Ohne eine dauerhafte Ernährungsumstellung kann niemand schlank werden und bleiben. Für die buchstäblich ganz schweren Fälle von Adipositas-Patienten, die bereits unter Folgeerkrankungen leiden, gibt es jedoch Medikamente, die die Abnahme beschleunigen.
Die Mittel der ersten Wahl sind aktuell die sogenannten Inkretinmimetika. Diese ahmen körpereigene Hormone nach, die blutzuckersenkend wirken, wie etwa GLP-1 und GIP – und dienen damit eigentlich der Diabetes-Behandlung. Da diese Stoffe jedoch auch Sättigungssignale ans Gehirn senden, helfen sie zudem beim Abnehmen. Der bekannteste Wirkstoff dieser Gruppe ist Liraglutid: Er senkt zusätzlich den Fettanteil in der Leber sowie den Blutdruck. Das entsprechende Medikament (»Saxenda«) ist noch keine generelle Kassenleistung, allerdings zahlen die Versicherer nach individueller Vereinbarung.
Eine weitere Möglichkeit, den Gewichtsverlust zu beschleunigen: Fettblocker. Diese bringen den Körper dazu, den Makronährstoff unverdaut auszuscheiden. Es gibt verschiedene Substanzen: Orlistat etwa bremst Enzyme, die das Fett im Darm aufspalten. Chitosan und Litramine dagegen binden Fettsäuren, sodass diese nicht mehr ins Blut übergehen. Zwar sind Fettblocker zum Teil rezeptfrei erhältlich, Studien zufolge helfen sie jedoch nur in höherer Dosierung – und diese ist verschreibungspflichtig. Zu solchen Mitteln rate ich nur jenen Patienten, bei denen Liraglutid nicht anschlägt – dies ist etwa bei jedem vierten Patienten der Fall. Denn: Fettblocker haben etliche Nebenwirkungen! Es kann zu einem Mangel an gesunden Fettsäuren kommen, auch ist die Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen gefährdet. Zudem verursachen Fettblocker Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit und Durchfall.
Ein Hoffnungsträger für Wissenschaftler aller Fachrichtungen, also auch der Adipositas-Forschung, sind aktuell Probiotika-Lösungen mit speziellen Bakterienmischungen, die der Darmflora zu einer gesunden Vielfalt verhelfen. Erste Behandlungsversuche mit individuell zusammengestellten Mischungen laufen bereits, auch bei uns am medicum Hamburg. Diese können gegen eine (via Stuhlanalyse nachgewiesene) spezifische bakterielle Dysbalance helfen – oder dann, wenn sich keine konkrete Ursache für eine Gewichtszunahme finden lässt.
Frei verkäufliche Appetitzügler, Diätpillen und -pulver sollten Sie unbedingt meiden. Sie können extrem schaden. Beispielsweise fanden sich in solchen Produkten wiederholt Wirkstoffe, die auch in Drogen wie Crystal Meth stecken – und im schlimmsten Fall zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen. Andere Substanzen können Organe schädigen oder die Stimmung so verschlechtern, dass Suizidgefahr droht.