2.4Überblick über den Installationsprozess
Dieser Abschnitt fasst die Schritte einer gewöhnlichen Linux-Installation zusammen. »Gewöhnlich« bedeutet hier, dass auf dem Rechner bereits Microsoft Windows installiert ist. Wesentlich einfacher verläuft die Installation, wenn auf dem Rechner noch kein Betriebssystem installiert ist oder wenn dieses gelöscht werden darf.
Nun aber zu den Installationsschritten, die ich in den weiteren Abschnitten im Detail beschreiben werde:
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Linux-Installation starten: Legen Sie die Installations-CD/DVD in das Laufwerk oder stecken Sie den USB-Stick ein, und starten Sie den Rechner neu. Das Linux-Installationsprogramm sollte automatisch gestartet werden. Das Installationsprogramm sieht bei jeder Distribution ein wenig anders aus. Für die wichtigsten Distributionen folgen im nächsten Kapitel konkrete Tipps zur Bedienung des Installationsprogramms. Die ersten Fragen betreffen zumeist die Sprache der Benutzeroberfläche sowie die Konfiguration von Tastatur und Maus.
Falls anstelle des Linux-Installationsmediums weiterhin Windows gestartet wird, müssen Sie während des Rechnerstarts explizit das Boot-Medium angeben. Die erforderlichen Tastenkombinationen hängen vom BIOS bzw. EFI Ihres Rechners ab.
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Windows-Partition verkleinern: Normalerweise füllt Windows den Großteil der Festplatte oder SSD in einer einzigen, sehr großen Partition aus. Um Platz für Linux zu machen, muss diese Partition verkleinert werden. Bei den meisten Distributionen kümmert sich das Installationsprogramm um diesen Schritt. Eine Verkleinerung kann aber nur funktionieren, wenn Sie Windows vorher vollständig herunterfahren. Dazu müssen Sie die Eingabeaufforderung cmd.exe starten und dort shutdown /p ausführen.
Wenn Ihre Distribution keine Verkleinerungsoption bietet oder wenn die Verkleinerung nicht klappt, müssen Sie die Partition vor dem Start der Linux-Installation unter Windows selbst verkleinern.
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Linux-Partitionen anlegen: Ein wesentlicher Schritt jeder Installation ist das Anlegen von Linux-Partitionen auf der Festplatte. Wie das Partitionierprogramm aussieht, hängt stark von der jeweiligen Distribution ab. Tipps zur optimalen Dimensionierung der Linux-Partitionen finden Sie in Abschnitt 2.8, »Partitionierung der Festplatte«.
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Installationsumfang auswählen: Bei vielen Distributionen können Sie auswählen, welche Teile der Linux-Distribution Sie installieren möchten. Bei einigen Distributionen entfällt dieser Schritt (z.B. bei Ubuntu). Stattdessen wird hier ein relativ kleines Grundsystem installiert. Weitere Programme fügen Sie dann später bei Bedarf im laufenden Betrieb hinzu.
Auch für alle anderen Distributionen gilt in dieser Phase: Weniger ist oft mehr. Beschränken Sie sich anfangs auf die Programme, die Sie unbedingt brauchen, und fügen Sie weitere Software erst hinzu, wenn Sie diese benötigen. So halten Sie Ihr System schlank und minimieren den Aufwand der regelmäßigen Updates.
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Konfiguration: Je nach Installationsprogramm folgen nun diverse Rückfragen zur Konfiguration – z.B. zum gewünschten Passwort für den Administrator root, zu den Netzwerkeinstellungen, zur Druckerkonfiguration etc.
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Bootloader: Ungeklärt ist jetzt nur noch eine Frage: Wie soll Linux in Zukunft gestartet werden? Dazu wird bei den meisten Distributionen das Programm GRUB eingesetzt. Bei EFI-Installationen wird GRUB in ein Verzeichnis der EFI-Partition installiert. Damit können mühelos beliebig viele Betriebssysteme parallel installiert werden.
Bei BIOS-Rechnern wird GRUB in den Boot-Sektor der Festplatte installiert. In Zukunft erscheint der Bootloader bei jedem Start, und Sie können auswählen, welches Betriebssystem Sie starten möchten. Allerdings kann die GRUB-Installation in seltenen Fällen Konflikte mit dem bisher installierten Bootloader verursachen.
Insgesamt wird die Erstinstallation von Linux vermutlich etwa eine Stunde in Anspruch nehmen. Mit etwas Übung und einem schnellen Rechner gelingt sie aber auch in 15 Minuten! Anschließend können Sie mit Linux zu arbeiten beginnen bzw. manuell weitere Konfigurationsschritte durchführen und Linux optimal an Ihre besonderen Ansprüche anpassen.
Vorsicht bei der Partitionierung und bei der Konfiguration des Bootloaders
Es gibt während einer Linux-Installation nur zwei kritische Phasen, in denen Sie unbeabsichtigt Daten anderer Betriebssysteme zerstören oder Ihren Rechner nicht mehr startbar machen können: bei der Partitionierung der Festplatte und bei der Installation des Bootloaders auf die Festplatte. Führen Sie diese Schritte also mit besonderer Vorsicht aus.
Festplatte oder SSD?
Aus Linux-Sicht ist es egal, ob sich in Ihrem Rechner eine herkömmliche Festplatte oder eine Solid State Disk (SSD) befindet. Wenn ich in diesem Buch also öfter einfach von der »Festplatte« schreibe, gilt dies gleichermaßen auch für SSDs. Ganz exakt wäre es, wenn ich jedes Mal »Datenträger« schreiben würde – aber dieser Begriff erschien mir zu sperrig.
Problematisch sind Notebooks, die eine zumeist sehr kleine SSD mit einer großen Festplatte kombinieren. Unter Windows kommen dann besondere Treiber zum Einsatz, die beide Speicherträger kombinieren. Unter Linux kann in solchen Fällen zumeist nur die herkömmliche Festplatte genutzt werden. Wenn möglich, sollten Sie den Kauf derartiger Notebooks vermeiden. Wenn Ihr Budget es zulässt, sollten Sie auf herkömmliche Festplatten ganz verzichten: Der Geschwindigkeits- und Komfortgewinn eines reinen SSD-Systems ist den Aufpreis definitiv wert.