safeword. Fuck, küss mich endlich, ja?“

Mein Mund war auf seinem, bevor er den ganzen Satz ausgesprochen hatte. Er umklammerte meinen Kopf und kam mir so nahe, dass sich unsere Schwänze berührten.

Wir stießen beide ein Stöhnen aus und drückten uns noch fester aneinander. Heißes Wasser prasselte auf unsere Rücken und Schultern, während die goldene Sonne hinter den Berggipfeln unterging und den Himmel in Rosa- und Orangetönen erstrahlen ließ. Ich küsste diesen Cowboy so lange, dass ich vergaß, wo ich war und wer ich war.

Alles, was ich wollte, war sein Mund auf meinem, meine Hände auf seinem starken Körper und die tiefen, männlichen Geräusche eines erregten Partners. Nach einer Weile ließ ich mich auf die Knie sinken und blickte fragend zu ihm auf. Sein Blick war heiß und auf meinen gerichtet, die Lippen tiefrot und feucht und seine Haare von meinen besitzergreifenden Händen ein nasses Wirrwarr. Er nickte mir leicht zu, und das war alles, was ich brauchte, um mit ihm zu spielen. Ich neckte, leckte und saugte, bis sich seine Finger in meine Haare krallten und seine Stimme wütend durch den engen Raum schallte.

„Bring mich zum Kommen, verdammt!“

Ich zog mich zurück und streichelte seine Eier, während ich mit klopfendem Herzen und wahrscheinlich einem übermütigen Gesichtsausdruck zu ihm aufsah. „Das wünschst du dir“, sagte ich, eine großspurige Wiederholung seiner Worte von vorhin.

Sein Blick wurde glühend heiß, bevor er meine Haare noch fester packte und meinen Kopf nach vorne auf seinen harten Schwanz zog. Diese dominante Bewegung war so unerwartet und so verdammt heiß, dass ich nicht anders konnte, als ihn erneut in meinen Mund zu nehmen. Ich packte seinen Arsch und zog ihn näher an mich heran, gab ihm die Erlaubnis, mein Gesicht zu ficken.

Als Ways Hände meinen Hinterkopf festhielten und sein Schwanz mir die Luft abschnitt, fragte ich mich, wo mein nervöser Cowboy geblieben war.

Das Gefühl seines Schwanzes in meiner Kehle, seine Finger in meinen Haaren und sein fester Arsch in meinen Händen schleuderten auch mich über den Rand und ich kam nur Augenblicke, nachdem ich den ersten salzigen Spritzer seines Höhepunktes geschmeckt hatte.

Ich hob den Blick, denn ich wollte unbedingt sein Gesicht sehen, wenn er kam. Er war einfach fantastisch. Sein Kopf war nach hinten geworfen, die Sehnen an seinem Hals traten deutlich hervor und Wasser tropfte über seine Haut. Seine Brust hob sich schnell, die Nippel waren fest und rosig auf seiner goldenen Haut. Ich strich mit einer Hand über seine Bauchmuskeln, bevor ich ihn in einen Nippel kniff.

Er krümmte sich vor Überraschung fast. „Scheiße, hör auf“, sagte er mit einem atemlosen Lachen. „Zu empfindlich.“

Ich ergriff eine seiner Hände, um aufzustehen, denn meine Knie schmerzten und waren halb taub von den harten Fliesen. „Bist du kitzelig?“

Way trat näher zu mir und drückte sein Gesicht in meinen Nacken. Meine Arme legten sich automatisch um ihn und ich hielt ihn fest, überrascht von seiner Bewegung.

„Nicht kitzlig“, gestand er gegen meine Haut. „Nur überwältigt.“

Ich ließ meine Hände über seinen breiten Rücken gleiten und lehnte mich dann zur Seite, um nach der Seife zu greifen. Ich schäumte meine Hände ein und wusch seinen Rücken. „Gut überwältigt oder unsicher überwältigt?“

Er zog sich zurück und starrte mich an. Sein Gesichtsausdruck war eher entspannt als verlegen oder ängstlich. Ich atmete aus.

