8.6DVDs rippen
Dieser Abschnitt stellt das Programm HandBrake vor, mit dem Sie DVDs rippen, also aus einer DVD eine Video-Datei erstellen können. Dazu vorweg eine Leseempfehlung: Brother Johns Encodingwissen fasst fachlich fundiert und sprachlich unterhaltsam zusammen, was man wissen sollte, wenn man DVDs auslesen und daraus MPEG-4-Video-Dateien erzeugen möchte, also umgangssprachlich DVD-Ripping betreibt:
Hinweis
HandBrake liest DVDs aus. Das ist natürlich nur für DVDs zulässig, die keinen fremden Copyrights unterliegen – also z.B. für Ihre nicht verschlüsselte DVD mit einem Hochzeits- oder Kinder-Video (»Leos erste Schritte«). Keinesfalls dürfen Sie diese Werkzeuge verwenden, um irgendwelche Blockbuster zu kopieren oder der Video-Sammlung Ihres privaten Media-Centers hinzuzufügen. Welcher meiner Leser würde auf derart verwerfliche Ideen kommen? Lesen Sie lieber ein Buch!
Wenn Sie eine DVD unterwegs ansehen möchten, Ihr Notebook aber kein DVD-Laufwerk besitzt, übertragen Sie den Film am besten auf die Festplatte. Um Platz zu sparen, erzeugen Sie dabei eine neue Filmdatei, die die Video- und Audio-Daten enthält. Dieser Vorgang wird als DVD-Ripping bezeichnet. Es gibt schier unendlich viele Varianten, wie das Ripping durchgeführt wird. Wichtige Parameter sind:
-
der Audio-Codec (z.B. MP3, Ogg Vorbis, AAC, AC-3)
-
der MPEG-4-Codec (z.B. DivX, H264, Ogg Theora, WebM, Xvid)
-
das Container-Format (z.B. AVI, MKV, MOV, MP4, OGM)
-
das Untertitel-Format (z.B. SRT, VobSub)
-
Qualitätsfaktoren und Komprimierung
Anders als bei einer DVD, wo die Audio-Kanäle und Untertitel oft in mehreren Sprachen parallel zur Verfügung stehen, müssen Sie sich bei der Erstellung einer Filmdatei zumeist für eine Sprache entscheiden. Um Platz zu sparen, ist es zumeist auch zweckmäßig, auf Zusatzmaterial (Bonus-Kapitel, Trailer etc.) zu verzichten.
Bleibt noch die Qualitätsfrage: Wie groß darf die resultierende Datei maximal werden? Manche Programme sind dahingehend voreingestellt, 700 MByte nicht zu überschreiten, damit der Film auf einer CD Platz findet. Das war vielleicht vor zehn Jahren sinnvoll, ist aber im Zeitalter von Terabyte-Festplatten übertrieben. Sie verlieren so spürbar an Bildqualität! Wenn Sie die Originalqualität einer DVD erhalten wollen, müssen Sie bis zu 1 GByte pro Stunde Filmlänge veranschlagen. Wenn es sich dagegen um eine TV-Sendung handelt, die Sie vor 15 Jahren auf ein VHS-Band aufgenommen und vor 5 Jahren auf eine DVD überspielt haben, reichen auch rund 300 MByte/h vollkommen aus, um die ohnedies schon geringe Ausgangsqualität zu erhalten.
Wenn der resultierende Film eine hohe Qualität haben soll, müssen Sie für das Ripping oft wesentlich mehr Zeit veranschlagen, als der Film lang ist. Ein Rechner mit einer schnellen CPU ist hier definitiv zweckmäßig!
DVD-Ripping per Kommandozeile ist nur etwas für hartgesottene Linux-Anwender. Die Mühe lohnt nicht, zumal es Benutzeroberflächen gibt, die bei der Einstellung der vielen Parameter helfen.
Das Programm HandBrake war lange Zeit unter Mac-OS-X-Anwendern bekannter als unter Linux. Das hat sich mittlerweile geändert, nicht zuletzt deswegen, weil viele andere DVD-Ripper für Linux nicht mehr gewartet werden.
Umso mehr kann HandBrake überzeugen: Das Programm stellt unter anderem einige vordefinierte Konvertierungsprofile zur Auswahl, die für das Abspielen der Filme auf verschiedenen Apple-Geräten optimiert sind.
Bei aktuellen Ubuntu-Versionen steht HandBrake als gewöhnliches Paket zur Verfügung. Nur bei älteren Ubuntu-Versionen müssen Sie auf ein PPA (Personal Package Archive) zurückgreifen:
Die Bedienung ist einfach: Sie geben eine Filmquelle (DVD, Film- oder ISO-Datei) an, legen fest, unter welchem Dateinamen der recodierte Film gespeichert werden soll, und wählen ein vordefiniertes Einstellungsprofil aus. Mit dem Start-Button beginnen Sie dann die Recodierung.
Abbildung 8.10DVDs rippen mit HandBrake