Sonntag, 24. November
Magnus saß mit der Analystin Cathrine Mathisen sowie mit Kristin Mayer, Helge P. und vier weiteren Ermittlern im Besprechungsraum im dritten Stock der Polizeistation Grålum. Die Ausgabe der in Ålesund erscheinenden Sunnmørsposten war mehrmals um den Tisch gegangen. Lars Weberg stand abseits in der Ecke und telefonierte. Magnus konnte seiner Stimme anhören, dass er in wenigen Sekunden schlechte Nachrichten verkünden würde.
Es dauerte vier Sekunden.
»Verflucht«, sagte Lars Weberg und schlug die Hand mit dem Handy gegen den Fensterrahmen. »Das war die Polizei in Oslo. Elias Ness ist auch nicht an seinem Arbeitsplatz.«
»Er hat wohl kapiert, in welche Richtung es sich entwickelt, als er gestern nach Volda gefragt wurde«, sagte Helge P. und zog die Ausgabe von Sunnmørsposten zu sich heran.
Lars Weberg riss den Stuhl am Ende des Tisches heraus, setzte sich betont entnervt hin und spähte zu Kristin Mayer hinüber.
»Wieso hast du das nicht gleich gestern überprüft, Mayer? Ohne es zu wissen, waren wir ihm zwei Schritte voraus. Und jetzt hinken wir einen Kilometer hinter ihm her!«
Kleine Speichelperlen landeten auf dem Tisch vor ihm. »Vermutlich sogar mehrere Kilometer – wörtlich genommen!«
Kristin Mayer senkte den Blick.
»Du hast die Verantwortung für Moss übernommen!«, fauchte er. »Wir reden hier nicht von einem Fahrraddiebstahl, sondern von Mord – und vermutlich nicht nur von einem! Da holt man alle erdenklichen Informationen ein und überprüft sie zwei- oder dreimal!«
»Ich habe die Informationen überprüft, die ich vorliegen hatte«, erwiderte sie. »Und es stimmte, dass er 1997 mit seinem Studium in Volda fertig war.«
»Ganz richtig, Mayer! Er hat seinen Studienplatz in Volda gegen einen Arbeitsplatz in Ålesund eingetauscht! Das liegt nicht allzu weit entfernt.«
»Weberg.« Magnus blickte ihn über den Tisch hinweg streng an. »Sie hat einen Fehler begangen, aber das haben wir alle getan. Wenn hier jemand Kritik verdient, dann bist du das, weil du sie mit der Verantwortung ganz allein gelassen hast.«
Lars Weberg holte tief Luft. Seine Wangen bliesen sich auf, er formte die Lippen zu einem kleinen Ventil und ließ die Luft wie Dampf entweichen.
»Die Nachbarn haben ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen«, fuhr er dann ruhiger fort. »Vermutlich hat er sich gestern nach Mayers Besuch abgesetzt.«
»Aber ist es denn nicht ein ganzes Stück von Ålesund nach Volda?«, fragte Helge P. und sah von der Zeitung auf. »Da muss man doch eine gute Stunde fahren, oder?«
»Fast zwei«, sagte Cathrine Mathisen und blickte auf ihren Laptop. »Laut Google eine Stunde und vierzig Minuten.«
»Und er war 1999 weder in Volda noch in Ålesund gemeldet?«, fragte einer der anderen Ermittler.
»Er hatte von 95 bis 97 eine Adresse in Volda, und danach in Moss, die ist bis heute dieselbe. Wie es aussieht, hatte er nur einen kurzen Vertretungsjob bei Sunnmørsposten . Es ist unklar, ob er sich in der Zeit um eine Ummeldung gekümmert hat.«
»Egal ob Elias Ness dieser Elefantenmann ist oder nicht«, sagte Helge P., »er kann in jedem Fall ein Verhältnis mit Rebekka Vehler gehabt haben.«
Er sah Magnus an, als stünde ein Fragezeichen hinter seiner Bemerkung.
