3.
»Geht mir gar nicht gut zurzeit«

Ich fühle mich nicht wohl, und ich fürchte mich, jetzt
zu Dir zu kommen, aus lauter Angst, es könnte etwas Melodramatisches geschehen.
J. Robert Oppenheimer, 23. Januar 1926

Roberts Erfahrungen in Harvard waren unterschiedlich. Intellektuell hatte er sich weiterentwickelt, seine sozialen Erfahrungen aber stagnierten, und seine inneren Spannungen nahmen zu, sein Gefühlsleben war noch konplizierter als zuvor. Die tägliche Routine einer strukturierten Studentenexistenz hatte ihm Schutz geboten, und wieder war er der Superstar im Klassenzimmer gewesen. Dieser Schutz fiel nun weg, und er geriet in eine existentielle Krise, die in diesem Herbst ausbrach und bis ins Frühjahr 1926 anhielt.

Mitte September 1925 bestieg er ein Schiff nach England. Mit Francis Fergusson hatte er verabredet, dass sie sich in dem kleinen Dorf Swanage im südwestenglischen Dorsetshire treffen wollten. Fergusson war während des Sommers mit seiner Mutter durch Europa gereist und freute sich auf männliche Gesellschaft. Zehn Tage lang wanderten sie an der Küste über die Klippen und vertrauten sich ihre letzten Abenteuer an. Zwei Jahre lang hatten sie sich nicht gesehen, hatten aber korrespondiert und waren sich nahe geblieben. »Als ich ihn am Bahnhof traf«, so Fergusson später, »schien er mir größeres Selbstvertrauen zu haben, er wirkte stark und aufrecht … Das lag, wie ich später erfuhr, wohl daran, dass er es fast geschafft hatte, sich in New Mexico in eine attraktive Nichtjüdin zu verlieben.« Robert mit seinen einundzwanzig Jahren sei, »was sein Sexualleben angeht, noch immer völlig unerfahren«. 78

Fergusson, der zwei Jahre als Rhodes-Stipendiat in Oxford absolviert hatte, war stets reifer gewesen als Robert, der nun wie geblendet war von der Unbeschwertheit und dem gesellschaftlichen Schliff seines Freundes. Dieser hatte seit etwa drei Jahren eine Freundin – eine junge Frau namens Frances Keeley, die Robert aus der Ethical Culture School kannte. Auch um seinen sprühenden Witz beneidete Robert den Freund. Ihre Wege trennten sich – der eine ging nach Oxford, der andere nach Cambridge. Weihnachten, versprachen sie einander, würden sie sich wiedersehen.

Zu der Zeit, als Oppenheimer im Cavendish Laboratory in Cambridge eintraf, taten sich große Dinge in der Physik. Anfang der 1920er Jahre hatten europäische Physiker – unter ihnen Niels Bohr und Werner Heisenberg – eine Theorie entwickelt, die sie Quantenphysik oder Quantenmechanik nannten. Dabei geht es um die Gesetze, die für das Verhalten von Molekülen und Atomen gelten. Bei der Erforschung subatomarer Erscheinungen, zum Beispiel des um den Kern eines Wasserstoffatoms kreisenden Elektrons, ersetzte die Quantentheorie nun die klassische Physik Newtons. Es war für die Physiker in Europa eine »heiße Zeit, Oppenheimer und andere amerikanische Physiker jedoch hatten davon nicht viel mitbekommen«. 79 »Ich war immer noch und im schlechten Sinn des Wortes Student«, so Oppenheimer. »Von der Quantenmechanik hatte ich nichts gehört, bis ich nach Europa kam. Ich glaube nicht, dass sie im Frühjahr 1925 in Amerika überhaupt bekannt war, ich jedenfalls hatte nichts davon gehört.« 80

Robert bezog eine düstere Wohnung, ein »elendes Loch«, wie er später sagte; nahm seine Mahlzeiten im College ein und verbrachte seine Tage in einer Ecke von J.J. Thomsons Labor im Souterrain, wo er versuchte, dünne Berylliumfilme herzustellen, die für Experimente mit Elektronen gebraucht wurden. Es war ein mühsamer Vorgang, er musste Beryllium auf Kollodium aufdampfen und dieses anschließend sorgfältig entfernen. Robert stellte sich ungeschickt an, Arbeiten, die so peinlich genau auszuführen waren, lagen ihm nicht, und bald verlor er die Lust, ins Labor zu gehen. Stattdessen besuchte er Seminare und las physikalische Fachzeitschriften. So war Laborarbeit für ihn zwar »ein ziemlicher Schwindel«, allerdings gab sie ihm Gelegenheit, die Bekanntschaft von Physikern wie Rutherford, Chadwick und C.F. Powell zu machen. Auch Patrick M.S. Blackett »lernte ich kennen, den ich sehr mochte«. 81 Blackett, der 1948 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden sollte, wurde bald Roberts Tutor. Der große elegante Engländer mit offen sozialistischen Einstellungen hatte erst drei Jahre zuvor in Cambridge seinen Abschluss in Physik gemacht. Im November 1925 schrieb Robert an Fergusson, Cambridge sei »sehr reich, es hat eine Menge großartiger Schätze zu bieten …« Dann aber ließ er die Maske der Tapferkeit fallen und gestand: »Geht mir gar nicht gut zurzeit. Die Arbeit im Labor ist schrecklich langweilig, und ich komme so schlecht mit ihr zurecht, dass ich nicht das Gefühl habe, irgendetwas zu lernen … die Vorlesungen sind scheußlich.« 82

