15

»Setzen!« Dr. Brooks zeigte auf zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch. Dex und Addie folgten der Anweisung – wie üblich, während ihre Beraterin auf und ab lief. Ihre Wangen leuchteten so rot wie ihr Batikkleid.

»Stimmt was nicht?«, fragte Addie, die ihren Laptop an sich drückte.

»Das wird der Rektor entscheiden«, blaffte Dr. Brooks und verschränkte angewidert die Arme. »Ich hab ihn angerufen, er ist auf dem Weg hierher.«

Dex pikte Addie in die Rippen. »Gute Arbeit, Emerson.«

Addie schlug sich die Hand an die Brust. »Was hab ich denn gemacht?«

»Frag doch deine Amygdala? Die scheint zurzeit ja das Kommando zu haben.«

Sie hatte es so was von satt, dass er für jedes kleine Problemchen ihr die Schuld gab. »Halt die Klappe.«

Dr. Brooks hörte auf, hin und her zu laufen. »Was ist mit euch beiden?«

»Dexter hat mich eben beschuldigt, in Gegenwart von Kris unkontrollierbare Noradrenalin-Ausschüttungen zu haben«, sagte Addie.

Er stach mit dem Zeigefinger in ihre Richtung. »Erwischt. Kris habe ich gar nicht erwähnt.«

»Aber du hast Amygdala gesagt.« Sie tippte sich an die Schläfe. »Ich weiß, wie dein Gehirn funktioniert.«

»Bitte! Ihr benehmt euch wie Kinder. Die Anschuldigungen wollen wir uns aufsparen, bis …«

Ein höfliches Klopfen an der Tür, und herein kam Rektor Foy in seiner üblichen Sommerbekleidung: dunkelgrünes Academy-355-Golfshirt und Kakihosen. Er runzelte die Stirn, so als wäre er verärgert darüber, aus dem Sonnenschein in das dunkle Büro des Labors gerufen worden zu sein.

»Dr. Brooks.« Er deutete eine Verbeugung an. »Dexter und Adelaide. Ich gehe davon aus, dass es eine vernünftige Erklärung für das hier gibt.«

Da erst bemerkte Addie, dass er zwei Blätter Papier in der Hand hielt. Sie nahm eine aufrechtere Haltung an und korrigierte die Position ihrer Lippen zu einem Ausdruck, der hoffentlich als einer der Unschuld interpretiert wurde.

»Was ist das?«, fragte Dexter.

Dr. Brooks setzte sich auf die Kante ihres Schreibtisches. »Warum sagst du uns das nicht.«

»Ich weiß es nicht. Von hier aus kann ich es nicht sehen.«

Mr Foy reichte ihm das Papier. Addie linste über seine Schulter und bewunderte die geschraubte Behördensprache und die eindrucksvolle Reproduktion des Briefkopfes der Academy 355. Na ja, Reproduktion war vielleicht zu viel gesagt, eher copy and paste.

»Das ist eine Verzichtserklärung, die Carl davon entbindet, die Kletterpartie zu überwachen.« Dex gab sie Addie, die vorgab, sie intensiv zu studieren. »Und?«

»Und wer hat sie an das Büro der Sporthalle geschickt?« Mr Foy pochte mit dem Finger auf die Mailadresse oben auf dem Blatt. Er zeigte das andere Blatt Papier, einen Ausdruck, und fügte hinzu: »Zusätzlich zu der gefälschten Rundmail der Schulleitung?«

»Ich nicht«, sagte Dexter schnell. »Addie vielleicht.«

Dexter würde seine Mutter als Versuchskaninchen an die Pharmaindustrie verkaufen, wenn der Preis stimmt, dachte Addie. »Wie kommst du darauf, dass ich dafür verantwortlich bin? Gibt es in meiner bisherigen Laufbahn auch nur den geringsten Hinweis darauf, dass ich zu einer derartigen Übertretung fähig wäre? Würde ich etwa eine Verzichtserklärung fabrizieren und sie an die Mailadresse der Sporthalle schicken?« Am Ende des Satzes brachte sie noch einen kleinen Schluchzer ein, so wie Tess, wenn sie um Mitgefühl heischte.

