Wenn es um Sexualität geht, scheint es noch schwieriger zu sein, sich mitzuteilen, als in alltäglichen Dingen. Jeder Mensch besitzt ein gewisses Maß an Scham. Der einseitige Umgang mit Sexualität in den Medien kommt erschwerend hinzu: Vergewaltigungen, Pornografie, Kindesmissbrauch, Prostitution, Sexsucht, Kind-Täter, Sex in der Öffentlichkeit, die Affären Prominenter - all das sind skandalträchtige und emotional hoch aufgeladene Themen. Die Menschen sind diesbezüglich unbewusst von negativen Wertungen durchdrungen. Sexualität ist gesellschaftlich und auch individuell problembehaftet. Geni- talität wird eingegrenzt und genitales Lernen kaum gefordert und gefördert. Es besteht ein eklatantes Missverhältnis zwischen öffentlicher Zurschaustellung von Sexualität und der gehemmten Zurückhaltung, wenn es darum geht, über eigene Intimität zu sprechen. Letztere ist und bleibt ein Tabu. Gerade im Alter verändern sich aber die sexuellen Bedürfnisse, und das Sprechen darüber wird unabdingbar.
Hirnmasse dank Genverlust Der Mensch unterscheidet sich von seinen ihm sonst zu beinahe 100 Prozent ähnlichen Artverwandten, den Schimpansen, dadurch, dass er ein Gen verloren hat. Dieses Gen verhindert, wie ein Forscherteam der Standfort University herausgefunden hat, das Wachstum des Gehirns. Das Großhirn der Menschen konnte nach dem »Verlust« an Masse zulegen und entwickelte sich im Lauf der Evolution bis fast zur doppelten Größe. Dadurch wurde es möglich, bewusster zu denken, abzuwägen oder Dingen eine Bedeutung beizulegen. Seitdem ist der Mensch als einziges Säugetier imstande, auch seinen Sex zu bewerten. Nicht auszudenken, für wie viele Probleme diese Entwicklung seither gesorgt hat. Allein der Mensch macht sich Vorwürfe, wenn er sexuell abgewiesen wurde, oder überlegt verzweifelt, ob er beim Sex alles richtig macht, weil ihm die Scham offenbar ins Genmaterial geschrieben ist. Man stelle sich nur einmal vor, dem wäre nicht so...
SPRACHLOS INS PARADIES
Wenn Menschen sagen, dass sie mehr Sex haben wollen, meinen sie meistens, dass sie besseren Sex wollen, und das bedeutet häufig, dass sie anderen Sex wollen. Aber wenn man weiß, was besserer oder anderer Sex ist, warum hat man ihn dann nach 20 oder mehr Jahren des sexuellen Erkundens noch immer nicht? Geht es etwa um perversen Sex? Nein - es handelt sich um ganz normalen Sex, der bisher einfach nicht gelebt wurde, weil ihn einer von beiden Partnern nicht mochte. Was jahrelang praktiziert und genossen wurde, hat sich einfach aus der gemeinsamen Schnittmenge der Vorstellungen ergeben.
Was ist jedoch, wenn das sexuell Altbewährte nicht mehr so einfach oder gar nicht mehr funktioniert und Neues auszuprobieren natürlich Verunsicherung mit sich bringt? Ist es überhaupt möglich, darf überhaupt etwas anderes verlangt werden, und wie wird der Partner wohl reagieren? Immer wieder kommt die Idee auf, etwas zu sagen, das bisher nicht gesagt worden ist, aber dann wird aus Rücksicht doch lieber geschwiegen: Sexualität als Kompromiss. Das Resultat ist irgendwann erotisches Desinteresse.
Wie lässt sich die gemeinsame Schnittmenge vergrößern? Paradoxerweise kann gemeinsame Entwicklung erst anfangen, wenn zur Routine gewordene Kompromisse aufgekündigt werden: Manch einer hat vielleicht jahrelang nur Dinge vorgespielt, von A wie »Analsex ist toll« bis Z wie »Zu dritt ist schön«, obwohl die eigene Lust dazu eher nicht vorhanden war. Das Aus- und Ansprechen von Unzufriedenheit und Widerwillen gegen solche Praktiken stellt allerdings große Anforderungen an die seelische Reife jedes Einzelnen, ist aber nötig, um neue Impulse zu setzen und unbekannte Wege einzuschlagen.
Checkliste Anhand der folgenden Fragen von Ingrid Hülsmann kannst du überprüfen, wo sich auf deiner persönlichen sexuellen Landkarte vielleicht noch weiße Flecken befinden.
Kann ich ...
... sexuelle Erregung so gestalten, dass sie lustvoll ist?
... sexuelle Fantasien entwickeln und ausbauen?
... sexuelle Wünsche und Bedürfnisse mitteilen?
... jemand anderen von meinen sexuellen Wünschen überzeugen?
... intensive emotionale und sexuelle Erregung miteinander verbinden?
... einen anderen Menschen sexuell begehren?
... Beziehungen gestalten und Bindungen eingehen?
