Der alte Stevens und seine Frau Bernice hielten mit ihrem Brotwagen auf der Straße und warteten auf Eveline.
»Hallo hübsche Lady!«, brüllte Bob Stevens und winkte so enthusiastisch, dass sein Hinterteil sich vom Sitz erhob. Bernice bewegte zur Begrüßung nur schüchtern die Hand.
Eveline trat zum Wagen und wischte sich über die Stirn. »Wird die Brücke bald repariert?«, fragte der alte Mann. »Ist doch ’ne Schande, dass Sie so weit gehen müssen, um Ihr Brot zu kriegen.«
»Das macht mir nichts aus. Lily Morton hilft mir mit den Babys, und ich freue mich über einen kleinen Spaziergang.«
»Diese Lily ist ein nettes Ding, nicht wahr?« Der alte Stevens griff über die Schulter und nahm die frischen, in braunes Papier eingewickelten Brotlaibe. »Wie viele Jungs haben Sie jetzt, Mrs. Kiser?«, erkundigte er sich. Dabei musterte er sie mit einem Auge, das andere hatte er gegen die grelle Sonne zugekniffen.
»Vier.« Sie dachte kurz nach und lächelte. »Sechs, wenn sie die Männer mitzählen.«
»Allmächtiger! Dabei sehen Sie noch aus wie ein junges Mädchen!« Er stieß seine Frau an. »Ist doch wahr, oder, Bernie? Sieht sie nicht hübsch aus?«
»Ja, sehr.« Bernice nickte mit einem leichten Lächeln. »Sie sind wirklich eine hübsche Frau, Mrs. Kiser.«
Eveline legte ihre Hand aufs Herz und freute sich über das Kompliment. Bob Stevens hatte noch im Bürgerkrieg gekämpft und Bernice in der Nähe der Schlachtfelder von Vicksburg kennengelernt. Er hatte sich in sie verliebt und sie nach Pennsylvania geschmuggelt. Diese Geschichte bekam jeder zu hören, den er traf, ob derjenige wollte oder nicht – selbst wenn er sie schon tausendmal gehört hatte.
Zwar waren die beiden nicht rechtmäßig verheiratet, aber alle betrachteten sie als Mann und Frau. Wenn sie zusammen waren und mit ihren inzwischen beinahe zahnlosen Mündern und ihren glänzenden Augen strahlten, als wären sie noch jung, freuten sich alle, die sie sahen, über ihre Liebe zueinander.
»Hey, wo ist denn Ihr Neffe?«, fragte Bob.
»Andrew? Ich glaube, er arbeitet in der Scheune. Brauchen Sie seine Hilfe?«
»Ach was! Meine Bernie schwärmt für ihn. Seine blauen Augen haben’s ihr angetan.«
»Schsch!«, Bernice schlug ihm leicht auf den Arm. »Das habe ich nie gesagt. Wieso behauptest du so was? Jetzt hält Mrs. Kiser mich für eine lüsterne Alte, die ihren Jungen anstarrt.«
Bob lachte und zog seine Frau eng an sich. »Du kannst mich nicht täuschen, Bernie! Ich hab gesehen, dass du nach dem Jungen Ausschau gehalten hast.« Überraschend anmutig imitierte er seine Frau, wie sie ihren Kragen zurechtgezupft und ihr Kleid glattgestrichen hatte.
Da lachte Bernice und kniff ihm ins Knie. »So war’s gar nicht, und das weißt du auch!« Dann beugte sie sich zu Eveline vor und flüsterte ihr zu: »Obwohl er wirklich ein schöner junger Mann ist. Meine Ohren lassen nach, aber meine Augen sehen noch alles.«
»Sag ich doch!«, rief Bob belustigt. »Und dann kneift sie mich, bloß weil ich die Wahrheit sage.«
Schnalzend gab der alte Bob seinem klapprigen Gaul ein Zeichen, sich wieder in Bewegung zu setzen, und winkte Eveline noch mal zu. Das Lachen der beiden war noch weithin zu hören.
