Kapitel 22
Hope
Gott sei Dank ist das Verhältnis zwischen Jesse und meinem Vater endlich wieder entspannt.
Mein Freund hat mir nicht erzählen wollen, was genau die beiden besprochen haben, gleichgültig, wie sehr ich auch nachgebohrt habe. Aber letztlich soll es mir egal sein, die Hauptsache ist, dass Dad sich einbekommen hat.
Inzwischen bin ich bei meinen Eltern aus- und in meine neue Wohnung gezogen. Gemeinsam mit meiner Mom, ihrer besten Freundin Hayden und meiner Cousine Cassidy bin ich heute den ganzen Tag unterwegs gewesen. Nach dem Desaster mit Phil habe ich den Kontakt zu meinen Freundinnen deutlich heruntergeschraubt, dass sie mir so wenig Glauben geschenkt haben, hat mich enttäuscht. Wir haben fehlende Sachen wie zum Beispiel neues Geschirr, verschiedene Kissen und Decken für die ebenfalls neu angeschaffte Couch sowie zig Dekoteilchen und Bilder für die bislang recht kahlen Wände gekauft. Nun bin ich damit beschäftigt, passende Plätze für alles zu suchen, während ich auf Jesse warte, der noch vorbeikommen wollte.
Er und seine Bandkollegen stecken weiterhin bis zu den Ohren in den Aufnahmen für ihr kommendes Album. Außerdem proben sie in jeder freien Minute für den bisher geheimen Gig, der eine Überraschung für ihre Fans werden soll. In neun Tagen sollen die Karten für das in drei Wochen stattfindende Konzert verlost und die Katze aus dem Sack gelassen werden. Ich selbst freue mich jetzt schon wahnsinnig darauf, Rising Phoenix das erste Mal live und damit meinen Freund am Schlagzeug zu erleben.
Natürlich habe ich mir diverse Videos ihrer bisherigen Liveauftritte angesehen, aber das ist kein Vergleich dazu, es mit eigenen Augen und Ohren zu sehen beziehungsweise zu hören. Jesse hat, so viel konnte ich anhand der Aufnahmen sagen, eine atemberaubende Energie und Kraft, die der seines Vaters in nichts nachsteht. Er ist so unglaublich sexy, wenn er an seinen Drums sitzt und auf sie eindrischt, dass ich mit Leichtigkeit verstehen kann, warum die weiblichen Fans feuchte Höschen bekommen und für ihn schwärmen.
Er behauptet zwar immer, dass das Interesse an ihm lange nicht so groß sei, wie es beim Terror-Trio oder auch Colton der Fall ist, doch mein Eindruck ist ein anderer. Für ihn trudelt säckeweise Fanpost ein, das hat mir Ash verraten. Aber Jesse stapelt gern tief, eine Eigenschaft an ihm, die mir sehr gefällt. Irgendwie ruht er in sich, er braucht diese Bestätigung von außen nicht, obwohl sie ihn an sich bestimmt freut.
Als es endlich an der Tür klingelt, breitet sich ganz automatisch ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Rasch stelle ich den Bilderrahmen ab, husche zur Wohnungstür und reiße sie auf.
»Hey Sweetheart«, begrüßt mich Jesse, tritt über die Schwelle und nimmt mich in die Arme. Er senkt den Kopf, küsst mich zärtlich und brummt dabei leise, ein Geräusch, das mich erschauern lässt. »Wie war dein Tag?«, fragt er mich, während er mich zurück in die Wohnung schiebt und die Tür mit dem Fuß zudrückt.
»Anstrengend, aber schön … deiner dürfte bloß Ersteres gewesen sein, oder?« Mich zurücklehnend mustere ich ihn prüfend. Er wirkt müde, hat leichte Augenringe und wieder diesen Bartschatten, den ich so sexy an ihm finde.
Jesse nickt zunächst und schüttelt anschließend mit dem Kopf, was mich auflachen lässt. »Eigentlich sowohl als auch, nur zum Ende haben wir uns etwas gezofft über das Arrangement eines Songs, da mussten Ash und Logan dann schlichten.« Er löst sich von mir, um seine Lederjacke und die Schuhe auszuziehen.
Ich stelle es mir trotz ihrer Nähe zueinander manchmal schon schwer vor, ihre verschiedenen Meinungen unter einen Hut zu bekommen. Fünf, zählt man ihren Bandmanager mit, sechs Menschen mit starken Persönlichkeiten und unterschiedlichen Vorstellungen … ich selbst kenne das aus dem Walker Ink , aber das dürfte an sich nicht mal ansatzweise ein Vergleich sein.
