Unser Atommonopol ist wie eine Eistorte, die in der Sonne schmilzt …
J. Robert Oppenheimer
Am 29. August 1949 zündete die Sowjetunion auf ihrem Testgelände im abgelegenen Kasachstan heimlich eine Atombombe. Neun Tage später fing ein amerikanisches B-29-Aufklärungsflugzeug, das, ausgerüstet zur Überwachung der Atmosphäre, über dem Pazifik patrouillierte, in einem Filter radioaktive Spuren auf, die auf die Explosion hinwiesen. Am 9. September wurde die Nachricht an hochrangige Beamte der Regierung Truman übermittelt. Niemand wollte es glauben, Truman blieb skeptisch bis zuletzt. Zur Klärung sollte eine Expertengruppe die Proben analysieren. Bezeichnenderweise wählte das Verteidigungsministerium Vannevar Bush zum Leiter des Gremiums. Dieser wandte ein, er fände es vernünftiger, wenn Oppenheimer eine solche technische Expertengruppe leitete. Ein General der Air Force erklärte ihm jedoch, sie zögen ihn als Vorsitzenden vor.
Bush fügte sich, sorgte aber dafür, dass auch Oppenheimer in das Gremium berufen wurde. Der war gerade von Perro Caliente zurück, als ihm Bush die Nachricht übermittelte. 914 Die Experten tagten am 19. September 1949, fünf Stunden lang. Bush führte den Vorsitz, doch Oppenheimer lenkte die Fragen, und gegen Mittag war man sich einig, dass tatsächlich ein Atombombentest stattgefunden hatte, von den Amerikanern »Joe-1« genannt. Die Beweise sprachen auch dafür, dass es sich um einen Nachbau handelte, Joe-1 musste der Plutoniumbombe des Manhattan-Projekts sehr ähnlich sein.
Am nächsten Tag unterrichtete David Lilienthal den Präsidenten über die Schlussfolgerungen der Expertenrunde. Dringend riet er Truman zur Veröffentlichung der Nachricht. Doch der zeigte sich uneinsichtig: Er glaube noch immer nicht daran, dass die Sowjets überhaupt eine Bombe hätten. Wie er Lilienthal erklärte, wollte er die Veröffentlichung aufschieben, um sich die Sache noch einmal zu überlegen. Als Oppenheimer davon erfuhr, mochte er das nicht glauben. Man habe, sagte er entsetzt zu Lilienthal, eine Chance vertan. Man hätte die Initiative ergreifen müssen. 915 Erst drei Tage später verkündete Truman, in der Sowjetunion habe eine Atomexplosion stattgefunden. Noch immer zweifelnd, vermied er das Wort Bombe. Doch ein entsetzter Edward Teller meldete sich bei Oppenheimer und fragte: »Was tun wir jetzt?« Oppenheimer reagierte lakonisch: »Mach die Pferde nicht scheu.« 916
Im Herbst sagte er einem Journalisten von Life : »Mit der Operation Joe erfüllt sich nur, was zu erwarten stand.« 917 Er hatte nie daran geglaubt, dass das amerikanische Atommonopol lange bestehen werde. »Eine Eistorte, die in der Sonne schmilzt«, hatte er es bereits ein Jahr zuvor in der Time genannt. 918 Nun hoffte er, dass die Existenz einer sowjetischen Bombe Truman zu einem Kurswechsel veranlassen und er die Bemühungen von 1946 wieder aufgreifen werde, zu einer internationalen Kontrolle der Nukleartechnik zu kommen. Zugleich aber fürchtete er Überreaktionen der Regierung. In manchen Kreisen, so hatte er gehört, werde bereits von einem Präventivkrieg gesprochen. 919 Lilienthal fand seinen Freund »beunruhigt, gezeichnet«, voll hektischer Energie. Zu Lilienthal habe er gesagt: »Diesmal dürfen wir nicht patzen; diesmal könnten wir das Miasma der Geheimhaltung beenden.« 920
Oppenheimer fand die Obsession, mit der die Trumanregierung an der Geheimhaltung festhielt, irrational und kontraproduktiv. Seit einem Jahr hatten er und Lilienthal versucht, den Präsidenten und seine Berater zu größerer Offenheit in Fragen der Nukleartechnik zu bewegen. Nun, da die Sowjets über die Bombe verfügten, gab es eigentlich keinen vernünftigen Grund mehr für eine so extreme Geheimhaltungspolitik. Im GAC erklärte Oppenheimer, er hoffe, dass die Fortschritte der Sowjets die Vereinigten Staaten dazu bringen würden, »eine rationalere Sicherheitspolitik« zu betreiben. 921
