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Kinder |
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Kinder zu haben, entwickelt Ihr Erleben der Welt . |
„Kinder“ bedeutet hier diejenigen, denen gegenüber Sie eine Verpflichtung haben, sie beim Überleben zu unterstützen, bis sie in der Lage sind, selbstständig zu überleben. Ich beziehe mich nicht notwendigerweise auf Ihre Blutsverwandten, nicht einmal auf eine bestimmte Altersgruppe. Eltern/Kind-Beziehungen werden im Leben spontan zwischen Leuten aller Altersgruppen als Manifestation der Absicht des Selbst erzeugt, vollständig und zufrieden zu sein. Vielleicht sind Sie sich gar nicht bewusst, wer die „Kinder“ in Ihrem Leben sind.
Es ist wichtig, dass Eltern Klarheit darüber haben, was der fundamentale Zweck des Elternseins ist, und dass Kinder an der Klarheit dieses Zwecks teilhaben. Der fundamentale Zweck, ein Kind zu haben, ist, des Kindes Überleben zu unterstützen, bis das Kind selbstständig überleben kann. Wenn Sie das getan haben, haben Sie Ihre Aufgabe als Eltern erfüllt und lieben Ihre Kinder. Erinnern Sie sich: Liebe ist kein „Gefühl“, sondern die Erfüllung des Zwecks in Beziehungen.
Obwohl der Zweck der Beziehung das Überleben ist, passieren im Verlauf des Elternseins bestimmte andere interessante Dinge. Die Sache, auf die ich hier näher eingehen will, hat mit Ihrem Erleben der Welt zu tun. Erinnern Sie sich, dass es die Welt gibt, die Sie niemals kennen können, und darum gibt es da noch Ihre Welt, die Welt Ihrer Wahrnehmung, die einzige, die Sie überhaupt kennen können, die, welche Sie so zusammengesetzt haben, wie sie ist. Mit dieser Erinnerungshilfe werden Sie in der Lage sein, dies hier mitzubekommen: Ihr Erleben der Welt wird durch Ihre Kinder erweitert. Das sollte Ihnen als Anhaltspunkt dafür dienen, wann Sie bereit sind, Eltern zu werden. Wenn Ihre Erfahrung der Welt so ist, dass ihre Erweiterung ein Beitrag für die Welt sein wird, dann sind Sie bereit, „Kinder“ zu haben. Ich sage damit nicht, sich biologisch fortzupflanzen. Das könnte die Art sein, in der Sie sich entschieden haben, „Kinder“ zu haben. Sie erinnern sich: „Kinder“ gibt es in allen Größen und Altersgruppen und können mit Ihnen durch Verwandtschaft oder einfach, weil sie eine Beziehung zu Ihnen haben, verbunden sein. Auch wenn Sie ein Erwachsener ohne Nachwuchs sind, haben Sie wahrscheinlich Kinder und sind wahrscheinlich jemandes Kind. Also Kopf hoch, dies trifft auch auf Sie zu.
Kinder zu haben erfordert noch etwas mehr. Sie müssen in einem solchen Zustand sein, dass Sie einem anderen menschlichen Wesen tatsächlich beistehen können, zu überleben. Dies wiederum erfordert ein Erleben Ihrerseits, dass Überleben eine vollendete Tatsache ist. Sie können irrsinnig reich sein und dieses Erleben dennoch nicht haben. Und Sie können arm sein wie eine Kirchenmaus und dieses Erleben haben. Es hat also wenig mit Geld zu tun. Abgesehen von den grundlegenden Bedürfnissen des Lebens werden Kinder nicht von Geld genährt; sie werden von Eltern genährt.
Es kann sein, dass Sie Ihre Kinder manchmal nicht mögen. Na und? Elternsein erfordert nicht, dass Sie Ihre Kinder immer mögen. Alle Kinder haben unliebsame Eigenarten. Sie haben vielleicht bemerkt, dass Kinder manipulativ sind. Sie sind im Besitz eines Verstandes, der danach strebt, andere zu beherrschen und zu kontrollieren, genau wie Ihr Verstand. Kinder sind manchmal körperlich klein, haben vielleicht wenig Geld und wahrscheinlich weniger Macht und weniger Freunde als Sie. Deshalb werden sie das, was sie haben, einsetzen, um zu beherrschen und zu kontrollieren. Vielleicht mögen Sie die Art nicht, wie sie das tun, aber sie stecken manchmal ebenso im Überleben wie Sie. Kinder haben also nicht unrecht, manipulieren zu wollen. Da Sie aber größer, stärker, reicher sind, mehr über die Welt wissen und mehr Freunde haben, kann man trotz aller Bemühungen Ihres Kindes damit rechnen, dass Sie die Situation völlig beherrschen. Eine Art zu dominieren ist, es so einzurichten, dass alle Beteiligten zufrieden und genährt sind. Es ist sogar so, dass Zufriedenstellung und Förderung die mächtigsten Herrschaftsinstrumente sind, die es gibt, für die Elternschaft wie für jeden anderen Zweck. Bringen Sie also Ihre Macht zum Ausdruck: Befriedigen und nähren Sie Ihre Kinder.
Zum Schluss möchte ich, dass Sie wissen, was aus Ihren Kindern werden und was nicht aus ihnen werden wird. Aus ihnen wird das werden, was aus ihnen wird. Es wird nicht genau das aus ihnen werden, was Sie sich vorgestellt haben. Das passiert nie. Jammerschade. Darüber hinaus werden sie im Leben das tun, was sie tun, und nicht notwendigerweise das, was Sie ihnen raten. Sie werden in Bezug auf Lebensstil, Arbeitsgewohnheiten und sexuelle Vorlieben ihre eigene Wahl treffen. Sie haben über diese Dinge keine Kontrolle, und Ihnen kann man deswegen keine Vorwürfe machen. Tatsächlich gibt es überhaupt keinen Vorwurf, wenn Sie außerhalb der Vorurteile Ihres Verstandes operieren. Ihre Kinder sind Individuen. Das bedeutet, sie sind von Ihnen getrennt. Sie sind keine Verlängerungen Ihres eigenen Lebens. Gestalten Sie Ihr eigenes Leben so, dass es Sie befriedigt, und Sie werden merken, dass Sie es nicht nötig haben, das Leben Ihrer Kinder zu leben. Letztendlich haben Sie in Bezug auf Ihre Kinder nur die Wahl, sie auf ihrem Weg zu segnen oder sie auf ihrem Weg nicht zu segnen. Ich schlage vor, dass Sie sie auf ihrem Weg, als Ausdruck Ihrer Liebe zu ihnen, segnen, und zwar auch dann, wenn ihr Weg nicht mit Ihren Urteilen in der Sache übereinstimmt. Erinnern Sie sich, dass sie tun werden, was sie tun werden, ob Sie sie nun segnen oder nicht: Sie können sie also genauso gut segnen. Sie können Menschen nicht zwingen, verantwortlich zu sein. Sie können ihnen nicht einmal die Möglichkeit geben, zu wählen. Die Wahlmöglichkeit ist immer da; Sie können nur darauf hinweisen. Erinnern Sie sich: Es ist unmöglich, irgendetwas zu wählen, wenn man muss. Um sicherzugehen, dass Ihre Kinder wählen, nicht verantwortlich zu sein, versuchen Sie, ihnen die „Wahl“ aufzuzwingen. Werden Sie leichter mit Ihren Kindern! Es wird was aus ihnen werden. Vielleicht wird sogar was aus Ihnen.