»O meine Liebe, selbstverständlich glauben wir nicht, dass du irgendwas damit zu tun hast«, sagte Dr. Brooks beruhigend.

»Warum nicht? Sie war es doch, die Carl gesagt hat, er solle mal seine Mails checken!«, krähte Dex.

Dr. Brooks und der Rektor wechselten unbehagliche Blicke. Mr Foy sagte: »Wenn das zutrifft, werden Sie es erklären müssen, Adelaide.«

»Ich wiederhole«, sagte Addie, »warum sollte ich wider meine Natur handeln, indem ich Betrug begehe?«

Dexter warf die Arme hoch. »Weil Kris Condos es dir schlimm angetan hat und – keine Ahnung – du Carl loswerden wolltest, damit er dir nicht in die Quere kommt. Vielleicht hast du ja die ganze Zeit gewusst, dass Lauren die Wand nicht hochklettern würde – oder du hast es nur gemacht, um Kris’ PEA-Wert in die Höhe schnellen zu lassen.«

Der Junge hatte seine goldgeprägte Einladung zur Mensa-Mitgliedschaft eindeutig nicht bekommen, weil er so blöd war.

Dr. Brooks ging auf Addie los. »Ist das wahr, Adelaide? Hast du für eine eurer Versuchspersonen Gefühle entwickelt?«

»Meine PEA-Werte sind unter Kontrolle, ebenso wie meine Amygdala.« Addie warf Dex einen giftigen Blick zu. »Allerdings muss ich zu meinem Bedauern berichten, dass mein Laborpartner niedrige Beweggründe für seine Behauptungen hat. Und zwar möchte er sein Projekt anstelle von meinem zum Athenian-Award einreichen.«

Jetzt war aller Aufmerksamkeit auf Dex gerichtet. »Was haben Sie dazu zu sagen?«, fragte Mr Foy.

Dex zögerte eine Sekunde, dann platzte er heraus: »Ich bestreite die Anschuldigung, aber nicht den daraus gezogenen Schluss. Addies Experiment ist zwei Mal kompromittiert worden, nicht nur heute an der Kletterwand, sondern auch gestern, als sie die gefälschten Agavenwürmer gegessen hat und Lauren nicht.«

Mr Foy murmelte verstört: »Agavenwürmer?«

»Das erkläre ich später«, sagte Dr. Brooks. »Sonst noch was, Dexter?«

Addies Zehen krümmten sich, als ihr Laborpartner – ehemaliger Laborpartner – begann, sie vor den mächtigsten Menschen der Schule auseinanderzunehmen.

»Ich bedauere, Sie darüber informieren zu müssen, dass es tatsächlich noch mehr gibt. Genauer gesagt, habe ich Kenntnis davon erhalten, dass Addie gestern Abend mit Kris paddeln war.«

Und dass er sich nach der Ausgangssperre durch ein Fenster in mein Zimmer geschmuggelt hat, ergänzte sie stumm. Die Erinnerung an Kris mit den Eisbechern auf ihrem Bett ließ sie leicht erschauern. Zum Glück wusste Dex nichts über diesen kleinen Regelverstoß, sonst wäre sie echt in Schwierigkeiten.

»Abgesehen von Addies Verfehlungen«, sagte er, »hat mein Projekt mehr Substanz als der Versuch zu beweisen, dass Liebesgefühle hervorgerufen …«

»Und vernichtet werden können«, fügte Addie hinzu.

»Mein Projekt zeigt, dass Krustazeen tatsächlich in der Lage sind, Schmerz zu empfinden, was potenziell enormen Einfluss auf Veränderungen bei der industriellen Verarbeitung von Schalentieren haben könnte, und es tut mir leid, aber ich finde, das ist ein klitzekleines bisschen wichtiger, als Mädchen im Teenageralter darüber hinwegzuhelfen, dass sie sitzen gelassen wurden.« Dex begleitete seine Tirade mit einem giftigen Blick.

Addie fing ihn auf und warf einen noch giftigeren zurück, indem sie auch noch die Augen zusammenkniff.

Foys Laune besserte sich schlagartig, er klatschte die Hände zusammen.

