Der grundlegendste Irrtum, dem Menschen im Leben unterliegen, ist eine falsche Identifizierung ihrer Identität mit den „Dingen“ in ihrem Leben wie Kleidung, Auto, Haus, Ehepartner, Körper und allen anderen „Dingen“, die man im Leben vorfindet. Dieser Vorgang beginnt in der Wiege, wenn man bemerkt, dass es um einen herum Impulse gibt. Noch viele Jahre später denkt man etwas wie „ich bin diese Impulse“, und das löst einen unwiderstehlichen Drang aus, diese Impulse auszuagieren. Das bringt das Kind in Konflikt mit anderen und zwingt ihm die Erkenntnis auf, dass es nicht die Impulse ist, sondern dass es Impulse hat. Diese Erkenntnis ist absolut notwendig für die Entwicklung des nächsten Stadiums: Beziehung, deren erste die Beziehung zu der am meisten nährenden Person der Umgebung ist. Die Nahrung, die in dieser Beziehung empfangen wird, ist lebensnotwendig; und das Kind fängt an, sich selbst als „ich bin diese Beziehung“ zu sehen, sogar noch bevor „ich bin Impulse“ vollständig in „ich habe Impulse“ umgewandelt worden ist. Während die Beziehung bis zur Trennung und Individuation reift, kommt die Erkenntnis, dass man nicht die Beziehung ist, sondern hat. Vor der Umwandlung von „ich bin“ zu „ich habe“ ist die Art der eigenen Beziehung zu anderen und zur Umgebung durch eine gewisse Selbstsüchtigkeit gekennzeichnet.
Das nächste Stadium betrifft die Familie. Wieder vollzieht sich der Wechsel von „ich bin Familie“ zu „ich habe Familie“, was der Wandlung der Einstellung zur Familie als einem „Ding“, das einem dient, zu einem Wesen, das einem die Gelegenheit zu dienen bietet, Rechnung trägt. In Bezug auf Organisationen vollzieht sich ein identischer Vorgang. Das Nächste wird sich wahrscheinlich schwer in Ihr Erleben einfügen lassen: Wenn wir älter werden, wird es klar, dass wir nicht unsere Körper sind, sondern unseren Körper haben, dass wir nicht die Welt sind, sondern eine Welt haben, und dass wir nicht das Universum sind, sondern vielmehr ein Universum haben. Jemand, der von „ich bin Impuls“ in die Erkenntnis hineingewachsen ist, dass er ein Universum hat, ist bereit, die Gelegenheit wahrzunehmen, das Alte aufzugeben und in Begeisterung zu leben und zu sterben.
Wenige von uns vollziehen den Wandel von „ich bin“ zu „ich habe“ ganz, und aus diesem Grunde bekommen die meisten von uns Gelegenheit, wieder von vorn anzufangen und zwecks Vervollständigung zurückzugehen. Es kann sehr gut sein, dass Sie selbst dabei sind, sich wieder zum Anfang zu bewegen, nämlich zu „ich bin Impulse“, und auch danach handeln, sogar dann, wenn Sie einige der späteren Phasen schon irgendwie gemeistert hatten. Seien Sie deshalb nicht beunruhigt, es gibt keine korrekte Abfolge dieser Lektionen. Die Lektion ist ein Ganzes und es ist bloß eine Illusion, dass es sie in vorhersehbaren Abschnitten gibt. Der Wandel von „ich bin“ zu „ich habe“ ist der Wandel von „der Inhalt Ihres Lebens zu sein“ zu „der Kontext Ihres Lebens zu sein“. Es geht dabei um Meisterschaft, die Art von Meisterschaft, die angesichts aller Umstände vollständige Zufriedenheit bietet: Das ist der „Friede, der das Verstehen übersteigt“ und Sie in die Lage versetzt, sowohl einen Unterschied zu machen, während Sie leben, als auch in vollständiger Zufriedenheit zu sterben.