Ich öffnete die Tür zum Penthouse und trat ein. Klimaanlagengekühlte Luft strich über meine Haut und hinterließ ein Kribbeln. Ich war an die offenen Fenster und die frische Luft auf der Ranch gewöhnt. An die warmen Tage und kühlen Nächte. An die heruntergelassenen Fenster von Ways Truck, den grünen Duft von frisch geerntetem Heu und den tiefblauen, endlosen Himmel, der durch die Windschutzscheibe zu sehen war.
In meinem Apartment war es dunkel, denn nur das Licht einer kleinen Lampe im Eingangsbereich warf mir ein mageres Willkommen entgegen. Die Lichter der Stadt, die durch die Fensterfront im Wohnzimmer fielen, lockten mich zu der Aussicht, die mich vor ein paar Jahren von dieser Wohnung begeistert hatte.
Ich warf mein Portemonnaie und mein leeres Handy auf den Eingangstisch, bevor ich dem Lockruf der Aussicht ins Wohnzimmer folgte und dabei die Tüte von der Bodega auf den Couchtisch fallen ließ. Bevor ich die Fenster erreichte, brachte mich der Umriss eines Mannes augenblicklich zum Stehen.
„Way?“, flüsterte ich. Halb fragte ich mich, ob ich ihn mir nur einbildete.
Er bewegte sich schnell auf mich zu und warf sich mit einer festen Umarmung gegen mich. „Wie geht es ihr? Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.“
„Du … bist gekommen?“ Ich stand starr vor Schock da. „Heute?“
„Natürlich bin ich gekommen.“ Seine Hände glitten über meinen Rücken, als wollte er mich beruhigen und sich gleichzeitig vergewissern, dass ich heil war. „Ist Camille okay? Ich habe versucht anzurufen, aber du bist nicht rangegangen.“
Ich atmete den Reisegeruch ein, der an ihm haftete. Verblasster Schweiß, abgestandene Flugzeugluft und ein Hauch von meinem Rasiergel von heute Morgen. Es schien Tage her zu sein, dass er nur mit einem Handtuch um die Hüfte neben mir gestanden und mich damit aufgezogen hatte, dass ich unter der Dusche Showmelodien sang.
Ich räusperte mich, um die Emotionen in meiner Kehle zu vertreiben. „Es geht ihr gut. Sie schläft. Sie haben mich rausgeschmissen.“
„Fuck. Gott sei Dank.“ Er zog sich zurück und legte beide Hände an mein Gesicht. Seine Augen waren mit liebevoller Sorge gefüllt. „Wie geht es dir? Bist du okay?“
Die Emotionen drohten mich zu überwältigen und ich fragte mich, was er tun würde, wenn ich jetzt einfach anfangen würde zu schluchzen.
„Klar.“
Er legte den Kopf schief und runzelte kurz die Stirn, bevor sein Blick weicher und verständnisvoller wurde. „Richtig. Nun, mir geht es nicht gut. Ich bin erschöpft, weil ich mir solche Sorgen gemacht habe. Und ich bin hungrig. Am Verhungern, genau genommen. Hast du irgendwas zu essen hier?“
Ich zeigte auf die Tüte auf dem Couchtisch. „Nur Snacks. Wir könnten etwas bestellen?“
Er lachte auf. „Silas, es ist nach Mitternacht. So spät hat doch nichts mehr offen.“
Ich blinzelte ihn an, bevor ein Lachen aus mir herausplatzte. Kaum war es entkommen, folgten mehrere weitere, eins nach dem anderen, bis ich so sehr lachte, dass mir die Tränen aus den Augen liefen. „Wir sind in New York, Waylon. Hier werden die Gehwege nicht bei Sonnenuntergang zusammengerollt.“
Seine Mundwinkel zuckten. „Das hört sich nicht richtig an.“
Das Licht der Lampe im Eingangsbereich war hell genug, um mich daran zu erinnern, wie blau seine Augen tatsächlich waren.
„Ich liebe dich auch“, platzte es aus mir heraus. Und aus irgendeinem Grund war es dieses Geständnis, das mich brach.
Aller Atem verschwand aus meiner Lunge und ich keuchte und rang verzweifelt nach Sauerstoff. Die Tränen wurden immer mehr und liefen mir über das Gesicht.
„Baby?“, sagte Way, schob mich zum Sofa und drückte mich darauf. „Atme. Ein und aus. Langsam. Durch die Nase ein … durch den Mund aus.“
Ich schüttelte den Kopf, weil ich ihm sagen wollte, dass es mir gut ging. Das war nur … keine große Sache. Es würde mir gleich wieder gut gehen.
