Kapitel 8
Eine Spur matten Lichts rieselte durch den dunklen, wolkenverhangenen Himmel. Ich sah den Vollmond, sonst nichts. Dunkelheit um mich herum. Ich war eine Landschaft, über die ein Orkan hinweggefegt war, in der Ferne hörte ich das Heulen von Wölfen, oder ein Summen, nein, ein Jaulen. Ich nahm mich zusammen, horchte ganz genau hin. Es waren Polizeisirenen. Die Nachtluft trug den prägnanten Klang weit über die Landschaft. Die Kälte knabberte an mir, sie war unerbittlich. Es musste weit nach Mitternacht sein. Ich leckte über die salzige Kruste meiner ausgetrockneten Lippen. Mein Kopf brummte, Schmerzen in Knie und Ellenbogen, Hände und Gesicht brannten. Ich befühlte meinen Schädel. Geronnenes Blut inmitten einer Beule, dazu ein Riss oberhalb der Stirn. Ich ließ meinen Arm sinken.
Waren es doch Wölfe? Es wurde stockfinster.
Mühsam hob ich tonnenschwere Lider. Ein Fenster, mattes Licht, Regen. Ich ließ die Augen wieder zufallen. Ein neuer Versuch. Regen schlug in diagonalen Streifen gegen ein Fenster. Der dunkle Wolkeninhalt schob sich wie ölverschmierte Polierwatte gegen das Glas. Ich lag in einem Bett. In meiner linken Hand steckte eine leere Kanüle. Meine Augen wollten nicht gehorchen. Dunkelheit umfing mich mit einem düsteren Mantel. Funkstille.
Auf einmal war ich wieder da. Ich hatte geschlafen, und ich wusste nicht wie lange. Es war egal, denn die Zeit, die hier verging, wurde nicht in Uhren verbastelt. Irgendwann sah ich Antjes besorgtes Gesicht, sie beugte sich über mich. Ich spürte ihren Atem, er war sanfter Morgentau.
„Frank, wie geht es dir?“, flüsterte sie.
Ich legte mir was zurecht, bevor ich es aussprach: Ich habe eins drübergezogen bekommen, lag die Nacht draußen, die Knochen sind vom Regen aufgeweicht, es ging mir nie so dreckig, heraus kam ein leises: „Ach, ganz okay.“ Antjes schöne, braune Augen waren nur wenige Zentimeter von mir entfernt. „Bekomme ich jetzt einen Kuss?“, flüsterte ich.
Ein überraschter Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Es geht dir also schon besser, wie ich sehe?“ Antje richtete sich auf, und plötzlich erschien eine sorgenvolle Linie auf ihrer Stirn. „Frank, ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das tut. Ich kann es mir nicht verzeihen.“ Ihre Stimme war ein sensibles Vortasten, das eben noch mein Ohr erreichte.
„Was denn?“, fragte ich mit ebenso schwacher Stimme.
Sie legte ihre Hand auf meinen Oberarm, sprach jetzt etwas lauter. „Ich habe dich doch gebeten, Sabines Fall zu übernehmen, und nun liegst du hier, verletzt! Ein paar Stunden später, und es wäre vorbei gewesen.“
Ich bewegte meinen Kopf millimeterweise und verzog die Lippen zu etwas, das wie die Andeutung eines Lächelns aussehen sollte. Vor dem Fenster flackerte etwas, bis ich merkte, dass es meine Lider waren, die sich auf und ab bewegten. Langsam stabilisierte sich der Blick, und ich hörte, wie der Regen wie mit Nadeln gegen die Fensterscheiben tippte. Nach einer Weile sagte ich: „Nein, nein, so war das nicht ... das ... hatte nicht mal etwas mit dem Fall zu tun. Ich liege hier, weil ich meine ... Neugier nicht im Zaum hatte.“ Ich nahm ihre Hand und drückte sie. Wir schwiegen, und als wir gleichzeitig das Wort ergriffen, prallten wir zusammen:
„Wie hat man mich –“
„Was ist denn –“
„– gefunden?“
„– passiert?“
Antje lächelte, sie setzte sich auf die Bettkante. Ich versuchte es erneut, die Worte flossen jetzt leichter aus mir heraus: „Wem hab ich meine Rettung zu verdanken?“
„Es waren mehrere Ereignisse, die zusammenkamen“, sagte sie. „Ich hatte versucht, dich gestern Abend zu erreichen. Ich wollte wissen, wie es bei diesem Bonno Cornelius war. Und weil du dich nicht zurückgemeldet hast, fürchtete ich, dir könnte was zugestoßen sein. Ich wandte mich an die Polizei, Deeken meldete sich persönlich bei mir. Er gab sich Mühe, mich zu beruhigen. Ich sollte bis zum nächsten Tag warten. Aber ich machte ihn darauf aufmerksam, dass es bereits zwei Morde innerhalb eines Monats gab, ob er das vergessen hätte?“ Ich hob meinen Daumen, sie erzählte weiter: „Dann orteten sie dein Handy.“
„Also habe ich dir mein Leben zu verdanken, Antje.“
Sie ging nicht darauf ein. „Die Polizei fand dich halb tot auf dem Gelände eines alten Baustofflagers, am östlichen Rand der Stadt. Was hast du da gesucht?“
Meine Kopfschmerzen nahmen zu. Mit der rechten Hand tastete ich nach der Verletzung. Die Wunde war mit einem Pflasterverband abgedeckt. Ich ließ meinen Blick durchs Zimmer schweifen, wir waren allein. Nach und nach kamen mir die gestrigen Ereignisse wieder in den Sinn. „Das fing bei diesem ehemaligen Krankenpfleger Cornelius an. Ein seltsamer Vogel ist das, offen und verschlossen zugleich.“ Mein Rachen war wie ausgetrocknet, ich hustete. Antje
gab mir Wasser, ich erzählte weiter: „Er sagte von sich aus nicht viel, gelegentlich lockte ich ihn aus der Reserve. Sobald ich ins Detail wollte, blockte er. Gegen Ende wurde Cornelius nervös, und nach einem Telefonat wollte er mich loswerden.“ Etwas anderes kam mir in den Sinn. „Antje, die Sporttaschen gestern am Strand.“
„Was ist damit?“ Sie griff nach ihrer Handtasche, während ich weiterredete.
