DEV’S EPILOG

Ich hatte schon seit Monaten von der Final Night gehört. Es war eine Tradition in Majestic, und bis jetzt hatte schon die bloße Anwesenheit mir das Gefühl gegeben, ein echter Einheimischer zu sein.

Doch als ich mich durch die Menge auf der Poke Street bewegte, war ich schon fast geneigt, zurück zur Ranch zu gehen und Schluss zu machen, obwohl ich Spaß hatte. Die Reaktion der Fletchers auf Sheridans Ankündigung zu sehen, war bittersüß. Es hatte im vergangenen Jahr Zeiten gegeben, in denen ich sie um ihren engen Familienzusammenhalt beneidet hatte, aber manchmal wie heute Abend, fühlte ich mich unwohl dabei. Sie waren nicht meine Familie – nicht, dass ich noch viel davon gehabt hätte – und sie zusammen zu sehen, erinnerte mich manchmal an meinen Verlust.

Majestic, Wyoming, war nun seit fast einem Jahr mein Zuhause. Als ich hier ankam, um beim Roundup zu helfen, hatte ich nicht erwartet, lange zu bleiben, aber die weitläufige Landschaft, der Geruch von Pferden und Heu und die Tatsache, dass niemand außer Silas meine traurige Geschichte kannte, hatten es zu einer Art unerwartetem Zufluchtsort gemacht. Also hatte ich ein Stück Land gekauft und zum ersten Mal seit Jahren wieder Wurzeln geschlagen. Nach der letzten Schneeschmelze hatte ich den ersten Spatenstich für mein erstes eigenes Haus gesetzt und ritt nun fast jeden Tag mit Trigger dorthin, um die Bauarbeiten zu überwachen und die natürliche Schönheit des Grundstücks zu genießen.

Im Großen und Ganzen hatte ich alles, was ich mir immer gewünscht hatte. Einen wunderschönen Outdoor-Spielplatz mit endlosen Reitwegen. Eine Aufgabe, das Pferdezuchtprogramm der Fletcher Ranch zu verbessern und bei der Betreuung der Herden zu helfen. Gute Freunde, die mich daran erinnerten, zu lachen und die Gegenwart zu genießen, anstatt der Vergangenheit nachzutrauern. Eine Milliarde Dollar auf der Bank – eine Zahl, die mich manchmal immer noch erschreckte, aber auch bedeutete, dass ich nie wieder zu meiner entbehrungsreichen Kindheit zurückkehren würde. Und schon bald, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen waren, würde ich einen Platz auf der Erde haben, der nur mir gehörte.

Doch als ich Silas und Ways Glück beobachtete, überkam mich das Gefühl, dass ich vielleicht doch nicht alles hatte, was ich wollte. Die Winternächte hier draußen waren lang und kalt, und ich hatte mich oft gefragt, ob es nicht besser wäre, sie mit einem warmen Körper und einer freundlichen Seele in meinem Bett zu verbringen. Majestic war zwar ein wunderbarer Ort zum Leben, aber er bot nicht gerade viel an dem, was Way scherzhaft als „zufällige Begegnungen“ bezeichnete, geschweige denn potenzielle Lebenspartner.

Nicht, dass ich überhaupt Interesse an einem davon hätte.

„Devon, komm hier rüber!“, rief Ways Tante Blake vom nahe gelegenen Love-Muffin-Stand, wo sie eifrig ihre berühmten Toffee-Riegel und Bos neue Honig-Knoblauch-Hähnchenspieße verteilte. Auf dem Tisch hinter ihr standen große Kannen mit Limonade und darunter stapelten sich Kühlboxen mit Eis. Meine Arme kribbelten, als ich daran dachte, wer die ganzen schweren Dinger vorhin für sie herumgetragen hatte.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagte ich und lächelte sie an, nachdem ich die Neuigkeiten von Sheridan und Bo gehört hatte. Niemand würde dieses Baby mehr verhätscheln als Jolene Blake. „Ich habe gerade Sheridan und Bo gesehen.“

Ihr Gesicht strahlte, als sie mir einen Spieß reichte. „Wir bekommen ein Baby, Dev! Bereite dich gut vor, denn Waylon wird sich erst einmal mit der Sache anfreunden müssen.“

Das überraschte mich. Way schien der Inbegriff eines Familienmenschen zu sein. „Er mag keine Kinder?“ Ich verstand die Abneigung. Babys und ich kamen nicht wirklich miteinander aus, aber das lag vor allem daran, dass ich nicht wusste, was ich mit ihnen anfangen sollte. Als alleinstehender Mann, der seine Zeit hauptsächlich mit anderen alleinstehenden Männern verbrachte, hatte ich bisher nicht viel mit Kindern zu tun.

