Kapitel 17
Hope
Direkt nach meinem Schichtende im Walker Ink
bin ich zu Jesse gefahren, weil ich es vor lauter Sehnsucht nicht länger ausgehalten habe.
Kaum, dass ich sein Loft betreten hatte, haben wir uns auch schon gegenseitig die Klamotten vom Leib gerissen und es nicht mal bis in sein Bett geschafft. Stattdessen hat er mich gegen das Bücherregal gedrückt im Stehen gevögelt und mir dabei Töne entlockt, von denen ich bislang gedacht habe, ich wäre dazu nicht in der Lage.
Völlig ermattet liegen wir nun ineinander verschlungen auf seiner Couch, ich trage wieder bloß eines seiner Shirts, dazu mein Höschen, während Jesse nichts weiter als Boxer Briefs am Körper hat. Verstohlen schiele ich wiederholt auf die deutlich sichtbare Wölbung hinter dem Stoff, bis mich sein Lachen zu ihm aufschauen lässt.
»Hätte ich weniger Selbstbewusstsein, könnte ich annehmen, du willst mich nur wegen meines Schwanzes und all der fantastischen Dinge, die er mit dir macht«, scherzt er und bringt mich zum Kichern.
»Rede nicht von ihm, als sei er eine eigenständige Person, das ist gruselig«, tadele ich ihn und stoße ein Quieken aus, als er mich mit einer abrupten Bewegung unter sich schafft.
Jesse haucht mir Küsse auf Stirn, Nasenspitze, Wangen und abschließend das Kinn. Jeder Einzelne lässt mich erschauern und ich glaube, in diesem Augenblick verliebe ich mich noch mehr in ihn. Er geht so liebevoll und zärtlich mit mir um, dass ich dahinschmelze wie das sprichwörtliche Eis in der Sonne.
»Okay, dann sage ich eben, dass du mich nur wegen meines Schwanzes und all der fantastischen Dinge, die ich
mit dir mache,
willst«, raunt er mir amüsiert zu und drückt seinen Mund auf meinen. Sanft und sinnlich gleitet er mit der Zunge zwischen meinen Lippen hindurch und verführt mich ein weiteres Mal zu einem erotisch-süchtigmachenden Tanz.
»Du weißt, dass das nicht so ist, oder?«, hauche ich leicht verunsichert zwischen zwei Küssen und er hält inne.
»Natürlich, Sweetheart, ich necke dich bloß … außerdem bin ich doch ebenfalls lediglich wegen deiner unglaublich engen und heißen Pussy hinter dir her.« Gespielt empört schlage ich ihm mit der flachen Hand auf die Brust und kneife ihn danach noch in seinen knackigen Arsch. Auflachend rollt er uns herum, sodass ich nun auf ihm liege.
Rasch setze ich mich auf und platziere meine Mitte so über seinem Schoß, dass sein Schritt gegen sie gedrückt wird. Jesse stöhnt rau, als ich das Becken leicht kreisen lasse. Seine Hände schießen ganz automatisch zu meinen Hüften und er beginnt, mich zu dirigieren, mir zu zeigen, wie es für ihn am besten ist. Ein erregend und sich unheimlich gut anfühlendes Prickeln rast durch meinen Unterleib und ich spüre, dass ich feucht werde, obwohl ich eigentlich völlig erschöpft von unserem heißen Quickie bin.
»Ich möchte deine Eltern und dich kommendes Wochenende zum Familienessen einladen. Es findet bei meiner Familie statt und ich dachte, so können wir ihnen allen gleichzeitig verraten, dass wir zusammen sind«, verkündet er so unbeteiligt, als würde er mir sagen, dass das Wetter die nächsten Tage schlecht werde. Ich erstarre und stelle jegliche Hüftbewegungen ein, woraufhin Jesse nach wenigen Sekunden ein ungeduldiges Seufzen ausstößt. »Mach weiter, Süße«, fleht er und erhöht den Druck seiner Finger auf meiner Taille.
Ein bisschen ungelenk und unkonzentriert leiste ich seinem Wunsch Folge, während ich noch damit beschäftigt bin,
wie schnell er das mit uns seiner gesamten Großfamilie bekanntgeben möchte.
»Willst du nicht erstmal abwarten, ob …«, fange ich an, breche aber angesichts des ernsten Ausdrucks in seinen Augen ab.
Er richtet sich so plötzlich auf, dass ich um ein Haar hinten von seinem Schoß gerutscht wäre. Seine Hände lösen sich von meinen Hüften und umfassen nun mein Gesicht.
»Nein, will ich nicht. Was bringt das denn auch? Eine Garantie bekommen wir nie, nicht in fünf Tagen, Wochen oder Monaten. Auf ein Versteckspiel vor den Menschen, die mir am wichtigsten sind, habe ich keinen Bock … egal, wie sehr sie uns teilweise sicher nerven werden.« Er sucht meinen Blick und gibt mir einen zarten Kuss. »Hope, ich möchte dich zu nichts drängen, doch ich bin nicht der Typ Mann, der auf diese Art von Heimlichkeiten steht. Das war okay, so lange zwischen uns alles so … seltsam war und ich selbst erst herausfinden musste, wohin das führt. Aber jetzt will ich sagen können, dass du meine Freundin bist.«
Mein Puls ist vermutlich nicht mehr messbar, so sehr donnert er mir gerade davon.