Way zog mich in seine Arme und begann, seine große Hand über meinen Rücken gleiten zu lassen, während er mit der anderen Hand seitlich mein Gesicht umfasste. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Nacken und versuchte, den Geruch von Zuhause von seiner Haut aufzusaugen.
Er murmelte beruhigende Worte in meine Haare. „Schhhh. Sie ist okay. Sie wird wieder gesund werden. Nach allem, was ich gehört habe, ist Camille zäh wie Leder, genau wie du.“ Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf. „Du musst so große Angst gehabt haben. Es ist in Ordnung, Angst zu haben. Es ist in Ordnung, aufgebracht zu sein. Die Welt wird nicht enden, Silas.“
Ich ließ die Tränen kommen. Sie rissen so viel Gerümpel mit sich, dass sich mein Gehirn überschwemmt anfühlte. Bilder vom Desinteresse und der Kritik meiner Eltern, von ihrer Forderung, mein Geld zu kontrollieren, von der verbissenen Entschlossenheit meiner Schwester, anderen zu helfen, von meiner Desillusionierung durch Justin Hardy und der Annahme, dass alle Männer mich hintergehen würden. Das unglaubliche Glück, genau zur richtigen Zeit am richtigen Abend den richtigen Barhocker gewählt zu haben, um diesen schönen, abenteuerlustigen, hingebungsvollen und liebevollen Mann zu treffen.
„Ich liebe dich“, sagte ich erneut. Die Worte kamen mit einem peinlichen Krächzen heraus.
Er hob mein Gesicht an, damit er mir in die Augen sehen konnte. „Nun, das hoffe ich doch sehr, schließlich hast du mich geheiratet. So funktioniert das normalerweise, weißt du.“ Ways Daumen wischten die Nässe von meinen Wangen, während er mich weiter neckte. „Obwohl es schön gewesen wäre, die Worte vor einigen Stunden zu hören, als ich vor deinen Freunden stand und mich mit meinen einseitigen Erklärungen zum Affen gemacht habe.“
Ich lachte nass auf. „Sie wussten es schon.“
Ways Augen enthielten die Art von Liebe, die ich noch nie zuvor erfahren hatte. Die Tiefe der Gefühle in seinem Blick überwältigte mich. „Und jetzt wissen sie auch, wie sehr ich dich liebe. Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich um alles kümmern sollen, und dann habe ich mich in einem Privatjet in den Big Apple verpisst, als wäre ich irgendeine Art von Schnösel, der keine Sorge auf dieser Welt hat.“
Ich lehnte mich zu ihm und küsste ihn. Es war ein verzweifelter und besitzergreifender Kuss, wild und rau. Ich musste wissen, dass ich ihn diesmal tatsächlich hatte. Ich musste wissen, dass es nicht mehr nur für kurze Zeit war.
„Bleib bei mir“, flehte ich mit einem rauen Flüstern gegen seine Lippen. „Bleib mit mir verheiratet. Diesmal in Echt.“
„Für mich ist es schon seit Langem echt, Silas“, gab er zu. „Ich hatte nur zu viel Angst, es dir zu sagen.“
Wir küssten uns immer und immer wieder, bis ich nicht mehr wusste, wo ich aufhörte und er anfing. Ich war viel zu erschöpft, um mehr als das zu wollen, aber ich hatte auch zu viel Angst, ihn loszulassen.
Als Ways Magen knurrte, löste ich mich schließlich von ihm. „Ich habe gesagt, ich würde dich füttern, oder?“
„Ich bin davon ausgegangen, dass du deine Zunge meinst.“
„Danke, dass du gekommen bist“, sagte ich und traf dabei seinen Blick, um ihm zu zeigen, wie viel mir das bedeutete.