»Ja«, erwiderte Magnus, »aber wir dürfen nicht vergessen, dass damals andere Zeiten herrschten. Jedenfalls was die Zeitungen angeht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sunnmørsposten einen Journalisten mit Wohnsitz in Volda beschäftigt hat.«
»Aber es wurde ja über den Besuch des Eisschnellläufers Koss in Ålesund berichtet.« Helge P. blickte auf die Zeitung hinunter. »Ich finde es außerdem etwas seltsam, dass Elias Ness eine heimliche Affäre mit einer Studentin in Volda gehabt haben soll.«
»Die können sich ja begegnet sein, als er wegen einer Story dort war«, sagte Lars Weberg. »Oder er hatte inoffiziell eine Bleibe in Volda. Und dass er über den Besuch von Koss in Ålesund berichtet hat, kann einfach nur bedeuten, dass er dafür engagiert wurde.«
»Ich untersuche das.« Cathrine Mathisen machte sich Notizen. »Ich kontaktiere Sunnmørsposten und prüfe, ob jemand von denen, die dort immer noch arbeiten, sich an ihn erinnern kann – und daran, wo er gewohnt hat.«
»Ich bin wirklich froh, dass wir diese Verknüpfung mit Volda gefunden haben«, sagte Helge P. und legte die Zeitung mitten auf den Tisch, »also bitte versteht mich jetzt nicht falsch, aber wieso hat Elias Ness sich Cecilie Olin ausgesucht? Was ist hier die Verbindung?«
»Ein Ablenkungsmanöver«, sagte Lars Weberg. »Elias Ness fand heraus, dass seine Frau ihn betrogen hat, und beschloss, sie umzubringen. Aber um den Verdacht von sich selbst abzulenken, musste noch jemand anderes sterben. Wenn wir Lisette Ness finden, kannst du sicher sein, dass sie auf dieselbe Weise getötet wurde wie Cecilie Olin.«
»Und Rebekka«, sagte Magnus. »Aber ich verstehe, was Helge meint. Ich glaube nicht, dass sich Elias Ness rein zufällig Cecilie ausgesucht hat. Weshalb also sie?«
Die Ermittler am Tisch wechselten Blicke.
»Wie gründlich sind wir hier eigentlich gewesen?« Magnus hatte die Frage an Cathrine Mathisen gerichtet.
»Es gibt absolut keine Verbindung zwischen Lisette und Cecilie«, erwiderte sie. »Jedenfalls nicht, soweit wir wissen.«
»Was ist mit Elias Ness und Cecilie?«
»Nichts, gar nichts. Es gab lediglich einen Artikel in Aftenposten über die Eröffnung des Krankenhauses Kalnes 2015, w…«
»Hat Cecilie Olin zu dem Zeitpunkt dort gearbeitet?«, unterbrach Magnus sie.
»Ja, aber Elias Ness hatte nichts mit diesem Artikel zu tun.«
»Hm.« Magnus stand auf, stellte sich hinter seinen Stuhl und ließ die Hände auf der Rückenlehne ruhen. »Cecilie Olin wurde Dienstagabend gefunden. Die Presse, und somit auch Elias Ness, hat unmittelbar davon erfahren. Der perfekte Zeitpunkt, um sich seiner Frau zu entledigen, die er dann Mittwochmorgen als vermisst gemeldet hat.«
»Er hat Lisette ermordet, sobald er bestätigt bekam, dass Cecilie gefunden wurde«, sagte Kristin Mayer, die zum ersten Mal nach Lars Webergs Schelte den Mund aufmachte. »Und dann legte er noch am selben Abend die Ringe in den jeweiligen Briefkasten.«
»Das Schlimmste ist, dass es vermutlich funktioniert hätte, wenn das hier nicht aufgetaucht wäre«, sagte Helge P. und klopfte mit der Hand auf Sunnmørsposten .
