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11. Kapitel

Lily Morton blieb vor der alten Fliegentür stehen und verschränkte abwehrend die Arme über der Brust. »Was willst du, Dan?«, zischte sie.

»Was hast du denn, kleine Lily? Freust du dich nicht, mich zu sehen?«

»Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte sie mit Nachdruck.

Als er einen Schritt auf sie zu machte, um das Haus zu betreten, stellte sie sich ihm in den Weg, obwohl sie ihm gerade mal bis zu seinem dicken, sonnenverbrannten Hals reichte. Er lachte. »Ich weiß, dass ich reinkann, wann ich will. Bist doch leicht wie ’ne Feder, Lily. Wenn ich bloß niese, fliegst du bis zum Dach.«

Als er nach ihrer Hüfte griff, schlug sie seine Hand weg. »Rühr mich nicht an«, knurrte sie.

»Hallo Dan.« Claire tauchte aus den Johannisbeerbüschen auf, die den Weg säumten. »Ich habe Sie gar nicht kommen hören.« Sie hielt eine Schüssel voller Beeren in der Hand, die ihre Finger dunkellila gefärbt hatten.

»Morgen.« Dan Simpson nahm seinen Hut ab und nickte kurz. »Machen Sie Marmelade?«

Claire nickte scheu. »Und vielleicht einen Kuchen. Ich hatte noch nie eine so gute Ernte.« Sie gab Lily die Schüssel, die sie an ihren Bauch drückte. »Suchen Sie nach Frank?«

»Ja. Heute ist Treffen der American Protective League. Sieht so aus, als würde Frank eine Gruppe in Plum gründen. Man muss ein Auge auf diese Deutschen haben, wissen Sie?«

Lily verdrehte die Augen. In letzter Zeit redeten die Männer über nichts anderes mehr. Krieg. Deutsche. Und jetzt die APL, die an Männer wie Dan Simpson und Frank Norton billige Plaketten austeilte, damit die ihren Hass verbreiten konnten.

»Ich glaube, Frank ist im Garten«, bemerkte Claire. »Ich hole ihn mal. Grüßen Sie Ihren Vater in der Bank von mir.«

»Mach ich.« Er tippte sich an den Hut und wartete, bis sie hinter dem Haus verschwunden war. Den Blick immer noch in ihre Richtung gewandt, fragte er Lily: »Wieso kannst du nicht so freundlich wie Claire sein?« Er bedachte sie mit einem kalten Blick. »Was fällt dir eigentlich ein, mich so zu behandeln?«

Lily trat einen Schritt zurück und versuchte, die Fliegentür zu schließen, aber Dan stellte seinen Stiefel dazwischen und beugte sich zu ihr. »Eines Tages wirst du dein Verhalten ändern, Lily«, sagte er warnend. »So ein gutes Angebot wie von mir wirst du nicht mehr kriegen, und das weißt du auch.«

Daraufhin trat sie ihm heftig gegen den Stiefel, knallte die Fliegentür zu, drückte sich mit dem Rücken dagegen und wartete, bis sein leises Lachen nicht mehr zu hören war.