„Das ist es nicht. Er hat einfach keine Erfahrung. Das ist schon okay. Er wird schnell darüber hinwegkommen, mach dir keine Sorgen.“

Ich nickte, während ich dachte Lieber er als ich. Ich mochte mein Leben so, wie es war. Einen langen Ausritt machen zu können, wann immer mir danach war, die Möglichkeit zu haben, fünf Abende hintereinander Müsli zum Abendessen zu essen und das Wort „Fuck“ zu bellen, wann immer es nötig war – all das waren Freiheiten, die ich nicht hätte, wenn ich mich jemals dafür entschieden hätte, ein Kind aufzuziehen.

Nein, danke. Nicht für mich. Das war einer der bekanntesten Vorteile eines schwulen Mannes. Niemand ging davon aus, dass Kinder zu meinem Lebensplan gehörten.

„Ich bin mir sicher, dass er ein liebevoller Onkel sein wird“, sagte ich höflich, bevor ich mit den Zähnen ein Stück Hähnchen vom Spieß riss.

Sie warf mir einen prüfenden Blick zu. „Du wirst eines Tages auch ein guter Vater sein.“

Ich verschluckte mich fast an dem Hähnchen. „Nein, danke.“

„Ich kann es sehen. Vielleicht ist der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen, aber du wirst den richtigen Mann finden, und dann wird es passieren.“

Jolene Blake war eine Naturgewalt. Sie hatte schon früh beschlossen, mich zu adoptieren, ob ich wollte oder nicht. Die meiste Zeit mochte ich es. Sie brachte mir Abendessen, sorgte dafür, dass ich bei Familienmahlzeiten dabei war und stellte mich den verschiedenen Stadtbewohnern vor. Die Aufmerksamkeit, die sie mir schenkte, hatte mit ihrem hartnäckigen Versuch begonnen, mich mit ihrem Sohn Foster zu verkuppeln, und sie war immer noch wild entschlossen, uns beide zusammenzubringen.

Ich entzog mich ihren Intrigen größtenteils, denn er war Ways bester Freund und in Majestic war es unvermeidlich, einander über den Weg zu laufen, sollten die Dinge zwischen uns unangenehm werden.

Aber eines Nachts, mitten im Winter und nach einem Drink zu viel im Old Oak, waren Foster und ich einander nähergekommen. Wir waren bis spät in die Nacht an einem Ecktisch gesessen und hatten uns intime Geständnisse über frühere Affären und die Dinge im Leben gemacht, die wir bereuten. Als ich ihn fragte, ob er mit mir zur Ranch kommen wollte, ganz ohne Verpflichtungen, warf er mir ein sanftes Lächeln zu.

„Wäre es besser als der letzte Typ, mit dem du zusammen warst?“

Ich stieß ein Lachen aus. „So weit reicht mein Gedächtnis nicht zurück, Sheriff.“

Was eine Lüge war. An den letzten Mann, mit dem ich zusammen war, erinnerte ich mich sehr genau. Vor ungefähr zwei Jahren war ich nach Texas zurückgekehrt, um einer Freundin einen Gefallen zu tun. Sie hatte mich zu einer Party eingeladen, auf der ich einen ihrer Mitarbeiter kennengelernt hatte.

Umwerfend sexy, genau das richtige Maß an Großspurigkeit und bereit, mit mir ins Bett zu verschwinden, ohne unserer gemeinsamen Freundin etwas davon zu sagen. Es war wirklich unvergesslich gewesen. So unvergesslich, dass ich mir seitdem nicht mehr die Mühe gemacht hatte, einen Typen aufzureißen, weil es im Vergleich dazu wahrscheinlich eine Enttäuschung gewesen wäre.

Foster musste meinen sehnsüchtigen Gesichtsausdruck gesehen haben. „Uh-huh. Warum vertagen wir diese Diskussion nicht auf ein anderes Mal?“, hatte Foster mit einem leisen Lachen gesagt. „Vielleicht dann, wenn wir das Wetter und den Whiskey nicht mehr so spüren.“

Danach unternahmen wir keinen weiteren Versuch. Stattdessen wurden wir gute Freunde und es entstand die Art von Beziehung, die ich nicht mit Sex zu versauen wagte.