»Ich möchte, dass ihr alles im Zusammenhang mit Cecilie Olin noch einmal prüft.« Magnus sah Cathrine Mathisen und Helge P. an. »Soziale Medien sowie Anruf- und Nachrichtenprotokolle. Überprüft die Freunde von Freunden und die Bekannten von den Freunden der Freunde. Absolut alles. Es muss auch gar keine direkte Verbindung zwischen Elias Ness und Cecilie geben – indirekte Verbindungen sind genauso wichtig. Es kann durchaus etwas so Harmloses sein wie dass er über irgendeinen Bekannten von ihr erfahren hat. Dass vielleicht jemand, den er kennt, mit ihr zusammengearbeitet hat.«
»Jau«, sagte Helge P., »aber wieso bringt er sie dann deswegen um?«
»Den Grund erfahren wir, wenn wir die Verbindung finden. Cecilie wurde nicht zufällig zum Opfer. Elias Ness war der Ansicht, dass sie es verdient hatte, zu sterben.«
*
Die Gleise führten fast direkt durch Didrik Rydes Garten, und Anton spürte den Boden unter dem Wagen vibrieren, als der Güterzug vorbeidonnerte. Er blickte durch die Frontscheibe. Der Himmel über Rolvsøy war orangerosa. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 17:32. Er faltete die Hände im Schoß und drehte Däumchen.
Zehn Minuten später knirschte es im Kies. Im Rückspiegel sah er einen Wagen, der neben ihm in der Einfahrt zum Stehen kam. Didrik Ryde sah erst überrascht aus, grüßte aber dann und lächelte ihm durch das Fenster zu.
Sie stiegen gleichzeitig aus.
»Im ersten Moment hab ich’s nicht kapiert«, sagte Didrik Ryde und beugte sich vor, um eine 7-Eleven-Plastiktüte aus dem Auto zu nehmen. »Ich hab bloß das Hinterteil von dem Wagen gesehen und dachte: Okay – hier hat sich wohl jemand verfahren.« Didrik lachte kurz auf. »Aber dann warst du es.« Er warf einen bewundernden Blick auf Magnus’ Porsche. »Die Kiste hat bestimmt mehr gekostet als mein ganzes Haus.«
Anton blickte auf das schlichte Einfamilienhaus. Die Farbe blätterte an verschiedenen Stellen ab, der Garten war ungepflegt, und vor einem Schuppen lagen Schrottteile herum.
»Ja, das kann schon sein«, entgegnete Anton.
Didrik grinste und trat auf die Haustür zu. Er stellte die Tüte ab, schloss auf und ging hinein. Anton folgte ihm.
»Ich habe deine Adresse vom Krankenhaus bekommen«, sagte Anton, als sie in der Küche waren.
»Ah, ja.« Didrik begann, seine Einkäufe in den Kühlschrank zu räumen. »Ist was passiert?«
Anton sah sich um. Im Gegensatz zu draußen sah es im Hausinneren erstaunlich gut aus. Sauber und aufgeräumt. Die Arbeitsplatten waren porentief rein, nur ein Handyladekabel lag bereit. Mit dem Fuß zog Anton einen der Stühle hervor und setzte sich. Didrik Ryde knüllte die Tüte zusammen und legte sie in einen schmalen Eckschrank.
»Oder quält dich das mit Nora immer noch?«
»Das tut es«, erwiderte Anton. »Sie mochte dich nicht, weißt du? Warst du dir darüber im Klaren?«
»Hä? Machst du jetzt Witze?«
»Nein. Sie hat es mir an dem Mittwoch gesagt, bevor ich gefahren bin. Sie meinte, du seist unerträglich. Ich weiß ja nicht, was du getan hast, dass sie so etwas sagen musste, aber ich habe dich verteidigt. Ich habe gesagt, sie würde sich irren und dass du ein netter Kerl seist.«
»Danke. Ich wollte dich gestern Abend schon anrufen, um zu hören, wie es dir geht, aber ich wollte auch nicht so aufdringlich sein. Du bist ja nicht gerade schüchtern, und wenn du Lust auf Gesellschaft gehabt hättest, dann hättest du dich schon gemeldet, dachte ich. Ein Bier?«
Anton zeigte auf den Wagen draußen.
