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Ich wartete immer noch auf meine Mutter, auch wenn ich Steven gegenüber etwas anderes behauptet hatte. Ich wartete darauf, dass sie auf mich zukam, dass sie nachgab. Ich mochte nicht mit der Planung der Hochzeit anfangen, bevor sie nicht doch noch Ja gesagt hatte. Aber als ein Tag nach dem anderen verging und sie jedes Gespräch verweigerte, wurde mir klar, dass ich nicht länger warten durfte.

Gott sei Dank hatte ich ja noch Taylor.

Sie kam mit einem dicken weißen Ordner mit Zeitungsausschnitten und Checklisten und allem Möglichen. »Das habe ich zwar eigentlich alles für meine eigene Hochzeit aufgehoben, aber wir können es ja schon mal für deine nehmen.«

Das Einzige, was ich hatte, war einer der gelben Schreibblöcke meiner Mutter. Auf die erste Seite hatte ich HOCHZEIT geschrieben und darunter eine Liste der Dinge angelegt, die ich erledigen musste. Neben Taylors Ordner nahm sich meine Liste ziemlich dürftig aus.

Wir setzten uns auf mein Bett und verteilten diverse Zettel und Brautmagazine um uns herum. Taylor war ganz in ihrem Element.

»Zuerst das Wichtigste: Wir brauchen ein Kleid für dich«, sagte sie. »Wir haben schon bald August.«

»So bald auch wieder nicht«, wand ich ein.

»O doch. Zwei Monate sind nichts, um eine Hochzeit zu planen. Hochzeitstechnisch gesprochen ist das schon morgen.«

»Also, da es eine ganz schlichte Feier sein soll, sollte das Kleid ja wohl auch ganz schlicht sein.«

Taylor zog die Stirn in Falten. »Wie schlicht?«

»Ganz schlicht. So schlicht wie möglich. Keine Rüschen, nichts Aufgedonnertes.«

Taylor nickte. »Ich seh’s schon genau vor mir. Ganz im Stil von Cindy Crawford bei ihrer Strandhochzeit oder wie Carolyn Bessette.«

»Genau, klingt gut«, sagte ich. Ich hatte keine Ahnung, wie die Kleider der beiden ausgesehen hatten. Ich wusste nicht einmal, wer das sein sollte – Carolyn Bessette. Aber wenn ich erst einmal mein Kleid hatte, würde sich alles viel realer anfühlen, dann würde ich in der Lage sein, mir alles konkret vorzustellen. Im Moment war alles noch sehr abstrakt.

»Was ist mit Schuhen?«

Ich warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Als würde ich mit High Heels über den Strand stöckeln! Ich kann ja schon auf normalem Boden kaum auf hohen Absätzen laufen.«

Taylor ging gar nicht darauf ein. »Und mein Kleid? Was soll deine Brautjungfer tragen?«

Ich schubste ein paar Zeitschriften auf den Boden, damit ich mich auf dem Bett ausstrecken konnte. Ich legte die Beine an der Wand hoch. »Ich dachte an Senfgelb. Aus irgendeinem seidigen Stoff vielleicht.« Taylor hasste Senfgelb.

»Senfgelber Satin«, wiederholte Taylor und bemühte sich sehr, nicht allzu angewidert auszusehen. Ich merkte ihr an, wie hin- und hergerissen sie war zwischen ihrer Eitelkeit und ihrem Credo, wonach die Braut immer recht hat. »Zu Anikas Teint würde das vielleicht ganz gut passen. Ich bin ja mehr der Frühlingstyp, aber wenn ich gleich anfange, mich in die Sonne zu legen, dann könnte es noch klappen.«

Ich lachte. »War doch nur Spaß. Du kannst anziehen, was du willst!«

»Mensch, bist du blöd!« Erleichtert schlug sie mich aufs Bein. »So was von unreif! Und du willst heiraten – ich fass es nicht!«

»Ich auch nicht.«

»Aber irgendwie passt es auch. So nach dem Motto: Unglaublich, aber wahr. Du und Jere, ihr kennt euch ja schon Myriaden Jahre. Es hat einfach so sein sollen.«

»Wie lang sind Myriaden?«

»Endlos.« Mit dem Finger schrieb sie meine Initialen in die Luft. »B. C. + J. F. für immer.«

»Für immer«, echote ich glücklich. Für immer – das könnte ich schaffen. Das könnten wir schaffen, Jere und ich.