„Du wirst es nicht glauben, ein paar solcher Taschen standen in seiner Wohnung herum.“
„Was sagst du da?“ Antjes Wangen bekamen Farbe. Sie zog eine zusammengerollte Zeitung aus ihrer Tasche und reichte sie mir. „Hier, lies das mal, wenn es dich nicht zu sehr anstrengt.“
Es war die aktuelle Ausgabe des Ostfriesischen Kuriers mit der Schlagzeile: „KOKAINFUND AM NORDERNEYER STRAND“, darunter in kleineren Lettern: „In Sporttaschen verpackt – Herkunft unbekannt.“ Ich überflog den Artikel. Die Kokainfunde würden auf neuste Schmugglermethoden deuten, wonach die Taschen von Containerschiffen in die Nordsee geworfen, mit kleineren Booten eingesammelt und an Land transportiert wurden. Mit einer chemischen Analyse sollte nun geklärt werden, ob ein Zusammenhang zwischen diesen und weiteren Drogenfunden an der belgischen Küste bestand. Ich gab Antje die Zeitung zurück und ließ die Informationen sacken. Ich musste kurz
an die Aktion vor einem halben Jahr im Hamburger Hafen denken, bei der fast vier Tonnen Kokain in einem Straßenverkaufswert von circa achtzig Millionen Euro beschlagnahmt wurden. Der Artikel bestätigte meine Entdeckung in der Halle, unmittelbar bevor ich eins auf die Mütze bekam. Ich erzählte Antje, wie es dazu kam. Ausgehend von der Verfolgung des Mönchs bis zum Auffinden des Toten in der Tonne. Antje riet mir, diese Dinge Deeken und seinem Team zu überlassen.
Ich sagte: „Sobald ich ihn sehe, kriegt er den Auftrag.“
„Das trifft sich gut“, sagte Antje. „Deeken hat für heute seinen Besuch im Krankenhaus angekündigt.“
„Umso besser“, sagte ich. Es gab generell noch etwas mit ihm zu klären. So, wie es bei unserem letzten Fall lief, durfte es hier nicht weitergehen. Seine permanenten Zurechtweisungen hatten ausgedient, das Ende des erhobenen Zeigefingers durfte nun eingeläutet werden. Ich wusste, wie er tickte. Er war effizient darin, möglichst großen Erfolg mit minimalem Aufwand zu erzielen. Für Lorbeeren und gute Presse war er zu haben, um bei den Vorgesetzten und der Öffentlichkeit zu glänzen. Damals hatte ich ihm einiges geboten, damit er auf Kurs bleiben konnte. Das war ihm vielleicht entfallen, darum wurde es langsam Zeit, ihn einzunorden. Ich befürchtete nur, er würde das nicht ohne Weiteres akzeptieren.
Leben kam in mich, ich griff nach einer Banane im Früchtekorb. „Kommt das Obst von dir?“
„Ja“, sagte sie und fügte hinzu: „Deine Klamotten liegen im Schrank, Unterwäsche habe ich neu gekauft, und der Bademantel, der da liegt, ist meiner. Wiedersehen macht Freude.“ Über dem Bettende lag ein schreiend mintgrüner Mantel, den ich vermutlich nicht anziehen würde, dennoch dankte ich ihr dafür.
Die Tür öffnete sich, eine Schwester kam herein. „Wollten Sie mir nicht Bescheid geben, wenn Herr Gerdes aufgewacht ist?“, sagte sie an Antje gerichtet.