Im Haus legte Eveline das Brot auf die Arbeitsfläche neben Lily, die gerade das Frühstücksgeschirr abwusch, und ging wieder nach draußen, um dort die Wäsche der Familie auf die Leine zu hängen. Als sie das letzte Kleid daran befestigte, löste sich einer der Knoten, und die ganze Leine fiel mitsamt der Wäsche zu Boden. Seufzend hob Eveline die Leine an, stieg auf einen kippligen Hocker und versuchte, sie an dem alten Pfosten zu befestigen. Die Wäsche hatte Flecken bekommen. Sie streckte die Finger aus, um die Leine am Haken zu befestigen, doch sie war nicht groß genug, und der Hocker kippte gefährlich nach rechts. Da packten zwei starke Hände sie an der Taille und verhinderten, dass sie hinfiel.
Es war Frank. Er stellte Eveline auf den Boden, nahm ihr, ohne etwas zu sagen, die Leine aus der Hand und hakte sie mühelos ein.
Eveline klopfte sich erschrocken gegen die Brust. »Danke, Mr. Morton.«
»Frank.« Er tippte sich an seinen Hut.
Die schmutzige Unterwäsche wehte im Wind. Hektisch zog Eveline sie von der Leine. »Das muss alles noch mal gewaschen werden«, haspelte sie und war dankbar, einen Vorwand gefunden zu haben, sich rasch wieder ins Haus zurückzuziehen.
»Frauen arbeiten viel zu hart«, sagte er mitfühlend und versah die Leine mit einem zweiten Knoten. »Ich hoffe, Ihr Mann weiß zu schätzen, was Sie alles für ihn tun.«
Sie lachte nur. »Mein Mann arbeitet selbst sehr hart.«
Er musterte sie ruhig und ungezwungen. »Sicher tut er das. Ich wollte auch nichts anderes andeuten. Nur dass die Männer immer die Anerkennung kriegen, aber die Arbeit der Frauen hält man für selbstverständlich.«
Sie sah ihn ungläubig an. So hatte sie noch nie einen Mann reden hören. »Tja«, sagte sie leichthin, »wir tun, was notwendig ist, ob wir nun Dank dafür ernten oder nicht.«
»Ja, das ist wohl so.« Er stellte einen Fuß auf den Hocker und präsentierte wieder seinen Lederstiefel mit der Silberspitze und der raffinierten Naht.
Eveline sammelte die restliche Wäsche ein und drückte sie an ihren Bauch. Lily kam aus dem Haus und verzog das Gesicht, als sie ihren Schwager sah. Sie drängte sich an ihm vorbei.
»Die kann ich nehmen«, bot sie Eveline an und schob sich direkt vor sie, als sie ihr die Wäsche abnahm.
»Und du, Frank, musst du nicht los?«, fragte sie ihn schroff. »Ich dachte, du wärst in Eile.«
»Nein, ich hab noch Zeit.« Er zeigte auf die Wäsche in ihren Armen. »Weich die besser mal ein, bevor der Schmutz sich festsetzt.« Daraufhin kehrte Lily grimmig in die Küche zurück, sah sich aber auf dem Weg mehrfach nach ihnen um.
»Prächtiger Tag, wie?«, bemerkte Frank. »Sie sollten ihn genießen. Ich hab das Gefühl, von Norden nähert sich schon die Kälte.«
Eveline hingegen fühlte noch heiß die Stellen an ihrer Taille, wo er sie mit seinen Händen berührt hatte. »Wollten Sie zu Wilhelm?«, fragte sie, als Schuldgefühle sie befielen.