Gleichgültig, wie kontrollierend und besitzergreifend Phil war, er hat eine Ewigkeit nicht gewollt, dass seine Familie von uns erfährt. Seine Eltern waren eher spießig und mir gegenüber wegen meiner Tätowierungen sowie meines Jobs von Anfang an voreingenommen. Daran hat sich auch bei den wenigen Begegnungen mit ihnen nichts geändert.
»Ich will dich küssen können, ohne Angst haben zu müssen, dass uns jemand sieht, der uns auffliegen lässt.« Er zieht das Shirt, das eigentlich ihm gehört, ein Stückchen von meiner Schulter und presst seinen Mund auf mein Schlüsselbein. »Ich möchte mit dir ausgehen können, ohne mir Gedanken machen zu müssen, dass ein Paparazzi-Foto von uns in der Zeitung erscheint, das uns verrät.« Nach diesen Worten zeichnet er
eine feuchte Spur in Richtung meines Halses und stoppt knapp unterhalb meines Ohrs. Gleichzeitig gleitet er mit der freien Hand unter das Oberteil, zu meinen Brüsten, deren Nippel bereits hart und aufgerichtet sind. »Ich will dich in meinem Leben, mit allem, was dazu gehört. Dem Guten sowie dem Schlechten.«
Mein Herz dehnt sich in meinem Brustkorb, es flattert aufgeregt und meine Hände zittern, als ich mich an seine Schultern klammere. Sein Blick wird weich, als er es spürt.
»Macht dir das Angst?«, flüstert er und lehnt seine Stirn gegen meine.
»Dir nicht?«, stelle ich eine Gegenfrage. Dass er sich seiner Sache derart sicher ist, überwältigt mich, aber es ist eben auch furchteinflößend. »Vor kurzem war ich bloß eine platonische Freundin für dich und du hattest keinerlei Interesse an einer festen Beziehung«, erinnere ich ihn daran, wie anders die Dinge erst vor ein paar Wochen waren.
»Und?« Jesse zuckt mit den Schultern und schließt mich in seine Arme. »Darf ich meine Meinung nicht überdenken? Ja, ich habe mir das hier nicht vorstellen können, weil ich einfach noch nicht die Frau getroffen hatte, mit der ich mir das wünsche.« Mit einem Augenzwinkern küsst er mich erneut, innig und so behutsam, als wäre ich aus Glas. »Dass es sie schon längst in meinem Leben gibt, wusste ich doch nicht … ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber ich bin da weder wie Saint noch Deacon oder Landon …«
»Gott sei Dank«, unterbreche ich ihn herzhaft lachend. »Ich mag die drei Chaoten, als Freund würde ich allerdings keinen von ihnen geschenkt haben wollen.« Zärtlich streichele ich mit den Fingerspitzen über seinen Rücken und registriere die feine Gänsehaut, die er daraufhin bekommt. »Jesse, es tut mir leid, ich wollte dir nicht den Eindruck vermitteln, dass ich nicht dasselbe will wie du.« Die Augen schließend lehne ich nun
meinerseits meine Stirn gegen seine und hole mehrmals Luft, ehe ich weiterspreche. »Verstecken möchte ich mich ebenso wenig wie du. Ich glaube … ich brauche einfach noch ein bisschen, bis ich verinnerlicht habe, dass du dein Herz auf der Zunge trägst und kein doppeltes Spiel oder Ähnliches mit mir treibst.«
Jesse brummt leise und presst mich enger gegen sich und gleichzeitig auch auf seinen Schoß. »Damit komme ich klar … so lange wir miteinander reden, sehe ich da keine Probleme.« Seine Hand wandert hinab zu meinem Hintern und er stöhnt zufrieden, als ich erneut anfange, mich auf ihm zu bewegen. »Also kann ich deine Eltern einladen? Bist du mit Sonntag einverstanden?« Ich nicke, zu mehr bin ich gerade nicht fähig. Er drückt mich ein weiteres Mal hinunter und ich keuche auf, da die harte Wölbung in seiner Pants dabei für eine sanfte Reibung meiner Klit sorgt. »Mach das nochmal …«, fordert er leise und grinst verschmitzt, als ich wieder keuche.
»Bring mich in dein Bett«, flehe ich, weil ich weiß, dass dort in dem Nachttisch die Großpackung Kondome liegt, aus der er vorhin nur schnell eins geholt hat, um mich gegen das Bücherregal zu ficken.
»Oh, ich habe gehofft, dass du das sagst …« Er küsst mich, schafft es irgendwie, sich mit mir auf dem Arm zu erheben, und trägt mich in den Schlafbereich seines Lofts, wo er mich ein weiteres Mal in andere Sphären abheben lässt.
Jesse Davenport hatte recht, er ist tatsächlich alles, was ich brauche.