„Oh, entschuldigen Sie bitte, das habe ich ganz vergessen.“
„Das ist nicht schlimm, ich informiere den Stationsarzt.“ Und an mich gerichtet: „Wie geht es Ihnen, Herr Gerdes? Brauchen Sie etwas? Möchten Sie etwas trinken, einen Tee vielleicht?“
Ich sah die halb volle Flasche auf meinem Nachtschrank stehen. „Ich trinke von dem Wasser, danke. Haben Sie vielleicht etwas gegen die Kopfschmerzen?“
Die Schwester lächelte. „Kommt gleich.“ Sie machte kehrt, ließ uns allein.
Ich fragte: „Antje, weißt du, wo mein Smartphone geblieben ist?“ Sie zog die Schublade des Nachtschranks auf, holte es heraus, gab es mir. Ich öffnete die Bilddateien und zeigte Antje das Foto von dem seltsamen Zusammentreffen von Bonno Cornelius und dem Unbekannten. „Kennst du den?“ Mit zwei Fingern zog ich das Foto auseinander, vergrößerte das Gesicht des mir unbekannten Tesla-Fahrers.
Antje betrachtete es, sie nickte. „Das ist Gronewold, Jan Gronewold, der Immobilienkönig, von dem Sabine gesprochen hat. Von ihm bekamen sie den Schlüssel für das Hotel.“
„Du kennst ihn?“
Antje hob ihren Kopf, sah mich mit sanften Augen an. „Von kennen kann keine Rede sein. Ich kenne ihn so, wie ihn hier jeder kennt. Er ist so etwas wie ein Promi, eine Persönlichkeit, die dir fast bei jedem wichtigen Ereignis über den Weg läuft.“ Sie warf noch einmal einen Blick darauf. „Was hat der Immobilienkönig beim ehemaligen Krankenpfleger Bonno Cornelius zu suchen? Der ist doch überhaupt nicht seine Liga.“
„Das entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich kann dir erzählen, was ich beobachtet habe. Cornelius rückte einen Aktenordner heraus, und im Gegenzug bekam er einen dicken Umschlag in die Hand.“
Antje überlegte, sie fragte: „Was war das für ein Ordner?“
Mit einem Wisch zauberte ich das zweite Foto aufs Display. Antje betrachtete den beigefarbenen Aktenordner mit dem grün-braunen Emblem. „Das ... das gibt es doch nicht!“ Sie schaute mich irritiert an.
„Was ist?“, fragte ich zurück.
Antje holte tief Luft, an ihrem Hals pochte es. „Ich kenne diese Farben und auch das Logo auf dem Aktenordner, es gehört zum St.-Ludgerus-Hospital!“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Was hat das zu bedeuten?“
„Das gilt es herauszufinden. Es ist verwirrend“, bestätigte ich ihr. Wir blieben eine Weile stumm und versuchten, zur lockeren Atmosphäre zurückzufinden. Ich brach die Stille: „Was wir bis jetzt wissen, ist: Der Immobilienmakler Gronewold kennt Doktor Jacobs, der bis zu seiner Pensionierung im St.-Ludgerus-Hospital tätig war. Bonno Cornelius betreibt mutmaßlich eine Art Verteilerzentrum für Kokain und war vor achtundzwanzig Jahren in derselben Klinik beschäftigt. Doktor Jacobs und Bonno Cornelius verbindet ein dunkles Kapitel, wenn Cornelius’ Anschuldigung von den vertauschten Babys stimmt. Vielleicht war es sogar mehr. Doktor Jacobs ist tot, Cornelius lebt und verschachert nicht nur das Kokain, sondern – und das ist meine Vermutung – auch die Unterlagen seines ehemaligen Chefs an einen Immobilienmanager.“ Antje kaute auf ihrer Unterlippe. Ich schaute noch einmal aufs Foto. „Sieh dir mal Gronewolds Ohrring an. Ist das nicht ein klassisches Norderneyer Markenzeichen oder so?“
„Ganz genau. Norderneyer Kerle, denen ihre Herkunft etwas bedeutet, tragen einen solchen Ohrring mit ihren Initialen. Das Tragen des Ringes sollte dem Seemann damals ein christliches Begräbnis sichern, falls er über Bord ging und irgendwo als Wasserleiche aufgefunden wurde. So soll das hier bis ins achtzehnte Jahrhundert Tradition gewesen sein. Heute ist es das Erkennungszeichen für einen waschechten Norderneyer.“
Es klopfte, die Tür öffnete sich wieder, das Pflegepersonal schob ein weiteres Bett mit einem Patienten herein. Ich bekam einen Zimmergenossen und das ersehnte Medikament. Sofort warf ich die Tablette ein. Die Tür war noch nicht zu, als ein bekanntes Gesicht im Türrahmen erschien. Hauptkommissar Thomas Deeken und in seinem Fahrwasser Oberkommissar Ralf Vaske. Deeken schaute uns an, seine grauen Augen blickten herausfordernd wie Stecheisen. Antje hob diskret die Schultern, stand auf und verabschiedete sich. Sie würde sich bald wieder bei mir melden, meinte sie. Ein kurzer, freundschaftlicher Blickwechsel, eine Berührung, sie ging hinaus. Vaske war in der Tür stehen geblieben, er trat zur Seite, ließ Antje vorbei und grüßte.