Während Oppenheimer noch vor drastischen Reaktionen warnte, begannen die Gesetzgeber vom Capitol Hill bereits über Maßnamen gegen die sowjetischen Fortschritte zu diskutieren. Nach wenigen Tagen genehmigte Truman den Vorschlag der Vereinigten Stabschefs, die Produktion von Atomwaffen zu erhöhen. Im Juni 1948 hatten die Vereinigten Staaten über 50 Atombomben verfügt, nun aber stieg diese Zahl rasch: Im Juni 1950 waren es bereits rund 300. 922 Und dies war erst der Anfang. Lewis Strauss, Mitglied der AEC, ließ ein Memorandum zirkulieren, in dem er davon ausging, dass die militärische Überlegenheit der Vereinigten Staaten über die Sowjetunion unweigerlich schwinden werde. Einen Begriff der theoretischen Physik nutzend, erklärte er, Amerika könne seine absolute Überlegenheit nur durch einen technischen »Quantensprung« zurückgewinnen. Die Nation brauche ein Blitzprogramm zum Bau der Superbombe, einer thermonuklearen Fusionsbombe. 923
Dass eine solche Superbombe tatsächlich zu bauen sei, erfuhr Truman erst im Oktober 1949, 924 und zunächst beunruhigte ihn das. Oppenheimer stand diesem Plan stets skeptisch gegenüber. »Ich bin mir nicht sicher, dass dieses unselige Ding funktionieren wird«, schrieb er an Conant, »und dass man es anders zu einem Ziel bringen kann als mit einem Ochsenkarren« – er dachte, die Bombe werde zu groß sein, um sie mit einem Flugzeug zu transportieren. 925 Zutiefst beunruhigt von den ethischen Fragen, die der Einsatz einer Waffe aufwarf, deren Zerstörungskraft tausendmal stärker ist als die einer einfachen Atombombe, hoffte er, dass die Konstruktion der Superbombe technisch scheitern werde. Noch erschreckender als die durch Atomspaltung wirksame Atombombe erschien ihm, dass die Superbombe, deren Zerstörungsenergie durch Kernverschmelzung freigesetzt wird, den nuklearen Rüstungswettlauf weiter anheizen würde. Physikalisch ahmt diese Waffe die Reaktionen im Inneren der Sonne nach, was bedeutet, dass die Kernfusionen keine physikalische Grenze haben. 926 Durch Hinzufügen weiterer Wasserstoffatome ließe sich die Explosionskraft immer weiter steigern. Mit einer Superbombe beladen, könnte ein Flugzeug innerhalb von Minuten Millionen Menschen töten. Zu groß für irgendeines der bekannten militärischen Ziele, war sie eine Waffe des unterschiedslosen Massenmords. Die Möglichkeit einer solchen Waffe schreckte Oppenheimer ebenso sehr, wie sie die Phantasien beflügelte, denen verschiedene Air-Force-Generäle, die Bombenbefürworter im Kongress und die Wissenschaftler nachhingen, die Tellers ehrgeizige Pläne unterstützten.
Schon im September 1945, nach Nagasaki, hatte Oppenheimer einen geheimen Bericht für ein wissenschaftliches Beratergremium verfasst, dem Arthur Compton, Ernest Lawrence, Enrico Fermi und er selbst angehörten. Darin heißt es: »Es sollten zur gegenwärtigen Zeit keine derartigen Anstrengungen [zum Bau der H-Bombe] unternommen werden.« Zwar sollte man die Möglichkeit, eine solche Waffe zu entwickeln, »nicht vergessen«, doch deren Entwicklung sei kein Imperativ. Offiziell äußerte Oppenheimer keine moralischen Bedenken. Doch Compton schrieb – auch im Namen von Oppenheimer, Lawrence und Fermi – an Henry Wallace. »Wir glauben, dass diese Entwicklung [die H-Bombe] nicht vorangetrieben werden sollte, vor allem weil wir der Verteidigung in einem Krieg den Vorrang vor einem Sieg einräumen sollten, der nur auf Kosten einer unendlichen menschlichen Katastrophe zu erzielen wäre, die der entschlossene Einsatz der Bombe verursachen würde.« 927
In den folgenden vier Jahren veränderte sich viel. Die Beziehungen zur Sowjetunion verschlechterten sich, die Atomwaffen wurden zum Rettungsanker der sich entwickelnden US-Politik des Containment, und das atomare Waffenarsenal der Vereinigten Staaten wuchs auf über hundert Bomben, die zudem immer größer wurden. Damit stellte sich die Frage, welche Folgen es für Amerikas Sicherheit hätte, wenn diese neue, gigantische Waffe gebaut würde.
