Frisches aus Eigenbau

Salatpflanzen, Kräuter und Gemüse selbst ziehen, ist mittlerweile für viele Menschen ganz selbstverständlich. Man legt im Garten oder Schrebergarten ein Gemüsebeet an, nimmt am Urban Gardening teil oder bewirtschaftet den Sommer über eine Parzelle, die Städte und Kommunen an Selbstversorger vermieten. Doch auch im kleineren Rahmen geht es, denn während richtige Gartenarbeit selbst für die Mini-Versorgung mit Gemüse und Salat einen guten Teil der Freizeit in Anspruch nimmt, klappt Eigenbau auf Terrasse und Balkon fast nebenbei: Töpfe mit frischen Kräutern und ein paar Gemüsesorten, Salat im Balkonkasten oder Grünes auf der Fensterbank machen kaum Arbeit. Damit bekommen Sie natürlich nicht jeden Tag die Salatschüssel voll, doch zur vitalstoffreichen Ergänzung reicht es allemal.

Kräuter für den Salat

Alle Kräuter gedeihen im Beet, in geräumigen Balkonkästen und großen Blumentöpfen. Rucola, Borretsch und Dill vermehren sich im Beet jedes Jahr von selbst, weil sie genau wie Feldsalat und Barbarakraut eine ganze Menge Samen werfen. Sie wachsen dann überall, sogar als Begleiter in den Töpfen von Gurke, Tomaten und Paprika. Salatrucola verwildert gewöhnlich, das heißt, die Pflanzen bilden im zweiten Vegetationsjahr schmale, kräftige Blätter, die noch würziger schmecken als im ersten Jahr. Der Vorteil: Die Rucolapflanzen treiben schon im zeitigen Frühjahr neu aus, wenn Sie sonst nur Löwenzahn und Brennnesseln sammeln können.

Frosthart und über Jahre zu ernten sind zum Beispiel Schnittlauch, Estragon, Bohnenkraut, Majoran, Oregano und Pimpinelle. Alle diese Pflanzen brauchen im Beet keinen Winterschutz. In Blumentöpfen muss man sie nur während langer und harter Frostperioden mit Wintervlies schützen. Starke Salbei- und Thymianpflanzen überwintern gut im Freien, wenn man sie mit Zweigen abdeckt, Rosmarin müssen Sie an einen kalten, doch frostfreien Platz stellen, zum Beispiel ins Gewächshaus oder auf den verglasten Balkon.

Petersilie ist ebenfalls winterhart, sollte aber jedes Jahr neu gesät oder gepflanzt werden, denn als zweijähriges Kraut schmeckt sie nur im ersten Vegetationsjahr wirklich gut. Auch Basilikum müssen Sie jedes Jahr neu säen oder pflanzen, denn es übersteht den Winter nicht und bildet in unserem Klima auch keine Samen. Kerbel und Koriander bilden zwar Samen, doch auch hier sind Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie im Frühling wieder neu aussäen.

Gut zu wissen Pflanzen wachsen nach der Ernte weiter, wenn die Leitbahnen für den Transport von Nährstoffen noch intakt sind: Der Fenchelstrunk holt sich mit der Wurzel die Mineralstoffe aus der Erde, sodass neuer Babyfenchel wächst. Bei Radieschen und Rettich genügen schon die Nährstoffe in den kleinen Stücken, die man beim Putzen abschneidet, damit sich neue Blättchen bilden.

Salat aus dem Topf

Für Blumentopf und Balkonkasten eignen sich Schnittsalat, Pflücksalat, Asiasalat, Römersalat, Spinat und kurze Möhren. Rote Beten, Kohlrabi und alle anderen Kohlpflanzen können Sie ebenfalls aussäen. Sie bilden zwar keine Knollen oder Köpfe, doch die Blätter schmecken gut im gemischten Sommersalat. Natürlich ist die Ernte nicht so ergiebig wie bei Schnittsalat, doch die Blätter sind gute Würze und überdies reich an Bio-Aktivstoffen. Zu kaufen gibt es diese Blattsalat-Mischungen auch als Baby-Leaf oder Mesclun.

Im Blumentopf ziehen lassen sich kurze Möhren der Sorten Erstling, Pariser Markt oder Thumbelina sowie kleine Fenchelknollen, die Sie sogar zweimal ernten können: Die Knolle knapp abschneiden, sodass die Wurzel in der Erde bleibt. Daraus bilden sich dann zwei kleine Knollen. So kann man zum Beispiel auch Radieschen,

Sehr wichtig In jüngsten Untersuchungen hat sich gezeigt, dass man Sprossen auch für Salat auf mindestens 70 °C erhitzen sollte, damit sie gut verträglich sind.