»Ach ja, ich habe vergangene Nacht noch ein wenig an deinem Tattooentwurf gearbeitet«, wechsele ich das Thema und seine Augen leuchten auf.
»Zeig her«, fordert er mich auf und ich schmunzele, weil seine Stimme so aufgeregt klingt.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn tätowieren werde. Doch eine Premiere ist, dass ich es als seine feste Freundin tun werde, und das macht mich durchaus etwas nervös. Mein Anspruch an mich selbst ist schon ohne diesen zusätzlichen Druck enorm, aber jetzt wünsche ich mir, dass das Tattoo perfekt wird.
Rasch hole ich den Skizzenblock aus dem Schlafzimmer und begebe mich zu Jesse, der inzwischen auf meiner Couch Platz genommen und den Kopf in den Nacken gelegt hat. Ich lasse mich neben ihn fallen und halte ihm den Zeichenblock hin.
»Eigentlich ist es fertig, doch gefällt dir irgendetwas daran nicht, kann ich natürlich immer noch Änderungen vornehmen. Deinen Angaben entsprechend habe ich versucht, die Flammen so realistisch wie möglich zu gestalten, ist es nachher unter deiner Haut und bewegst du dich, wird es aussehen, als würden sie tatsächlich lodern.« Meine Stimme überschlägt sich beinahe, so kribbelig bin ich mit einem Mal. Wie wichtig mir ist, dass ihm meine Arbeit gefällt, kapiere ich erst jetzt so richtig.
Jesse klappt den Deckel des Skizzenblocks auf und ich höre, wie ihm der Atem stockt. »Heilige Scheiße, Hope«, stößt er so ehrfürchtig aus, dass ich weiß, er mag es. »Das ist fantastisch … wann stichst du es mir?« Vorsichtig streicht er mit dem Zeigefinger über das Blatt, so, als hätte er Angst, es möglicherweise zu zerstören. »Diese Details sind der Wahnsinn, ich habe beinahe den Eindruck, die Flammen … das Feuer zu riechen … die Federn des Feuervogels berühren zu können … wow, ich glaube, du hast dich selbst übertroffen.« Mit einer stürmischen Bewegung zieht er mich halb auf seinen Schoß, während er gleichzeitig den Block beiseitelegt.
Sein Mund versiegelt meinen, er fasst in meinen Nacken und hält mich in Position. Jesse gibt mir einen unfassbar leidenschaftlichen und erregenden Zungenkuss, den ich bis in die Zehenspitzen spüre und der mich heiser keuchen lässt.
»Ich denke, wir werden zwei oder drei Sitzungen brauchen, je nachdem, wie groß du es letztlich haben willst … und wann wir anfangen, liegt an dir, wir können meine freien Tage nehmen, das ist …« Kein Problem, habe ich sagen wollen, doch er küsst mich erneut, dieses Mal noch erotischer und sinnlicher als zuvor. »Jesse …«, seufze ich hingebungsvoll, als er mich ganz auf seine Oberschenkel dirigiert.
Rittlings auf ihm sitzend umfasse ich sein Gesicht mit den Händen und küsse ihn nun meinerseits, lege all die Emotionen, die er in mir auslöst, in diesen Kuss. Seine Finger gleiten zu meinem Hintern, kneten ihn leicht grob, immer wieder presst er mich auf seinen Schoß hinunter und lässt mich seine Erektion spüren. Als ich mich zurückziehe, gibt er ein so tiefes Grollen von sich, dass ich kichern muss.
»Wieso machst du nicht weiter?«, raunt er und überbrückt den Abstand zwischen unseren Lippen bis auf wenige Millimeter.
»Weil ich angenommen habe, dass dein Schwanz gern etwas mehr Aufmerksamkeit hätte«, antworte ich atemlos und registriere mit Genugtuung, wie er sich unter mir anspannt. »Dazu muss ich aber runter von deinem Schoß und auf die Knie …«, gebe ich ihm unmissverständlich zu verstehen, was ich vorhabe.
»Worauf wartest du noch?«, kontert Jesse mit einem verschmitzten Grinsen, ehe er mich nochmal kurz küsst. Erst danach lässt er zu, dass ich mich von seinen Oberschenkeln sinken lasse und mich zwischen seinen Beinen auf die Knie begebe.