Am 9. Oktober 1949 fuhr Oppenheimer nach Cambridge, Massachusetts, zu einem Treffen des Harvard Board of Overseers, in das er im Frühjahr gewählt worden war. Er wohnte bei Conant in der Quincey Street, so dass er und der Universitätspräsident Gelegenheit fanden zu einer »langen und schwierigen Diskussion, in der es, zum Glück, einmal nicht um Harvard ging«. Die beiden Freunde wussten, dass sie sich beim Treffen des GAC Ende des Monats mit einer Empfehlung zur Superbombe würden befassen müssen. Verständlich also, dass sie sich über ihre Sorgen austauschten; und dies wird wohl auch die Gelegenheit gewesen sein, in der Conant zu Oppenheimer sagte, das man die Wasserstoffbombe »nur über meine Leiche« werde bauen können. Er war entsetzt darüber, dass ein zivilisiertes Land auch nur daran dachte, eine derart abscheuliche, mörderische Waffe einzusetzen, die er nur als Völkermordmaschine bezeichnen konnte. 928
Am 21. Oktober, nachdem er über den aktuellen Stand der thermonuklearen Forschungen unterrichtet worden war, setzte sich Oppenheimer hin und schrieb einen langen Brief an »Uncle Jim«, wie James Conant unter Freunden genannt wurde. Technisch sei die Superbombe »noch nicht viel weiter gediehen als vor sieben Jahren, als wir das erste Mal darüber sprachen: eine Waffe, von der man weder Konstruktion noch Kosten, Verfügbarkeit und militärischen Wert« kenne. Was sich geändert habe, sei die öffentliche Meinung: »Zwei erfahrene Promoter sind am Werk gewesen, ich meine Ernest Lawrence und Edward Teller. Teller ist schon lange in das Projekt vernarrt; und Ernest ist zu der Ansicht gelangt, dass wir aus der Operation Joe lernen müssten, dass auch die Russen bald eine Superbombe bauen werden und dass wir sie dabei tunlichst überholen sollten.«
Oppenheimer und alle anderen Mitglieder des GAC gingen davon aus, dass die technischen Schwierigkeiten, die mit dem Bau der H-Bombe verbunden waren, noch immer beträchtlich waren. Doch ebenso besorgt war Oppenheimer über die politischen Folgen der Superbombe: »Was mich beunruhigt, ist der Umstand, dass dieses Ding die Phantasie der Kongressleute und der Militärs zu fesseln scheint und sich ihnen offenbar als Antwort auf das Problem darbietet, vor das uns die russischen Fortschritte gestellt haben. Es wäre töricht, sich der Forschungsarbeit für diese Waffe in den Weg zu stellen. … Aber dass wir dazu genötigt werden, dies [den Bau der Bombe] als den Weg zu betrachten, unser Land und den Frieden zu retten, scheint mir große Gefahren heraufzubeschwören.« 929
Am 28. Oktober 1949 mittags um zwei eröffnete Oppenheimer im Konferenzsaal der AEC die – seit Januar 1947–18. Sitzung des GAC. Drei Tage lang folgten Isidor Rabi, Enrico Fermi, James Conant, Oliver Buckley (der Vorstand der Bell Telephone Laboratories), Lee DuBridge, Hartley Rowe (Direktor bei der United Fruit Company) und Cyril Smith den Vorträgen von Experten wie George Kennan und General Omar Bradley und versuchten sich ein Bild über die Vorzüge der Bombe zu machen. 930 An einigen dieser Anhörungen nahmen auch die AEC-Mitglieder Lewis Strauss, Gordon Dean und David Lilienthal teil. Alle Anwesenden waren der Meinung, die Truman-Regierung müsse eine konkrete Antwort auf die sowjetischen Fortschritte finden. Lilienthal notierte in sein Tagebuch, nach ihrem Auftritt könne man Ernest Lawrence und andere Verfechter der Superbombe »nur als begeistert von den Aussichten und ›blutrünstig‹ bezeichnen. Diese Männer glauben, es gebe nichts, worüber man nachdenken müsse.« 931 Kurz vor dem offiziellen Sitzungsbeginn hatte Oppenheimer einen Brief des Chemikers Glenn Seaborg erhalten, eines GAC-Mitglieds, der nicht persönlich teilnahm. 1954 hielt man Oppenheimer vor, er habe diesen Brief den anderen Mitgliedern vorenthalten; Cyril Smith widersprach dem. Jeder habe Seaborgs Schreiben gesehen. Seaborg neigte zu der Ansicht, dass das Land die H-Bombe entwickeln müsse: »Auch wenn ich die Aussicht bedaure, dass unser Land solche enormen Anstrengungen auf sich nehmen muss, muss ich gestehen, dass es mir unmöglich war, dies zum Grund dafür zu machen, dass wir es nicht tun sollten. … Ich müsste schon einige gute Argumente hören, bevor ich den Mut zu der Empfehlung aufbringen könnte, kein solches Programm auf den Weg zu bringen.« 932