Deeken sagte: „Na, wie geht’s? Alles wieder im Lot, Gerdes?“ Er sprühte vor Euphorie. Er klang nach jemandem, der den Handyakku voll und guten Stuhlgang hatte. Voller Tatendrang rieb er seine Handteller gegeneinander.
„Bis gerade eben ging es mir hervorragend“, konterte ich seinen Genesungswunsch. Jedenfalls verstand ich es so. „Du hast mich trotz des Kopfverbands wiedererkannt?“, fragte ich.
Deeken sagte: „So eine Visage wie deine vergisst man nicht.“ Ich überlegte, ob ich das Kompliment erwidern sollte, ließ es aber. Deeken warf einen Blick auf meinen Zimmergenossen. „Wäre es nicht besser, wir setzten unser Gespräch woanders ...?“
Er hatte recht. Niemandem wäre Deekens Gerede zuzumuten gewesen. Schon gar nicht, wenn man Ruhe benötigte. Ich schlug die Decke zurück, hievte mich behutsam aus dem Bett, stieg in die bereitliegenden Badelatschen und zog mir Antjes Frotteemantel über. Die Farbe erinnerte an verunglückte Götterspeise. „Gehen wir auf den Flur“, schlug ich vor. Die ersten Schritte gingen mit etwas Schwindel einher, der Kopfschmerz ließ nach.
Deeken vollzog eine Drehung, schnauzte Vaske an: „Mach dich nützlich, beweg dich, Junge! Blockier nicht die Tür, unser Privatdetektiv ist auferstanden.“
Vaske machte ein Gesicht, als hätte er eine Hummel verschluckt. Mit etwas Anstrengung kriegte er es wieder glatt. Wir gingen ein paar Schritte durch den Krankenhausflur. Deeken zog derweil seinen Derrick-Mantel aus, darunter kam ein brauner Anzug zum Vorschein, dazu ein graues Hemd mit grün-braun kariertem Schlips. Die Bügelfalte in der Hose war scharf, man hätte Kartoffeln damit schälen können.
„Der modernen Technik hast du es zu verdanken, dass du noch lebst, Gerdes!“, begann er unvermittelt. Wie gern hätte er „Der modernen Technik und mir“ gesagt, jedenfalls hing es in der Luft.
Wir blieben stehen und starrten einander an, schließlich sagte ich: „Der modernen Technik und dem Anruf von Antje, um genau zu sein.“
„Ja, sicher, und auch mir, denn ich habe die Ortung durchgeführt, um ganz genau zu sein!“
Vaske räusperte sich.
Deeken korrigierte sich: „Na schön, sie wurde auf meine Anweisung hin vom Herrn Oberkommissar durchgeführt.“
Gegenüber den Fahrstühlen zeigte Deeken auf eine Sitzgruppe. Er ging darauf zu, Vaske und ich folgten ihm. Bevor wir uns setzten, warf ich einen Blick durch den Flur, zum anderen Ende. Ein Pulk von Ärzten bewegte sich von Zimmer zu Zimmer, die Visite hatte begonnen.
Deeken ließ sich auf einen der Stühle fallen und faltete die Hände, als wollte er ein leises Gebet sprechen, bevor wir anfingen. Nach Sekunden der Abstinenz griff er erleichtert in sein Zigarettenetui, beförderte einen Nikotinlutscher zwischen die Lippen und brachte ihn zum Glühen. Er ließ die Zigarette in seinem Mund auf und ab wippen und sah mich über die Nasenspitze hinweg prüfend an. Oberkommissar Vaske setzte sich nicht dazu, vielleicht um auf diese Weise den Nikotinschwaden ausweichen zu können. Der Hauptkommissar sagte: „Soso, dann hat dir deine Antje also schon erzählt, wie wir dich gefunden haben.“ Sein Gesicht wirkte erschöpft und seine Stimme angestrengt.
Ich nickte. „Sie ist nicht meine Antje. Aber ja. Sie hat mir von der Handyortung und der anschließenden Rettungsaktion erzählt. Für das alles bin ich sehr dankbar.“
„Nun werde mal nicht sentimental, das ist schließlich unser Job!“ Er lächelte schief. Jetzt, bei Licht betrachtet, sah er markanter aus als vor ein paar Jahren. Das Haar hellgrau, tiefere Falten auf der Stirn, sein Blick noch resignierter. Er hatte sich nicht rasiert, es knisterte, wenn er sich über die Stoppeln strich. Seine Lippen bewegten sich, er sagte: „Was mich interessiert, kannst du dir sicher vorstellen. Du tauchst hier auf und ... sofort gibt es Probleme! Du machst mir Probleme!“
Ich gab ihm etwas zum Nachdenken: „Die Probleme hattest du schon vorher, nehme ich an. Wenn wir beide wirklich Probleme hätten, würden wir uns über Anwälte unterhalten.“ Ich musste mir seine Einschüchterungsversuche nicht länger anhören. Diese Ebene war mir zuwider – es war ja nicht mal eine Ebene.