»Aus-ge-zeichnet. Was könnte dem Geist unserer Schultradition mehr entsprechen als eine gehörige Portion akademischer Rivalität? So werden Raketen zum Mond geschickt, so wird Krebs geheilt. Einstein hätte seine Relativitätstheorie nicht entwickelt, wenn Gunnar Nordström ihm nicht in die Waden gezwickt hätte.«

Addie hegte große Zweifel daran, dass Nordström sich so weit erniedrigt hatte, in Gegenwart des berühmtesten Physikers aller Zeiten auf dem Boden herumzukrabbeln und sich derart kindisch zu verhalten. Doch wahrscheinlich war das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, den Rektor zu korrigieren, schon deshalb nicht, weil er sehr zu ihrer Erleichterung von der unangenehmen Sache mit der Mail abgelassen hatte und nun darauf bestand, dass Dex ihm die Krebse vorführte.

Dexter war mehr als erfreut, diesem Wunsch zu entsprechen. Alle vier stapften aus Dr. Brooks Büro und den Flur hinunter zum Hauptlabor, wo Kris zufälligerweise gerade den Boden wischte.

»Wie erfreulich, Sie fleißig bei der Arbeit zu sehen«, sagte der Rektor mit einem Nicken. »Weiter so.«

»Ja, Sir.« Kris riskierte einen Seitenblick zu Addie, den sie mit einem schüchternen Lächeln erwiderte, ehe er den Flur hinunterging, um den Eimer abzustellen.

»Okay, hier ist das Hauptbecken.« Dex geleitete sie zu einem großen, hell beleuchteten Becken, das etwa einen Meter lang und gerade mal zu einem Viertel mit Wasser gefüllt war. Der Grund war mit Sand bedeckt, und es gab auch eine Insel, auf die die Krebse krabbeln konnten. In deren Mitte waren zwei Höhlen angelegt.

»Wie Sie bemerken werden, wirken die beiden Höhlen identisch.« Dex zog sich ein Paar Gummihandschuhe an, nahm die Plane von einem anderen – unbeleuchteten – Becken und fischte einen frustriert zappelnden blauen Krebs heraus, dessen Scheren ins Leere schnappten.

Addies Hände ballten sich zu Fäusten. Was jetzt kam, hasste sie.

Mr Foy beugte sich vor. »Und was nun?«

»Werden Sie gleich sehen.« Vorsichtig senkte Dex den Krebs in das beleuchtete Becken ab und setzte ihn vor den Krebs, der Dr. Brooks am nächsten war. Er suchte Schutz vor dem Licht und krabbelte auf die nächste Öffnung zu.

Und da gab Dex ihm den Stromschlag.

Zzzzz!

Mr Foy taumelte zurück, als der Krebs im hohen Bogen aus der Höhle geschleudert wurde. Addie hätte ihn sich am liebsten geschnappt und ans Meer gebracht, damit er nie wieder von Dexter gefoltert wurde.

»Sie haben ihn hingerichtet – wie auf dem elektrischen Stuhl!«, keuchte Mr Foy. »Fällt das nicht unter Tierquälerei?«

Dex hätte über seine Reaktion kaum erfreuter sein können. »Offenbar nicht, denn Krebse, Hummer und alle Schalentiere sind von den Tierschutzgesetzen ausgenommen, weil man davon ausgeht, dass sie keinen Schmerz empfinden.«

»Dexter hat recht«, sagte Dr. Brooks. »Ich habe die rechtliche Lage selbst geprüft. Angesichts … äh … zurückliegender Ereignisse auf dem Campus wollte ich sicherstellen, dass sich das Labor in jeder Beziehung und in vollem Umfang an ethische Grundsätze hält.«

Mr Foy zeigte auf das Becken. »Aber Sie können doch nicht abstreiten, dass er Schmerz empfunden hat. Sie haben doch gesehen, was eben passiert ist.«

»Die Schalentierindustrie würde entgegnen, dass die Reaktion des Krebes auf Reflexen beruhte – so wie Sie, wenn Sie einen Topf mit heißem Griff anfassen, diesen automatisch fallen lassen«, sagte Dr. Brooks. »Wenn Sie einen Hummer in einen Topf mit kochendem Wasser werfen und hören, wie die Scheren klappern, dann sagen die Leute doch auch: ›Ach, das ist nichts. Das sind nur Reflexe.‹«

Mr Foy wiegte sich auf seinen Hacken. »Ja, das ist wahr. Moment mal, dieser Krebs … Den setzen Sie jetzt wieder ins Becken? Lassen Sie das. Ich glaube, Sie haben gezeigt, worauf Sie hinauswollen.«

»Ehrlich gesagt, nein, habe ich nicht.« Dexter setzte den Krebs wieder ins Wasser und sie warteten.