„Gut“, sagte er und kam dann wieder näher, um mich zu küssen. „Sehr gut.“

Wir küssten uns träge noch ein wenig länger, während ich ihn weiter einseifte. Es war schon lange her, dass ich mit einem Mann geduscht hatte. Das letzte Mal war mit Justin gewesen, und er und ich hatten uns vor einer verdammt langen Zeit getrennt.

Aber schon bevor ich herausgefunden hatte, was für ein monumentales Arschloch mein Ex war, waren die Duschen mit ihm nie entspannt oder lustig gewesen. Er war – was sich, soweit ich wusste, nicht geändert hatte – zu besessen von der Arbeit, vom Wettbewerb und davon, sich einen Namen zu machen, was bedeutete, dass unsere Duschen schnell und zweckmäßig waren, selbst wenn sie einen gemeinsamen Orgasmus beinhalteten. Das hätte schon von Anfang an ein Warnsignal sein müssen.

„Du musst unbegrenzt heißes Wasser haben“, sagte ich und schob Way weiter unter den Strahl, um ihn abzuspülen.

„Ja. Durchlauferhitzer. Eines der Dinge, die ich mir gegönnt habe. Ich gebe es nur ungern zu, aber ich bin kein Umweltschützer, wenn es um lange, heiße Duschen in kalten Winternächten geht. Manchmal ist das die einzige Möglichkeit, um mich aufzuwärmen.“

Wir schwiegen, während wir uns beide fertig wuschen. Als wir schließlich das Wasser abstellten, fühlte ich mich wie eine riesige Dörrpflaume, aber ich bereute es kein bisschen.

Way reichte mir ein Handtuch und griff nach einem weiteren für sich selbst. Wir trockneten uns ab, bevor Way das Bad verließ, vermutlich um sich saubere Klamotten zu holen. Ich schlüpfte in die Jogginghose und das T-Shirt, das ich mitgebracht hatte. Als ich in den Hauptraum trat, richtete sich mein Blick direkt auf den hemdlosen Cowboy, der nur eine alte Baumwollpyjamahose trug, die tief auf den Hüften saß.

Er rieb sich mit der einen Hand das Handtuch über die Haare, während er mit der anderen Hand eine Pizza aus dem Kühlschrank nahm. Meine Finger juckten danach, ihn wieder zu berühren – was verrückt war, denn normalerweise reichte schon der kleinste Gedanke an Justin aus, um jedes Aufflackern von Verlangen zu vertreiben –, aber ich hielt mich zurück. Dass Way und ich vor den Augen der Stadtbewohner so taten, als hätten wir eine Beziehung, war eine Sache; so zu tun, wenn es nur wir beide waren, eine ganz andere.

Wir brauchten die Dinge nicht noch komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon waren.

„Brauchst du Hilfe?“, bot ich an und hoffte inständig, dass ich nicht so unbeholfen klang, wie ich mich plötzlich fühlte.

„Nein. Aber du kannst das Bier holen oder was auch immer du trinken willst.“

Ich trat neben ihn, während er den Ofen einschaltete. Aus einem Lautsprecher auf dem Küchenfensterbrett ertönte sanfte Gitarrenmusik, und ich brauchte einen Moment, um sie zu erkennen. „Alte Country-Klassiker?“, stichelte ich.

Way drehte lauter. „Mit Randy Travis kann man nichts falsch machen. Diese Stimme trifft dich mitten in die Seele.“

Ich betrachtete den Lautsprecher genauer. „Ist das ein Radio?“

Sein entspanntes Lachen entspannte auch mich. Way war den ganzen Tag gestresst gewesen, und es tat gut, ihn glücklich zu sehen.