Zu den Schwierigkeiten im Labor kam sein sich verschlechternder psychischer Zustand. Eines Tages ertappte er sich dabei, wie er mit einem Stück Kreide in der Hand auf eine leere Tafel starrte und immer wieder murmelte: »Sache ist … Sache ist … Sache ist …« 83 Jeffries Wyman, ein Freund aus Harvard, der sich in diesem Jahr ebenfalls in Cambridge aufhielt, entdeckte Symptome eines psychischen Leidens. Von Wyman wissen wir, dass sich Oppenheimer »in Cambridge so elend fühlte und so unglücklich, dass er sich manchmal auf den Boden legte und hin- und herrollte«. Auch Rutherford erlebte einmal mit, wie Oppenheimer im Labor zusammenbrach und auf dem Fußboden landete. 84

Auch dass damals einige seiner besten Freunde den Hafen der Ehe ansteuerten, war wohl wenig tröstlich für den jungen Oppenheimer. 85 Fred Bernheim, sein Mitbewohner in Harvard, der nun auch in Cambridge war, hatte eine Frau kennengelernt, die er bald heiratete. Robert ahnte und fürchtete, dass seine Freundschaft mit Bernheim nun ein Ende finden würde. Er verlangte viel von seinen Freunden, manchmal zu viel. »In gewisser Weise war es eine Erleichterung«, so Bernheim später. »Seine Intensität und sein Elan haben mich immer etwas gestört.« 86 Robert fiel aus allen Wolken, als er hörte, dass auch Jane Didisheim, eine Klassenkameradin aus der Ethical Culture School, geheiratet hatte. Robert, der stets von ihr angetan war, schien bestürzt, dass eine Frau, die so alt war wie er, schon verheiratet sein und ein Kind haben sollte. 87

Ende dieses Herbsttrimesters wurde Fergusson klar, dass Robert an einer »erstklassigen Depression« litt. 88 Auch Roberts Eltern ahnten, dass er in einer Krise steckte, und wollten nun so schnell wie möglich bei ihrem notleidenden Sohn sein. Fergusson zufolge hatte sich Roberts Depression »durch den Kampf, den er mit seiner Mutter austrug, noch vertieft. … Er wollte, dass sie kam, hatte zugleich das Gefühl, dass er sie davon abbringen sollte … Doch als er den Zug nach Southampton nahm, um sie abzuholen, revoltierte alles in ihm.« Fergusson erlebte nur einige der Ereignisse dieses Winters mit. Aber viele Einzelheiten, die er in seinem »Bericht« festhielt, kann er nur von Robert gehört haben – und es ist gut möglich, dass dieser seiner lebhaften Einbildungskraft gestattete, seine Erlebnisse auszuschmücken. 89

Aufgewühlt begab sich Robert zum Hafen, um seine Eltern zu begrüßen. Die erste Person, die er auf der Landungsbrücke sah, war aber nicht Mutter oder Vater, sondern Inez Pollak, eine Klassenkameradin aus der Ethical Culture School. Robert hatte sie einmal in den Ferien in New York getroffen. Jahrzehnte später sagte Fergusson, er habe gedacht, Ella Oppenheimer habe dafür gesorgt, »dass eine junge Frau, die er [Robert] in New York getroffen hatte, mit ihnen [nach England] kam, und … versucht …, die beiden zusammenzubringen, was aber nicht funktionierte«. 90 In seinem Bericht hielt Fergusson fest, was Oppenheimer ihm erzählte: Sein erster Impuls sei gewesen, umzudrehen und wegzurennen. »Es sei schwer gewesen zu entscheiden, wer von beiden erschrockener war, Inez oder er.«

Inez begleitete die Oppenheimers nach Cambridge. Robert suchte Zuflucht bei der Physik, nachmittags allerdings unternahm er mit Inez lange Spaziergänge durch die Stadt. Er habe, so Fergusson, versucht, ihr den Hof machen. Sie ging darauf ein, und für kurze Zeit war das Paar zumindest inoffiziell verlobt. Eines Abends legten sie sich in Inez’ Zimmer zusammen ins Bett: »Da lagen sie und zitterten vor Kälte und trauten sich nicht, irgendetwas zu tun. Inez begann zu schluchzen. Dann weinte auch Robert.« Nach einiger Zeit klopfte es an der Tür, und sie hörten Mrs. Oppenheimers Stimme: »Lass mich hinein, Inez, warum lässt du mich nicht hinein? Ich weiß, dass Robert da drinnen ist.« Ella stapfte schließlich verärgert davon, und Robert kam heraus, elend und gründlich gedemütigt. 91