Scharf einatmend verfolgt er, wie ich mit den Fingern über die Innennaht seiner Jeans nach oben gleite und dabei mit der rechten Hand wie zufällig über die deutlich sichtbare Wölbung fahre, bevor ich an seinen Gürtel fasse. Das bei meiner sanften Berührung durch ihn gehende Zucken lässt mich lächeln. Als hätte ich alle Zeit der Welt, öffne ich unendlich langsam die Gürtelschnalle sowie die Knöpfe seiner Hose.
»Hope …«, ermahnt mich Jesse prompt, als ich danach erst einmal sein Shirt hochschiebe und einen Kuss auf die Haut direkt über dem Bund seiner Boxer Briefs hauche. Aufkeuchend krallt er eine Hand in meine Haare und sein Blick brennt sich in meinen. »Keine Spielchen …«
Ich schenke ihm einen verführerischen Augenaufschlag, greife seitlich an seinen Hosenbund sowie den seiner Unterwäsche und nicke auffordernd. Jesse versteht und hebt seinen Hintern leicht, damit ich ihn von seiner Kleidung zumindest so weit befreien kann, dass ich ungehinderten Zugang zu seinem Schwanz habe.
Er ist bereits vollständig hart und ich lecke mir über die Unterlippe, was meinen Freund erneut keuchen lässt. Lächelnd beuge ich mich vor, umschließe seine Eichel mit dem Mund und tanze mit der Zunge sanft über die Spitze. Sein Griff in meinem Haar wird fester, ich spüre die ungeduldige Anspannung, die von ihm ausgeht, doch gleichzeitig überlässt er mir die Entscheidung, wie tief ich ihn aufnehmen möchte.
Während ich mit einer Hand seinen Schaft oberhalb der Wurzel umfasse, lasse ich ihn tiefer in meine Mundhöhle gleiten und erhöhe den Unterdruck. Jesses Stöhnen verrät mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin, und es wird noch lauter, als ich den Druck meiner Finger verstärke und mit den Zähnen sacht über seine Haut schabe. Ich erlaube ihm, noch weiter vorzudringen, und konzentriere mich darauf, ruhig durch die Nase zu atmen. Mit einem Keuchen stößt er mir leicht entgegen und seufzt anschließend meinen Namen. Dabei klingt er so unglaublich sexy, dass mir ein erregender Schauer über den Rücken läuft.
»Fuck, das ist perfekt …« Seine Worte feuern mich an, bringen mich dazu, ihn noch fester zu massieren und seinen Penis mit meiner Zunge zu umspielen.
Als ich zu ihm aufsehe, ist sein Gesichtsausdruck so voller Lust, dass ein Zittern durch meinen Körper geht, das sich in meinem Unterleib konzentriert. In diesem Augenblick gibt er mir so viel und ich glaube, er ist sich dessen nicht einmal ansatzweise bewusst. Unsere Blicke verhaken sich in dem Moment ineinander, in dem ich meine Zunge in die kleine Einkerbung auf seiner Schwanzspitze drücke, und er stöhnt heiser. Langsam lässt er den Kopf in den Nacken sinken, ergibt sich mir voll und ganz und ich genieße die Macht, die ich über ihn habe.
Ich spüre, dass sein Orgasmus nicht mehr fern ist. Sein Schwanz pulsiert, schwillt weiter an und er ballt die Hand in meinem Haar noch stärker. Kurz sieht er mich mit einem fragenden Ausdruck an und lächelt, als ich unbeirrt weitermache. Mehr als alles andere will ich gerade, dass er in meinen Mund, auf meiner Zunge kommt. Sekunden später verspannt er sich und verströmt sich in schnellen Schüben. Während ich schlucke, lässt er mich nicht für einen Moment aus den Augen, erst, als ich seinen Schaft aus meiner Mundhöhle gleiten lasse und ihn sanft sauber lecke, sinkt sein Kopf wieder nach hinten.
Zufrieden stütze ich mich auf seinen Oberschenkeln ab und richte mich auf. Jesse runzelt irritiert die Stirn, als ich mich von ihm wegbewege.
»Wo willst du hin?«, hakt er mit rauer Stimme nach.
»Unter die Dusche … vielleicht leistest du mir Gesellschaft?«, gebe ich zurück, mache auf dem Absatz kehrt und laufe mit wiegenden Hüften voraus.
Hinter mir raschelt es und als Schritte ertönen, schmunzele ich in mich hinein. Jesses Lust auf mich scheint nie schwächer zu werden, sich so begehrt und gewollt zu fühlen, ist unfassbar schön. Er tut mir so gut und ich verstehe immer weniger, wieso ich zu Beginn solche Zweifel hatte.