Die Flüsse
Schon sehr früh erkannten die Venezianer, dass ihre Lagune durch die Anschwemmungen der Flüsse, insbesondere der Brenta, von einer schleichenden Verlandung bedroht war. Eigens für dieses Problem wurde eine Behörde namens Magistrato delle acque eingerichtet, die bald zu der Einsicht kam, dass langfristig nur die Umleitung der Flussläufe auf dem Festland Abhilfe schaffen könne. Obwohl diese Maßnahme nicht unumstritten war, begann man bereits im 15. Jh. mit der Abdeichung der Flüsse Brenta, Piave und Sile. Damals ein gigantisches Projekt, das nur schrittweise umgesetzt und erst im 17. Jh. abgeschlossen werden konnte. Der kanalisierte Hauptarm der Brenta läuft seitdem nach Süden und mündet bei Chioggia in die Adria. Sile und Piave ergießen sich hingegen bei Jesolo in die Adria. Die Verlandung der Lagune konnte damit zwar weitgehend gestoppt werden, aber bald stellte sich heraus, dass die Flussumleitungen negative Auswirkungen auf die Strömungsverhältnisse innerhalb der Lagune hatten. Seitdem die Flüsse die landseitige Hälfte der Lagune nicht mehr durchspülten, war der natürliche Reinigungsprozess der Lagunengewässer stark beeinträchtigt. Die Laguna morta, die tote Lagune, breitete sich aus, deren stehende Gewässer vor allem in den heißen Sommermonaten allerschlechteste Luftqualität produzierten. Die Venezianer befürchteten, dass der Gestank von Fäulnis die Stadt auf Dauer unbewohnbar machen könnte, wie es in den alten Küstenstädten Aquileia und Jesolo der Fall war. Doch diese Befürchtung traf nicht ein, weil die regelmäßige Entschlammung sämtlicher Kanäle und Wasserwege sowie die beständigen Gezeiten der Adria, letztlich für eine ausreichende Reinigung der Lagunengewässer sorgten.