Oppenheimer hatte sich, in Anbetracht seiner Rolle als Vorsitzender, entschlossen, die eigenen Argumente erst vorzutragen, wenn sich alle anderen geäußert hatten. DuBridge fiel das auf: »Er ließ nie erkennen, was er dachte. Reihum sprachen alle am Tisch, jeder trug seine Ansicht vor, und alle ablehnend.« 933 Lilienthal hörte Conant murmeln: »Wir haben einen Frankenstein gebaut« – als sei es Wahnsinn, einen zweiten zu bauen. Während des gesamten Wochenendes folgte Oppenheimer Conants Führung. Ausführlich wurden die moralischen Implikationen des geplanten Programms debattiert. Conant argumentierte, wie Lilienthal festhielt, »eindeutig moralisch«. Buckley, der zwischen der A- und der H-Bombe in moralischer Hinsicht keinerlei Unterschied gelten lassen wollte, habe er entgegengehalten: »Es gibt Grade der Moralität.« Und als Strauss darauf hingewiesen habe, die Entscheidung falle letztendlich sowieso in Washington und nicht durch Volkes Stimme, habe Conant erwidert: »Ob man daran festhalten wird, hängt wohl davon ab, wie das Land die Sache moralisch bewertet. … Kann man diese Frage geheim halten, ich meine, den Umstand, dass man über so etwas überhaupt nachdenkt?« 934
Am Sonntagmorgen dann hatte sich ein Konsens eingestellt: Alle acht anwesenden GAC-Mitglieder sprachen sich aus wissenschaftlichen, politischen und moralischen Gründen gegen ein Blitzprogramm zur Entwicklung der Superbombe aus. Rabi und Fermi schränkten ihre Ablehnung der Waffe – sie nannten sie »eine üble Sache, gleich in welchem Licht betrachtet« – mit dem Vorschlag ein, Amerika möge »die Völker der Welt einladen, sich uns in einer feierlichen Verpflichtung anzuschließen«, die Waffe nicht zu bauen. Oppenheimer spielte mit dem Gedanken diesem Vorschlag zuzustimmen. Zuletzt stimmte die Mehrheit im GAC gegen ein beschleunigtes Programm zum Bau der Wasserstoffbombe: Sie sei weder zur Abschreckung notwendig noch erhöhe sie Amerikas Sicherheit.
Oppenheimer war, pragmatisch argumentierend, auch der Frage nachgegangen, »ob die Superbombe billiger oder kostspieliger als die Fissionsbombe« sein werde. Doch aus dem GAC-Bericht geht eindeutig hervor, dass Atomwaffenpolitik, sofern sie die Vernichtung des Lebens auf der Erde möglich mache, nicht länger allein militärisch und wissenschaftlich-technisch, nicht in einem moralischen Vakuum diskutiert werden dürfe. »Der Einsatz dieser Waffe«, so das Fazit des Berichts, »wird die Vernichtung unzähliger Menschenleben bewirken. Es ist keine Waffe, die ausschließlich zur materiellen Zerstörung von militärischen und halbmilitärischen Einrichtungen eingesetzt werden kann. Darum treibt sie die Politik der Auslöschung ziviler Bevölkerungen noch sehr viel weiter als die Atombombe.« 935
Oppenheimer gab zu bedenken, dass die Superbombe einfach zu groß sei – oder, umgekehrt betrachtet, jedes militärische Ziel für diese thermonukleare Waffe »zu klein«. Die Hiroshimabombe hatte die Explosionskraft von 15 Kilotonnen TNT entfaltet; eine thermonukleare Bombe dagegen – wenn sie denn machbar wäre – würde mit der Gewalt von 100 Millionen Tonnen TNT explodieren. Ohne weiteres könne sie eine Fläche von 500 bis 2500 Quadratkilometern oder mehr zerstören, damit also »zu einer Waffe des Völkermords« werden. Selbst wenn sie nie eingesetzt würde, könnte der bloße Umstand, dass sich eine solche Waffe in den Arsenalen der Vereinigten Staaten befinde, deren Sicherheit gefährden: »Die Existenz einer solchen Waffe in unserem Waffenbestand wird weitreichende Folgen für die Weltmeinung haben.« Auch wohlmeinende Menschen könnten auf den Gedanken kommen, Amerika sei bereit, eine globale Katastrophe in Erwägung zu ziehen. »Darum glauben wir, dass die psychologische Wirkung unserer Verfügungsmacht über diese Waffe unseren Interessen entgegensteht.« 936
Wie Rabi, Conant und die anderen hoffte auch Oppenheimer, dass die Superbombe »nie gebaut« werde – und dass der Verzicht, sie zu bauen, die Möglichkeit eröffne, die Rüstungskontrollgespräche mit den Russen wieder aufzunehmen. »Die Menschheit wäre sehr viel besser dran ohne die Demonstration der Möglichkeit, eine solche Bombe zu bauen …«