Weiß ich, was für mich sexuell anziehend ist?
Fühle ich mich wohl in meinem eigenen Geschlecht?
Fühle ich mich sexuell kompetent und selbstsicher?
Liebe und Sex sind nicht selbstlos, und Verlangen ist purer Egoismus. Dabei gibt es viele Abstufungen: Konzentriert sich jemand nur auf sich selbst, das heißt, ist er egozentriert, so spürt und nimmt er hauptsächlich sich selbst wahr. Sollten ihm die Befindlichkeiten seines Partners doch auffallen, sind sie für ihn nicht maßgeblich. Viele Menschen allerdings tun das Gegenteil und versuchen - heterozentriert -, nur dem Partner und seinen Bedürfnissen zu genügen. Ein heterozen- trierter Mensch ist kaum bei den eigenen Empfindungen. Darunter leidet der Genuss. Dabei erklären viele, dass gerade die Erregung des anderen so anregend für sie selbst sei - letztlich also für beide. Wie könnte man auf wohlwollende und allgemein verträgliche Art mit der Aufmerksamkeit gleichermaßen bei sich und beim Partner sein? Autozentrierung heißt, was in der Sexualität große Bedeutung genießt. Jeder ist bei sich und spürt den eigenen Körper und kann so gleichzeitig den des Partners spüren. So jedenfalls ist es im Idealfall.
MIT LUST UND LIEBE
»Wer sich liebt, hat Lust aufeinander.« Der Mythos, dass Sexualität ganz von allein funktioniert, hält sich noch immer, unbeschadet der Tatsache, dass in Wirklichkeit zahlreiche liebende Paare längst keinen Sex mehr haben. Vielen Menschen verursacht die vermeintliche Selbstverständlichkeit des Sex Leistungsdruck; erschöpft von ihren lähmenden Gedanken an die fehlende Lust suchen sie schließlich die sexologische Praxis auf, verzweifelt über das eigene Unvermögen. Dabei werden bereits in der ersten halben Stunde einer Sitzung in der sexologischen Praxis oft so viele Probleme genannt, dass es an ein Wunder grenzen würde, hätte dieses Paar noch Sex. Erst wenn klar wird, dass die Lust nicht naturgegeben und immer gleichmäßig vorhanden ist, sondern von verschiedenen Faktoren und Umständen abhängig und deshalb schwankend, hellen sich die Minen auf, und Erleichterung macht sich breit: also doch nicht frigide oder impotent, nur weil es gerade nicht so läuft! Sexuelles Lusterleben braucht, im Gegensatz zu dem angeborenen Erregungsreflex, nämlich positive Gefühle und wird oft mit Begehren verwechselt. Auf Nachfrage antworten viele Klienten dann auch: »Ach so! Lust habe ich, aber eben nicht auf meinen Partner...«
Lust und Begehren werden auf ganz unterschiedliche Art erlebt, zum Beispiel als triebhaft drängend, übermächtig, störend, banal, bereichernd, lustvoll oder Leiden schaffend, sehnsüchtig oder als Spiel. Mangelnde Lust und Begierde wird häufig mit äußeren Faktoren erklärt: anstrengenden Kindern, Stress bei der Arbeit oder mangelndem Schlaf. Meist ist der wahre Grund ein anderer, subjektiver. Vielleicht fühlt man sich ungeliebt oder nicht wahrgenommen, oder man wähnt sich aus materiellen Gründen bei oder mit dem Partner nicht in Sicherheit. Eventuell entspricht auch das hedonistische Vergnügen, das Lusterlebnis beim Sex, nicht den eigenen Vorstellungen. Lusterleben und Begehren konfrontieren uns mit den eigenen Grenzen und Widersprüchen. Wie alles im Leben erfordern sie, dass wir uns Zeit nehmen und aus Erfahrungen lernen.
Man lebt heutzutage länger und bleibt dementsprechend länger zusammen, und der Wunsch nach Lust am Sex besteht weit über den fortpflanzungswilligen Lebensabschnitt hinaus. Die Beziehungsphase, mit der alles beginnt und von selbst klappt, nämlich während des Verliebtseins, ist kein Dauerzustand. Die Phase Rosarot, in der man sich gegenseitig in den Himmel lobt und potenzielle Störfaktoren ignoriert, ist spätestens nach ein paar Monaten oder einem halben Jahr vorbei - manchmal sogar früher. Bei manchen allerdings hält der Kribbelzustand auch das ganze Leben an. Die ersten Verliebtheitssymptome haben weniger mit Gefühlen zu tun, als allgemein gedacht wird, sondern gleichen eher einer Drogenabhängigkeit. Nicht Liebe macht blind, sondern Verliebtsein. Im Gehirn sind dabei vermehrt Dopaminrezeptoren aktiv, das heißt, Belohnungssubstanzen werden ausgeschüttet, sobald das Objekt der Begierde in Sicht-, Hör- oder Tastweite oder auch nur in Gedanken auftaucht. Und das macht abhängig. Man bekommt einfach nie genug davon, braucht kaum noch Schlaf, sucht die Nähe des anderen, sooft es geht, und auf Wolke sieben schwebend strahlt man vor Glück. Der Sex läuft nicht nur bestens, sondern auch auf Hochtouren. Bestimmte Gehirnbereiche werden von Sexualhormonen und Stimmungsaufhellern wie beispielsweise Serotonin überflutet.