„Du bist mein Mann. Wo sollte ich sonst sein?“
Ich schnappte mir das Essen und holte ein paar Dinge heraus. Ein Sportgetränk, eine Flasche Wasser, Chips, Erdnussbutter-Cups, ein Eiweißriegel und zwei Bananen lagen in einer bunten Mischung auf dem Couchtisch. Ich beugte mich vor, um eine Lampe in der Nähe einzuschalten. „Bedien dich.“
Er starrte auf die spärliche Auswahl. „Der Mann hat ein Penthouse und Zugang zu einem Privatjet, und das ist das Essen, das er mir serviert?“
„Oh. Richtig. Was das angeht.“ Hitze schoss mir ins Gesicht. „Ich bin, äh … reich. Reicher als der durchschnittliche Unternehmensstratege.“
Way lachte laut auf. „Was du nicht sagst.“
„Ich wollte es dir sagen. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertraut hätte.“ Ich fühlte einen Stich ins Herz. „Okay, vielleicht habe ich dir anfangs nicht vertraut.“
Seine Augenbrauen schnellten nach oben. „Die Vereinbarung.“
Ich nickte. „Aber ich habe vor zwei Wochen oder so erfahren, dass sie nicht bindend ist. Kenji wies mich darauf hin, dass ich den Anwälten die falsche Formulierung gegeben hatte. Ich hatte um eine Absichtserklärung gebeten, und es hätte ein Vertrag sein sollen. Kenji versuchte mich zu warnen, aber ich habe nicht auf ihn gehört.“
Ways Lippen verzogen sich zu einem neckenden Lächeln. „Warum hast du mich dann nicht zu dem Zeitpunkt dazu überredet, einen Vertrag zu unterschreiben?“
Ich verdrehte die Augen. „Weil ich begriffen habe, dass es keine Rolle spielt. Erstens bist du nicht die Art von Mann, die mich so ausnutzen würde. Und zweitens, wenn du Geld brauchen würdest …“
„Würdest du es mir geben“, sagte er leise und immer noch mit einem neckenden Lächeln.
Ich lehnte mich zu ihm, um seine Lippen zu schmecken. „Ich würde es dir geben“, murmelte ich. „Alles.“
Wir verbrachten weitere lange Minuten damit, uns zu küssen, wieder eine Verbindung herzustellen – oder vielleicht erschufen wir auch eine ganz neue Verbindung, ohne Lügen oder Täuschungen – bevor Ways Magen erneut knurrte. Danach zwang ich ihn, ein paar Snacks zu essen, bevor ich ihn in mein Schlafzimmer führte.
Auf dem Weg in den Flur kamen wir an einem gerahmten Foto vorbei, auf dem ich mit meinen Freunden in einer Bar feierte, an dem Abend, als wir ETC verkauft hatten.
„Wirst du mir von dem Geld erzählen?“, fragte er. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass es etwas damit zu tun hat, warum du so gut mit den Jungs befreundet bist.“
„Wie kommst du darauf?“
„Mal sehen …“ Er begann, Dinge an seinen Fingern abzuhaken. „Sie schienen alle sehr vertraut mit Privatflügen zu sein. Keiner von ihnen sprach von Konflikten mit der Arbeit, während sie sich auf unbestimmte Zeit freinahmen, um beim Rennen zu helfen. Dev schien nicht mal einen Gedanken daran zu verschwenden, jemanden anzuheuern, der sein Pferd und sein Fahrzeug quer durchs Land transportieren würde. Und du wohnst in einem riesigen Luxus-Penthouse gegenüber dem Central Park.“
„Du hast recht.“ Ich zog ihn ans Fußende meines Bettes und forderte ihn auf, sich zu setzen, bevor ich mich hinkniete, um ihm die Schuhe auszuziehen. „Wir haben auf dem College eine Software entwickelt. Zuerst war es nur ein Kursprojekt, aber dann erkannten wir das Potenzial und haben es immer weiter perfektioniert, bis es eine richtig große Sache wurde. Es heißt ETC. Erinnerst du dich an NTC, das Programm, mit dem Ampeln gesteuert werden, um den Weg für Einsatzfahrzeuge frei zu machen?
„Das wirklich teure Programm, das in Majestic installiert wurde, nachdem du es geschafft hast, uns einen ‚Zuschuss‘ zu besorgen? Ja, ich erinnere mich. Ihr habt es entwickelt?“ Seine Stimme klang ungläubig.