Inez fuhr umgehend weiter nach Italien, in ihrer Tasche hatte sie Dostojewskis Dämonen, ein Geschenk von Robert. Nach diesem Erlebnis verschlimmerte sich Roberts depressive Verstimmung noch. Vor den Weihnachtsferien schrieb er einen traurig-nachdenklichen Brief an Herbert Smith, versuchte sein Schweigen zu erklären: »Ich habe mich wirklich auf das weit schwierigere Geschäft eingelassen, mich an meine Karriere zu machen … Und ich habe einfach deshalb nicht geschrieben, weil mir die Überzeugung & Sicherheit fehlten, die man braucht, um einen glänzenden Brief zu verfassen.« Sein Freund Francis dagegen kenne »alle Welt in Oxford; er ist zum Tee bei Lady Ottoline Morrell, der Hohepriesterin der Society & Gönnerin von [T.S.] Eliot & Berty [Bertrand Russell].« 92

Zum Kummer seiner Freunde und seiner Familie verschlechterte sich Roberts psychischer Zustand immer weiter. Er schien seiner selbst seltsam unsicher, war eigensinnig verdrossen, klagte unter anderem über die gestörte Beziehung zu seinem Studienleiter Patrick Blackett. Robert mochte ihn, suchte seine Anerkennung, doch Blackett, ein Experimentalphysiker, wie er im Buche steht, trieb ihn an, mehr von dem zu tun, was ihm nicht lag – Laborarbeit. Blackett wusste vermutlich nichts davon, aber in Oppenheimers aufgewühltem Zustand wurde diese Beziehung zu einer Quelle panischer Angst. Im Spätherbst 1925 tat Robert etwas so Dummes, dass man meinen könnte, er habe es absichtlich getan – als Zeichen dafür, dass er sich nicht mehr im Griff hatte. Überwältigt von Minderwertigkeitsgefühlen und Neid »vergiftete« er einen Apfel mit Chemikalien aus dem Labor und legte ihn auf Blacketts Schreibtisch. Dazu Jeffries Wyman: »Ob er sich das mit dem Apfel nun eingebildet hatte oder ob es den Apfel tatsächlich gegeben hatte, auf jeden Fall war es ein Akt der Missgunst.« 93 Glücklicherweise aß Blackett den Apfel nicht, doch die Geschichte kam Universitätsangestellten zu Ohren. Fergusson berichtete, was ihm der Freund zwei Monate später anvertraute: »Er hat eine Art Giftanschlag auf seinen Mentor verübt. Es klang unglaublich, aber das hat er gesagt. Er hat tatsächlich Zyanid oder Ähnliches benutzt. Glücklicherweise hat der Mentor es entdeckt. Natürlich war daraufhin die Hölle los in Cambridge.« 94

Da sich Roberts Eltern noch in Cambridge aufhielten, teilte ihnen die Universitätsverwaltung den Vorfall unverzüglich mit. Julius Oppenheimer bemühte sich verzweifelt – und erfolgreich – zu verhindern, dass die Universität Anzeige erstattete. Nach längeren Verhandlungen kam man überein, dass Robert auf Probe bleiben durfte, wenn er sich bei einem bekannten Londoner Psychiater in Behandlung begab. 95 So fuhr Robert zu regelmäßigen Sitzungen nach London, machte jedoch keine guten Erfahrungen. Ein Psychoanalytiker diagnostizierte eine Dementia praecox, ein heute überholter Begriff für schizophrene Symptome. Oppenheimer, so der Befund, sei ein hoffnungsloser Fall und eine weitere Analyse werde »mehr Schaden als Nutzen bringen«. 96

Fergusson traf Oppenheimer eines Tages direkt nach einer Sitzung bei diesem Analytiker. »Er wirkte zu dieser Zeit wie ein Wahnsinniger … Ich sah ihn an der Ecke stehen, er wartete auf mich, sein Hut war auf eine Seite des Kopfes gerutscht, und er wirkte völlig verwirrt. … Er stand da, als wolle er davonrennen oder sonst etwas ganz Ausgefallenes tun.« Fast im Laufschritt seien sie losgezogen, Robert in der für ihn typischen Art mit weit nach außen gebogenen Füßen. »Ich fragte, was los sei mit ihm. Er sagte, der Typ könne ihm nicht folgen, er selbst wisse mehr über seine Beschwerden als der Arzt, womit er vermutlich recht hatte.« Zu diesem Zeitpunkt wusste Fergusson noch nichts von dem »vergifteten Apfel«, begriff also auch gar nicht, warum Oppenheimer den Psychiater aufsuchte. Er sah nur, wie Robert litt, vertraute aber darauf, dass sein Freund in der Lage sei, »sich zu fangen, die Ursachen seiner Schwierigkeiten herauszufinden und mit ihnen fertig zu werden«. 97