Allmählich dann wird das Belohnungssystem jedoch müde. Die Wirkung der körpereigenen Wunderdroge Dopamin lässt nach. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das erste Gewitter heraufzieht. Wie bei anderen Suchtstoffen tritt auch beim Glückscocktail des Körpers ein Gewöhnungsfaktor ein, und dann braucht man eine höhere Dosis für den Rausch. Es fühlt sich an, als ob etwas fehle oder nicht mehr genügt, und man betrachtet den Partner plötzlich mit anderen Augen. Viele Paare trennen sich in dieser Phase, bei anderen geht es jetzt erst richtig los. Etwas Neues fängt an, aus Verliebtsein wird Liebe. Ein ruhiges Gefühl der Vertrautheit entsteht. Im Gehirn übernehmen andere Hormone das Kommando und sorgen für Wahrnehmungen wie Sicherheit, Geborgenheit, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und den Wunsch nach Dauerhaftigkeit. Man fühlt sich angenommen und angekommen. Leider wird aus diesem angenehmen Dasein in mancher Hinsicht bald Routine. Träge Gewohnheiten und lethargische Muster verdrängen endgültig die Lusthormone Testosteron und Dopamin. Das ist natürlich, weil es dem menschlichen Reptiliengehirn in erster Linie um das Aufziehen von überlebensfähigem Nachwuchs geht, was kaum gelingen könnte, wenn die Eltern sich gleich wieder in den nächsten Balztanz stürzen. Dazu passt, dass Frauen, wenn es um die Wahl zwischen »Ja« oder »Nein« zum Sex geht, eine etwas andere Erregungsleitung ins Gehirn haben als Männer. Bei ihnen scheinen mehr Faktoren in Betracht gezogen und erwogen zu werden, bevor Frau entscheidet, und oft kommt dabei ein »Nein« heraus, wenn in der Beziehung gerade etwas im Argen liegt. Lust beziehungsweise Begierde wird »abgestellt«.
Das klingt fast, als müsse man sich mit der Langeweile auf dem Laken abfinden. Mit etwas Fantasie ist es aber möglich, das Reptiliengehirn aus der Reserve zu locken. Für länger andauernde Beziehungen heißt das, zwischendurch immer wieder aus dem Alltagstrott auszubrechen. Die Vorhersehbarkeit wirkt auf Dauer einschläfernd und verursacht Langeweile, auch für das Reptil im Kopf. Wer sich hingegen stets in all seinen Facetten lebendig präsentiert, kann seinen Partner immer wieder aufs Neue überraschen. Vielleicht lässt man dabei auch eine Seite von sich sehen, die dem anderen nicht gefällt oder nur schwer zu akzeptieren ist. Viele kennen das dadurch entstehende Gefühl des plötzlichen Wachwerdens. Es bedeutet, dass man in diesem Moment die Andersartigkeit des Partners realisiert - und gerade damit wird es und er wieder spannend.
Es scheint, als wäre es am besten, die für aufregenden Sex und Verliebtsein verantwortlichen Hormone mit den Hüterhormonen der liebenden Ruhe zu kombinieren, denn ihre richtige Mischung zu finden, darin besteht die Herausforderung an langfristige Beziehungen in der heutigen Zeit. Die neurochemische Beschaffenheit des Menschen ist nicht natürlicherweise auf moderne Partnerschaften eingerichtet. Man muss etwas dafür tun. Und je mehr man über die Zusammenhänge Bescheid weiß, desto besser kann man Einfluss ausüben. Zunächst heißt das, sich mehr Mühe zu geben, um das System am Leben zu halten. Wer meint, in seiner Beziehung sei so weit alles in Ordnung, auch wenn es nicht mehr so recht prickelt, sollte sich damit nicht zufriedengeben, sondern kreativ werden. Richtig wäre es herauszufinden, was die meiste Energie abzieht, und dem entgegenzuwirken, anstatt gerade dahin auszuweichen. Sich weiterhin allein auf äußere Faktoren wie beispielsweise Kinder, Sport oder Arbeit zu konzentrieren ist eine Gefahr für die Beziehung.
Ein zusätzliches Problem in unserer Zeit ist die Erwartungshaltung, dass ein einziger Partner einem Menschen alles geben soll, was er braucht. Wir leben doppelt so lange wie früher, haben dafür aber auch doppelt so viele Rollen in einer Beziehung: Freund, Liebhaber, Ehepartner, Vater, Mutter und so weiter - viel mehr, als ein Einzelner ausfüllen kann. Im Gegensatz dazu ist es für zwei gleich starke und gleich differenzierte Partner möglich, das gemeinsame Leben als spannende Reise zu gestalten, auf der Überraschungen, neue Gefühle und manches Geheimnisvolle warten, aber auch Ehrlichkeit und Risikobereitschaft gefordert sind. Unterwegs zur Intimität darf zusammen gelacht und geweint werden, dann kann die Lust aufeinander wachsen. Wieder gilt: Sex und Liebe sind persönlich. Ein guter Grund, sich dabei höchst-persönlich zu zeigen und darum zu kümmern.