Wie McGeorge Bundy später festhielt, argumentierten die Autoren des GAC-Berichts für Rüstungskontrollverhandlungen in einer Form, in der sie schließlich in den 1970er Jahren tatsächlich geführt wurden. 1949 blieb die Frage offen, was denn zu tun wäre, wenn sich die Russen nicht auf Verhandlungen einließen. Was, wenn sie die Superbombe als Erste bauen würden? Jedenfalls hätten sie die Bombe testen müssen; Bombenbau ohne Test war unmöglich. Und ein solcher Test könne niemals unentdeckt bleiben: »Dem Argument, dass die Russen diese Waffe erfolgreich entwickeln könnten, entgegnen wir, dass sie sich auch dann nicht davon abschrecken lassen werden, wenn wir dies unternehmen. Sollten sie diese Bombe gegen uns einsetzen, wären Vergeltungsschläge mit unserem großen Vorrat an Atombomben ebenso wirkungsvoll wie der Einsatz einer Superbombe.« 937
Weil aber kein Ziel groß genug sei, um die Bombe militärisch sinnvoll einzusetzen, wäre es militärisch effektiver und auch wirtschaftlicher, die Produktion kleiner, taktischer Atomwaffen zu beschleunigen. Zusammen mit dem Aufbau konventioneller Streitkräfte in Europa böten solche atomaren »Gefechtswaffen« eine Abschreckung gegen jeden vorstellbaren sowjetischen Invasionsversuch, die sehr viel wirkungsvoller und glaubwürdiger wäre. 938 Damit entwickelte der GAC-Bericht zum ersten Mal den Gedanken »abgestufter Reaktionen« – die Begründung einer Strategie, die auf ein Atomwaffenarsenal baute, das differenziert für bestimmte Aufgaben entwickelt wurde, statt im irrationalen Wettlauf der Waffenakkumulation auf Abschreckung durch bloße Masse zu setzen.
Oppenheimer war mit dem Ergebnis zufrieden. Katherine Russell, seine Sekretärin, sah das anders. Nachdem sie den Schlussbericht getippt hatte, prophezeite sie: »Damit werden Sie sich eine Menge Ärger einhandeln.« 939 Zunächst aber erfuhr er zu seiner Befriedigung, dass die Mitglieder der AEC den Empfehlungen mehrheitlich gefolgt waren: Gegen das Blitzprogramm votierten Lilienthal, Pike und Smyth, dafür stimmten Strauss und Dean.
Oppenheimer, unverbesserlich naiv, glaubte die Schlacht gewonnen. Doch schon bald starteten Teller, Strauss und andere eine Gegenoffensive. Der Bericht mache ihn krank, erklärte Senator Brien MacMahon, dem ein Krieg mit den Sowjets unausweichlich schien. Einem entsetzten Lilienthal erklärte er, die Vereinigten Staaten sollten die Sowjets »vom Erdboden verschwinden lassen, und zwar schnell, bevor sie das Gleiche mit uns machen«. Ähnlich ließ sich Admiral Sidney Souers vernehmen: »Entweder wir tun es, oder wir warten, bis sie uns eine [Bombe] auf den Kopf werfen, ohne Vorwarnung.« 940 Derart apokalyptische Visionen waren verbreitet unter den Politikern Washingtons. In der Debatte um die Bombe entfesselte sich die geballte Hysterie des Kalten Krieges, und das politische Washington spaltete sich in zwei Lager: Wettrüster und Rüstungskontrolleure.
Als Reaktion darauf beauftragte Präsident Truman David Lilienthal, den Vorsitzenden der AEC, Verteidigungsminister Louis Johnson und Außenminister Dean Acheson, sich noch einmal mit der Angelegenheit zu befassen und eine abschließende Empfehlung vorzulegen. Lilienthal war ein entschiedener Gegner der Bombe, Johnson war dafür, Acheson zeigte sich unentschieden, wusste als Mann mit wachen politischen Instinkten jedoch, was das Weiße Haus erwartete. Er sprach mit Oppenheimer und fasste dessen nuancierte Überlegungen simplifizierend zusammen: »Wissen Sie, ich habe ihm so genau zugehört, wie ich nur kann, und habe doch nicht verstanden, was Oppie sagen wollte. Wie kann man einen paranoiden Gegner dazu bringen abzurüsten, indem man es ihm vormacht?« 941
Achesons offensichtliche Skepsis zeigte Oppenheimer, wie wenig Verbündete er in der Regierung hatte. Einer, auf den er sich verlassen konnte, war George Kennan, der Architekt der amerikanischen Containmentpolitik, der besorgt verfolgte, wie diese immer weiter militarisiert wurde. Endgültig desillusionierte ihn, dass die Regierung Truman, entgegen ihren Vereinbarungen mit der Sowjetunion, in Westdeutschland eine unabhängige Regierung installierte. Im September 1949 kündigte er seinen Rücktritt an. 942