Aber die Krise ging nicht vorüber. In den Weihnachtsferien unternahm Robert lange Spaziergänge bei Cancale, einem Städtchen an der bretonischen Küste, in dem er mit seinen Eltern die Feiertage verbrachte. An einem trübselig verregneten Wintertag, habe er, wie Robert später sagte, plötzlich eine klare Erkenntnis gehabt: »Ich war an dem Punkt, mich umzubringen. Das war chronisch.« 98 Kurz nach Neujahr konnte es Fergusson einrichten, Robert in Paris zu treffen, wohin ihn seine Eltern für den Rest der sechswöchigen Winterpause mitgenommen hatten. Auf einem ihrer langen Spaziergänge durch die Straßen von Paris vertraute sich Robert seinem Freund endlich an, erzählte, aus welchem Anlass er die Behandlung bei jenem Psychiater in London begonnen hatte. Und dass er fürchte, die Universität werde ihn nicht mehr zulassen. Dazu Fergusson: »Ich war entsetzt. Doch während er weitererzählte, kam mir der Gedanke, dass irgendwie mehr dahintersteckte, dass er Schwierigkeiten mit seinem Vater hatte.« Robert habe gesehen, welche Sorgen sich seine Eltern machten und dass sie ihm helfen wollten, aber »es gelang ihnen nicht«. 99

Oppenheimer litt an Schlafstörungen, und Fergusson hatte den Eindruck, dass er »sehr sonderbar« wurde. Eines Morgens schloss er seine Mutter in ihrem Hotelzimmer ein und ging weg. Ella war wütend und wollte unbedingt, dass er einen französischen Psychiater aufsuchte. Nach mehreren Sitzungen erklärte der Arzt, Robert stecke in einer »crise morale« und leide unter sexueller Frustration. Er empfahl »une femme« und »eine Kur mit Aphrodisiaka«. 100 Kurz darauf nahm Roberts Krise eine weitere stürmische Wendung. Fergusson saß mit Robert in dessen Pariser Hotelzimmer, und plötzlich spürte er, dass sein Freund in einer seiner »ambivalenten Stimmungen« war. Vielleicht um Robert abzulenken, zeigte er ihm Gedichte, die seine Freundin Frances Keeley geschrieben hatte, und erzählte dann, er habe ihr einen Heiratsantrag gemacht: Sie habe angenommen. Als Robert das hörte, sei er zunächst wie gelähmt gewesen, dann aber völlig wild geworden: »Ich lehnte mich vor, um ein Buch in die Hand zu nehmen, da sprang er von hinten auf mich und schlang mir einen Gurt um den Hals. Erst hatte ich furchtbare Angst. Wir waren wohl ziemlich laut. Dann gelang es mir, mich loszuwinden, und er fiel auf den Boden und weinte.« 101 Vermutlich war dies ein Anfall von Eifersucht auf den Freund und dessen Liebesaffäre. Mit Fred Bernheim hatte er schon einen Freund an eine Frau verloren, fürchtete möglicherweise, einen weiteren zu verlieren, und das war zu viel für ihn. Fergusson hatte die »tiefen, theatralischen Blicke, die Robert ihr [Frances Keeley] zuwarf«, bemerkt: »Wie leicht es für ihn war, den hitzigen Liebhaber zu spielen, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie das ist!« 102

Fergusson wusste, dass sein Freund eine »neurotische« Phase durchmachte, war aber auch der Überzeugung, dass er ihm helfen konnte, das zu überwinden. »Er wusste, dass ich seinen Zustand für einen vorübergehenden Anfall hielt. … Ich mochte ihn sehr.« Die beiden blieben ein Leben lang Freunde. Doch nach diesem Angriff hielt es Fergusson für ratsam, sich ein paar Monate lang vor Robert in Acht zu nehmen. Er zog in ein anderes Hotel und zögerte, als Robert darauf drängte, ihn in diesem Frühjahr in Cambridge zu besuchen. Robert war über seinen Ausbruch selbst sicher ebenso bestürzt wie Francis. Ein paar Wochen später schrieb er dem Freund: »Eigentlich solltest Du nicht einen Brief bekommen, sondern eine Pilgerreise nach Oxford in einem härenen Gewand mit Fasten, Schnee und Gebeten. Aber ich werde ein schlechtes Gewissen behalten und voller Dankbarkeit sein und mich schämen für mein unmögliches Verhalten Dir gegenüber, bis ich etwas Nützlicheres für Dich tun kann. Ich kann Deine Nachsicht und Deine Milde kaum nachvollziehen, aber Du musst wissen, dass ich Dir das alles nie vergessen werde.« 103