Deeken dachte nach. Er blies silbergrauen Rauch aus und beobachtete, wie der zur Decke emporstieg und sich in kleine Fähnchen zerteilte. Sie lösten sich in einem Nichts auf. Dabei seufzte er und sagte: „Nun gut, dann eben die harte Nummer: Was hattest du auf dem Grundstück des ehemaligen Baubetriebs Gronewold zu suchen? Die Hütte steht doch schon seit Jahren leer, ist kurz vor dem Abriss!“
Ich stutzte und sagte: „Einen Moment! Gronewold? Ist der Eigentümer dieser Baufirma etwa Jan Gronewold, der Immobilienmakler?“
„Heute nicht mehr. Wieso? Kennst du ihn? Der Betrieb gehörte seinem Vater Willem. Jan hat die Firma vor etwa zwanzig Jahren übernommen, er ist damit aber gegen die Wand gefahren. Seitdem gibt es nur noch die Immobilienfirma Gronewold, und damit ist der Filius sehr erfolgreich.“ Er unterbrach sich und insistierte: „Noch mal zum Mitschreiben, Gerdes, was hattest du da zu suchen?“
Ich siebte meine Erinnerung durch und erzählte, was sich auf dem Hof zugetragen hatte. Bonno Cornelius ließ ich komplett raus, weil ich das unbestimmte Gefühl hatte, ihm selbst noch einmal auf den Zahn fühlen zu müssen. Auch den Toten in der Plastiktonne ließ ich zunächst unerwähnt. Ich schob alles auf die Kokainfunde, ohne auf Details einzugehen. Zudem gab ich eine Personenbeschreibung derjenigen ab, die mich ins Reich der Träume beförderten. Vaske schrieb fleißig mit.
Deeken hörte erst aufmerksam zu, irgendwann gähnte er. Und um den eingebrannten Zigarettenstummel herum murmelte er hin und wieder ein „Hm, hm“. Als ich zum Ende kam, veränderte sich etwas in seinem Gesicht. „Gerdes, ich glaube nicht, dass du wegen des Kokains hier bist! Was geht dich das an? Da steckt doch mehr dahinter!“
Ich nahm meine Hände aus den Taschen des Bademantels. „Was mich das angeht? Im Hamburger Hafen stellten die Kollegen fast eine Tonne Kokain sicher, und an der belgischen Küste landeten auch ein paar Päckchen. Hin und wieder arbeite ich im Auftrag der Behörden, das ist mein Tagesgeschäft. Meine Detektei ist auf Fracht- und Schiffsverkehr in Hamburg und Wilhelmshaven inklusive des Jade-Weser-Ports spezialisiert, wie du vielleicht weißt.“
Deeken beugte sich vor, schaute mich eindringlich an und sagte: „Trotzdem gehe ich davon aus, dass du diesen Fall von jetzt an als erledigt betrachtest. Wenn dir dazu noch etwas einfallen sollte, wendest du dich selbstverständlich an mich. Hier müssen Profis ran, Gerdes. Das ist ein Fall für die Polizei, nicht für Hilfssheriffs.“
Ich schaute unschuldig wie ein Kurtaxepreller und nickte stumm.
Der Hauptkommissar lehnte sich schwer zurück. „Ich sehe, wir verstehen uns.“
Oberkommissar Vaske schniefte still vor sich hin, nahm ein Papiertaschentuch und schnäuzte hinein. Sein Handy klingelte, er nahm ab und ging ein paar Schritte zu den Fahrstühlen. Ich sah die Zeit gekommen, meine neue Strategie im Umgang mit Deeken auszuprobieren. Ich ließ einen Testballon steigen, sagte mit gedämpfter Stimme: „Deeken, jetzt mal unter uns. Ich habe den Eindruck, dass du bei den Mordfällen nicht wirklich weiterkommst.“
„Wer sagt denn so was?“, sagte er mit gespielter Empörung.