Die australische Anthropologin Helen Fisher bestätigt, dass es wirklich Paare gibt, denen es gelingt, ihr gesamtes gemeinsames Leben hindurch irgendwie verliebt zu bleiben. Computertomogra- fische Aufnahmen zeigten, dass bei ihnen auch nach 30 Jahren Zusammensein noch die gleichen Gehirnareale aktiv sind wie bei Frischverliebten. Sie freuen sich täglich auf und über den Partner, fast wie einst. Der Unterschied zwischen ihnen und anderen Paaren ist, dass sie sich einander mit allen täglichen Impulsen zeigen, sich gegenseitig mitteilen und dass jeder dabei auch sein eigenes Leben hat. Klingt ganz einfach - Differenzierung ist eben nicht kompliziert, sondern eine praktische Herausforderung.
ROLLENMUSTER
Schon im Mutterleib werden die hormonellen Grundlagen für die geschlechtsspezifische Entwicklung des Gehirns gelegt. Das hat Auswirkungen auf das spätere Verhalten. Hinzu kommt natürlich die Erziehung. Das Resultat wird immer ein Mensch sein, der Verhaltensweisen beider Geschlechter an den Tag legt; wie die Ausprägung ausfällt, ist von Individuum zu Individuum verschieden. Paartherapeuten bestätigen, dass eine Reihe von typischen Problemen in Partnerschaften in engem Zusammenhang mit den gelebten Geschlechterrollen stehen: Das jeweilige geschlechtsspezifische Rollenverhalten der Partner hat Einfluss auf ihre Beziehung.
Der Neurophysiologe und Psychologe David Deida beschäftigt sich seit Jahren damit, wie beide Geschlechter von ihrer maskulinen beziehungsweise femininen Essenz beeinflusst werden. Deida beschreibt das sogenannte feminine Prinzip, das für körperliches und geistiges Leben und Lieben steht. Dazu zählen Bewegung, Emotionen und Bindung. Als femininer Typ will man sich öffnen, in sich hineinlassen. Man will geliebt, gefüllt und auch körperlich penetriert werden. Das männliche Prinzip beruht auf Kampf. Der maskuline Typ spürt sich durch direktes Kräftemessen, hier liegt der Zugang zu Emotionen. Eindringen, Vordrängen, Wegdrängen, Drücken, Bohren, Stecken sind allesamt maskuline Dynamiken. Wer diese Verhaltensweisen in Rein- oder Teilform lebt, wird in den eigenen Beziehungen gespürt haben, was sie ausmachen. In der Sexualität ist es laut Deida besonders wichtig, dass der Mann seine essenziell stoßende, männliche, kraftvolle Energie gefunden und angenommen hat und die Frau ihre geschlechtsspezifisch aufnehmende, die keineswegs nur passiv ist. Körperlich verbinden sich diese Energien über den penetrierenden Penis und die sich öffnende und empfangende Vagina. Beide Geschlechter können mit den Essenzen spielen. So ist es unmaßgeblich, wer gerade die Initiative ergreift, die aktive oder passive Rolle einnimmt, sich hingibt oder sich einnehmen lässt.
Oft sind diese Energien so verteilt, dass Frauen maskuliner leben als ein typischer Mann und umgekehrt. Laut Deida ist genau das eines der größten Probleme für Beziehungen heutzutage, besonders für den Sex, denn nach wie vor ist es der Mann, der dabei selbstbewusst etwas aufrichten muss, und die Frau, die nicht zu angespannt sein sollte, um sich zu öffnen. Die Polarität zwischen dem Maskulinen und dem Femininen ist - im Prinzip völlig unabhängig vom Geschlecht - eine anziehende Kraft, die überhaupt erst sexuelle Energie in Beziehungen bringt. Die Frage: »Wo sind eigentlich die echten Kerle geblieben?« wird in der sexologischen Praxis von vielen Frauen gestellt, die mittlerweile das Gefühl haben, nur schwache Männer um sich zu haben. Darüber hinaus nehmen immer mehr Frauen das männliche Prinzip so sehr für sich in Anspruch, dass sie dabei gänzlich den Zugang zu ihrer weichen, verletzbaren Seite verloren haben. Sie beeinflussen ihre Partnerschaft und ihre Partner damit oft negativer, als ihnen bewusst ist. Wer seinen Partner ständig korrigiert und ihm immer wieder sagt, was er wie tun soll, demontiert ihn Zug um Zug und zerstört sein Selbstvertrauen. Beziehungsexperten sprechen in diesem Zusammenhang von psychischer Entmannung. Häufig kommt es dabei zu Streit, Missstimmung oder dem Rückzug ins Schweigen. Frauen werfen bei solchen Gelegenheiten häufig alles in einen Topf und können zum Beispiel einen Streit am Mittag nicht vom Sex am Abend trennen. Viele wünschen sich eigentlich Nähe, können gerade in solchen Momenten aber nicht nachgeben, weil etwas im Kopf noch wütend sein möchte. In diesem Fall empfiehlt sich: springen - und zwar über den eigenen Schatten.