In seinem inneren Aufruhr wurde Robert zu so etwas wie seinem eigenen Psychoanalytiker. In einem Brief an Fergusson vom 23. Januar 1926 fragte er, ob nicht sein psychischer Zustand etwas damit zu tun habe, »dass ich immer der Beste sein muss  … das und meine Unfähigkeit, zwei Kupferdrähte zusammenzulöten, macht mich vermutlich verrückt.« Er fügte noch hinzu: »Ich fühle mich nicht wohl, und ich fürchte mich, jetzt zu Dir zu kommen, aus lauter Angst, es könnte etwas Melodramatisches geschehen.« 104 Fergusson überwand seine Bedenken und versprach, im Frühjahr nach Cambridge zu kommen. »Er quartierte mich in einem Zimmer neben dem seinen ein, doch ich hielt es für besser, Vorkehrungen zu treffen, damit er nicht mitten in der Nacht bei mir auftaucht. Ich stellte einen Stuhl vor die Tür, aber nichts dergleichen geschah.« 105 Robert schien auf dem Weg der Besserung zu sein. Als Fergusson darauf zu sprechen kam, sagte er, »er [Francis] müsse sich keine Sorgen mehr machen, er sei darüber hinweg.« Oppenheimer hatte in Cambridge einen weiteren Psychoanalytiker aufgesucht, den dritten innerhalb von vier Monaten, und las viel über Psychoanalyse, die er, so der Freund John Edsall, »sehr ernst« nahm. Den neuen Analytiker – einen gewissen Dr. M. – hielt er für »klüger und einfühlsamer« als die beiden Ärzte in London und Paris. So war er das ganze Frühjahr über in Therapie, brach die Behandlung dann aber doch ab. Im Juni schrieb Oppenheimer an John Edsall, dass »M. es für sinnlos hält, die Analyse fortzusetzen«. 106 Wie Herbert Smith später von einem befreundeten Psychiater in New York erfuhr, der den Fall kannte, hatte Oppenheimer »dem Psychiater in Cambridge unerhörte Szenen« gemacht: »Das Problem ist, man braucht einen Psychiater, der fähiger ist als der Analysand. Und da haben sie eben keinen.« 107


Mitte März 1926 wollte Oppenheimer raus aus Cambridge. Seine Freunde Jeffries Wyman, Frederick Bernheim und John Edsall überredeten ihn, mit ihnen nach Korsika zu fahren. Zehn Tage lang radelten sie über die Insel, übernachteten in Dorfgasthäusern oder im Freien. 108 Die felsigen Berge und bewaldeten Hochebenen der Insel werden Robert an die wilde Schönheit New Mexicos erinnert haben. Nur manchmal noch überfielen ihn depressive Stimmungen. Er hatte in den vergangenen Monaten viel gelesen, französische und russische Literatur, und auf ihren Touren durch die Berge stritt er gern mit Edsall darüber, wem von beiden man den Vorrang geben solle, Tolstoi oder Dostojewski. Eines Abends suchten die jungen Männer, von einem Gewitter überrascht und völlig durchnässt, Zuflucht in einem Gasthaus. Und als sie ihre Sachen zum Trocknen ans Feuer gehängt und sich in Decken gehüllt hatten, sagte Edsall: »Ich mag Tolstoi lieber.« »Nein, nein«, entgegnete Oppenheimer, »Dostojewski ist besser. Er dringt bis in die Tiefen der Seele und zu ihren Qualen vor.«

Später kamen sie auf ihre Zukunft zu sprechen, und Robert meinte: »Die Personen, die ich am meisten bewundere, sind solche, die viele Dinge außerordentlich gut machen und trotz ihrer Traurigkeit Haltung bewahren.« 109 In Korsika, so Wyman Jahrzehnte später, habe Robert »eine große emotionale Krise« durchgemacht. Und es sei etwas Merkwürdiges geschehen: »Eines Tages, wir waren fast am Ende unserer Reise angelangt, wollten wir übernachteten und aßen zu Abend.« Und plötzlich sei der Kellner gekommen und habe Robert mitgeteilt, wann das nächste Schiff zum Festland fahre. Erstaunt hätten er und Edsall den Freund gefragt, warum er denn früher abreisen wolle als geplant. Und der habe geantwortet: »Ich kann nicht darüber sprechen, ich muss weg.« Nach einigen Glas Wein sei er zugänglicher geworden: »Vielleicht kann ich euch jetzt sagen, warum ich fahren muss. Ich habe etwas Schreckliches getan. Ich habe Blackett einen vergifteten Apfel auf seinen Schreibtisch gelegt, ich muss einfach sehen, was passiert ist.« Er und Edsall seien sprachlos gewesen: »Ich habe nie herausgefunden, ob er sich das eingebildet hat oder ob es wirklich passiert ist.« Robert ging nicht weiter darauf ein, er sagte nur, er leide an einer Dementia praecox. Wyman und Edsall, die nicht wussten, dass die Geschichte mit dem »vergifteten Apfel« schon im letzten Herbst passiert war, nahmen an, Robert habe in diesem Frühjahr, vor ihrer Reise nach Korsika, in einem Anfall von »Missgunst« Blackett etwas angetan. Irgendetwas musste ja vorgefallen sein. Doch »er sprach darüber, als sei es wirklich passiert, während wir es für eine Halluzination hielten.« 110