Langsam krabbelte er zum Eingang der Höhle, in der er eben geschockt worden war. Dann zögerte er, so als überlege er, ob er einen weiteren Stromschlag riskieren solle – und dann steuerte er die andere Höhle an. Die mutmaßlich ungefährlich war.

»Unmöglich!«, schmetterte Mr Foy. »Krebse können nicht denken.«

Es klapperte, denn Kris war mit einer Aluklappleiter und grimmiger Miene zurückgekehrt. Er musste einen Teil von Dex’ kleiner Präsentation mit angehört oder angesehen haben, denn er wirkte, als wolle er gleich die Beckenwand eintreten. Und das war nur logisch, schlussfolgerte Addie, immerhin war er ein leidenschaftlicher Verfechter von Tierrechten. Wenn es nicht so wäre, würde er hier wohl kaum Putzdienste leisten.

Dexter räusperte sich und fuhr fort: »Sie haben recht damit, Rektor, dass die weißen Nervenkluster, die dem Krebs als Gehirn dienen, kaum mehr verarbeiten können als die von den Augen übermittelten Informationen. Doch die Ganglien in jedem Segment des Krebses, Beine und Scheren eingeschlossen, helfen ihm, schneller und effizienter zu reagieren, als es mit einem zentralen Gehirn möglich wäre. Dennoch würde ich postulieren, dass mein Experiment beweist, dass seine Reaktion auf Stimuli mehr als bloßer Reflex ist, sondern dass Schalentiere in der Lage sind, Alternativen zu suchen, wenn sie – äh …«

»Gefoltert werden?«, schlug Addie vor. Sie sah Kris an, der ihren Blick mit einem zustimmenden Nicken erwiderte.

»Verletzt werden«, sagte Dexter. »Zum wiederholten Mal.«

»Deshalb ist Dexters Forschung so bahnbrechend«, sagte Dr. Brooks. »Vor Kurzem hat er seine Resultate durch eine zweite Testreihe bestätigen können, was die Voraussetzungen für eine Teilnahme beim Athenian-Award erfüllt.«

Addie hätte kein Genie sein müssen, um zu erkennen, dass sie die Unterstützung von Dr. Brooks verlieren würde. Auch Mr Foy schien ernsthaft zu überlegen, ob nicht Dexters Krebse anstelle des B.A.D.A.S.S.-Projekts eingereicht werden sollten. Addie hielt den Atem an, während darüber entschieden wurde.

Kris stellte die Leiter auf, kletterte rauf und ersetzte eine flackernde Glühbirne an der Decke.

»Warum haben Sie Ihre Bewerbung für den Athenian-Award nicht fristgerecht eingereicht?«, erkundigte sich Mr Foy.

»Zu dem Zeitpunkt hatte ich den geeigneten Versuch noch nicht entwickelt, ich habe mich geschlagen gegeben und mich Addies Team angeschlossen, da ich ihr Laborpartner bin. Aber jetzt habe ich die Schwachstellen ihres Projekts erkannt und bin mir sicher, Sie werden mir zustimmen, dass mein Projekt ihrem überlegen ist. Wir sollten Addies Projekt umgehend verwerfen und stattdessen meines einreichen.«

Tess war davon überzeugt, dass man Leute verhexen konnte, indem man negative Energien auf ihren Geist richtete – und dieses eine Mal wünschte Addie, sie würde weniger über Wissenschaft wissen, damit sie ihr glauben könnte.

Dr. Brooks beugte sich vor, um sich die Höhlen anzusehen. »Angesichts der Tatsache, dass Addies Projekt bereits kompromittiert worden ist, könnte einiges für Dexters Vorschlag sprechen.«

Na toll. Sogar die Beraterin ihres Vertrauens verließ das sinkende Schiff. Selbstverständlich nicht ihm wahrsten Sinne des Wortes, schließlich befanden sie sich in einem Labor, nicht auf einem Schiff.