Rettiche und Rüben wieder zum Austreiben bringen, um Blättchen für den Salat zu ernten: einfach die Blattansätze beim Putzen waagerecht abschneiden, leicht in ein Gefäß mit Erde drücken und wie Sprossen oder Zimmerpflanzen täglich etwas gießen.

Vitalstoff-Grün

Die meisten Samen wachsen rasch und unkompliziert in einem Gefäß auf der Fensterbank, allerdings nicht rund ums Jahr. Die beste Zeit ist nach der Wintersonnenwende ab Anfang Januar, wenn die Sonne wieder steigt, bis etwa Ende Oktober.

Kresse, Senf, Asia-Salate und Rucola können Sie ebenso wie Sprossen laufend frisch im Blumenkasten auf der Fensterbank ziehen. Die würzigen Blättchen dieser Pflanzen gelten als natürliches Antibiotikum, weil sie Bakterien und Viren am Wachstum hindern. Auch eine antiseptische Wirkung wird vermutet. All diese Vitamin-C-haltigen frischen Blätter regen zudem den Stoffwechsel an und unterstützen die Abwehrkräfte.

Als Salatzutat eignen sich junge Pflänzchen von Getreide, Erbsen, Kichererbsen

und Linsen, Sonnenblumenkerne, Senf und Kresse sowie Gemüsesamen, die man grundsätzlich auf Erde wachsen lässt, bis sie entweder Sprossen mit hellen Keimblättchen oder bereits Pflänzchen mit grünen Blättern an 2 cm langen Stielchen bilden. Diese Jungpflänzchen sind gesünder als Sprossen: Erstens ist die Keimgefahr sehr gering, wenn man sie wie Blattsalat wäscht. Zweitens enthalten die grünen Blätter bereits Chlorophyll, der für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt sorgt. Alfalfa, Luzerne und Kresse sind besonders reich an diesem gesunden Pflanzengrün.

Am Beispiel Linsen …

… sehen Sie, wie man Grünes für Salat so zieht, dass die Gefahr von Keimbelastung möglichst gering ist. Sie brauchen: Eine Handvoll getrocknete, braune, schwarze oder grüne Linsen und – damit die Keimlinge nicht schimmeln – ein Gefäß mit Anzucht- oder Kräutererde. Nehmen Sie weder Vlies noch Küchenpapier oder gar Gläser, wie es oft empfohlen wird; selbst Anzuchtboxen sind nicht hygienisch genug.

Die Linsen auf die Erde streuen, leicht andrücken und gießen. Nach etwa drei Tagen keimen sie und zeigen die ersten grünen Spitzen. Nun weiter wachsen lassen und sparsam gießen, bis die Linsenpflänzchen nach etwa zwei Wochen fingerhoch sind. Dann kann man sie wie Kresse mit der Küchenschere abschneiden.

Erde ist nicht verbraucht, wenn Sie Salat oder Kräuter darin gezogen haben. Sie eignet sich dann erneut für Schwachzehrer wie zum Beispiel Erbsen, Radieschen oder Petersilie. Dagegen brauchen Tomaten, Paprikaschoten oder Auberginen neue, nährstoffreiche Erde.

Beet im Beutel

Praktisch auf dem Balkon ist ein schnelles Beet für Salatzutaten wie Basilikum, Pflücksalat, Erbsenpflänzchen, Radieschen, Möhren, Mini-Gurke und Zwiebelgrün, für das Sie nur einen Beutel Gemüseerde brauchen.

Bauanleitung

Bauen Sie zuerst ein Podest für den Beutel, damit das Gieß- oder Regenwasser ablaufen kann und sich keine Staunässe bildet: Geeignet sind vier Pflastersteine und ein Gitterrost darüber. Nun mit den Zinken der Handgrabgabel Löcher in den Beutel stechen – ebenfalls für den Wasserabfluss. Dann den Beutel umdrehen und mit einer Schere so viele Pflanzlöcher einschneiden, wie Sie brauchen. Sie können die Folie auch so aufschneiden, dass die Erde freiliegt und rundherum ein mindestens handbreiter Rand bleibt. Anschließend die Erde mit der Gabel lockern und bepflanzen.

Wichtig: Das Beutel-Beet sollten Sie an einem halbschattigen Platz aufbauen, denn die Folie speichert sehr viel Hitze. Nach der Ernte können Sie die Erde wie gewohnt für Kräuter im Blumentopf, Schnittsalat oder Blumen verwenden.

Recycling beim Säen

Selbst im umweltbewussten Haushalt fällt Restmüll an, und manches davon ist für Ihre Salatgärtnerei sehr nützlich. Nicht vergessen: In alle Tüten und Kunststoffgefäße müssen Sie Löcher einschneiden, damit das Gießwasser ablaufen kann.