»Nein. Heute muss ich nach Pittsburgh. Wollte nur nachfragen, ob Sie was brauchen.«
»Das ist sehr nett von Ihnen. Tut mir leid, dass Wilhelm nicht da ist.«
»Bei allem Respekt für Ihren Mann, aber eigentlich galt die Frage Ihnen. Hier auf dem Land gibt es nicht so viele hübsche Sachen für Damen.«
Das war vollkommen unschuldig gemeint, doch sie musste sofort an Unterwäsche denken und wurde rot. »Danke, aber nein. Ich glaube nicht, dass ich was brauche.«
Frank hakte seinen Daumen in der Gürtelschlaufe ein und atmete tief durch. »Wie macht sich Lily? Hilft sie Ihnen?«
»Lily ist ein Geschenk des Himmels. Ich weiß nicht, wie ich es je ohne sie geschafft habe.«
Er nickte bestätigend. »Schön. Freut mich zu hören.« Seine Miene wurde weich. »Es war nicht immer leicht, all die Jahre für sie und Claire zu sorgen. Ich will mich nicht beklagen, nur sagen, dass es schwer war, immer das Beste für die beiden zu tun.«
Angesichts des vertraulichen Tonfalls entspannte Eveline sich. Franks breites Gesicht wirkte offen und verletzlich. Seine Stirn war gerunzelt. Er drehte seinen schmalen Ehering. Seine Hände waren attraktiv.
»Ich muss mich entschuldigen, dass meine Frau Sie noch nicht besucht hat. Sie ist äußerst schüchtern und hat Angst, das Haus zu verlassen. Aber ich schicke sie mal mit Lily mit, damit sie sich kennenlernen können.« Er grinste entschuldigend. »Sie ist eine reizende Frau, aber eben ängstlich. Sie werden schon sehen, was ich meine. Es erfordert viel Mühe, sie zu beruhigen. Wirklich, ich will mich nicht beklagen, aber es ist schwer, immer alle Steine aus dem Weg zu räumen, damit sie keine Angst zu haben braucht.«
»Sie ist sicher ganz reizend.« Eveline fragte sich, wie so ein imposanter Mann mit einer so zerbrechlichen Person verheiratet sein konnte. »Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen.«
Aber er las ihre Gedanken und erzählte weiter. »Ich schätze, ich hab mich ein bisschen als Retter gesehen. Claire und Lily hatten eine schlimme Kindheit. Ihr Vater war ein brutaler Kerl und behandelte sie sehr schlecht. Als er starb, hatte ich das Gefühl, ich müsste mich um sie kümmern.« Niedergeschlagen senkte er den Kopf. »Sagen wir mal so: Meine Frau hatte wirklich kein leichtes Leben mit ihrem Vater.«
Jetzt hatte er Evelines volle Aufmerksamkeit. »Ich hatte ja keine Ahnung …«
Ihre Blicke trafen sich. Seine Augen waren sanft, und sie hatte das Gefühl, ihn so gut zu kennen wie einen alten Freund. Ein schrecklicher Gedanke kam ihr.
»Was ist mit Lily? Bitte sagen Sie nicht, ihr Vater hätte auch ihr etwas angetan?«
Frank schüttelte den Kopf. »Nein. Claire hat sie immer beschützt. Bis zu dem Tag, an dem er starb, ließ Claire nicht zu, dass er seine Hand gegen ihre kleine Schwester erhob. Musste teuer dafür bezahlen.« Jetzt sah er sie fast flehentlich an. »Verstehen Sie, warum ich mich um sie kümmern musste? Die arme Frau hatte es so schwer im Leben, und jetzt sollte sie auch noch allein für das Haus und alles sorgen.« Dann lachte er bitter auf und lächelte ironisch. »War schon schwierig, als ich plötzlich eine Frau und ein Kind unterstützen musste. Und Lily ist auch nicht immer ganz einfach. Da ich nicht ihr Vater bin, will sie auch nicht auf mich hören.«
Eveline legte ihm die Hand auf die Schulter und spürte den kräftigen Muskel, der zum gebräunten Nacken verlief. »Sie sind ein guter Mensch.«
Er winkte nur ab. »Wir tun, was nötig ist, um alles richtig zu machen, nicht wahr, Eveline?«
Sie drückte seine Schulter und realisierte erst dann, dass sie ihn berührte. Aber als sie ihre Hand wegzog, widerstrebte ihr das geradezu. »Bleiben Sie einen Moment hier, Mr. Morton. Ich bringe Ihnen eine Limonade.«
»Sie sollen mich doch Frank nennen!«, rief er ihr gutmütig nach.