„Das verrät mir mein Instinkt, und nach allem, was man sich so erzählt ...“
Deeken unterbrach mich in einem Tonfall, als erbarme sich der Beichtvater über einen reuigen Sünder: „Sieh mal, Gerdes, genau das unterscheidet uns. Wir handeln nach Faktenlage und du achtest zu viel auf Gerede. Das Resultat siehst du ja auf deinem Konto. Kannst du deine Rechnungen überhaupt noch bezahlen oder fütterst du damit den Bürokamin?“
Ich ignorierte die Plattitüden, meine Stimme nahm einen vertraulichen Unterton an. „Dein Dienstherr ist an handfesten Ergebnissen interessiert, du aber strapazierst die Ökobilanz der Insel mit laufenden Ermittlungen. Dir sitzt der Bürgermeister im Nacken und die gesamte Touristikbranche, weil die Besucherzahlen einbrechen. Der Druck muss unglaublich groß sein.“ Ich öffnete meine Hände und drehte die Handflächen nach oben. „Bei den Mordfällen der letzten Monate kann ich dir nicht helfen, aber ich habe einen Tipp für dich, was das Kokain anbelangt.“
Deeken schaute sehnsüchtig wie ein Kind, dann eine abwertende Geste. „Wenn du Gronewolds Hütte meinst, die kannste vergessen – war sauber wie ein gepuderter Babyhintern.“
Ich stutzte. „Ihr habt auch die Halle nebenan durchsucht?“
Er entzündete eine neue Zigarette an der alten und schnippte den Stummel in eine Kübelpflanze. „Wir hätten sogar den Mond durchsucht, wenn der da gerade vorbeigezogen wäre.“
„Mit einem Spürhund?“
„Gerdes, weißt du überhaupt, was für ein Aufwand das ist, um diese Uhrzeit? Du machst dir keine Vorstellung!“
Es war den dreien also gelungen, die Fässer während meiner Bewusstlosigkeit zu beseitigen, einschließlich des Toten. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, holte mir die Eindrücke von gestern ins Bewusstsein zurück: Die Fahrzeuge kamen zurück, die Hallentür öffnete sich, drei Typen kamen herein, und unmittelbar bevor Nikolaus zuschlug, kam mir der Gedanke an den See, der dunkel und ölig hinterm Haus lag ... Ich setzte alles auf eine Karte: „Es fehlt dir der Jackpot, und das weißt du. Es liegt an dir selbst, ob du das Superlos willst – denke an die Schlagzeilen.“
Das Wichtigste war erreicht, Deeken hielt die Klappe und blickte nachdenklich. Er tat, als wäre er schwer von Begriff, aber das Glitzern in seinen Augen war unübersehbar. Der Hauptkommissar hatte angebissen, er sagte: „Auf die Art verhökert man Teppiche, Gerdes.“ Ich schwieg. Die Falten auf seiner Stirn wurden zu Serpentinen. „Nun, gut ... warte mal“, flüsterte er und beobachtete dabei seinen Kollegen Ralf Vaske, der gerade sein Telefonat beendete und zurückkam.
Vaske sagte: „Ich habe die Kollegen angewiesen, die Zelte abzubrechen.“
„Das hast du gut gemacht“, sagte sein Chef in einem Tonfall, als spräche er mit einem Kind. Ein Lächeln huschte über Vaskes Gesicht, er schob das Handy in seine Jackentasche, und Deeken war noch nicht fertig: „Vaske, hör mal. Ich glaube, dass ich die Handschellen im Auto vergessen habe. Hole sie mir mal!“
Die Augen des Oberkommissars verengten sich. „Wie bitte? Brauchen wir die hier?“
„Man kann nie wissen. Und lass dir Zeit dabei!“
Vaske machte kehrt, trottete zu den Fahrstühlen.
„Irgendwann läuft dein Kollege Amok“, mutmaßte ich. Meine Vision verhallte unkommentiert. Hinten im Flur zog die Ärzteprozession einen Raum weiter, Vaske trat in den Fahrstuhl, die Türen schoben sich zu.
Deeken füllte seine Lunge mit Rauch und stieß ihn wieder aus, die nächsten Sekunden schien er die Zigarette zwischen seinen Fingern zu vergessen. „Gerdes, nun spuck die Hinweise aus, von denen du sprichst. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Rätsel zu lösen.“
„Und ich habe keine Zeit, welche zu erfinden. Zunächst muss klar sein, dass du mich zukünftig in Ruhe lässt. Wirf mir keine Knüppel zwischen die Beine, und das Rechtfertigungsgetue, wie einst in Cloppenburg, hat ein Ende.“ Deekens zynischer Gesichtsausdruck verlor an Schärfe. Er machte Zeichen, dass ich weiterreden sollte, was ich auch tat. „Und noch zwei Punkte aus meinem Wahlprogramm: Du wirst mich nicht mehr grundlos auf die Wache zitieren, und bei Bedarf versorgst du mich mit Informationen aus der Datenbank für die Recherche, also nichts wirklich Giftiges.“
Deeken schüttelte den Kopf, er machte eine unbestimmte Handbewegung. „Du weißt, dass ich Nein sagen muss.“
„Du weißt, dass du Ja sagen wirst.“
„Und wenn ich Nein sage?“
„Dann werde ich Adieu sagen.“
„Du wirst die Insel verlassen?“
„Nein, du wirst die Insel verlassen müssen, weil du keine Erfolge vorzuweisen hast. Und ich werde am Anleger stehen und winke, winke machen.“ Wir starrten einander an wie Pokerspieler, unschlüssig, wie gut das Blatt war, das der andere im Ärmel hatte. „Also, gilt unsere Abmachung? Die Täter sind gerade auf der Flucht“, drängte ich.