Die Reaktion des Partners: »Sie ist echt ein Kaktus!« Und ist jemand nicht äußerst kampfbereit oder ruht sicher in seiner Männlichkeit, folgt daraus, dass er sich zurückzieht - in mehr als einer Hinsicht. Wäre die Frau hingegen liebend, weich, offen, nachgiebig und strahlend im Sinne der weiblichen Essenz, zöge sie Männer an wie ein Magnet - so jedenfalls die Theorie. Gemeint ist damit natürlich nicht, devot, klein und verletzlich zu sein, sondern nur, den femininen Energien einen gewissen Raum zuzugestehen. Dann kann der Mann wiederum seine männliche Essenz besser spüren.
Um welche typisch männlichen Fähigkeiten könnte es den Frauen wohl gehen? Da wäre zum Beispiel seine Einstellung, Kapitän im eigenen Leben zu sein, die sich in einer gewissen Entscheidungsfreude äußert, und darin ihr nicht alles zu überlassen. So ein Mann legt sich fest, nimmt die Dinge in die Hand und übernimmt Verantwortung für sich und andere. Männer, die in der Lage sind, sich schnell und konsequent zu entscheiden, kommen selten in Situationen, in denen sie sich schwach und unterdrückt fühlen. Entscheidungsschwache Typen hingegen sind kaum in der Lage, Kraft und Macht auszustrahlen. Je weniger Entscheidungen ein Mann selbst fällt, desto mehr Raum überlässt er anderen, das Steuer zu übernehmen. Viele Frauen erledigen das gern, respektieren ihren Partner in der Folge allerdings um einiges weniger, eben weil sie übernehmen durften. Wer männlicher werden möchte, sollte also damit anfangen, Entscheidungen selbst zu treffen, statt ständig zu fragen: »Was möchtest du, Schatz?« Sehr heterozentrierte Männer, die sich fast automatisch auf ihre Frauen einstellen, könnten zum Beispiel für sich eine kleine Liste der Lebensbereiche erstellen, in denen sie andere Menschen - nicht zuletzt die eigene Frau - Entscheidungen für sie treffen lassen. Auf diese Weise kann der heterozentrierte Mann allmählich mehr Kontrolle in eigener Sache übernehmen und dadurch mehr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aufbauen. Auch übt er dadurch mehr Einfluß auf das alltägliche Leben aus.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung legen Frauen auf die Meinungen und Gefühle ihres Partners großen Wert, auch wenn sie ihnen nicht passen oder unangenehm sind. Anders ausgedrückt: Sie haben dann das Gefühl, einen Mann gefunden zu haben, auf den sie sich verlassen können, weil er nicht einfach seine Meinung ändert, wenn sie nur lange genug auf ihn einreden. Manche Therorien gehen davon aus, dass eine Frau naturbedingt (Steinzeitprogrammierung!) dazu tendiert, den Mann zu testen, seine Männlichkeit auf die Probe zu stellen. Erst wenn er dem standhält, erweist er sich in ihren Augen als stark genug, um sie - und den potenziellen Nachwuchs - im Notfall zu schützen. Ist das nicht der Fall, meint sie, dafür selbst sorgen zu müssen, und kann sich - jederzeit auf den Ernstfall gefasst - nie wirklich fallen lassen, auch nicht sexuell. Das bedeutet konkret, dass der Mann halten sollte, was er verspricht, und erledigen sollte, was er behauptet, tun zu wollen. Nur wenn auf Versprechungen auch Taten folgen, wird Vertrauen aufgebaut. Wer etwas nicht einhalten kann, sollte es erst gar nicht versprechen oder rechtzeitig Bescheid geben, dass alles anders läuft als ursprünglich geplant. Dabei geht es oft um Banalitäten wie zum Beispiel, einen Anruf zu erledigen, etwas zu organisieren oder endlich wie angekündigt Sport zu treiben, aber auch darum, die gemeinsamen Finanzen in die Hand zu nehmen oder im Job kürzerzutreten. Es funktioniert übrigens hervorragend, Dinge auch ganz ohne vorheriges Versprechen einfach zu tun. Sie wird es schon merken. Solche Männer strahlen maskulines Selbstvertrauen aus, was sehr anziehend wirkt.