Als sie zurückkam, zog er ein paar alte Ranken an einem umgekippten Zaun auseinander. »Wussten Sie, dass Sie hier Weinreben haben?«
»Ehrlich?« Eveline stellte das Tablett auf dem Hocker ab und begutachtete die Stelle, die er von Unkraut befreite.
»Concord-Trauben, soweit ich erkennen kann. Ich wette, der ganze Streifen hier ist damit bepflanzt. Wenn Sie ein paar neue Pfähle setzen, Drähte spannen und die Reben daran hochbinden, haben Sie einen schönen Weingarten.«
Eveline freute sich. Sie stellte sich bereits vor, wie die Reben im Herbst vor dunklen Trauben strotzten.
»Tja, eines kann ich Ihnen versprechen, Mr. … ich meine, Frank. Das erste Gelee davon gehört Ihnen.«
Als sie ihm ein Glas Limonade anbot, schien ihn das an etwas zu erinnern. Er tastete in seiner Tasche nach einer braunen Schachtel und gab sie ihr.
Sie riss die Augen auf. »Was ist das?«
»Machen Sie sie auf.«
Sie wusste, dass sie rot wurde, denn die Hitze schoss ihr bis zum Haaransatz. Als sie den Karton öffnete, zog sie einen Glaskrug heraus. »Ich fasse es nicht«, murmelte sie, starrte auf den Krug, drehte und wendete ihn in ihren Händen. »Genau wie meiner, der zerbrochen ist.«
Verlegen wandte er sich ab. »Ich fand’s schrecklich, als ich sah, wie Sie die Kiste aufmachten und der Krug zerbrochen war. Aber ich kenne einen Mann in der Stadt, der alles besorgen kann. Und der hat ihn mir schon am nächsten Tag geschickt.«
Eveline klappte der Mund auf, aber sie brachte kein Wort heraus. »Das kann ich nicht annehmen.« Sie wollte den Krug zurückgeben, aber er wich ihr aus.
»Ich fürchte, den kann ich nicht mehr umtauschen. Also müssen Sie ihn behalten. Würde mich schrecklich kränken, wenn Sie ihn ablehnten.« Treuherzig wie ein Welpe sah er sie an, doch dann wurde seine Miene ernst. »Eine Frau muss von schönen Dingen umgeben sein, Eveline. Vor allem eine so hübsche wie Sie.«
Ihr Herz machte einen Satz. »Ich bin sprachlos, wirklich.« Aber dann drückte sie den Krug an ihre Brust. »Vielen Dank, Frank.«
Er setzte sich, nahm seine Limonade und trank langsam einen Schluck. »Darf ich ganz ehrlich sein?«
Sie konnte sich nicht erinnern, je so mit einem Mann gesprochen zu haben. »Worum geht es denn?«
»Ich will Sie nicht anlügen. Dieses Geschenk ist auch eine kleine Bestechung.«
Sie lachte. »Eine Bestechung? Und was wollen Sie im Gegenzug?«
»Ihr Vertrauen.« Er blickte auf seine Hände. »Sie werden einiges über mich zu hören bekommen. Dinge, die nicht wahr sind.« Als er ihr ein verhaltenes Lächeln schenkte, waren seine Züge angespannt. »Sie sollen sich Ihre eigene Meinung bilden und nicht auf den Tratsch hören, mehr möchte ich nicht.«
»Du meine Güte, was für Geschichten werde ich denn zu hören bekommen?«
»Es hat was mit meinem Geschäft zu tun. Ich leihe Menschen Geld, die keinen Kredit von der Bank bekommen. Natürlich nehme ich dafür höhere Zinsen, aber schließlich riskiere ich auch einiges. Denn manchmal können die Leute es nicht zurückzahlen und verlieren ihren Besitz. Das kommt nicht oft vor, aber manchmal eben schon. Ich hab mal einem Mann ein Darlehen für einen Mähdrescher gegeben, aber er hat das ganze Geld vertrunken. Deshalb musste ich ihm den Mähdrescher wieder abnehmen. Dabei wurde ich fast erschossen. Aber verstehen Sie: Ich muss doch für die Mädchen sorgen. Ich finde es auch nicht schön, wenn ein Mann seinen Besitz verliert. Es bricht mir das Herz. Aber ich muss auch meinen Lebensunterhalt verdienen, verdammt noch mal. Es ist ein Vertrag, verstehen Sie? Ich halte meinen Teil der Verpflichtungen ein, also verlange ich nur, dass der andere es auch tut.«