Plastiktüten eignen sich für kleinere Pflanzen wie Schnittlauch, Basilikum oder Mini-Gurken. Damit die Tüten gerade stehen, krempelt man den Rand um.

Eierkartons, Becher von Joghurt und Buttermilch, die Innenkartons von Küchenpapier- und Toilettenpapierrollen eignen sich zum Ansäen von großen Pflanzen für Gartenbeet oder Gewächshaus, zum Beispiel für Tomaten, Artischocken, Auberginen, Paprikaschoten, Zucchini oder Kürbis.

Längs aufgeschnittene Milchtüten, kleine Obstkistchen, Plastikboxen von Möhren, Feldsalat, Pfirsichen eignen sich zum Ansäen von Salat und für die Winterernte von allem, was einen Rasen bildet: Linsen, Zwiebelsamen, Gemüseblättchen, Kresse und Asiasalat.

Kaffee- oder Teefiltertütchen mit Erde füllen und für Pflanzen nehmen, die in die Höhe wachsen und mehrmals geschnitten werden können, wie zum Beispiel Knoblauchgrün, Steckzwiebelchen oder Erbsenblättchen. Für mehr Stabilität stellen Sie immer vier Beutel im Karree auf und umwickeln sie mit Schnur.

Salat aus dem Beet

Es klingt merkwürdig, doch im Freiland am einfachsten ist der Anbau von winterlichen Salatzutaten: Feldsalat, Barbarakraut und Postelein gehören nämlich zu den pflegeleichten Salatpflanzen, die Sie nur einmal aussäen müssen. Lassen Sie die Pflanzen blühen, damit sich Samen bilden, die zu Boden fallen und für die Vermehrung sorgen. Im Freilandbeet und im Gewächshaus treibt Feldsalat wieder aus, sobald Sommersalat und Gemüse geerntet sind. Wie Barbarakraut und Postelein können Sie Feldsalat durchgehend ernten, falls er nicht unter einer Schneedecke begraben ist.

Wintersalat …

… heißt eine robuste Kopfsalatsorte, die auch längere Frostperioden übersteht und die Sie bei milder Witterung bereits Ende März ernten können. Für den Anbau brauchen Sie weder Gewächshaus noch Frühbeet, sondern nur Wintersalat-Samen (→ Seite 20), denn als Pflänzchen gibt es Wintersalat nicht zu kaufen. Gesät wird im September wie gewohnt ins Beet. Beim Pikieren pflanzen Sie eine Gruppe am besten in Form eines Rechtecks, das Sie für die frühe Ernte mit Wintervlies abdecken. Den Rest der Pflänzchen nun einfach auf dem Beet ohne Abdeckung weiter wachsen beziehungsweise ruhen lassen. Im Frühling erntet man zuerst den abgedeckten, dann den frei wachsenden Salat.

Wer Platz hat im Gartenbeet, lässt dann den Sommer über zwei Pflanzen auf dem Beet stehen, damit sie blühen, fruchten und Samen bilden. Nun ernten Sie die Samen und säen neu aus. Sie können die Pflanzen aber auch einfach Samen werfen lassen. Im Herbst räumen Sie das Beet so vorsichtig ab, dass Sie die neuen Pflänzchen nicht versehentlich jäten. Und dann müssen Sie die Jungpflanzen nur noch bis in den Spätherbst von Unkraut frei halten.

Tipp
Radieschen im Gewächshaus, die Sie nicht ernten, sondern wachsen, blühen und Samenstände bilden lassen, werfen wiederum Samen. Daraus bilden sich dann zwar meist keine Knollen mehr. Doch die Blätter sind so würzig wie die verwandte Rucola. Sie schmecken sehr gut in gemischtem Wintersalat.

Gut für Tier und Mensch

Gartenbesitzer sollten im Herbst einige Zwiebeln auf dem Beet stehen lassen, damit sie im nächsten Sommer blühen – zur Freude von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen, denn Allium-Pflanzen sind als Nektarspender höchst beliebt. Aus den Blütenständen bilden sich dann Samen, die Sie für den Winter ernten und wieder aussäen können (selbstverständlich gibt es Zwiebelsamen auch zu kaufen). Das Zwiebelgrün daraus wächst viel schneller als Schnittlauch und schmeckt genauso würzig. Auch Knoblauchgrün kann man ernten: Dabei werden die Zehen einzeln in Erde gesteckt, man lässt das Grün sprießen und schneidet es jeweils ab, bis das Pflänzchen ermüdet und nicht mehr austreibt.