ZU HAUSE IST ES AM SCHÖNSTEN
Erstaunlicherweise kann man beobachten, dass sich die Geschlechter in ihren Verhaltensmustern im Alter immer mehr angleichen. Wer ab der Lebensmitte versucht, stur an alten Rollen festzuhalten, hat es daher schwer. Studien haben gezeigt, dass Männer im Alter »weiblicher« werden und Frauen »männlicher«. War er früher dominant, unabhängig, wenig sentimental und eher ichbezogen, wird er jetzt gefühlvoller und sanfter. Im Gegenzug tritt sie, ehedem von Sinnlichkeit, Verbindlichkeit und Mütterlichkeit bestimmt, nun leichter reizbar, aktiver und durchsetzungsstärker auf. Diese Entwicklung hat eine Vorgeschichte: Bis zur Pubertät gleichen die Geschlechter, was ihr Rollenverhalten betrifft, einander weitgehend. In den fruchtbaren Jahren unterscheiden sie sich in dieser Hinsicht evolutionsbedingt dann sehr deutlich, um sich nach den Wechseljahren wieder ähnlicher zu werden. Meist werden Männer in späteren Jahren häuslicher und genügsamer, Frauen hingegen agieren jetzt oft dynamischer und erfinden ihre Welt neu. Aus ihrem alten Vorwurf: »Du bist nie zu Hause!« wird nun: »Du sitzt ja nur noch zu Hause!« Der berufliche Ruhestand des Mannes stürzt viele Beziehungen in eine Krise. Während er an Initiative, Energie und Antrieb verliert, womöglich zum »dritten Kind« wird oder sogar in Depressionen verfällt, hat seine Frau genug davon, orientiert sich nach draußen und möchte ihr Leben leben. Diese Umkehrung der Polaritäten hat auch hormonelle Ursachen: Wenn bei Frauen die Östrogen- und bei Männern die Testosteronproduktion abnimmt, verschiebt sich jeweils das Verhältnis von Testosteron und Östrogen - und schon sieht die Welt für beide anders aus. Die Altersforscherin Pasqualina Perrig-Chiello spricht in diesem Zusammenhang von Androgynisierung: Männlein und Weiblein werden einander dermaßen ähnlich, dass es manchmal schwerfällt, sie auseinanderzuhalten, jedenfalls was Emotionen, Wahrnehmung und Verhalten angeht. Perrig-Chiello vertritt die Auffassung, dass es für ältere Paare deshalb mehr als je zuvor um das Ausbalancieren von weiblichen und männlichen Eigenschaften und Energien geht. Ihre Forschungen haben ergeben, dass Menschen mit einer eher androgy- nen Rollenausrichtung generell als attraktiver empfunden werden, wenn es um die Partnerwahl geht.
Fazit: Auch Altern will gelernt sein. So kann es in Partnerschaften zu tiefgreifenden Konflikten führen, wenn es gilt, sich in die neuen Rollen einzuleben. Andererseits kann es aber auch große Freude bereiten. Für ein Paar, das gelernt hat, miteinander zu reden, und fähig ist, sich veränderten Umständen anzupassen, bietet die neue Rollenverteilung eine Fülle an Möglichkeiten für beide. Paare hingegen, die glauben, dass ihnen das Leben einfach so passiert, und die deshalb alles laufen lassen, wie es kommt, haben schlechtere Karten als Paare, die eine hohe Selbstverantwortlichkeit an den Tag legen. Letztere wissen, dass es auf sie ganz allein ankommt, und können, nach Perrig-Chiello, ihre jeweilige Situation akzeptieren, gestalten und verbessern. Diese Menschen sind erwiesenermaßen im Alter deutlich zufriedener.
Inzwischen betrachten viele Experten das Fördern der Beziehung als menschliche Entwicklungsaufgabe, gerade in fortgeschrittenem Alter. Das macht es zu einer kontinuierlichen gemeinsamen Herausforderung, als Paar erwachsen zu werden und sowohl miteinander als auch individuell zu reifen. So vermeiden die Partner, nebeneinanderher zu leben. Vielmehr geht es um ein Leben voller Entdeckung, Lebendigkeit, Herz und Intimität. Letztere ist übrigens nicht das Gleiche wie Nähe.