»Klingt nach einem Geschäft wie jedes andere auch.«
»Ganz genau. Aber das sehen nicht alle Leute so. Die erfinden dann Geschichten über mich, als wäre ich ein Ungeheuer. Als ob ich hilflose Babys auf die Straße setzen würde. Die meisten zahlen das Geld zurück, aber eben nicht alle. Es bricht mir das Herz, ehrlich. Aber was soll ich denn machen? Einfach nur zusehen, wenn sie mein Geld nehmen und es dann versaufen?«
Eveline seufzte. »Ich habe keine Gerüchte über Sie gehört. Aber danke, dass Sie mich aufgeklärt haben.«
»Ach, Gerüchte werden Sie noch hören. Verlassen Sie sich drauf.« Er verstummte und schwenkte die Limonade im Glas. »Ich bin kein schlechter Kerl.« Als er ihr direkt in die Augen schaute, stockte ihr der Atem. »Und ich wollte nicht, dass Sie mich für einen halten.« Er lächelte und senkte wieder den Blick. »Ich mag Sie, Eveline. Sie haben Augen, bei denen einem ganz warm ums Herz wird. Man hat das Gefühl, man könnte einfach so sein, wie man ist. Ist mir schon am ersten Tag aufgefallen.« Er trank einen großen Schluck und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab. »Sind wohl die hübschesten Augen, die ich je gesehen habe.«
Das war unangemessen, und sie wusste das, sie spürte Unsicherheit und Schuldgefühle in sich aufsteigen. Gleichzeitig genoss sie es, merkte, wie ihr Blut in Wallung geriet wie schon sehr lange nicht mehr. Sie stand da und spürte, wie ihr schwindelig wurde. Sie fühlte sich wie eine junge Frau – ohne Kinder und ohne raue Hände vom Wäschewaschen.
»Jetzt sollte ich wohl mal gehen«, sagte er. »Aber ich bin froh, dass wir uns unterhalten konnten. Wenn Sie und Ihre Familie irgendwas brauchen – egal was –, dann melden Sie sich. Ja?«
»Vielen Dank.«
Er winkte kurz und ging dann langsam zum Tor. Ihr Blick blieb an seinen Hosentaschen hängen und an den breiten Schultern.
»Soll ich die wieder aufhängen, Mrs. Kiser?«
Eveline fuhr zusammen und wurde knallrot. Sie hoffte nur, dass Lily nicht gesehen hatte, wie sie ihrem Schwager nachstarrte … dem Mann ihrer Schwester.
»Hat Frank Ihnen den geschenkt?«, fragte Lily vorwurfsvoll und zeigte auf den Krug in ihren Händen.
»Ja.« Am liebsten hätte Eveline sich kühles Wasser aus dem Brunnen ins Gesicht gespritzt, um die Hitze zu vertreiben und einen klaren Kopf zu bekommen. »Das war sehr freundlich von ihm.« Sie beruhigte sich und lächelte Lily an. »Er ist ein sehr netter Mann.«
Da überschattete etwas Dunkles die Augen des Mädchens. »Nein, Mrs. Kiser, er ist nicht nett.«
Eveline war betroffen. Lily erschien ihr auf einmal undankbar, sogar selbstsüchtig. »Nun, wie es aussieht, hat er euch ein Dach über dem Kopf gegeben. Er sorgt gut für dich und deine Schwester«, gab sie zurück.
Lily seufzte und wandte sich ab. »Ich hänge die Wäsche mal besser auf, bevor es sich zuzieht.«