Ich stand vor dem riesigen Bett und wusste, mir blieb keine andere Wahl. Aber ich konnte doch Stewart nicht einfach aus seinem eigenen Bett werfen und ihn auf dem winzigen Sofa schlafen lassen. Das Ding konnte unmöglich bequem sein. „Tja, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dein Angebot gern annehmen.“
Seine Schultern entspannten sich und ich sah die Erleichterung in seinen Augen. „Gut. Danke.“
„Unter einer Bedingung.“ Ich hob einen Finger und deutete auf die andere Seite des Bettes. „Du schläfst auch hier.“
Stewarts Augen wurden so groß, dass ich befürchtete, sie würden ihm aus dem Kopf fallen. „Mit dir? Im Bett?“
„Platonisch, selbstverständlich.“ Ich lächelte schwach in der Hoffnung, ihn von den lüsternen Pheromonen abzulenken, die ich absonderte als Reaktion auf seine eigenen. „Wir könnten ein Kissen als Barriere zwischen uns packen und ich schlafe auf der Decke und du darunter. Ich möchte nur nicht, dass du dir vorkommst wie ein unerwünschter Hausgast, denn eigentlich
wäre ich das.“
Er zögerte einen Moment, aber dann nickte er energisch. „Ja, sicher. Das ist in Ordnung.“
„Gut, dann wäre das geklärt.“ Ich stellte meine Tasche auf diese Seite des Bettes und holte meine Schlafsachen heraus. Als ich vorhin mein Ladegerät herausgeholt hatte, hatte ich in der Tasche ein ziemliches Durcheinander verursacht. Aber das war mir nicht peinlich, die Ablenkung war mir sogar willkommen, deshalb legte ich alles ordentlich zusammen, während Stewart ein paar Sachen aus einer Schublade holte und ins Bad schlich.
Als er wieder herauskam, hatte ich meine Jogginghose und ein T-Shirt in einer Hand und meine Kulturtasche in der anderen. „Bad ist frei.“
„Dauert nicht lange.“ Ich verschwand im Bad, duschte schnell, putzte mir die Zähne und machte mich für die Nacht fertig. Meine Gliedmaßen waren auf einmal bleischwer und ich schlurfte langsam zum Bett zurück.
Stewart hatte sich an die Bettkante gekauert, als wollte er nicht mehr Platz einnehmen als unbedingt nötig.
Die Tagesdecke war zurückgeschlagen. Ich schlüpfte darunter, da ich annahm, dass Stewart auf der Decke liegen würde, um den Stoff als Barriere zwischen unter uns zu behalten.
Aber das war nicht der Fall.
Sein Rücken war erkennbar, als ich die Decke anhob. Erst wollte ich ihn fragen, ob es okay für ihn war, direkt neben mir zu schlafen, aber dann ließ ich es bleiben. Wenn er es gewollt hätte, hätte er nur die Tagesdecke benutzt.
Hatte er aber nicht.
Ich machte es mir also bequem und entspannte mich auf der sehr angenehmen Matratze. Sie war nicht zu weich oder zu fest, sondern passte sich meinem Körper genau richtig an. Ich hätte für immer in diesem Bett bleiben können. Es war lustig, mir so ein Leben vorzustellen. Mit einem netten, liebenden Omega an mich gekuschelt. Jemand, mit dem ich ein perfektes Leben führen könnte, inklusive Babys und einer Katze, offenbar. Es war diese Vorstellung, die mir durch den Kopf ging, während ich langsam einschlief und junge Stimmen hörte, die nach ihrem Papa riefen, jedes Mal, wenn ich ein Zimmer betrat.
Denn das würde ich nie erleben.
Ich hörte einen Alarm piepen,
eine Sekunde, bevor ich merkte, dass ein warmer Körper auf meiner Brust lag und mich festhielt. Ich öffnete die Augen nicht, denn ich wollte diesen perfekten Augenblick nicht unterbrechen, aber Stewart hatte den Wecker offenbar auch gehört und sprang auf, als stände ich in Flammen.
Mein Atem ging ruhig trotz meines rasenden Herzens und ich hielt die Augen geschlossen, in der Hoffnung, er würde nicht merken, dass ich wach war. Ich verhielt mich ganz still, während Stewart sich anzog und leise aus dem Zimmer schlüpfte.
Ich hatte vor, ihm ein paar Minuten Vorsprung zu geben und dann nach unten zu gehen, um ihm zu helfen, aber das warme Bett und der süße Duft von Stewarts Kissen war zu berauschend. Ich zog das Kissen an meine Brust und hielt es fest, während ich das sexy Aroma einatmete. Offenbar war es so berauschend, dass ich prompt wieder einschlief.
Als ich die Augen erneut öffnete, war das Zimmer taghell und von unten hörte man lautes Geplapper. Ich hielt noch immer Stewarts Kissen fest, aber eine fette Katze starrte mich an, als befände ich mich auf ihrem Platz.
Einen Moment lang befürchtete ich, sie würde mir die Augen auskratzen. Aber dann rollte sie sich auf den Rücken und streckte sich, alle viere auf dem Bett ausgestreckt. Ich kraulte ihr den Bauch, bis mir wieder einfiel, wo ich war, beziehungsweise, wo ich nicht war.
„Mist!“ Ich sprang aus dem Bett und zog mir frische Sachen an, um beim Frühstück zu helfen.
Ich war überzeugt, dass Stewart alles im Griff hatte, aber es konnte nicht leicht sein, eine so große Zahl an Gästen ganz allein zu verköstigen. Wahrscheinlich zerrissen sie ihn in der Luft, wenn irgendetwas zu lange dauerte.
Sobald ich angezogen war, rannte ich die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal. Ich ging direkt in die Küche und sah Stewart, der Arme Ritter auf einem Backblech drehte und anschließend in den Backofen schaute.
„Das riecht aber lecker.“ Ich fischte ein Stück Bacon von einem Teller neben dem Herd.
„Könntest du das in den Speisesaal bringen?“ Er sah nicht einmal in meine Richtung, sondern war ganz darauf konzentriert, die Armen Ritter auf eine Servierplatte zu legen. „Und diese Platte auch. Wenn du mit den leeren Tabletts zurückkommst, lege ich nach.“
„Geht klar.“ Ich nahm das Essen und ging Richtung Speisesaal. „Tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe.“
Er sah mich an und grinste. „Kein Grund, sich zu entschuldigen. Du hast so friedlich ausgesehen. Ich bin froh, dass du dich etwas erholen konntest.“
„Dein Bett ist echt bequem.“ Ich zwinkerte ihm zu. „Wenn du nicht aufpasst, dann will ich nie wieder raus.“