Im Laufe der Zeit wurde die Geschichte mit dem vergifteten Apfel immer verworrener. 1979, in einem Gespräch mit Martin Sherwin, hat Fergusson jedoch klargestellt, dass sich der Vorfall im Spätherbst 1925 und nicht erst im Frühjahr 1926 ereignet hatte: »Es war während Roberts erstem Trimester in Cambridge. Kurz bevor ich ihn in London traf, war er beim Psychiater gewesen.« Auf Sherwins Frage, ob er an die Geschichte mit dem vergifteten Apfel glaube, antwortet Fergusson: »Ja, doch, ich glaube daran. Sein Vater musste die Universitätsleute wegen Roberts Mordversuch ganz schön bearbeiten, heftige Kämpfe mit der Universität austragen.« Auch 1976, in einem Gespräch mit Alice Kimball Smith, kam Fergusson auf die Zeit zu sprechen, in der Robert versuchte, »einen von seinen Leuten zu vergiften. … Er erzählte mir kurz danach in Paris davon. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es stimmt. Genau weiß ich es nicht. Er machte damals alle möglichen verrückten Sachen.« Smith betrachtete Fergusson als verlässliche Quelle. Nach ihrem Interview notierte sie: »Er gibt nicht vor, sich an etwas zu erinnern, an das er sich nicht wirklich erinnert.« 111


Oppenheimers verlängerte Adoleszenz fand schließlich ein Ende. Während seines Aufenthalts in Korsika muss er eine Art Erweckungserlebnis gehabt haben. Was immer das war, Oppenheimer sorgte dafür, dass es ein sorgsam gehütetes Geheimnis blieb. Vielleicht war es eine flüchtige Liebesaffäre, aber mehr sicherlich nicht. Darauf deutet die Antwort hin, die er Jahre später auf eine Frage des Schriftstellers Nuel Pharr Davis gab: »Der Psychiater war ein Vorspiel für das, was für mich auf Korsika begann. Sie fragen, ob ich Ihnen die Geschichte erzählen werde oder ob Sie alles selbst herausfinden müssen. Sie ist aber nur wenigen bekannt, und die sagen nichts. Sie sollen aber wissen, dass es sich nicht um eine der üblichen Liebesgeschichten handelt, sondern tatsächlich um Liebe.« Was ihm widerfuhr, muss eine Art mystische, transzendentale Bedeutung für Oppenheimer gehabt haben: »Die Geographie war von jetzt an die einzige Trennung, die ich akzeptierte, doch war das für mich keine wirkliche Trennung.« Vielmehr, wie er Davis erklärte, »ein bedeutender Vorgang in meinem Leben, ein wichtiger und nachwirkender Abschnitt, der mir jetzt, da er sich zum Ende neigt, besonders nahegeht.« 112 Was also ist in Korsika geschehen? 113 Wahrscheinlich gar nichts. Oppenheimer antwortete auf Davis’ Frage nach Korsika absichtlich mit einem Rätsel, wohl wissend, dass er seinen Biographen damit frustrierte. Er sprach von »Liebe«, die keine »bloße Affäre« gewesen sei – eine ihm offenbar wesentliche Unterscheidung. Er reiste damals in Gesellschaft seiner Freunde, hatte also kaum Gelegenheit, sich auf eine Liebesgeschichte einzulassen. Aber er las ein Buch, und die Lektüre dieses Buches schien die Erleuchtung gebracht zu haben.

Es geht um Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, einen rätselhaften und existentiellen Text, der zu seiner aufgewühlten Seele sprach. Wie er später in Berkeley seinem Freund Haakon Chevalier sagte, war diese abendliche Lektüre im Schein einer Taschenlampe eine der großen Erfahrungen seines Lebens. Sie löste ihn aus seinen Depressionen. Prousts Werk, ein klassischer Roman der Introspektion, hinterließ in ihm einen tiefen und bleibenden Eindruck. Noch über ein Jahrzehnt nach seiner Lektüre konnte Oppenheimer zur großen Überraschung Chevaliers eine Passage aus dem ersten Band, in der es um Grausamkeit geht, wörtlich zitieren: 114


Vielleicht hätte sie das Böse nicht für einen so außergewöhnlichen, aus allen Gewohnheiten herausführenden und dadurch erholenden Zustand gehalten, wenn sie in sich selbst die auch in allen anderen Menschen vorhandene Gleichgültigkeit gegen Leiden, die man schafft, erkannt hätte; jene Indifferenz, die, welche Namen man ihr auch geben mag, einfach die fürchterliche Gestalt ist, in der die Grausamkeit in Permanenz erscheint.