Harville Hendrix und Helen Hunt entwickelten das »Konzept der No-Negativität«. Auf Dauer wirkt Negativität wie ein Gift, böse Worte schneiden in die Seele und verletzen, und oft geht es einem sehr negativ eingestellten Partner in Wirklichkeit darum, dass er das Anderssein des anderen ablehnt, das heißt, er protestiert gegen die Unterschiede. Es ist dann, als liefe bei beiden Partnern jeweils ein eigener Film ab, in dem der andere nach einem vorgegebenen Drehbuch mitspielen soll, sich jedoch immer aufs Neue als Fehlbesetzung entpuppt: Er tut nicht, was von ihm erwartet wird. Das erbost den vermeintlich Regieführenden, denn er ist davon überzeugt, dass der andere absichtlich etwas falsch macht. Dabei hat Negativität in Beziehungen in 95 Prozent aller Fälle gar nichts mit dem Partner zu tun, sondern man ist selbst das Problem. Häufig war der andere ganz einfach mit dem eigenen Film beschäftigt, der vielleicht durchaus sehenswert ist. Es gibt einen Trick, mit dem Paare entdecken können, wann »verschiedene Filme« gleichzeitig nebeneinander ablaufen. Dazu braucht man einen großen Kalender und verschiedenfarbige Klebepunkte, auf die jeweils lachende und weinende Gesichter gemalt werden, zum Beispiel werden grüne Punkte zu Smileys und rote zu Crylys. Der Kalender wird gut sichtbar aufgehängt, und jeden Abend wird besprochen, ob während des abgelaufenen Tages Negativität in der Beziehung eine Rolle gespielt hat. Wenn dem so war, klebt man einen Cryly. Als negativ gilt, was mindestens von einem als negativ empfunden wurde. Der betreffende Partner bestimmt auch, wann es Zeit ist, über die auslösende Situation zu sprechen: Worin bestand das Negative? Was war der Auslöser? Was wurde dadurch im Innern ausgelöst? Bei diesem Gespräch geht es darum, Neugierde am Erleben des Partners zu entwickeln und deshalb von Verurteilungen Abstand zu nehmen. Wer es schafft, mit einer durchgehend positiven Einstellung herauszufinden, wie es dem Partner in seinem Film ergangen ist, der wird die wohltuende Wirkung des aufgeschlossenen Gesprächs spüren. Die Form der Unterhaltung macht den Unterschied aus, ungeachtet ihres Inhaltes. Bei Beschwerden geht es generell nicht darum, was beklagt wird, sondern auf welche Weise es mitgeteilt wird.
Und wie kann man der Negativität im konkreten Moment begegnen? Indem man sie nicht zurückgibt! So entsteht Wertschätzung, ganz alltäglich. Auf diese Weise wachsen Sicherheit und das Vertrauen, und das führt früher oder später zu einer Wende. Dann ist er plötzlich da, der Smiley-Tag ganz ohne jede Negativität. Bis es so weit ist, hilft es vielleicht zu wissen, dass das Ehepaar Hendrix, beides erfahrene Therapeuten, selbst an manchen Tagen mehr als 20 Heuler hintereinander im Kalender hatte und sich mehrfach beinahe getrennt hätte. Doch ihre Methode funktioniert, irgendwann bleibt die Lage stabil, und man erlebt ein Zusammensein ohne Negativität, ohne Verurteilung. Man lernt, respektvoll und achtsam miteinander zu reden. Und ohnehin steigert es die Aufmerksamkeit innerhalb der Beziehung, wenn man solche Dinge übt. Irgendwann kommt jeder aus der Reserve, zunächst vielleicht vorsichtig, dann immer mutiger. Endlich sieht man die Welt einmal aus dem Blickwinkel des Partners, ohne sich davon bedroht zu fühlen. Oder wie Hendrix es formulierte: »Verstehen kann es eigentlich jeder, man muss es nur umsetzen!«
SPRACHEN DER LIEBE
Der amerikanische Therapeut Gary Chapman hat jahrelang immer wieder Paare gebeten zu beschreiben, wann sie sich am meisten geliebt fühlten. Aus ihren Antworten entwickelte er die fünf Sprachen der Liebe, die er mit Fremdsprachen vergleicht. Chapman geht davon aus, dass jeder Mensch hauptsächlich eine der fünf Sprachen nutzt, um Liebe zu zeigen, und auch besser versteht, wenn andere in dieser Sprache mit ihm sprechen beziehungsweise ihre Zuneigung zeigen. Treffen zwei Menschen mit unterschiedlichen Liebessprachen aufeinander, gestaltet sich ihre Kommunikation schwieriger, vor allem in problematischen Situationen. Dann ist es gut, die Sprache des Partners zu kennen, um besser in liebevollen Kontakt mit ihm treten zu können. Und auch wenn alle im Folgenden aufgeführten Sprachen angenehm sind, stellt jeder von uns beim genauen Nachspüren fest, welche ihm »echter« vorkommt als die anderen.
Kleines Lexikon der Beziehungssprachen
Lob und Anerkennung
Menschen mit dieser Beziehungssprache sprechen oft und gerne Lob aus. Sie verbinden damit Respekt, Liebe und Anerkennung.
Zweisamkeit - Exklusivzeit
Hier geht es um gemeinsame Zeit zu zweit, ohne Störung, romantische Abende, essen gehen, Wochenenden, Reden, Qualitätszeit eben. Gleichzeitig dreht es sich um die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des anderen.
Geschenke, die von Herzen kommen
Materielle Werte spielen keine Rolle, der Gedanke zählt. Wer merkt, dass ein anderer sich Zeit genommen hat, um das ganz persönliche Geschenk zu finden, schmilzt dahin. Große Freude verbreitet auch Selbstgemachtes oder fein Eingepacktes.
Hilfsbereitschaft
Als Mensch mit dieser Liebessprache hilft man anderen leidenschaftlich gerne. Auch dabei kommt es nicht darauf an, wie groß der Gefallen ist.
