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Conrad

 

 

Ich hatte Jere gefragt, ob er mit zum Surfen käme, weil ich mit ihm allein sein wollte. Ich wollte herausfinden, was zum Teufel eigentlich los war. Seit seiner großartigen Ankündigung im Restaurant hatte ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Doch als wir dann tatsächlich allein waren, wusste ich nicht, was ich sagen sollte.

Wir schaukelten auf unseren Surfboards und warteten auf die nächste Welle. Bisher ging es da draußen noch ziemlich ruhig zu.

Ich räusperte mich. »Wie sauer ist Laurel denn?«

»Total sauer«, sagte Jeremiah und zog eine Grimasse. »Belly und sie hatten einen Mordskrach gestern.«

»Vor dir?«

»Ja.«

»Scheiße.« Allerdings war ich nicht überrascht. Es war unmöglich, von Laurel zu erwarten, dass sie für ihre Tochter, die noch keine zwanzig war, mal eben so eine Hochzeitsfeier schmiss.

»Das kannst du laut sagen.«

»Und was sagt Dad zu der Sache?«

Er warf mir einen skeptischen Blick zu. »Seit wann interessiert es dich, was Dad sagt?«

Ich schaute zum Haus hinüber. Ich zögerte einen Moment, dann sagte ich: »Ich weiß nicht. Wenn Laurel dagegen ist und Dad auch, dann solltet ihr es vielleicht lassen. Ich meine, ihr geht beide noch aufs College. Du hast nicht mal einen Job. Bei genauerem Nachdenken ist es irgendwie eine Schnapsidee.« Meine Stimme war immer leiser geworden. Jere durchbohrte mich mit Blicken.

»Halt du dich da raus, Conrad«, sagte er. Er spuckte die Worte regelrecht aus.

»Schon gut. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht … Entschuldigung.«

»Ich habe dich nie nach deiner Meinung gefragt. Das hier geht allein Belly und mich was an.«

»Du hast recht«, sagte ich. »Vergiss es.«

Jeremiah antwortete nicht. Er warf einen Blick über die Schulter und paddelte los. Als die Welle ihren Höhepunkt erreicht hatte, richtete er sich auf und fuhr ans Ufer.

Ich schlug mit der Faust aufs Wasser. Am liebsten hätte ich ihn in den Hintern getreten. Das hier geht allein Belly und mich was an. Was für ein Scheiß!

Er heiratete mein Mädel, und ich konnte nichts dagegen machen. Ich musste einfach zusehen. Weil er mein Bruder war. Und weil ich etwas versprochen hatte. Pass auf ihn auf, Conrad. Ich verlass mich auf dich.