Er lächelte wieder sein leicht schiefes Lächeln, prüfte die Fingernägel, einen nach dem anderen, indem er sie gegen das Licht hielt und sorgsam musterte. „Ich gehe ein Risiko ein, Gerdes, das ist dir doch wohl klar!? Gib mir eine Minute.“
„In einer Minute kann ein Imperium zusammenbrechen“, gab ich zu bedenken.
Deeken dachte so überzeugend nach, dass die Kaumuskeln hervortraten. Nach einer halben Minute endlich die erlösende Antwort: „Im Namen der Gerechtigkeit müssen manchmal ungewöhnliche Wege eingeschlagen werden.“ Das aufgesetzte Pathos in seiner Stimme verriet Verärgerung. „Also gut, aber kein Wort zu Vaske! Diese Abmachung ist eine Sache nur zwischen dir und mir, um der alten Zeiten willen.“ Ich nickte und hoffte, dass dieses Einverständnis glaubwürdiger war als ein Indianerehrenwort in Bad Segeberg.
Jemand räusperte sich, wir drehten die Köpfe, Vaske war zurück. Er hob die Schultern an. „Es waren keine Handschellen im Auto, ich habe alles durchsucht.“
Deeken positionierte die Zigarette in der Mitte der Lippen und fummelte in den Taschen seines Mantels herum, den er über die Stuhllehne gelegt hatte. Er zauberte eine Handvoll Kabelbinder hervor. „Zur Not tun’s die auch“, knurrte er und steckte sie wieder ein, und an mich gerichtet: „Kommen wir nun zum zweiten Teil unserer Abma...“, er unterbrach sich, ein Blick zu Vaske und zurück zu mir. „Raus mit der Sprache, was ist dir sonst noch aufgefallen auf Gronewolds Anwesen? Ich bin ganz Ohr!“
Ich erzählte von dem toten Asiaten in der Plastiktonne. Deeken ließ aus dem verkniffenen Mundwinkel Rauch aufsteigen. „Himmel!“, schimpfte er, nahm die Zigarette aus dem Mund und leckte sich die gespannte Unterlippe. „Das mit der Leiche ist neu, aber ich sagte bereits, dass wir nichts gefunden haben.“ Er wandte sich an seinen jüngeren Kollegen: „Wir brauchen umgehend die Spusi!“ Vaske nahm sein Taschentelefon und kümmerte sich darum. Deeken sagte etwas leiser: „Gerdes, unter ,Jackpot‘ stelle ich mir etwas anderes vor. Wenn das alles ist ...“ Er sprach nicht weiter, vermied eine Anspielung auf unsere Vereinbarung.
Ich griff tief in die Kiste mit den Annahmen und Vermutungen und zog heraus, was sich ganz unten verbarg: „Hinter dem Haus befindet sich ein Teich. Habt ihr den überhaupt bemerkt?“
Deeken schaute Vaske an, der mitgehört hatte. Vaske nickte, Deeken nickte auch und sagte: „Selbstverständlich!“
„Was ihr sucht, befindet sich darin. Lasst eure Leute dort suchen.“
Deeken gab Vaske Anweisung, die er per Telefon an seine Kollegen weiterreichte. Ich fragte den Hauptkommissar: „Was habt ihr wegen des Einbruchs bei Witwe Jacobs herausgefunden?“
Deeken schaute verblüfft. „Woher weißt du ...? Ach, Vaske hatte das ja ausgeplaudert. Mysteriöse Sache, das Ganze. Es wurde bei ihr eingebrochen, aber kaum etwas gestohlen, jedenfalls nichts Wertvolles. Der Sachschaden dazu stand in keinem Verhältnis.“
„Und was wurde gestohlen?“, fragte ich wie beiläufig.
„Nicht der Rede wert“, es schien so nebensächlich zu sein, dass er mich nicht mal mehr anschaute.
„Was war es denn?“, fragte ich beharrlich wie ein Amboss auf dem Weg nach unten.
Er wandte sich an Vaske: „Vaske, was war es? Eine Akte?“
Ralf Vaske unterbrach sein Telefonat, seine Antwort kam prompt: „Es war ein Aktenordner, mit Unterlagen aus der Klinik, in der Doktor Jacobs tätig war. Frau Jacobs weiß aber nicht, welche Akten sich in dem Ordner befunden haben.“
Ich rührte mich nicht. Meine Vermutung, die ich Antje gegenüber geäußert hatte, war soeben bestätigt worden.