Zärtlichkeit
Jetzt geht es um Umarmungen und Streicheleinheiten, die glücklich machen. Eine zärtliche Berührung zählt mehr als ein inniges »Ich liebe dich«. Jede Berührung ist ein Liebesbeweis.
Wer die eigene Liebessprache nicht auf Anhieb identifizieren kann, überlege einmal: Wie zeigst du selbst Zuneigung? Was fehlt dir am häufigsten? Welche Vorwürfe machst du deinem Partner? Wem das noch immer nicht hilft, der fülle einfach die Torte aus. Dabei gilt: Je weniger wichtig dir eine Sprache ist, desto schmaler wähle das Tortenstück. Anschließend ist der Partner an der Reihe, und dann werdet ihr sehen, ob ihr überhaupt den Geschmack des anderen trefft.
Wissen ist Macht Was machen Paare, bei denen es klappt? Sexo- corporel hat ein paar wichtige Antworten auf diese Frage zusammengefasst:
• Sie haben verstanden, dass es einen erotischen, sexuellen Raum gibt, der zu jedem Einzelnen gehört; sie sind jeder für sich und bei sich - autozentriert.
• Sie wissen: Das Vorspiel kommt nicht vor dem Sex, sondern ist der Sex.
• Sie betrachten den Sex nicht als etwas, das damit anfängt, den anderen zu streicheln und zu erregen, sondern als Raum, in dem sie eine Atmosphäre schaffen, Kontrolle und Vorstellungen aufgegeben werden und sie die Dinge stattdessen geschehen lassen. Man weiß eben nicht, was passiert, es ist jedes Mal neu und anders. Man vergisst die Verantwortung und ist einfach.
• Sie haben dem Mythos abgeschworen, Sex sei spontan, und wissen, dass sie etwas dafür tun müssen.
• Sie haben erkannt, dass Sex haben bedeutet, Ja zu sagen und sich einzulassen. Er ist geplant, fokussiert, gewollt und gegenwärtig. Engagement statt Arrangement.
• Sie fühlen, dass Intimität den Mondphasen gleicht: Einmal ist Vollmond, ein anderes Mal Neumond, und dazwischen nimmt er ab oder zu - es sind Phasen, aber diese Paare wissen auch, wie sie die Phasen beeinflussen können.
Es gibt viele weitere Verhaltensweisen, die helfen, eine reife Beziehung aufrechtzuerhalten. Vertrauen und Offenheit sind essenziell. Das bedeutet, richtig zu kommunizieren, Informationen zu teilen, nicht nur in Bezug auf Alltägliches, sondern vor allem auf das, was einen wirklich bewegt. Man sollte es wagen, alle Karten auf den Tisch zu legen und sich verletzlich zu zeigen. Auch sich gelassen in Konflikte zu begeben gehört dazu. Wer Niederlagen, Enttäuschungen und Verletzungen nicht irgendwann abhakt und unerledigte Dinge endlich zum Abschluss bringt, verbaut sich den Weg zum wirklichen Glück. Dabei hilft es, Unangenehmes auszuhalten, um daran zu wachsen, und die Wünsche und Träume des anderen zu akzeptieren, selbst wenn sie sich noch so sehr von den eigenen unterscheiden mögen. Wer gewillt ist, immer wieder gute Seiten am Partner zu entdecken, und nicht vergisst, ihm so etwas auch mitzuteilen, macht nicht nur dem Partner, sondern auch sich selbst eine Freude damit: Komplimente wirken oft Wunder.
Es kann eine überwältigende Erfahrung sein, sich in das Leben selbst zu verlieben, welche Formen es auch annehmen mag. Führt man das gedankliche Experiment fort und stellt sich sexuelle Energie im größtmöglichen Zusammenhang als Lebenskraft vor, wird die Verbindung zwischen einer lebendigen Sexualität und der Gesundheit deutlich. Wenn es einem Paar im Alter gelingt, eine tiefgehende, wahrhaftige Beziehung miteinander zu pflegen, erlebt es häufig ein Aufflammen der Lebensenergie, was auch zu einem Schub an sexueller Energie führt - und umgekehrt. Wer diesbezüglich prüfen möchte, wo Nachholbedarf besteht, stelle sich selbst und dem Partner einmal folgende Fragen:
• Zeigen wir einander Zärtlichkeit, Lust und Respekt?
• Wie gelingt es uns im Alltag, entspannte und erotische Momente zu gestalten?
• Wie kann Verführung in unserer weiteren Liebesbeziehung aussehen?
• Weiß ich von unseren unterschiedlichen Bedürfnissen, sexuellen Wünschen und Fantasien?
• Wie setzen wir uns beide damit auseinander?
Ältere Menschen unterscheiden sich viel mehr als junge voneinander, auch was das Ausleben ihrer Sexualität betrifft. Die Möglichkeiten, eine Liebesbeziehung zu gestalten, werden im Alter vielfältiger, individueller und lassen sich kreativer nutzen. Schön wäre es, wenn sich endlich mehr Leute trauen würden, das zu tun, was sie eigentlich schon lange wollten. Es ist Zeit, die eigene Sexualität auszuleben.