„Du weißt, dass ich hier draußen kein Internet habe, also sind meine Möglichkeiten begrenzt.“

Ich holte zwei Dosen Bier aus dem Kühlschrank, öffnete eine und reichte sie ihm. „Du könntest dir in der Stadt Sachen runterladen und sie dann von deinem Handy abspielen.“

Er nahm einen großen Schluck Bier und grinste mich an. „Könnte ich. Aber dann hätte ich deine Reaktion nicht gesehen. Außerdem haben wir diesen Sender schon als Kinder gehört, und inzwischen ist es zur Gewohnheit geworden.“

Ich lehnte mich gegen den Tresen und nippte an meinem Bier, während er die Pizza auspackte. „Hörst du außer Country auch noch andere Musik?“

Er warf mir einen kurzen Blick zu. „Fangen wir jetzt schon mit dem Kennenlernspiel an?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Das war doch der Deal, oder?“

„Ich habe eine Playlist mit schmutzigem Hip-Hop“, gab er zu, als wäre es das peinlichste Geheimnis überhaupt.

Ich schnappte nach Luft. „Du hörst schlimme Wörter, Mayor Fletcher?“

„Meine Schwestern würden mich umbringen. Sie denken, es sei erniedrigend für Frauen. Aber ich mag den Beat.“ Seine Wangen waren rosig, vielleicht aus Verlegenheit oder vielleicht von der heißen Dusche. Auf jeden Fall war er verdammt schön, und es brachte mich um, sein schiefes Grinsen nicht zu küssen.

„Ich höre hauptsächlich Wirtschaftspodcasts“, gab ich zu. „Aber ich habe Dauerkarten für die New Yorker Philharmoniker. Verrate es aber niemandem.“

Ways Grinsen verblasste. „Das ist eine unerwartete Mischung.“

„Wir haben beide Geheimnisse?“

„Deine Geheimnisse sind Schlauberger-Geheimnisse. Symphonieorchester-Geheimnisse. Selbstverbesserungsscheiß. Jetzt fühle ich mich wie ein Vollidiot.“

Ich drängte mich in seinen persönlichen Bereich, bis unsere Oberkörper aneinandergepresst waren. „Meine Schwester spielte auf dem College die erste Oboe. Ich blieb dabei, als ich zu all ihren Konzerten ging.“

„Spielt sie immer noch?“ Seine Augen waren auf meine Lippen gerichtet.

Ich schob meine Finger in seine feuchten Haare, um sie zu bändigen. „Nein. Camille hat Medizin studiert und dadurch keine Freizeit mehr. Jetzt ist sie eine viel beschäftigte Ärztin in der Notaufnahme und hat definitiv keine Zeit oder Energie dafür.“

Ways Hände wanderten zu meinen Hüften. „Also habt ihr beide die Intelligenz geerbt.“

Ich schüttelte den Kopf. „Die hat sie bekommen. Ich habe die Hartnäckigkeit.“

Er zog mich näher zu sich. Seine Augen blickten zu meinen auf. „Ich habe mir noch nie einen Podcast angehört“, flüsterte er. Ein weiteres Geheimnis.

„Beschämend“, sagte ich und beugte mich vor, um mit meinen Lippen über sein stoppeliges Kinn zu streichen. „Wahrscheinlich, weil du so faul bist.“

Zum Glück lachte er. Seine Hände glitten unter mein T-Shirt. „So bin ich nun mal. Ich liege den ganzen Tag herum, esse Junkfood und schaue Nachmittagsprogramme im Fernsehen.“

„Wenn du nur härter arbeiten würdest“, murmelte ich und knabberte an der Haut unter seinem Ohr. „Anderen helfen.“

Sein Atem stockte. „Wenn ich nur so hartnäckig wäre wie du.“

„Mm.“ Gerade als ich mich zurückziehen wollte, um ihn auf die Lippen zu küssen, gab der Ofen ein lautes Piepen von sich, das uns beide hochschrecken ließ.

„Scheiße“, sagte Way mit einem nervösen Lachen. „Die Pizza muss rein.“

Er trat weg, um die Backofentür zu öffnen, aber einen Sekundenbruchteil bevor er sich bückte, sah ich, wie sich seine Pyjamahose vorne ausbeulte.

Und trotz der ganzen vernünftigen Überlegungen, die ich erst vor ein paar Minuten angestellt hatte, dankte ich Gott, dass es in diesem winzigen Haus nur ein Bett gab.