»Ach, ich Blödmann. Jetzt hab ich nicht nachgedacht.«
»Ja«, sagte Anton, »jetzt hast du nicht nachgedacht.«
»Aber ich nehme mir eins.«
»Tu das.«
Didrik öffnete eine Dose Budweiser und schloss die Kühlschranktür wieder. Er nahm einen Schluck im Stehen, wischte sich den Mund ab und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von Anton sinken. Er nahm noch einen Schluck, seufzte zufrieden und unterdrückte einen Rülpser.
»Schmeckt’s?«
»Ja.«
»Gut.« Anton starrte Didrik an und nickte. »Gut.«
Didrik Ryde sah ihn verwundert an. Erst jetzt schien er den Ernst zu spüren, den Anton ausstrahlte. Vielleicht hatte er bis zu diesem Moment auch einfach nur gehofft, dass er sich verflüchtigen würde. Er schob die Bierdose zur Seite.
»Nein.« Anton nahm die Dose und stellte sie wieder vor Didrik. »Genieß dein Bier, Didrik. Kann nämlich gut sein, dass es das letzte ist, das du je trinken wirst.«
Didrik Rydes Blick verhärtete sich. Sein Mund war halb geöffnet.
»Ich werde jetzt ganz offen mit dir reden«, fuhr Anton ruhig fort. »Und so kristallklar, dass es unmöglich misszuverstehen ist.« Er zeigte auf die Bierdose. »Gönn dir einen ordentlichen Schluck, Didrik.«
Didrik Ryde schüttelte den Kopf.
»Gönn dir einen ordentlichen Schluck!«, brüllte Anton. »Didrik!«
Didrik Ryde zuckte zusammen, griff nach der Bierdose und trank.
»Mehr«, sagte Anton. »Schön austrinken!«
Schließlich war die Dose leer. Dieses Mal konnte Didrik den Rülpser nicht unterdrücken. Anton erhob sich und trat an den Kühlschrank. Er zog den Ärmel seiner Jacke über die Hand und öffnete die Tür, nahm ein weiteres Bier heraus und stellte es vor Didrik auf den Tisch.
»Trink.«
»Anton. Das ist sehr unangenehm.«
»Gut.«
»Worum ge…«
»Trink«, unterbrach Anton.
Didrik öffnete die Dose und nahm erneut einen Schluck.
»Wie schon gesagt: Ich werde ganz direkt sein. Ich h…«
»A-a-anton, hör zu.«
»Nein. Jetzt wirst du mir zuhören. Ich habe geglaubt, dass du Nora umgebracht hast.«
»Was?«
»Ja – das habe ich geglaubt. Aber wie du gestern selbst gesagt hast, hast du verstanden, dass der Polizist in mir wach geworden war und Antworten haben wollte. Jetzt habe ich die Antwort. Ich weiß, dass du sie nicht aufgeknüpft hast. Das hat Nora ganz allein getan.«
»Ja, natürlich!« Didrik streckte abwehrend eine Hand aus. »Du meine Güte, Anton … Du musst dringend mit jemandem reden. Wenn du möchtest, kann ich dich mit jemandem in Kontakt bringen. Jemand, der nichts mit Kalnes zu tun hat. Ich kenne viele gute Leute in dem Bereich.«
»Ich weiß Bescheid über das Krankenhaus in Lillehammer. Ich weiß von Renate Iversen, die du geschwängert hast, als sie im Krankenhaus Vestfold lag. Und ich würde sehr gern wissen, ob die Abtreibung wirklich freiwillig war.« Anton zeichnete Anführungszeichen in die Luft.
Didrik Ryde wich alle Farbe aus dem Gesicht.