Zum ersten Mal getroffen haben sich Kennan und Oppenheimer 1946, bei einer Vorlesung im War College; dazu Kennan: »Er trug seinen üblichen braunen Anzug mit viel zu langen Hosen, wirkte eher wie ein graduierter Physikstudent als ein Mann von Rang. Er schlurfte zum Rand des Podiums und sprach ohne Notizen, ich denke, 40 oder 45 Minuten lang, mit einer derart verblüffenden Präzision, dass niemand wagte, eine Frage zu stellen.« 943
In den Jahren 1949/50 entwickelten die beiden eine enge Freundschaft. Am 16. November 1949, während der Debatte über die Super, kam Kennan nach Princeton, und die beiden sprachen ausführlich »über den aktuellen Stand der Atomfrage«. Es war, wie Oppenheimer sagte, ein inspirierendes Gespräch, Kennans Ansichten seien »nicht doktrinär«, sondern »verständig«: Er wollte dem Präsidenten raten, den Sowjets im Hinblick auf den Bau der Super ein Moratorium vorzuschlagen. Einen Tag nach dem Gespräch schrieb ihm Oppenheimer: »Mir erscheinen Ihre Vorschläge vernünftig«, man müsse sich aber auf das Argument einstellen, »dass die Vorschläge zu gefährlich sind«. 944
Daraufhin machte sich Kennan daran, eine Erklärung zu entwerfen, mit der der Präsident die Entscheidung, »gegenwärtig« keine H-Bombe zu bauen, öffentlich ankündigen könnte. Die Kernargumente des GAC geschickt zusammenfassend, skizzierte Kennan drei knappe Gründe dafür, vom Bau einer Waffe mit »nahezu unbegrenzter Zerstörungskraft« abzusehen. Erstens: »Diese Waffe kann unmöglich rein militärisch eingesetzt werden.« Zweitens: »So etwas wie absolute Sicherheit gibt es nicht«, zudem sei das atomare Waffenarsenal des Landes ausreichend wirkungsvoll, um von jeder Art des Angriffs abzuschrecken. Drittens: »Wenn wir einen solchen Weg einschlagen, wird dies, wie wir finden, die andere Seite gewiss nicht abschrecken, es uns gleichzutun.« Das gelte umso mehr für den Bau der Superbombe. Dieser Entschluss werde die Gegenseite ganz sicher dazu bringen nachzuziehen. 945
Die Rede wurde nie gehalten, doch in den folgenden sechs Wochen erweiterte Kennan den Text zu einem achtzigseitigen Bericht zur Frage der Atomwaffen insgesamt. Einen frühen Entwurf zeigte er Oppenheimer, der ihn »durch und durch bewundernswert« fand. 946 Kennan nannte das Papier später »eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste aller Dokumente, die ich je im Regierungsdienst geschrieben habe«. Er wusste, welche Kontroversen er damit auslösen würde, doch am 20. Januar 1950 übergab er den Bericht als »persönliches Memorandum« an Außenminister Acheson.
Unter dem Titel »Memorandum: Die internationale Kontrolle der Atomenergie« stellte er die Grundannahmen in Frage, denen die Regierung Truman im Hinblick auf die Bombe und die Sowjetunion folgte. Oppenheimers Standpunkt übernehmend, legte er dar, dass die Atombombe gerade darum gefährlich sei, weil man sie als relativ preiswertes Heilmittel gegen die sowjetische Bedrohung ansah. Die Militärs griffen begierig nach der Superbombe, die sie als Antwort auf die russische Verfügung über Atomwaffen betrachteten: »Ich fürchte, dass die Atombombe mit der vagen und hochgefährlichen Aussicht, ›entscheidende‹ Resultate zu bewirken …, grundsätzliche Probleme der Menschheit einfach lösen zu können, das Verständnis der Dinge verhindert, die entscheidend sind für eine saubere, klare Politik, und uns dazu führen wird, unsere nationale Stärke zu missbrauchen und zu vergeuden.« Die Vereinigten Staaten dürften – auch dahinter steht eines von Oppenheimers Argumenten – die Atomwaffen nicht zum Kernstück ihrer nationalen Verteidigung machen. Für die Verteidigungsfähigkeit seien sie »überflüssig«; nur weil »unsere Gegner« diese Waffe einsetzen könnten, sei man gezwungen, an dieser Option festzuhalten. 947 Und noch eine Idee Oppenheimers griff Kennan auf. Man müsse den Sowjets demonstrieren, dass der Westen bereit sei, ausreichend Truppen und konventionelle Waffen in Westeuropa zu stationieren, um jeden möglichen Angriff abzuwehren. Mit der konventionellen Abschreckung schaffe sich Washington die Möglichkeit, sich zu einer Politik zu verpflichten, die den »Ersteinsatz« atomarer Waffen ausschließe. Amerika solle »so rasch wie möglich und ohne auf einem tiefgreifenden Wandel im Sowjetsystem zu bestehen, damit beginnen, die [Atomwaffen] aus der nationalen Rüstung zu entfernen«. 948