Aber seine Mutter wollte immer noch glauben, dass es nur eine Frage der Zeit war. Selbst jetzt nickte sie in die Richtung, in der Way und Silas immer noch mit Sheridan und Bo herumalberten und sagte verschmitzt: „Sieht aus, als hätte Foster die lustige Runde gefunden. Du solltest dich ihnen anschließen. Hab ein bisschen Spaß. Und wenn du schon dabei bist, sag meinem Sohn, dass er das Gleiche tun soll.“ Sie zwinkerte mir zu, was ich mit einem Augenverdrehen erwiderte.

„Hör auf mit dem Verkuppeln“, murmelte ich um meinen letzten Bissen Hähnchen herum. Sie streckte die Hand aus, um den leeren Spieß in den Mülleimer zu werfen.

„Hör auf, dem Glück auszuweichen“, sagte sie. Diesmal durchbohrte mich ihr Blick. „Es ist Zeit, dass du weitermachst, Devon. Genieße dein Leben und hab Spaß. Lebe ein bisschen. Zur Hölle, lebe eine Menge. Du weißt inzwischen, dass der Sommer in Majestic magisch ist. Vielleicht kann das dein Hot-Girl-Sommer werden.“

Ich konnte nicht anders, als zu lachen. „Meinst du?“

Ihr Lächeln war unbeschwert und aufrichtig. „Ich weiß es.“

Ich beugte mich vor und küsste sie auf die Wange. „Ich liebe dich auch.“

Als ich mich durch die Menge zurück zu meinen Freunden bewegte, grüßten mich ein paar Leute, die ich kannte, freundlich. Mr. Shandy vom Eisenwarengeschäft lüftete seinen Hut und Millie Turner winkte mir mit den Fingern zu.

Foster grinste mich an, als ich näher kam. „Hat meine Mutter dich geschickt, um mir nachzuspionieren?“

„Eher, um dich zu verführen. Ich habe ihr gesagt, dass ich da nicht so drauf stehe.“

Sein tiefes Lachen half mir, mich zu entspannen, genauso wie die Tatsache, dass sie nicht mehr über Babys und Familienzeug redeten. „Du hast ihr gesagt, dass du nicht schwul bist?“

„Nein. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht auf arrogante Arschlöcher stehe.“

Foster legte seinen Arm um meine Schultern und riss mich an seine Seite, bevor er mir einen Kuss auf die Haare drückte. „Nur dafür werde ich ein paar Gerüchte in die Welt setzen.“

„Devon McKay?“, ertönte eine schneidende Stimme von irgendwo hinter mir. Ich drehte mich um, um zu sehen, wer fragte, erstarrte aber auf der Stelle.

Es hatte sich eine Lücke in der Menge um uns herum gebildet, in der ein Mann stand, den ich nicht erwartet hatte, je wiederzusehen. Der umwerfend sexy und genau richtig großspurige Typ, mit dem ich vor über zwei Jahren in Texas etwas gehabt hatte.

Nur dieses Mal blickte er finster drein und schien mich nicht einmal zu erkennen.

Silas trat näher heran. „Wer will das wissen?“

Bevor der halb Fremde ein weiteres Wort sagen konnte, bemerkte ich ein kleines Mädchen auf seiner Hüfte. Hatte er ein Kind?

Ich schaute mich nach einem Partner um, einer Frau oder einem Mann, jemandem, der ebenfalls Anspruch auf diese kleine Familie vor mir erheben könnte. Doch dann hob das kleine Mädchen ihren Kopf von seiner Schulter und sah mich an.

„Heilige Scheiße“, flüsterte Silas und nahm damit die Worte aus meinem wirbelnden Kopf und gab ihnen eine Stimme.

Es war nicht schwer, die dunklen Locken als Zufall abzutun, aber diese haselnussbraunen Augen waren nicht zu leugnen. Ich kannte sie gut.

Ich sah sie seit über dreißig Jahren im Spiegel.

Für den Bruchteil einer Sekunde kam mir der verrückte Gedanke, dass ich diesen Mann während unseres One-Night-Stands irgendwie geschwängert hatte. Dann erinnerte ich mich daran, dass das biologisch nicht möglich war.

Aber dann erinnerte ich mich an den Grund, warum ich in der Nacht, in der wir uns kennengelernt hatten, in Texas gewesen war. An den Gefallen, den ich meiner Freundin Katie getan hatte.

Und kippte beinahe ohnmächtig um.

„W-warum bist du hier?“, fragte ich und hoffte inständig, dass ich mich irrte. Dass es eine andere Erklärung gab – irgendeine andere Erklärung. Doch diese Hoffnung starb, als er seine perfekten Lippen öffnete und wieder sprach.

„Um dir deine Tochter zu bringen.“

* * *

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