»Und ich weiß Bescheid über Nora Meisler. Und ehe du jetzt was sagst, werde ich dir erzählen, was an dem späten Donnerstagnachmittag im Wald passiert ist. Du hast irgendwas getan. Du hast sie angefasst. Du hast es bei ihr probiert. Du hattest es auf das siebzehnjährige Mädchen abgesehen, denn genau das tust du. Du suchst dir die Verwundbarsten heraus und nimmst dir das, worauf du Lust hast. Weil du weißt, dass sie daran gewöhnt sind, beherrscht zu werden. Sie protestieren nicht. Sie glauben in ihren leicht überspannten Köpfen, dass die Welt genau so sein soll. Nora wusste allerdings, dass die Welt nicht so sein sollte. Nora wollte lieber sterben, als in so einer beschissenen Welt zu leben. Und wie du weißt, war sie genau aus diesem Grund bei uns. Und indem du deine widerliche Hand an sie gelegt hast, oder was immer dir eingefallen ist, hast du ihr nicht nur alle Hoffnung darauf geraubt, dass nicht alle Männer Arschlöcher sind, sondern ihr gezeigt, dass sogar die, bei denen sie sich sicher fühlen sollte, dazugehören. Daraufhin hat sie dich getreten – und das glaube ich dir sogar. Denn da ich jetzt die Fakten kenne – die da lauten, dass niemand sonst das Seil am Baum befestigt hat –, ist plötzlich alles ganz logisch. Am Dienstag und Mittwoch war ich ein paar Stunden mit ihr zusammen. Das Leben war wieder lebenswert geworden. Jedenfalls in diesem Augenblick. Es gab einen Anfang, Didrik. Und alles, was du brauchtest, war eine halbe Minute, in der ihr beiden allein wart. Was du getan hast, hat ausgereicht, um alle Hoffnung und alle Freude in ihr sterben zu lassen.«
»Kann ich mal etwas dazu sagen?«
»Nein. Dazu gibt es nichts zu sagen.« Anton blickte auf die Bierdose. »Ist die leer?«
»Nein.«
»Trink.«
Didrik breitete die Arme aus.
»Anton … Was h…«
»Trink!«
Didrik trank. Er goss das Bier in sich hinein. Es floss an seinen Mundwinkeln herab. Anton holte noch eine Dose und setzte sich wieder.
»Weißt du, woran ich gedacht habe, als ich hierher fuhr?«
»Nein …«
Didrik hielt den Blick auf den Tisch gerichtet und schüttelte den Kopf.
»Daran, wie ich dich umbringen und dann unbemerkt davonkommen könnte. Glaubst du, ich habe die Antwort gefunden?«
Didrik sagte etwas, aber Anton konnte nicht hören, was.
»Sprich lauter.«
»Ich …« Didrik schluckte. »Ich weiß nicht.«
»Doch, du weißt. Denk ein bisschen nach, Didrik. Ich ermittle seit zwanzig Jahren in Mordfällen. Ich habe mein halbes Leben solchen Drecksäcken wie dir gegenübergesessen. Und wenn du das berücksichtigst: Meinst du nicht, dass es mir gelingen würde, den perfekten Mord zu begehen?«
»Ganz sicher.«
»Ja.« Anton beugte sich vor. »Ganz sicher, du hast recht.« Mit zwei Fingern zeigte er auf die Bierdose. »Trink.«
Anton sah zu, wie Didrik das Bier in sich hineinkippte. Nachdem die vierte Dose geleert war, sagte Anton: »Wo hast du Papier und Stift?«
»Da.« Mit zitternder Hand deutete Didrik auf die Anrichte. »Unterste Schublade.«
Anton zog wieder den Ärmel über die Hand, öffnete die Schublade, nahm Notizblock und Kugelschreiber heraus und legte sie auf den Tisch. Dann holte er eine Plastiktüte aus dem Schrank und warf die vier leeren Dosen hinein.
»Was … Was hast du vor?« Didrik sah Anton an. »Mhm? Soll ich jetzt einen Abschiedsbrief schreiben, und dann bringst du mich um und lässt es wie Selbstmord aussehen?«
»Nein. Ich will, dass du aufschreibst, was du getan hast. Und ich werde mich nicht mit Lillehammer und Vestfold zufriedengeben. Ich will alles wissen.«
»Und wieso tust du so, als ob du keine Fingerabdrücke am Kühlschrank hinterlassen willst?« Didriks Augen glänzten. »Und die Dosen willst du mitnehmen, weil du sie angefasst hast?«
»Wenn ich zufrieden bin, mit dem, was du schreibst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass ich das Leergut mitnehme.« Anton legte die Tüte auf die Türschwelle und setzte sich. »Fang an.«