Ich nickte. „Wir haben eine Firma namens Sterling Chase gegründet, weil das den Verkauf der Software leichter machte, und es gleichzeitig die wahren Eigentümer geheim halten sollte.“ Ich stellte seine Schuhe beiseite und zog ihm die Socken aus. Ways Finger bahnten sich ihren Weg in meine Haare, bis ich das vertraute leichte Kratzen seiner Fingernägel auf meiner Kopfhaut spürte. „Als unsere Familien herausfanden, dass wir dabei waren, eine Software zu verkaufen, fingen sie alle an, nach finanzieller Unterstützung zu schreien. Das wurde … zu einem Problem. Ein großes Problem, um genau zu sein.“
„Verdammt. Das kann ich mir vorstellen. Mein Vater hätte eine lange Liste von Erwartungen gehabt, wenn mir das passiert wäre.“
Ich nickte, rutschte näher zu ihm und drückte seine Knie auseinander, um an den Saum seines Hemdes zu kommen. Die Vorstellung, Waylon Fletcher in mein Bett zu bekommen, war berauschend und ablenkend, aber ich wollte ihm zuerst diese Geschichte erzählen. „Es wird schlimmer. Devs Bruder bettelte ihn um einen Sportwagen an. Einen verdammt teuren Bugatti Veyron. Dev wollte nicht. Er sagte, er hätte ein schlechtes Gefühl bei der Sache, weil sein Bruder jung und unverantwortlich war. Aber der Junge hat alles geschworen, dass er nicht zu schnell fahren und den Wagen wie Gold behandeln würde.“
Ich atmete tief ein. „Er und ein Kumpel hatten getrunken und wurden leichtsinnig. Sie machten eine Spritztour, kamen von der Straße ab und prallten gegen einen Baum. Sie waren beide auf der Stelle tot. Devs Eltern geben ihm die Schuld. Verdammt, Dev gibt sich selbst jetzt noch die Schuld. Obwohl es schon mehrere Jahre her ist, hat er es nie geschafft, den Kummer und die Schuldgefühle hinter sich zu lassen. Deshalb war ich so froh, dass er zugestimmt hat, auf die Ranch zu kommen. Er ist am glücklichsten, wenn er von Pferden umgeben ist und weit weg vom Verkehr der Stadt.“
Ways Hand bewegte sich von meinen Haaren zur Seite meines Gesichts. Sein Daumen streichelte über meine Wange. „Ich kann mir seinen Schmerz nicht vorstellen. Aber es ist offensichtlich, dass es nicht seine Schuld war. Er hätte genauso gut mit einem alten Ford Truck leichtsinnig sein können.“
„Das sehe ich auch so. Aber danach schlossen wir einen Pakt, unser Vermögen geheim zu halten. Zum Glück haben wir unseren Familien nie erzählt, wie viel Geld wir bei dem Verkauf wirklich bekommen haben, und nach dem Tod von Devs Bruder haben wir allen erzählt, dass wir das meiste davon an eine Stiftung in seinem Namen gespendet haben. Wir haben tatsächlich eine ganze Menge an die Stiftung gespendet, aber es war immer noch eine obszöne Menge Geld übrig.“
„Definiere obszön.“
Mein Magen kribbelte immer bei dieser Summe. „Eine Milliarde Dollar.“
„Fuck“, flüsterte Way.
„Für jeden von uns“, fügte ich hinzu.
Seine Augen wurden comicartig groß. „Silas.“
„Ich weiß. Es ist beängstigend.“
Seine Hände wanderten zurück zu meinem Gesicht und hielten mich fest, bis ich ihm in die Augen sah. „Ich verstehe, warum du es geheimhalten musstest.“ Seine Stimme war sanft und liebevoll. „Ich verspreche, dass ich es niemandem erzählen werde. Aber du hättest es mir nicht sagen müssen.“
„Musste ich.“ Ich lächelte ihn an. „Weißt du, die Abmachung war … wir versprachen, es niemandem außer unseren Lebenspartnern zu erzählen.“
Ways blaue Augen erstrahlten, als er verstand. „Deinem Mann.“
„Meinem Mann.“ Das Wort war kostbar wie ein Schatz auf meiner Zunge. „Meinem geliebten Ehemann.“
Ich zog ihm das Hemd aus und beugte mich nach vorne, um ihm einen Kuss auf die Mitte der Brust zu drücken. Seine Haut war warm und vertraut. Seine starken Hände glitten zu meinen Schultern und meinen Rücken hinunter. Er murmelte Worte der Liebe, als ich mich bewegte, um so viel von ihm zu küssen, wie ich erreichen konnte.
„Ich will dich so nah wie möglich haben“, sagte er, als ich seine Hose öffnete und seinen Schwanz durch die Baumwolle seiner Boxershorts streichelte. „Will dich in mir spüren.“
Ich stand auf und zog ihn mit mir hoch, um uns fertig auszuziehen. Und dann verbrachte ich die nächsten Stunden damit, meinem Mann die Hochzeitsnacht zu schenken, die er verdiente.