»Hmm.« Mit gerunzelter Stirn schaute Mr Foy zu Kris hoch, eindeutig verärgert über seine Anwesenheit. »Sie dürfen Pause machen, Mr Condos. Kommen Sie in zehn Minuten wieder.«

Kris kletterte die Leiter runter und warf die alte Glühbirne mit ein bisschen mehr Schmackes als unbedingt nötig in den Müll. »Lass dir bloß nichts gefallen«, flüsterte er Addie auf dem Weg nach draußen ins Ohr.

Ihr Herz fing an zu rasen. »Entschuldigung«, krähte sie, nachdem Kris die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Drei finstere Gesichter wandten sich Addie zu, ein Indiz dafür, wie sehr sie in Ungnade gefallen war. Trotzig reckte sie das Kinn.

»Dexter kann seine Krebse einreichen, aber bitte lassen Sie mich das B.A.D.A.S.S.-Projekt abschließen. Wir sind so weit gekommen, und es wäre eine Vergeudung, es nicht bis zum Ende zu bringen. Es fehlt nur noch ein Versuch, die Insel, und ich verfolge die Wetterberichte. Wir werden faszinierende Resultate erzielen, ich bin da ganz optimistisch.«

Mr Foy, der allem Anschein nach die Peilung verloren hatte, machte gerade den Mund auf, weil er eine Frage stellen wollte, als Dr. Brooks ihm dazwischenkam. »Sollten wir dafür grünes Licht geben«, sagte sie und schob die Hände in ihren weißen Laborkittel, »wirst du alle erdenklichen Maßnahmen gegen weitere Gefährdungen des Experiments treffen müssen.«

»Mit anderen Worten, kein Paddeln oder Abhängen mit Kris«, sagte Dex.

»Ich weiß, was sie meint«, schoss Addie zurück. »Ja. Absolut. Ab jetzt werde ich mich ohne Abweichungen streng an die wissenschaftliche Vorgehensweise halten. Ich werde nicht auf die Versuche Einfluss nehmen und nicht«, das kam ihr nur schwer über die Lippen, »mit den Versuchspersonen fraternisieren.«

Dr. Brooks und Mr Foy zogen sich zur Beratung zurück, während Addie geflissentlich jeden Augenkontakt mit Dex vermied.

All diese spätabendlichen Sitzungen in der Bibliothek, in denen sie über ihre Arbeit und ihre Zukunftspläne gesprochen hatten … und bei der ersten sich bietenden Gelegenheit fiel er ihr in den Rücken. Vielleicht war er ja wirklich ein Psychopath mit einem schlecht funktionierenden frontalen Cortex. Das wäre die einzige Erklärung für seine unbekümmerte Illoyalität.

Dr. Brooks und Mr Foy kamen wieder aus ihrer Ecke. »Der Rektor und ich sind zu einer Entscheidung gelangt«, sagte sie. »Dexter, du darfst mit der Weiterentwicklung deiner These fortfahren. Du wirst sehr hart arbeiten müssen, da du nur ein paar Tage Zeit hast, deine Berichte zu schreiben und sie zur Prüfung vorzulegen.«

»Ich werde also keine Zeit haben, weiter an Addies Versuch mitzuarbeiten, oder?« Er konnte vor Entzücken kaum an sich halten.

»Richtig. Deshalb wirst du, Adelaide, sowohl das Insel-Experiment allein durchführen als auch den dazugehörigen Bericht ohne Dexters Mithilfe verfassen müssen. Ist das machbar?«

»Selbstverständlich«, sagte sie, obwohl sie ehrlich gesagt alles andere als sicher war. »Aber wir können nicht beide Projekte einreichen. In den Regeln des Athenian-Kommitees steht, dass jede Schule nur eines einreichen darf.«

Mr Foy strahlte. »Das ist mir voll und ganz bewusst.«

Kein weiteres Wort fiel, er hatte ja alles gesagt.

Entweder sie. Oder Dex.

Und sie konnte es sich nicht leisten zu verlieren.