Kennan hat, wie er im Gespräch mit Sherwin sagte, Stalins Regime als verwerfliche Tyrannei betrachtet, den Vorsitzenden aber nicht für leichtsinnig gehalten: »Ich war fest davon überzeugt, dass sie den Hals voll hatten vom Krieg. Stalin wollte keinen weiteren großen Krieg.« Strategische Erwägungen seien es gewesen und nicht das Atommonopol der Vereinigten Staaten, was in den Jahren 1945–1949 einen sowjetischen Überfall auf Westeuropa verhindert hätte. Zudem sei die Sowjetunion der politisch und wirtschaftlich schwächere der beiden Gegner gewesen; langfristig hätte Amerika das Sowjetsystem mit diplomatischen Mitteln und »umsichtiger Ausnutzung unserer Stärke als Abschreckungsmittel« zermürben können. 949
Oppenheimer hätte sehr wohl Koautor von Kennans »persönlichem Papier« sein können, so stark bezog es sich auf seine Argumente. Beide beobachteten sie, wie es aufgenommen wurde, beide sahen sie das Barometer fallen: Schwere politische Stürme drohten. Das Papier zirkulierte im Außenministerium, und alle , die es lasen, lehnten es ab. Acheson bestellte Kennan in sein Büro und erklärte ihm: »George, wenn Sie auf Ihren Ansichten in dieser Angelegenheit beharren, sollten Sie aus dem auswärtigen Dienst ausscheiden, eine Mönchskutte anlegen, sich mit der Blechbüchse an eine Straßenecke stellen und rufen: Das Ende der Welt ist nahe!« Acheson dachte nicht daran, Präsident Truman das Papier vorzulegen. 950
Es wurde immer klarer, woher der Wind wehte: Teller würde sich durchsetzen. Noch hoffte Oppenheimer, dass sich die technischen Schwierigkeiten beim Bau einer thermonuklearen Waffe als unüberwindlich erweisen würden. »Lasst Teller und [John] Wheeler nur machen«, soll er gesagt haben, »lasst sie sich blamieren.« 951 Am 29. Januar 1950, während einer Konferenz der American Physical Society in New York, stieß er auf Teller; Oppenheimer räumte ein, dass er nun davon ausgehe, dass Präsident Truman seine Empfehlung übergehen werde. Ob Oppenheimer dann nicht nach Los Alamos zurückkehren und an der Superbombe arbeiten werde? »Ganz sicher nicht«, blaffte Oppenheimer. 952
Am Tag darauf, wegen einer Sitzung des GAC noch immer in Washington, entschloss er sich, an einer Sondersitzung des JCAE teilzunehmen. »Ich dachte, es wäre feige von mir, nicht herzukommen und mich Ihren Fragen zu den Punkten zu stellen, an denen wir Ihrer Meinung nach falsch liegen«, erklärte er dem externen Beirat der AEC. 953 Er gab sich höflich resigniert. Auf die Frage, was denn geschehen würde, wenn die Russen die Waffen hätten, die Vereinigten Staaten aber nicht, antwortete er: »… dann sind wir schlecht dran. Doch wenn die Russen die Waffe haben und wir auch, sind wir noch immer schlecht dran.« Der springende Punkt sei, dass »wir, indem wir diesen Weg einschlagen, etwas tun, das ihre Entwicklung [der Bombe] beschleunigt und unausweichlich macht«. Er verließ die Runde mit dem Wissen, dass er niemanden hatte überzeugen können. 954
Am 31. Januar 1950 gingen Lilienthal, Acheson und Verteidigungsminister Louis Johnson vom Außenministerium hinüber ins Oval Office. Kaum hatte Lilienthal seinen Vortrag dort begonnen, unterbrach ihn Truman mit der Frage: »Können es die Russen schaffen?« Und als seine drei Besucher nickten, sagte er: »In diesem Fall haben wir keine Wahl. Wir machen uns daran.« In sein Tagebuch schrieb Lilienthal, eindeutig habe sich Truman »entschieden, bevor wir auch nur einen Fuß in der Tür hatten«. Einige Monate zuvor hatte er den Präsidenten gewarnt, die Demagogen im Kongress würden versuchen, ihn zu zwingen, das mit der Bombe anzupacken. Damals noch versicherte Truman: »Mit Großaktionen kann man mich nicht zwingen.« Und nun hatte er, der angeblich von Blitzaktionen nichts hielt, Lilienthal genau sieben Minuten gegeben. Ebenso gut hätte er versuchen können, eine Dampfwalze mit einem »Nein« zu stoppen. Noch am gleichen Abend verkündete Truman in einer Rundfunkansprache, die gewiss schon länger vorbereitet worden war, den Start eines Programms, das die »technische Machbarkeit einer thermonuklearen Waffe« untersuchen solle. 955