Deeken wandte seinen Blick nicht von meinem Gesicht. „Das scheint dich ja schwer zu treffen, Junge. Was ist denn los?“
Oberkommissar Vaske unterbrach unser vertrauliches Geplänkel, er stellte sein Handy auf „Mithören“. „... und dann kannste dem Alten sagen, wir haben Plastikfässer gefunden. Sollen wir die aus dem Tümpel holen oder wollt ihr dabei sein? Also, wir können das gern ohne euch machen“, dröhnte es blechern aus dem Hörer. Sowohl Deeken also auch Vaske nickten unisono. „Sofort rausholen!“, brüllte Deeken, Vaske gab den Befehl weiter.
Ich klatschte einmal in die Hände. „Bravo! Und währenddessen suchen die Täter das Weite.“
Deeken quittierte meine Anmerkung mit einem bissigen Lächeln.
Die Ärzteschaft kam näher, und von der anderen Seite schwebte die Stationsschwester heran. Sie fixierte Deeken mit irren Andrea Berg-Augen, der gerade dabei war, eine weitere Zigarette aus dem Etui zu fischen. „Ich möchte Sie bitten, das Rauchen zu unterlassen. Hier herrscht absolutes Rauchverbot! Das ist Ihnen doch wohl klar!“ Sie stemmte ihre Fäuste in die Hüften.
Deeken gefiel das nicht, er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und steckte das Etui weg. Und als die Schwester gegangen war, drückte er den aktuellen Stummel im Pflanzenkübel aus.
Vaskes Telefon vibrierte, Deeken sprang auf und ließ es sich aushändigen. „Hier ist Hauptkommissar Deeken. Was gibt’s?“ Er presste den Hörer so fest an sein Ohr, dass niemand etwas mitbekam. Nach einer Weile wurde sein Gesicht nachdenklicher. „Wie? Hm, ich verstehe ...“ Er bemühte sich, sein Erstaunen aus der Stimme herauszuhalten: „Lasst die Forensiker aus Aurich kommen ... ja ... Wie? ... Nein, das ist nicht nötig. Der Tote wird für die Gerichtsmedizin in Oldenburg fertig gemacht ... ja, die rufe ich an. Wir machen uns auf den Weg zu euch.“ Deeken legte auf. „Volltreffer! Die Leiche steckte in einer der Tonnen. Vermutlich ein Seemann aus Fernost.“ Vaske pfiff durch die Zähne. Sein Boss fügte hinzu: „Die Spusi ist schon am Machen.“ Aus seinem Mund hörte es sich irgendwie unanständig an. Vaske fragte, ob er das Gespräch mit dem Medizinmann in Oldenburg übernehmen sollte, was Deeken bejahte. Vaske entfernte sich ein paar Schritte und tätigte den Anruf.
Die Weißkittel kamen näher, und ich war bemüht, unser Gespräch zum Abschluss zu bringen. „Wie
ich sehe, kommt ihr zurecht.“ Ich erhob mich langsam.
Deeken seufzte und sagte: „Du hast einen gut bei mir. Melde dich, wenn du was brauchst.“
Deeken hatte verstanden. Er hatte seinen Jackpot. Eine große Menge Kokains wurde aus dem Verkehr gezogen, gleichwohl hatte er eine weitere Leiche an den Hacken, worum ich ihn nicht beneidete. Der Druck auf ihn würde noch größer werden.
Vaske wandte sich an seinen Chef: „Die Gerichtsmedizin weiß Bescheid.“
Deeken nickte wie beiläufig, dann rieb er wieder seine Handteller aneinander. „Heute ist ein guter Tag, um eine Presseerklärung abzugeben. Findest du nicht, Vaske?“
Er nickte. „Und was ist mit Herrn Gerdes?“
„Der wird hoffentlich bald gesund.“
„Brauchen wir ihn noch als Zeugen oder können wir ihn entlassen?“
„Gib ihm die Entlassungspapiere.“
„Gerdes ist übrigens noch da“, sagte ich.
Die Stationsschwester näherte sich. „Herr Gerdes, die Ärzte sind gleich bei Ihnen. Bitte begeben Sie sich auf Ihr Zimmer.“
Ich hob die Hand, als Zeichen, dass ich verstanden hatte. Und an Deeken gerichtet: „Viel Erfolg bei der
Tätersuche.“ Wir tauschten einen mentalen Händedruck.
Im Weggehen hörte ich Deeken zu Vaske sagen: „Mach den Hafen dicht, auch den Jachthafen. Ordne eine Personenkontrolle bei den Fähren an. Gib die Personenfahndung heraus, und ich will die Bilder der Überwachungskameras am Hafen auf den PC – das ganze Programm.“ Die beiden verschwanden im Fahrstuhl, und ich begab mich aufs Krankenlager. So schieden wir wie zwei Geschäftspartner, den Mund voller Phrasen und den Kopf voll mit Fragen.