Zweifellos hat sich der junge Robert diese Zeilen in Korsika eingeprägt, weil er damals bei sich selbst eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden entdeckt hat, das er anderen antat – eine schmerzliche Einsicht. Über das Innenleben eines Menschen kann man natürlich nur spekulieren, aber es wird für ihn erleichternd gewesen sein, bei Proust einen Ausdruck für seine eigenen dunklen und schuldbeladenen Gedanken zu finden. Der Trost lag in der Erfahrung, nicht allein zu sein und dass dies zur conditio humana gehört. Er musste sich nicht mehr verachten; er konnte lieben. Und vielleicht war es auch beruhigend, jedenfalls für einen Intellektuellen wie Robert, sich sagen zu können, dass es ein Roman war und kein Psychiater, der ihm half, aus dem schwarzen Loch seiner Depressionen herauszufinden.


Oppenheimer kehrte mit einer helleren, versöhnlicheren Einstellung zum Leben nach Cambridge zurück. Er erinnerte sich: »Ich empfand mich als viel freundlicher und toleranter. Und war in der Lage, Beziehungen zu anderen herzustellen.« 115 Im Juni 1926 entschloss er sich, die Therapie bei seinem Psychiater in Cambridge zu beenden. Seine Wohnung gab er auf, zog in ein »weniger trostloses Quartier« etwas außerhalb der Stadt. Da er die Laborarbeit hasste und offenbar kein Talent für die Experimentalphysik hatte, wandte er sich nun der theoretischen Physik zu. Seine lange Winterdepression hatte ihn nicht davon abgehalten, einiges zu lesen: Er wusste, dass sich das Fach in einem Gärungszustand befand.

Irgendwann im Frühjahr 1926 las er einen Aufsatz des jungen deutschen Physikers Werner Heisenberg und begriff, dass sich hier ein völlig neues Denken über das Verhalten der Elektronen anbahnte. Etwa gleichzeitig veröffentlichte der österreichische Physiker Erwin Schrödinger eine neue Theorie über die Struktur des Atoms. Seine These war, dass sich die Elektronen nicht wie Teilchen, sondern eher wie eine Welle verhalten, die um den Atomkern kreist. Wie Heisenberg entwarf auch er eine mathematische Darstellung des nach dieser Erkenntnis nicht mehr starren Atoms und nannte sie Quantenmechanik. Durch die Lektüre beider Aufsätze kam Oppenheimer zu der Vermutung, dass ein Zusammenhang zwischen Schrödingers Wellenmechanik und Heisenbergs Matrizenmechanik bestehen müsse: Es waren in der Tat zwei Versionen derselben Theorie. Die Quantenmechanik wurde zu einem heißen Thema im Kapitza Club, einer informellen, nach ihrem Initiator, dem jungen russischen Physiker Peter Kapitza, benannten Diskussionsgruppe. »Noch verstand ich nicht viel, aber es hatte mich gepackt«, sagte Oppenheimer später. 116 Im Frühjahr 1926 lernte er den jungen Physiker Paul Dirac kennen, der im Mai dieses Jahres in Cambridge promovierte. Er hatte bereits einige bahnbrechende Arbeiten zur Quantenmechanik veröffentlicht. Sie seien, so Oppenheimer, »nicht einfach zu verstehen« gewesen, allerdings habe Dirac auch »keinen großen Wert darauf gelegt, verstanden zu werden. Ich hielt ihn für ganz groß.« 117

Ungefähr um die gleiche Zeit lernte Oppenheimer den großen dänischen Physiker Niels Bohr persönlich kennen, dessen Vorträge in Harvard er gehört hatte. In ihm fand er ein Vorbild, das seinen Empfindlichkeiten entsprach. Der neunzehn Jahre ältere Bohr entstammte – wie Robert – einer Oberschichtfamilie, wuchs auf umgeben von Büchern, Musik und Bildung. Bohrs Vater war Professor für Physiologie, seine Mutter entstammte einer jüdischen Bankiersfamilie. Groß und kräftig, freundlich und liebenswürdig, mit sarkastischem Humor begabt, gleichwohl mit leiser, zurückhaltender Stimme argumentierend – Bohr wurde allgemein bewundert. »Nicht oft im Leben«, hatte Albert Einstein 1920 an Bohr geschrieben, »hat mir ein Mensch durch seine bloße Gegenwart solche Freude gemacht wie Sie.« 118 Oppenheimer nannte Bohr bald »meinen Gott«: »An diesem Punkt vergaß ich die Berylliumfilme und entschloss mich, theoretischer Physiker zu werden. Mir war vollkommen klar, dass es eine ungewöhnliche Zeit war und große Dinge bevorstanden.« 119 Sein psychischer Zustand besserte sich, und Oppenheimer arbeitete kontinuierlich an seinem ersten großen Aufsatz zur theoretischen Physik, einer Studie über das Problem der »Kollision« oder des »kontinuierlichen Spektrums«. Es war harte Arbeit.