Am Ende des Jahrzehnts war das Arsenal amerikanischer Atomwaffen von einigen 300 Gefechtsköpfen auf fast 18000 angewachsen. In den folgenden fünfzig Jahren stellten die Amerikaner über 70000 Atombomben und Geschosse her und gaben für ihr Nuklearprogramm atemberaubende 5,5 Billionen Dollar aus. 956 Im Rückblick ist klar zu erkennen, dass die Entscheidung für die Wasserstoffbombe einen Wendepunkt im Wettrüsten des Kalten Kriegs markiert hat; doch auch damals deutete sich das bereits an: Wie Oppenheimer war auch Kennan völlig »entsetzt«, und der empörte Rabi sagte: »Das habe ich Truman nie verziehen.« 957
Aus der Minutensitzung im Oval Office brachte Kennan auch die Forderung des Präsidenten mit, dass alle beteiligten Wissenschaftler von weiteren öffentlichen Diskussionen seiner Entscheidung absehen sollten. 958 Bitter enttäuscht erwog Oppenheimer, seine Mitarbeit im GAC aufzugeben. Acheson, der fürchtete, Oppenheimer und Conant könnten ihren Standpunkt in die Öffentlichkeit tragen, warnte den Präsidenten von Harvard: »Bringt den Laden nicht durcheinander!« 959 Conant gab dies an Oppenheimer weiter: Jede öffentliche Debatte stehe »im Widerspruch zu den nationalen Interessen«. Also spielte Oppenheimer erneut die Rolle eines loyalen Unterstützers. Er trat nicht zurück, dies wäre, wie er später zu Protokoll gab, zu dieser Zeit unverantwortlich gewesen, denn der Rücktritt hätte »eine Debatte über eine Angelegenheit befördert, die entschieden war«. 960 Conant schrieb einem Freund, Oppenheimer sei wohl aus dem gleichen Grund nicht zurückgetreten wie er selbst: »Ich wollte nichts tun, was den Eindruck erweckt hätte, dass wir keine guten Soldaten sind.« Im Rückblick bedauere er das, beide hätten sie umgehend zurücktreten müssen. 961
Wie anders, wie viel besser wäre Oppenheimers Leben verlaufen, hätte er sich zu diesem Schritt durchgerungen. Doch er tat es nicht, reihte sich, wie Conant auch, wieder ein. Allerdings konnte er seine Verachtung für jene nicht verbergen, die diese Entscheidung durchgedrückt hatten. Noch am Abend von Trumans Ankündigung fühlte er sich verpflichtet, an einer Party im Shoreham Hotel teilzunehmen: der Feier des 45. Geburtstags von Strauss. Als der Kolumnist Ernest K. Lindley Oppenheimer einsam und düster in einer Ecke stehen sah, ging er zu ihm: »Besonders fröhlich scheinen Sie nicht.« Nach einer langen Pause habe Oppenheimer gemurmelt: »Das sind die Plagen von Theben.« Strauss wollte dem berühmten Physiker Sohn und Schwiegertochter vorstellen, Oppenheimer gab ihnen kurz die Hand und ging wortlos davon. 962
Die Entscheidung für die Wasserstoffbombe wurde hinter verschlossenen Türen getroffen, ohne öffentliche Debatte und ohne, wie Oppenheimer glaubte, eine verantwortliche Bewertung der Folgen. Geheimhaltung war zur Dienstmagd einer von Unwissen bestimmten Politik geworden. Grund genug für Oppenheimer, sich gegen die Geheimpolitik zu wenden. Am 12. Februar 1950 musste Strauss zu seinem Ärger mit ansehen, dass Oppenheimer nicht nur als Gast zur ersten Sendung von Eleanor Roosevelts Sonntagmorgen-Talk geladen war, sondern die Gelegenheit auch noch nutzte, sich gegen die Art zu wenden, wie die Entscheidung für die H-Bombe gefallen war. Dies sind, sagte er vor laufender Kamera, »komplexe technische Dinge, doch sie rühren an den Grundlagen unserer Moral. Es ist eine gravierende Gefahr, dass solche Entscheidungen aufgrund von Fakten fallen, die unter Geheimhaltung stehen.« Strauss empfand diese Worte als offene Herausforderung des Präsidenten – und er sorgte dafür, dass das Weiße Haus eine Mitschrift von Oppenheimers Worten erhielt. 963
Im Sommer wiederholte Oppenheimer diesen Hinweis auf geheim gehaltene Fakten im Bulletin of the Atomic Scientists . Eine solche Politik sei weder notwendig noch klug: »Dem Feind nutzen die relevanten Fakten nicht viel, für eine klare politische Einschätzung der Lage aber sind sie unabdingbar.« 964 Kein Regierungsmitglied hätte ihm zugestimmt; der Trend lief in die Gegenrichtung, zu noch strikterer Geheimhaltung. Oppenheimers Versuch, mit seinem Prestige als gefeierter Wissenschaftler Washingtons wachsenden Sicherheitsapparat von innen zu beeinflussen, war gescheitert. Er ist nicht zurückgetreten, blieb Insider – und machte sich mit seiner offenen Art bei vielen zunehmend verdächtig.