Zur Orientierung
Zugegeben, abseits der Hauptverbindungswege, die teils durch altersschwache Wegweiser (gelbe Schilder mit schwarzer Schrift) gekennzeichnet sind, erweist sich die Stadt bald als ein verworrenes Gassenlabyrinth mit unscheinbaren Durchgängen und Sackgassen, die plötzlich an einem schwarz glänzenden Kanal enden. Ganz anders als die Einheimischen findet der ortsunkundige Tourist auch mit einem guten Stadtplan in der Hand nicht immer die Ideallinie. Dabei ist die Stadt rein theoretisch ganz übersichtlich geordnet: Es gibt sechs historische Stadtviertel bzw. Stadtsechstel (Sestieri), sie heißen San Marco, San Polo, Santa Croce, Cannaregio, Castello und Dorsoduro. Alle Hauptwege, Gassen, Uferwege, Kanäle, Brücken und Plätze tragen Namen, während alle Gebäude fortlaufend nummeriert sind. Doch eine praktische Orientierungshilfe ist das noch lange nicht. Im Gegenteil, das Nummerierungssystem (von 1 bis ca. 6000 pro Sestiere) verstehen letztlich nur Postboten, und die Bezeichnungen auf den Straßenschildern (Calle, Salizzada, Ramo, Rio Terrà etc.) korrespondieren nicht immer mit den im Stadtplan eingetragenen Bezeichnungen.
Sprachlos im Labyrinth? - Grundbegriffe für Orientierungslose
Calle Gasse
Campo Platz, im Mittelalter ein ungepflastertes Feld, meist vor einer Kirche. Ein Teil davon war der Campo santo, der Friedhof. Heute ist nur noch der Campo San Pietro di Castello ungepflastert.
Campiello kleiner Platz
Corte Hof, der öffentlich oder privat sein kann.
Cortile kleiner Hof
Fondamenta Kai, befestigter Uferweg
Frezzeria, Geschäftsgassen in San Marco Merceria
Piazza Nur der Markusplatz wird so bezeichnet!
Piazzetta Nur die beiden kleineren Plätze am Markusplatz heißen so.
Ponte Brücke
Ramo Seitengasse, meist eine Sackgasse
Rio Kanal
Rio Terrà zugeschütteter ehemaliger Kanal
Riva Uferpromenade
Ruga Einkaufsgasse
Salizzada Hauptweg eines Stadtviertels (Sestiere)
Sottoportico, Durchgang, Teil des öffentlichen Wegenetzes Sottoportego
Strada, Via Straße - nur die Strada Nuova (Cannaregio) und die Via Garibaldi (Castello) werden so bezeichnet.
Tatsächlich ist die Verwirrung groß, und irgendwann verläuft sich jeder einmal im venezianischen Dickicht. Normalerweise endet ein solcher Zickzackkurs damit, dass die freundlichen Venezianer den Verirrten den richtigen Weg weisen. Andernfalls sollten Sie die Not zur Tugend machen und Folgendes beherzigen: Nur wer sich so richtig verläuft, lernt Venedig wirklich kennen, oder - es gibt nichts Schöneres und Romantischeres, als sich in Venedig zu verlaufen.