Zur ersten persönlichen Begegnung zwischen Oppenheimer und Bohr kam es in Rutherfords Büro. Als Robert hereinkam, stand Letzterer von seinem Schreibtisch auf und machte Bohr mit seinem Studenten bekannt. Der berühmte Physiker fragte höflich: »Wie kommen Sie voran?« Und Robert antwortete offen: »Ich stecke in Schwierigkeiten.« – »Sind diese Schwierigkeiten mathematischer oder physikalischer Art?« – »Das weiß ich nicht.« Darauf sagte Bohr: »Das ist nicht gut.« Bohr erinnerte sich lebhaft an diese Begegnung – Oppenheimer habe ungewöhnlich jung gewirkt, doch nachdem er gegangen sei, habe ihm Rutherford gesagt, er erwarte viel von diesem jungen Mann. 120

»Sind die Schwierigkeiten mathematischer oder physikalischer Art?« – Jahre später erzählte Oppenheimer, wie bedeutsam diese Frage für ihn war: »Sie führte mich darauf, wie sehr ich mich in formale Fragen verrannte, ohne einen Schritt zurück zu tun und mich darum zu kümmern, was sie mit der physikalischen Seite des Problems zu tun hatten.« 121 Später sah er, dass sich einige Physiker zur Beschreibung der Natur beinahe ausschließlich der Mathematik und ihrer Sprache bedienen. Die verbale Beschreibung sähen sie nur als »Zugeständnis an die Verständlichkeit, sie ist nur pädagogisch gemeint. Ich glaube, das trifft besonders auf Dirac zu. Seine Einfälle sind am Anfang nicht verbaler, sondern algebraischer Natur.« Ein Physiker wie Bohr dagegen betrachte »die Mathematik, wie Dirac Worte betrachtet, nämlich als einen Weg, sich verständlich zu machen. … Das ist ein weites Spektrum. [In Cambridge] habe ich nur gelernt, und ich habe nicht besonders viel gelernt.« Nach Temperament und Begabung war Robert sehr wohl ein verbaler Physiker im Stile Bohrs.

Gegen Ende des Frühjahrs organisierte Cambridge für amerikanische Physikstudenten einen einwöchigen Besuch der Universität Leiden. Oppenheimer fuhr mit und lernte eine Reihe deutscher Physiker kennen: »Es war wundervoll dort, und mir wurde klar, dass manche Probleme des vergangenen Winters durch die englischen Sitten nur schlimmer geworden waren.« 122 Nach seiner Rückkehr lernte er einen weiteren deutschen Physiker kennen, nämlich Max Born, den Direktor des Instituts für Theoretische Physik der Universität Göttingen. Born war bezaubert von Oppenheimer, nicht zuletzt, weil dieser zweiundzwanzigjährige Amerikaner sich mit den theoretischen Problemen herumschlug, die in den neuesten Aufsätzen von Heisenberg und Schrödinger behandelt wurden: »Von Anfang an hielt ich Oppenheimer für sehr begabt.« Im späten Frühjahr 1926 nahm Robert Borns Einladung an, bei ihm in Göttingen zu studieren. 123


Das Jahr in Cambridge war verheerend gewesen. Wegen des Vorfalls mit dem »vergifteten Apfel« wäre Oppenheimer beinahe der Universität verwiesen worden. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er intellektuell nichts Hervorragendes geleistet. Und seine besten Freunde waren mehrfach zu Zeugen seiner psychischen Instabilität geworden. Doch er hatte die Depressionen des Winters überstanden und war nun bereit, sich gänzlich neuen intellektuellen Herausforderungen zu stellen. Er selbst sagte dazu: »Als ich nach Cambridge kam, stand ich vor dem Problem, mit einer Frage konfrontiert zu sein, auf die niemand eine Antwort wusste – aber ich wollte mich der Frage nicht stellen. Als ich von Cambridge wegging, wusste ich nicht, wie ich sie stellen sollte, aber ich wusste, dass ich es tun musste. Das war die Veränderung, die sich in diesem Jahr abgespielt hat.« Damals sei er noch »an allen Fronten voller böser Ahnungen über mich selbst« gewesen, »aber ich wusste genau, dass ich theoretische Physik betreiben wollte, wenn ich das könnte … Ich fühlte mich der Verantwortung enthoben, ins Labor zurückzugehen. Ich war nicht gut, ich habe niemandem etwas Gutes getan, und ich war freudlos. Und hier war etwas, das ich unbedingt versuchen wollte.« 124