22.7Dual-Head-Konfiguration und Beamer
Von einer »Dual-Head-Konfiguration« spricht man, wenn an eine Grafikkarte zwei Monitore angeschlossen sind. Es gibt auch Grafikkarten, die drei oder noch mehr Monitore ansteuern können, aber auf diesen Fall gehe ich hier nicht ein. Eine Variante der Dual-Head-Konfiguration ist der Anschluss eines Notebooks an einen Beamer oder an einen externen Monitor.
Im Regelfall verwenden Sie zur Konfiguration des Dual-Head-Betriebs die vorhin beschriebenen Module der Gnome- oder KDE-Systemeinstellungen. In den meisten Fällen gelingt die Konfiguration damit rasch und problemlos. Die weitere Lektüre dieses Abschnitts lohnt sich nur, wenn dieser Normalweg versagt und Sie manuell in die Konfiguration eingreifen müssen.
Auf welchem Monitor soll das Systemmenü, das Panel oder das Dock erscheinen? Ubuntu zeigt diese Bedienungselemente standardmäßig einfach auf beiden Bildschirmen an. Unter KDE und Gnome können Sie in den Systemeinstellungen den gewünschten Monitor auswählen. Alternativ können Sie den Hauptmonitor mit der Option --primary des xrandr-Kommandos festlegen:
Dual-Head-Konfiguration mit RandR
Die Dual-Head-Konfiguration mit RandR setzt voraus, dass die virtuelle Auflösung groß genug ist, um beide Monitore abzudecken. Bei vielen Grafiktreibern ist das standardmäßig der Fall. Der Intel-Treiber sieht sogar eine maximale Größe von mehr als 32.000 × 32.000 Pixel vor!
Nur bei alten Distributionen sollte es vorkommen, dass die virtuelle Auflösung zu klein ist. In solchen Fällen ist es erforderlich, eine höhere virtuelle Auflösung fix einzustellen. Dazu bauen Sie die folgenden Einstellungen in xorg.conf ein. Soweit vorhanden, belassen Sie die Identifier-Angaben für Screen und Device. Achten Sie aber darauf, dass im Screen-Abschnitt auf das richtige Device verwiesen wird.
Nach einem Neustart von X können Sie die beiden Monitore mit xrandr einrichten:
Welche Möglichkeiten RandR bietet, geht aus dem folgenden Kommando hervor, das ich mit dem nouveau-Treiber und zwei Monitoren mit 1680×1050 (DVI) und 1600×1200 Pixel (VGA) getestet habe. Es definiert einen virtuellen Arbeitsbereich von 3864×2415 Pixel. Im kleineren Monitor wird der gesamte Arbeitsbereich verkleinert um den Faktor 2,3 angezeigt (3864 / 2,3 = 1680). Der größere Bildschirm zeigt einen Ausschnitt von 1600×1200 Pixel rund um die aktuelle Position des Mauszeigers im Maßstab 1:1. Neben der Maus sind zumindest 256 weitere Pixel zu sehen (es sei denn, die Maus ist am Rand des virtuellen Bildschirms).
Natürlich können Sie die Multi-Head-Konfiguration auch fix in xorg.conf einrichten. Das Konfigurationsprinzip besteht darin, dass Sie die eingesetzten Monitore in Monitor-Abschnitten aufzählen. Beim zweiten Monitor geben Sie an, wie er relativ zum ersten positioniert ist. Die zulässigen Schlüsselwörter RightOf, LeftOf, Below etc. entsprechen den xrandr-Optionen. Bei Bedarf können Sie mit Option "Position" "x y" auch eine exakte Positionierung innerhalb des virtuellen Screen vornehmen. Im Device-Abschnitt geben Sie an, welche Signalausgänge monitor-xxx mit welchem Monitor verbunden sind.
Die folgende Konfiguration gilt für den nouveau-Treiber. Bei anderen Treibern müssen Sie die Zeichenketten monitor-xxx ändern, weil jeder Treiber eine andere Nomenklatur zur Bezeichnung der Signalausgänge verwendet. Führen Sie einfach xrandr aus, um herauszufinden, wie die Signalausgänge bei Ihrem System heißen!
Die Einstellungen in xorg.conf werden erst nach einem Neustart von X wirksam. Die Einstellungen werden aber ignoriert, wenn Sie mit Gnome- oder KDE-Werkzeugen die RandR-Konfiguration verändert haben. Löschen Sie gegebenenfalls .config/monitors.xml (Gnome/Unity) bzw. .local/share/kscreen/* (KDE)!
Tipps zum Beamer-Anschluss
Jeder, der schon einmal mit seinem Notebook eine Präsentation halten musste, kennt den Nervenkitzel: Gelingt die Bildsynchronisation am Beamer? In den letzten Jahren hatte ich damit nie Probleme – die RandR-Konfiguration unter Gnome gelang jedes Mal auf Anhieb. In der ferneren Vergangenheit war es aber oft erforderlich, noch rasch ein paar Änderungen in xorg.conf einzubauen. Wenn es Probleme gibt, sollten Sie die folgenden Regeln beherzigen:
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Schließen Sie Ihr Notebook zuerst an den Beamer an, und schalten Sie es erst dann ein! In der Regel wird dadurch der interne Bildschirm des Notebooks deaktiviert und der externe Signalausgang aktiviert. Mit etwas Glück erscheinen bereits die Startmeldungen direkt auf dem Beamer. Gegebenenfalls stellen Sie dann unter KDE oder Gnome die für den Beamer optimale Auflösung ein.
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Bei manchen Notebooks können Sie den externen Signalausgang im BIOS oder EFI explizit aktivieren.
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Testen Sie den externen Ausgang Ihres Notebooks zu Hause an einem beliebigen Monitor. Zwar haben Sie keine Garantie dafür, dass sich der Beamer genauso wie Ihr Monitor verhalten wird, dennoch ist dieser Test ein erster Indikator für mögliche Probleme.
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Um das Beamer-Problem zu umgehen, können Sie in xorg.conf die Auflösung fix auf 1024×768 Pixel einstellen, die Zeilenfrequenz auf ca. 53 kHz und die Bildfrequenz auf ca. 60 Hz reduzieren. Das sind Daten, mit denen die meisten Beamer (auch ältere Modelle) zurechtkommen:
Section "Monitor" ... HorizSync 31.5 - 53 VertRefresh 57-63 EndSection Section "Screen" ... DefaultDepth 24 SubSection "Display" Modes "1024x768" EndSubSection EndSection